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Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz
Die Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz unter deren Leiter Karl Bischoff war die der SS zugehörige Bauleitung zur ingeneurmäßigen Planung und Errichtung des Vernichtungs- und Konzentrationslagers KZ Auschwitz-Birkenau mitsamt der Gaskammern und Krematorien zur Zeit der deutschen Besetzung Polens zwischen 1941 und 1944. Ihre Beteiligung daran kann durch bis in die Nachkriegszeit erhaltene Akten relativ gut abgeschätzt werden. Diese SS-interne Planungsstelle und Bauleitung entwarf die Pläne und sorgte lokal für deren Umsetzung bis hin zu laufenden Reparaturmaßnahmen während dem Massenmorden durch die übrigen SS-Täter. Die SS waren die militärischen Verbände der nationalsozialistischen Partei; ihr gehörten insbesondere die Wachmannschaften der Konzentrationslager an.
Geschichte
Fast alle bekannten Pläne für das Kriegesgefangenen-/Konzentrationslager Birkenau stammen ab 1941 von Bischoff selbst. Zum Teil wurden ergänzende Arbeiten an zivile Architekten vergeben; federführend war immer Bischoff selbst. Die ihm vorgesetzte Dienststelle war die Amtsgruppe C (Abteilung des Bauwesens) im zentralen SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt in Berlin, der direkte Vorgesetzte war SS-Gruppenführer Hans Kammler.
Im April 1944 hat Bischoff das Konzentrationslager in ein neues Amt nach Katowice (dt. Kattowitz) verlassen. Die Zentralbauleitung beim Konzentrationslager Birkenau wurde aufgelöst und das Gebäude im Laufe des Jahres 1944 versiegelt. Bei der Vernichtung der Unterlagen des Konzentrationslagers im Januar 1945 durch die SS wurde das stillgelegte Gebäude der Zentralbauleitung dadurch "vergessen" oder sonstwie nicht als ein existierendes Dienststellen-Archiv berücksichtigt. Deshalb ist dieses Archiv der Zentralbauleitung als Aktenbestand größtenteils in Staatsarchiven in Moskau erhalten und kann erforscht werden. Bei der Aufteilung der Akten in der direkten Nachkriegszeit verblieb ein kleinerer Teil seiner Akten in Polen.
Der Leiter des Büros
Bischoff arbeitete zunächst auf Baustellen der Reichsbahn, war im Ersten Weltkrieg 1917 bei der Luftwaffe eingesetzt. Nach Kriegsende beendete er ein Studium als Hoch- und Tiefbauingenieur. Bischoff war ab 1932 Mitglied der NSDAP und Angehöriger der SS. Bischoff war ab 1935 als Zivilist im „Hauptamt Verwaltung für Bauten der Luftwaffe“ tätig und nach Kriegsbeginn maßgeblich am Bau von Flugplätzen in Belgien und Nordfrankreich beteiligt. Der SS-Oberführer Kammler bot Bischoff den Rang eines SS-Hauptsturmführers und die Leitungsfunktion der Sonderbauleitung (später Zentralbauleitung) für die Errichtung eines geplanten Kriegsgefangenenlagers in Auschwitz an. Im Oktober 1941 traf Bischoff erstmals mit Kurt Prüfer von der Firma Topf & Söhne zusammen[1] und gab vor Ort Pläne für ein großes neues Krematorium mit Leichenkeller in Bau. Die Pläne sind zum Teil mit den Namenszeichen (zustimmenden Paraphen von Kammler und Himmer erhalten). Als Bischoff seinem Vorgesetzten Kammler die baldige Fertigstellung von „Krematorium II“ meldete, unterlief ihm dabei diese verräterische schriftliche Formulierung. Im Brief vom 29. Januar 1943:
„Die Öfen wurden im Beisein des Herrn Oberingenieur Prüfer der ausführenden Firma, Firma Topf u. Söhne, Erfurt, angefeuert und funktionieren [sic] tadellos. Die Eisenbetondecke des Leichenkellers konnte infolge Frosteinwirkung noch nicht ausgeschalt werden. Die [sic] ist jedoch unbedeutend, da der Vergasungskeller hierfür benützt werden kann.“ [2]
Auch dieses Dokument stammt aus dem Archiv der Zentralbauleitung, die 1944 aufgelöst worden war. Die Unterlagen entgingen dadurch der Aktenvernichtung durch die abrückenden Nationalsozialisten und wurden ins Moskauer Staatsarchiv überführt. In den Bauunterlagen finden sich auch Bestellungen für Gasprüfgeräte und Spezialtüren, deren Zweckbestimmung eindeutig ist.
2008 in Deutschland entdeckte Original-Baupläne der "Bauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz" wurden 2009 der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel übereignet.[3]
Literatur
- Michael Thad Allen: The Business of Genocide. The SS, Slave Labor, and the Concentration Camps, The University of North Carolina Press, 2005 bzw. London, 2002. 392 Seiten. ISBN 0807856150 (Englisch)
- Jean Claude Pressac: Die Krematorien von Auschwitz. 2. Aufl. München 1955, ISBN 3-492-12193-4
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt/M, ISBN 3-596-16048-0
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz der Gedenkstätte (Nur in polnisch oder englisch)
- Bilderserie bei Yadvashem zur Tätigkeit der Bauleitung (Auschwitz, Poland, An album of the Bauleitung (construction management), depicting the construction of camps I and II, including the extermination facilities, 1941-1943. 386 Aufnahmen, Bildlegenden in Englisch)
- „Vergasungskeller“ / Brief vom 29. Januar 1943
- Findemittel des ifz, Auswahlkopierung von Aktenbeständen beim Staatl. Museum in Polen, 1994 ( Institut für Zeitgeschichte, München - Berlin (IfZ) )
- Fundstücke aus Archiv bei mazal.org
- Aussage des Zeugen R. Kauer 1964 in F/M, Tonbandausschnitt, als Häftling bei der ZBL eingesetzt.
- yadvashem.org: The Architecture of Murder: The Auschwitz-Birkenau Blueprints (engl; dort einige Abbildungen solcher Pläne)
Einzelnachweise
- ↑ Firmenbrief an Prüfer (Belobigung im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit)
- ↑ http://www.holocaust-history.org/auschwitz/19430129-vergasungskeller/
- ↑ The Architecture of Murder: The Auschwitz-Birkenau Blueprints, Video zur Online Ausstellung, yadvashem.org
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