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Adele Jellinek

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Adele Jellinek (geb. 2. März 1890 in Wien; gest. 3. September 1943[1] im Ghetto Theresienstadt) war eine österreichische Schriftstellerin und Opfer des Nationalsozialismus.

Leben und Werk

Jellinek wurde im Wiener Arbeiterbezirk Ottakring als Tochter des Lackierers Samuel Jellinek und seiner Frau Anna, geb. Spitz, geboren. Sie hatte vier Geschwister. Als Kind erkrankte Adele an einer rheumatischen Entzündung der Gelenke, nach einer missglückten Operation, bei der ihr Sehnen durchschnitten wurden, war sie auf den Rollstuhl angewiesen.

Die Schriftstellerin publizierte eine Reihe von Erzählungen, Feuilletons und Skizzen in den Zeitungen Neue Erde, Arbeiter-Zeitung, Das Kleine Blatt, Die Unzufriedene, Deutsche Freiheit, Neues Wiener Abendblatt und Neues Wiener Tagblatt, bei denen durchwegs soziale Probleme mitschwangen. Vereinzelt veröffentlichte Jellinek auch Lyrik. 1928 wurden ihr zwei – von den Kinderfreunden gestiftete – Preise für dramatische Jugenddichtungen zugesprochen.

In der Arbeiter-Zeitung, dem Zentralorgan der österreichischen Sozialdemokratie, erschien von vom 17. Februar bis 26. April 1929 Jellineks Fortsetzungsroman Das Tor. Auch die Lesung Inge Halberstams aus dem Werk der Autorin beim dritten Autorenabend der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller im Juli 1933 hinterließ bleibbenden Eindruck.

Nach der Ausrufung des österreichischen Ständestaats wurden nur mehr sporadisch Beiträge von Adele Jellinek in Zeitungen veröffentlicht. Die Schriftstellerin musste nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 ihre Wohnung in Ottakring verlassen und fand nach einer Zwischenstation in der Leopoldstadt schließlich Unterkunft in einem Altersheim der Israelitischen Kultusgemeinde Wien im Alsergrund, ihre letzte Unterkunft in Wien. Mit einer Reihe anderen Insassen des Heimes wurde sie am 25. Mai 1943 mit einem Güterzug ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort überlebte sie nicht lange; sie starb am 3. oder 5. September 1943.

Zwei ihrer Geschwister wurden ebenfalls vom NS-Regime ermordet: die Schwester Rosa (1892–1942) , die nach Minsk deportiert wurde, und der Bruder Josef (1894–1942), Redakteur des Kleinen Blattes und des Arbeiter-Sonntags, der im KZ Sachsenhausen umkam.

Charakteristik ihres Schreibens

„Adele Jellinek ist eine Schriftstellerin von scharfsinniger und feiner Beobachtung, gütigem Herzen und inniger proletarischer Einfühlung. Ihr neuer Roman, den wir im Erstdruck bieten, spielt nicht nur auf Wiener Boden, draußen in der Wiener Vorstadt, sondern ist auch seinem ganzen Wesen nach ein Wiener Roman und ein echter Volksroman dazu. In vielen ihrer Vorzüge ist diese Erzählung wohl vergleichbar Karl Adolphs 'Haus Nr. 37'. Auch im 'Tor' von A. Jellinek werden die Bewohner eines Hauses geschildert, aber nicht hauptsächlich die Menschen einer absterbenden Generation, sondern die Menschen der kommenden Zeit: die Jungen! Die proletarische Jugend in ihrem täglichen Erfahren, in ihren kleinen Freuden und großen Nöten schildert die Verfasserin und begleitet sie durch das Elend der Armut, der Arbeitslosigkeit der Eltern, des Ekels am Lebensmißbrauch der Erwachsenen, bis zum 'Tor des Lebens', zum Eintritt in den Beruf. Der Roman ist nicht heiter, sondern sehr ernst im Geschehen und in der Absicht, aber er ist auch nicht traurig, sondern recht, recht zuversichtlich; es ist der Roman eines Problems, das uns alle angeht, aber nicht nur darum interessant, sondern auch fesselnd in jedem Kapitel durch die Kunst der Verfasserin in der Darstellung von Schicksal, Charakter und Handlung.“

Arbeiter-Zeitung: Vorspann zum Fortsetzungsroman Das Tor, 17. Februar bis 26. April 1929

„Diese Schriftstellerin weiß um so vieles Geheime und Verhaltene in proletarischen Seelen und hat auch die Hemmungen, Enttäuschungen und Empörungen des jungen proletarischen Volkshochschulstudenten 'Stephan Posch' mit zarten, leisen Winken fürsorglich gewiesen und gedeutet. Der Stephan Posch ist ein Typus, der eben statt Helen Kellers dynamischen Bildungsbegriff ('Bildung ist, was übrig bleibt, wenn alles Gelernte vergessen') doch so gern die privilegierende 'summa verum', den Besitz von Wissenstatsachen, dazu noch gefällige 'Benehmität' und Gewandtheit erwerben und außerdem ein sicherständiges Bewußtsein sozialer Einordnung erringen möchte; was alles vom neutralen Volkshochschulwesen eben wirklich nicht zu verlangen ist. Adele Jellineks Studie vom proletarischen Studieren gehörte in ein Volksbildungsbuch und sollte von lerneifrigen jungen Proletariern mit Augen, Hirn und Herz studiert werden. Es steckt nämlich mehr dahinter, als so obenhin abzuhören ist.“

Otto Koenig: Arbeiter-Zeitung, 15. Juli 1933

Rang

„Adele Jellinek ist nach 1945, sicherlich zu Unrecht, in Vergessenheit geraten. Einzig ihr eindrucksvoll anrührendes Gedicht „Brot und Rosen“, erschienen am 13.2.1927 in der Arbeiter-Zeitung, ist in den 1970er im Zuge der Neuen Frauenbewegung Jahren wiederentdeckt worden. Dieses Gedicht hat sie, angeregt durch einen Textilarbeiterinnen Streik, bei dem Arbeiterinnen eine Standarte mit der Aufschrift „Wir wollen Brot – aber auch Rosen“ getragen haben, geschrieben.“

Theodor-Kramer-Gesellschaft: Über Adele Jellinek, 2. März 1890, Wien – ermordet am 5. September 1943 im Ghettto Theresienstadt[2]

Über Adele Jellinek

Anmerkungen und Nachweise

  1. Die Theodor-Kramer-Gesellschaft gibt an dieser Stelle [1] den 5. September 1943 als Todesdatum an
  2. Theodor-Kramer-Gesellschaft: Würdigung der Schriftstellerin, abgerufen am 8. Februar 2015
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