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August Wilhelm Iffland

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August Wilhelm Iffland, Lithographie von Johann Stephan Decker, um 1820

August Wilhelm Iffland (* 19. April 1759 in Hannover; † 22. September 1814 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler, Intendant und Dramatiker.

Leben

Iffland als Fegesack und Franz Labes als Pfeil in MolièresDer Geizige“, I. Akt, 3. Auftritt, Lithographie von Friedrich Weise nach einer Berliner Aufführung um 1810

Iffland, geboren in Hannover im Leibnizhaus als Sohn eines Registrators an der Königlichen Kriegskanzlei, wurde von seinen angesehenen Eltern für das Studium der Theologie bestimmt, entwich aber 1777 heimlich nach Gotha, wo er Mitglied des Hoftheaters wurde und in Friedrich Wilhelm Gotter einen freundschaftlichen Ratgeber sowie in Conrad Ekhof, Heinrich Beck (bei der Taufe dessen Tochter Luise Beck er Pate stand) und Johann David Beil Vorbilder fand.

August Wilhelm Iffland als Bittermann
Johann Gottfried Schadow: Portraitbüste August Wilhelm Iffland (1807)

1779 mit dem größten Teil des in Gotha verabschiedeten Schauspielerpersonals von dem Kurfürsten Karl Theodor für die Mannheimer Bühne gewonnen, erwarb sich Iffland hier sowie durch Gastvorstellungen bald einen Namen. Er entwickelte sich zum Charakterdarsteller, der die psychologisch-realistische Schauspielkunst in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte.

Einen Triumph erlebte er 1782 als Franz Moor in der Erstaufführung von Friedrich Schillers Stück Die Räuber. „Deutschland wird in diesem jungen Mann noch einen Meister finden“, würdigte Schiller dessen Leistung. In Mannheim kam es zu einer engen Zusammenarbeit zwischen beiden.

1786 lud Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken Iffland in seine Saarbrücker Residenz ein. Der chronisch verschuldete Schauspieler folgte der Einladung. Er trat an dem Fürstenhof wiederholt auf und inszenierte einige Stücke. Zusätzlich schrieb er für seinen Geldgeber Stücke wie Der Einsiedler und Luassan. Nach dem Einmarsch französischer Revolutionstruppen in Saarbrücken (1793) und der damit verbundenen Zerstörung des von Balthasar Wilhelm Stengel erbauten Komödienhauses beendete Iffland seine Tätigkeit an der Saar[1].

August Wilhelm Iffland als Sophir

Iffland gastierte an allen bedeutenden Bühnen im deutschsprachigen Raum. Im April 1796 hielt er sich auf Einladung Goethes in Weimar auf. Karl August Böttiger beschrieb jede von Iffland gespielte Rolle während dieses Aufenthaltes in einer Monographie.

Zerwürfnisse mit dem Intendanten, besonders aber die Kriegsereignisse veranlassten ihn 1796, einem Ruf nach Berlin als Direktor des dortigen Nationaltheaters auf dem Gendarmenmarkt Folge zu leisten.

1808 zog es ihn für einige Wochen nach Wien:

„Der k. k. Hoftheaterdirektion, die keine Kosten scheut, die seltensten Talente herbey zu rufen, verdanken wir gegenwärtig das Vergnügen, Herrn Iffland bewundern zu können. Dieser von allen Bühnen als Muster geachtete Künstler erfüllt auch die höchste Erwartung, und feyert in jeder Rolle einen Triumph der Kunst.“[2]

In Wien lernte er an diesem Theater auch die Bühnenautorin und Schauspielerin Johanna Franul von Weißenthurn kennen, deren Werke in jener Zeit hochbeliebt waren und insgesamt über 900 Mal aufgeführt wurden. Nur knapp verpasste er den Aufsehen erregenden tragisch-frühen Tod der Hofschauspielerin Betty Roose.

Auch in Privatzirkeln und Salons trat Iffland auf:

„Herr Iffland befindet sich noch in Wien, tritt in jeder Rolle mit steigendem Beyfall auf, giebt auch in gewählten Zirkeln, die auf Geschmack und gefühl Anspruch machen können, meisterhafte Deklamationen, und wird sehr freygebig bezahlt.“[3]

Am 23. Oktober 1808 war Iffland wieder in Berlin zu erleben:

„Gestern trat Herr Iffland nach seiner Zurückkunft aus Wien zum Erstenmal wieder auf dem hiesigen Theater [...] auf. Blumenkränze aus den Seitenlogen aufs Theater geworfen, sagt eine unserer Zeitungen, und allgemeiner Jubel aller Anwesenden empfiengen den großen Künstler, der am Schlusse des Stücks die sehnlich gewünschte Versicherung gab, daß er sich von seinen lieben Berlinern nicht trennen werde. Der ganze Abend war ein Triumph der Kunst und der Liebe.“[4]

Die vielfachen Verdienste, die er sich bei der Verbesserung der Berliner Bühne erwarb, verschafften ihm 1811 den Rang eines Direktors der königlichen Schauspiele. Unter seiner Leitung entwickelte sich Berlin zu einer der führenden Theaterstädte Deutschlands.

Iffland starb am 22. September 1814 in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof II der Gemeinde Jerusalems- und Neue Kirche in Kreuzberg. Die Grabstätte mit einer schwarzen Granittafel in einer Ziegelsteinwand mit der Inschrift Iffland/starb 1814 liegt im Feld SM. Ifflands letzte Ruhestätte ist ein Ehrengrab des Landes Berlin.

Theaterzettel für Kabale und Liebe vom 3. Mai 1784 mit Iffland in der Rolle des Kammerdieners.
Ifflands Grab

Ehrungen

1790 wurde Iffland vom Saarbrücker Magistrat zum ersten Ehrenbürger der damaligen Nassauischen Residenzstadt ernannt[1]. Nach Iffland wurde im sogenannten „Schauspielerviertel“ in Hamburg-Hohenfelde die Ifflandstraße benannt. Weitere Ifflandstraßen gibt es in Berlin, Stuttgart, Mannheim, Hannover, Ludwigshafen, München und Gotha.

Nach ihm ist auch die Iffland-Quelle benannt, die sich im Seeberg nahe Gotha befindet. Hier traf er sich mit Kollegen zum Erlernen ihrer Rollen.

Nachlass

Das bisher verschollen geglaubte umfangreiche Korrespondenzarchiv Ifflands, 6000 Schriftstücke in 34 Bänden, erschien in einer Ende 2013 angekündigten und kurz danach wieder zurückgezogenen Versteigerung in der Öffentlichkeit. Es war aus dem Nachlass des Theaterdirektors im Archiv des Theaters ab 1929 in das neue Berliner Theatermuseum gelangt, von wo es dann nach dessen Zerfall 1944 schließlich irgendwann in das Archiv der Deutschen Akademie der Künste gelangte. Von dort verschwand es dann auf bisher nicht geklärte Weise. [5] [6] [7] [8] 2012 wurden die Bände von Hugo Fetting an ein Wiener Antiquariat verkauft. Wie er in den Besitz der Bände gelangt war, ist unklar.[9]

André Schmitz (SPD), Berlins Kulturstaatssekretär (bis Februar 2014), äußerte dazu, das Iffland-Archiv sei ein "Kulturgut von nationalem Rang, das in Berlin bleiben muss". Das Land Berlin erstattete Anzeige. Die Besitzverhältnisse seien noch nicht eindeutig geklärt.[10]

Bei der Klärung des Sachverhalts wurde die deutsche Bundesregierung einbezogen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters sagte dazu:

„Der Fall zeigt, dass die Restitution von Kunst und Kulturgut aus der ehemaligen DDR, verbunden mit verstärkter Provenienzforschung, eindeutig geklärt werden muss. Eine entsprechende Novellierung des bestehenden Kulturgutschutzgesetzes haben wir in Vorbereitung.“

Iffland-Ring

Der Iffland-Ring wird von seinem Träger testamentarisch an den seiner Meinung nach „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters auf Lebenszeit verliehen“.

Werke

Als Schauspieler zeichnete sich Iffland weniger durch Genialität als vielmehr durch eine kunstvoll bis ins kleinste berechnete Darstellung aus. Am besten glückten ihm chargierte und komische sowie gemütvoll rührende Rollen, die der Sphäre des Familien- und bürgerlichen Lebens angehören. Zu tragischen und heroischen Rollen war er schon durch sein Äußeres weniger befähigt.

Als Dramatiker ist er in der Sittenschilderung am bedeutendsten; seine Stücke zeigen weniger moralisierende Breite als vielmehr eine außerordentliche Bühnen- und Menschenkenntnis und eine gemütlich-sittliche Tendenz.

Aufsätze

  • Fragmente über Menschendarstellung (Gotha 1785)
  • Theorie der Schauspielkunst (Berlin 1815, 2 Bände)
  • Almanach für Theater und Theaterfreunde (Berlin 1806–11, 5 Bände)

Bühnenstücke (Auswahl)

  • Verbrechen aus Ehrsucht
  • Die Jäger (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
  • Die Hagestolzen
  • Dienstpflicht
  • Die Advokaten
  • Der Herbsttag
  • Die Mündel
  • Elise von Valberg
  • Die Aussteuer
  • Die Reise nach der Stadt
  • Albert von Thurneisen
  • Der Komet
  • Hausfrieden
  • Leichter Sinn, 1802

Textausgaben

  • August Wilhelm Iffland. Theatralische Werke in einer Auswahl, 10 Bände in 5 Bänden, Leipzig 1858–1860. Reprint: Hildesheim 2006.
  • Johannes Birgfeld, Claude Conter (Hg.): Der Komet. Eine Posse in einem Aufzuge (1799), Hannover 2006, ISBN 3-932324-40-4.
  • Alexander Košenina (Hg.): Albert von Thurneisen. Ein Trauerspiel in vier Aufzügen, Hannover 20082.
  • Alexander Košenina (Hg.): Beiträge zur Schauspielkunst. Briefe über die Schauspielkunst (1781/82); Fragmente über Menschendarstellung auf den deutschen Bühnen (1785), Hannover 2009.
  • Klaus Gerlach (Hg.): Revolutionsdramen [Figaro in Deutschland, Die Kokarden, Das Erbtheil des Vaters], Hannover 2011.
  • Alexander Košenina (Hg.): Verbrechen aus Ehrsucht. Ein ernsthaftes Familiengemälde in fünf Aufzügen. Hannover 2014. ISBN 978-3-86525-427-6.

Autobiographie

Schüler (Auswahl)

Literatur

  • Karl Philipp Moritz: Anton Reiser. Ein psychologischer Roman. Maurer, Berlin 1785 (Digitalisat von Google Books, viele weitere Ausgaben).
  • Karl August Böttiger: Entwickelung des Ifflandschen Spiels in vierzehn Darstellungen auf dem weimarischen Hoftheater im Aprilmonath 1796. Goschen, Leipzig 1796.
  • August Ferdinand Bernhardi: Ueber Ifflands mimische Darstellungen. In: Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks 2 (1799), Teil 1: Januar bis Junius, S. 18–34.
  • Johann Ludwig Formey: A. W. Ifflands Krankheitsgeschichte. Duncker & Humblot, Berlin 1814.
  • Ludwig Börne: Elise von Valberg. Schauspiel von Iffland. In: ders.: Gesammelte Schriften, Band 1, Hoffmann und Campe, Hamburg 1827, S. 36–39 (Theaterkritik von 1818).
  • Joseph KürschnerIffland, August Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 6–13.
  • Siegfried David: August Wilhelm Ifflands Schauspielkunst bis zum Abschluß der Mannheimer Zeit (1796). Kruse, Bruchsal 1933.
  • Hugo Fetting: Das Repertoire des Berliner Königlichen Nationaltheaters unter der Leitung von August Wilhelm Iffland (1796-1814) bei Berücksichtigung der künstlerischen Prinzipien und kulturpolitischen Wirkungsfaktoren seiner Gestaltung. Greifswald 1978 (Univ., Diss. A).
  • Karl-Heinz Klingenberg: Iffland und Kotzebue als Dramatiker. Beiträge zur deutschen Klassik, Abhandlungen, 15. Arion, Weimar 1962.
  • Viktor Reimann: Der Iffland-Ring. Legende und Geschichte eines Künstleridols. Deutsch, Wien u. a. 1962.
  • Hans-Gerhard Winter: Iffland, August Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, S. 120–123 (Onlinefassung).
  • Sigrid Salehi: August Wilhelm Ifflands dramatisches Werk. Versuch einer Neubewertung. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1990; ISBN 3-631-43323-9. Zugleich Dissertation, RWTH Aachen 1989.
  • Annemarie Fischer: „Über körperliche Beredsamkeit“. Ifflands jüdische Rollen als von den Graphikern und Kupferstechern Gebrüder Henschel skizzierte Bewegung. In: Claudia Jeschke, Helmut Zedelmaier (Hg.): Andere Körper – Fremde Bewegungen. Theatrale und öffentliche Inszenierungen im 19. Jahrhundert. Kulturgeschichtliche Perspektiven, 4. Lit-Verlag, Münster 2005, S. 293–312.
  • Klaus Gerlach (Hg.): Eine Experimentalpoetik. Texte zum Berliner Nationaltheater. Wehrhahn, Hannover 2007.
  • Klaus Gerlach (Hg.): Das Berliner Theaterkostüm der Ära Iffland. August Wilhelm Iffland als Theaterdirektor, Schauspieler und Bühnenreformer. Akademie, Berlin 2009.
  • Mark-Georg Dehrmann, Alexander Košenina (Hg.): Ifflands Dramen. Ein Lexikon. Wehrhahn, Hannover 2009.
  • Alexander Košenina: Iffland spielt mit Schiller: Franz Moor als Anwalt einer neuen Bühnenästhetik. In: Peter-André Alt, Marcel Lepper, Ulrich Raulff (Hg.): Schiller, der Spieler. Göttingen 2013, S. 107–125.
  • Detlef Wilkens: August-Wilhelm Iffland, der vergessene Gigant aus dem Dreigestirn der Klassik. Leben, Werdegang, Werk und Bedeutung für unsere heutige Zeit. Göttingen 2009. ISBN 978-3-86844-111-6

Weblinks

 Wikisource: August Wilhelm Iffland – Quellen und Volltexte
 Commons: August Wilhelm Iffland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Klaus Friedrich: Berühmt und doch vergessen – Iffland mischte die Theaterszene an der Saar im 18. Jahrhundert auf. In: Saarbrücker Zeitung vom 16. April 2009, online verfügbar neben anderen Zeitungsartikeln beim Maudrich-Verlag.
  2. Vgl. Augsburgische Ordinari Postzeitung, Nro. 224, Samstag, den 17. Sept., Anno 1808, S. 1, als Digitalisat.
  3. Vgl. Augsburgische Ordinari Postzeitung, Nro. 234, Donnerstag, den 29. Sept., Anno 1808, S. 3, als Digitalisat.
  4. Vgl. Augsburgische Ordinari Postzeitung, Nro. 266, Samstag, den 5. Nov., Anno 1808, S. 2, als Digitalisat.
  5. Jürgen Kaube: Kurioser Nachlassfund. Die Iffland-Räuberpistole. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Januar 2014, abgerufen am 8. Januar 2014.
  6. Tilman Krause: Ifflands Nachlass. Grandioses Zeugnis für Berliner Selbstvergessenheit. Die Welt, 8. Januar 2014, abgerufen am 8. Januar 2014.
  7. Peter von Becker: Der Iffland-Nachlass Auferstanden aus Ruinen. Der Tagesspiegel, 7. Januar 2014, abgerufen am 8. Januar 2014.
  8. siehe dazu auch: Ruth Freydank: Der Fall Berliner Theatermuseum Teil I: Geschichte - Bilder - Dokumente; Teil II. Relikte einer ehemaligen Theaterbibliothek - Dokumentation. Berlin: Pro BUSINESS, 2011, ISBN 3-86805-901-6
  9. Lothar Müller und Stephan Speicher: Nachlass von August Wilhelm Iffland. Kaufleute im Theater. Sueddeutsche.de, 7. Januar 2014, abgerufen am 8. Januar 2014.
  10. Land erstattete Anzeige gegen Sammler. Berlin fordert Rückgabe von Iffland-Nachlass. rbb-online.de, 7. Januar 2014, abgerufen am 8. Januar 2014.
  11. Peter von Becker: Staatsministerin Monika Grütters zum Ifflands Briefarchiv Wie es weitergeht mit Iffland. Tagesspiegel, 16. Januar 2014, abgerufen am 9. Januar 2014.
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