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Fusion (Wirtschaft)
Unter Fusion wird die Verschmelzung von mindestens zwei rechtlich selbständigen Unternehmen zu einer wirtschaftlichen und rechtlichen Einheit verstanden, wobei mindestens eines der Unternehmen auf das andere übergeht und dabei seine rechtliche Eigenständigkeit verliert. Die Verschmelzung ist somit eine Form der Unternehmensübernahme; bei einer Verschmelzung wird der Kaufpreis für das übernommene Unternehmen in Anteilen des übernehmenden Unternehmens entrichtet.
Begriff der Fusion
Mit Fusion (englisch: merger) bezeichnet ursprünglich nur den rechtliche Tatbestand einer Verschmelzung zweier Unternehmen bezeichnet; im heutigen Sprachgebrauch bezieht sich aber der Begriff Fusion oft auf jeden Zusammenschluss mindestens zweier Unternehmen - unabhängig von der rechtlichen Ausgestaltung - im Wege eines Unternehmenskaufs (ursprünglich Akquisition, englisch: acquisition). Auch im deutschsprachigen Raum hat sich daher die englische Bezeichnung Mergers & Acquisitions (Fusionen und Übernahmen), vor allem aber deren Abkürzung M&A, als Oberbegriff für Unternehmensübernahmen eingebürgert.
Bei einer Verschmelzung geht das gesamte Vermögen (Aktiva und Passiva) der übernommenen Unternehmens auf das übernehmende Unternehmen über; die Anteilseigner des übernommenen Unternehmens erhalten Anteile am übernehmenden Unternehmen. Für den Aktionär eines übernommenen Unternehmens ähnelt die Verschmelzung von der Wirkung her einem Unternehmensverkauf mit Bezahlung in Aktien des übernehmenden Unternehmens (Aktientausch); im Gegensatz zu der Verschmelzung, besteht das übernommene Unternehmen bei einem Verkauf jedoch weiter (fortan als Tochter des Käufers), während es bei einer Verschmelzung seine Eigenständigkeit verliert.
Arten
Sind das übernehmende Unternehmen und das übernommene Unternehmen in etwa gleich groß, handelt es sich bei deren Fusion um einen Merger of equals, ansonsten spricht man vom Merger of unequals.
Bei der Fusion durch Aufnahme nimmt das erwerbende Unternehmen das Vermögen und die Schulden des Zielunternehmens auf, dieses verliert seine Existenz (a + b = a); es geht im erwerbenden Unternehmen auf. Die Fusion durch Neugründung führt zum Zusammenschluss zweier Unternehmen und zur nachfolgenden Gründung eines neuen Unternehmens (a + b = c); im neuen Unternehmen sind Vermögen und Schulden der Vorgängerunternehmen gegenseitig konsolidiert.
Neben diesen Fusionen mit Zielunternehmen außerhalb eines erwerbenden Konzerns gibt es auch Fusionen innerhalb eines Konzerns. Als Upstream-Merger wird die Verschmelzung einer Tochtergesellschaft auf ihre Muttergesellschaft bezeichnet, wobei letztere im Laufe der Transaktion erhalten bleibt, Downstream-Merger ist der umgekehrte Fall. Die Verschmelzung von Schwestergesellschaften innerhalb eines Konzerns ist der Sidestep merger.
Rechtsfragen
Fusionen berühren gesellschaftsrechtliche, verschmelzungsrechtliche und kartellrechtliche Fragestellungen.
Verschmelzungsrecht
Die Richtlinie 90/434/EWG (Fusionsrichtlinie) regelt und vereinheitlicht seit Juli 1990 die gesellschaftrechtliche und steuerliche Behandlung grenzüberschreitender Unternehmensübernahmen in der EU, die europäische Verschmelzungsrichtlinie regelt seit November 2005 die grenzüberschreitende Verschmelzung von Kapitalgesellschaften.
Das deutsche Umwandlungsgesetz (UmwG) kennt die Verschmelzung durch Aufnahme (§ 2 Nr. 1 UmwG; „merger“) und die Verschmelzung durch Neugründung (§ 2 Nr. 2 UmwG; „amalgamation“) und erlaubt die Verschmelzung bestimmter Rechtsformen (§ 3 Abs. 1 und 2 UmwG). Die Vorschrift des § 311b Abs. 2 BGB gilt nicht für den notariell zu beurkundenden Verschmelzungsvertrag (§ 4 Abs. 1 UmwG), dessen Inhalt in § 5 Abs. 1 UmwG vorgegeben ist. Das Gesetz gewährt den betroffenen Gläubigern Gläubigerschutz, sofern ihre Forderung gefährdet wird (§ 22 Abs. 1 UmwG). Persönlich haftende Gesellschafter des Zielunternehmens haften im Rahmen des Grandfathering noch 5 Jahre für die vor Verschmelzung entstandenen Schulden (§ 45 Abs. 1 UmwG), sofern der Investor eine Kapitalgesellschaft ist.
Kartellrecht
Zudem sind regelmäßig kartellrechtliche Fragen zu prüfen, insbesondere ob der Unternehmenskauf einer Anmelde- und Anzeigepflicht beim Bundeskartellamt oder der europäischen Kartellbehörde unterliegt (Fusionskontrolle). Das Kartellrecht kennt den Begriff der Fusion nicht, sondern spricht von Zusammenschluss. Kartellrechtliche Fragen tauchen insbesondere auf, wenn durch eine Fusion eine marktbeherrschende Stellung erreicht wird.
Schweiz
In der Schweiz ist die Fusion von Kapitalgesellschaften, Kollektiv- und Kommanditgesellschaften, Genossenschaften, Vereinen, Stiftungen und Einzelunternehmen im Fusionsgesetz (FusG) geregelt, welches am 1. Juli 2004 in Kraft getreten ist. Gemäß Art. 3 Abs. 1 FusG können Gesellschaften fusionieren, indem entweder die eine die andere übernimmt (Absorptionsfusion) oder sie sich zu einer neuen Gesellschaft zusammenschließen (Kombinationsfusion).
Siehe auch
Weblinks
- Association for Corporate Growth (Wien, Österreich)
- Bundesverband Mergers & Acquisitions e.V. (Friedberg, Deutschland)
- Grundregeln für erfolgreiche Übernahmen
- Übernahmen in der Software-Industrie
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fusion (Wirtschaft) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |