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Bankhaus Adolph Meyer

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Das Bankhaus Adolph Meyer in Hannover spielte insbesondere seit der Zeit des Königreichs Hannover eine herausragende Rolle bei der Industrialisierung Niedersachsens, vor allem in der Baumwoll- und in der Montanindustrie.[1] Die ehemals älteste Privatbank in Hannover,[2] zuletzt mit Sitz in der Schillerstraße Ecke Rosenstraße in Hannovers Stadtteil Mitte,[3] fand während der Zeit des Nationalsozialismus im Zuge der „Arisierung“ mit Gauwirtschaftsberater Julius Maier[2] und seiner Bank Julius Maier & Co. ihr Ende.[4]

Geschichte

Seit dem Mittelalter

Das Bankhaus reichte in seinem Ursprung bis in das Mittelalter zurück und ging im 17. Jahrhundert in die Hände der Familie David über. 1792 übernahm Simon Meyer, seinerzeit Prokurist des damaligen Bankhauses Meyer Michael David, das Unternehmen, um es schließlich seinem Sohn Adolph Meyer zu überlassen. Das Bankhaus, damals gelegen in einem alten Patrizierhaus in der Langestraße (Calenberger Neustadt), firmierte Adolph Meyer bald mit seinem eigenen Namen um in Bankhaus Adolph Meyer.[5]

Als die Räumlichkeiten in der Calenberger Neustadt zu eng für die aufblühenden Geschäfte wurde, ließ Adolph Meyer nach eigenen Architekturplänen von 1845 bis 1850 ein neues Bankgebäude errichten. Es entstand außerhalb der ehemaligen Stadtbefestigung Hannovers auf freiem Feld in der etwa zeitgleich entstehenden Ernst-August-Stadt vor dem (Haupt-)Bahnhof in der Schillerstraße.[5][6] Es war eines der ersten Gebäude überhaupt in der Straße. Der für die damalige Zeit sehenswerte Neubau lockte viele Schaulustige an.[5]

In den 1850er/60er Jahren hatte das Bankhaus unter Adolph Meyer und insbesondere nach dem Beitritt des Königreichs Hannover zum Deutschen Zollverein maßgeblichen Anteil an zahlreichen Unternehmensgründungen. Bis hin in die Montanindustrie wurden die Firmengründungen zum Teil sogar durch Meyer selbst (siehe dort) initiiert, wie die Zeitschrift des Gewerbevereins für das Königreich Hannover in ihrer Neujahrsausgabe 1862 festhielt.[5] Etwa zur gleichen Zeit arbeitete von 1857 bis 1866 der spätere Bankier und Politiker August Basse bei Adolph Meyer als Buchhalter.[7]

Nach dem Tode Meyers wurde die Bank fortgeführt durch dessen Söhne Emil Meyer und insbesondere durch den preußischen Kommerzienrat Sigmund Meyer (siehe dort), der sich vor allem als einer der ersten Förderer der noch jungen Kalisalzindustrie in der Provinz Hannover hervortat. Noch zu seinen Lebzeiten trat sein Sohn Heinrich Meyer als Mitinhaber in das Unternehmen ein sowie der Prokurist Ludwig Silberberg.[5]

Banken-„Arisierungen“ in Hannover

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten widerfuhr der ältesten Privatbank Hannover ähnliches wie den drei anderen in jüdischem Besitz befindlichen Privatbanken: Im Zuge der „Arisierungen

  1. übernahm im November 1936 der Gauwirtschaftsberater Julius Maier „den Kundenstamm und die »nichtjüdischen« Angestellten des 1854 eröffneten Geldhauses A. Spiegelberg“ - und verlegte die Geschäftsräume seiner Bankfirma Maier in die repräsentativeren Räume von Spiegelberg im Stadtzentrum;
  2. übernahm das Bankhaus Hallbaum & Co. im Mai 1937 „sämtliche Geschäftsverbindungen und Immobilien von Wilhelm Lilienfeld & Co“;
  3. wickelte die Lister Bank Lücke & Co. KG zwei Monate später das Bankhaus D. Peretz ab - „und verlegte ihren Firmensitz in dessen ehemalige Geschäftsräume“;
  4. tat sich 1938, 1½ Jahre nach seiner ersten „Arisierung“, wiederum Gauwirtschaftsberater Julius Maier hervor und übernahm das laufende Geschäft des liquidieren Bankhauses Adolph Meyer.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Paul Siedentopf: Bankhaus Adolph Meyer, in: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahr 1927, Leipzig: Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, 1927, S. 152
  • Zeitschrift des Gewerbevereins für das Königreich Hannover, Neujahrsnummer 1862
  • Albert Lefèvre: Der Beitrag der hannoverschen Industrie zum technischen Fortschritt, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 24 (1970), S. 269f.
  • Rainer Slotta: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland, Teil 3 (fälschlicherweise als Nr. 17 bezeichnet): Die Kali- und Steinsalzindustrie, in der Reihe Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, hrsg. vom Deutschen Bergbau-Museum, Bochum, Bochum: Deutsches Bergbau-Museum, 1980, ISBN 3-921533-16-3, S. 276
  • Walter Buschmann: Linden. Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert, zugleich Dissertation 1979 an der Universität Hannover, in der Reihe Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bd. 92, Hildesheim: Lax, 1981, ISBN 3-7848-3492-2, S. 80–83 u.ö.
  • Peter Schulze: Bankhaus Adolph Meyer in: Stadtlexikon Hannover, S. 47

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Peter Schulze: Bankhaus Adolph Meyer (siehe Literatur)
  2. 2,0 2,1 2,2 Ingo Köhler: Die Geschäftsübernahme durch Privatbanken, in: derselbe: Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung, zugleich Dissertation 2003 an der Universität Bochum, in der Reihe Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Bd. 14, 2. Auflage, München: Beck, 2008, ISBN 978-3-406-53200-9, S. 300–321; hier: S. 311f.; online über Google-Bücher
  3. Anmerkung: 2 Fotos von 1859 und 1885, eines von Karl Friedrich Wunder, mit Blick von der Georgstraße in die Schillerstraße, lassen im Vergleich mit dem Foto von 1927 in Paul Siedentopf: Bankhaus Adolph Meyer (siehe Literatur) nur einen Standort für das (zweite) Bankhaus Adolph Meyer zu: Die Schillerstraße Ecke der (heutigen) Rosenstraße. Vergleiche: Ludwig Hoerner: Die Gebäude der hannoverschen Bank, Georgstraße, Ecke Schillerstraße, in: derselbe: Hannover in frühen Photographien. 1848–1910, München: Schirmer-Mosel, 1979, ISBN 3-921375-44-4, S. 160f.
  4. Ingo Köhler: Teil-Arisierungen im Liquidationsfall, in: ''Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich ..., S. 588f.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Paul Siedentopf: Bankhaus Adolph Meyer (siehe Literatur)
  6. Anmerkung: Die „etwa “1847 angelegte Straße von der Georgstraße zum Ernst-August-Platz war zunächst Reitwallstraße benannt worden, weil sie vom Bahnhof am Ernst-August-Platz „zum Reitwall führte. [Die Straße] wurde [erst] am 10. November 1859 ... zur Feier des hundertjährigen Geburtstages Schillers auf Antrag des Schillerfeier-Komitees in Schillerstraße umbenannt.“ Quelle: Helmut Zimmermann: Schillerstraße, in: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 219
  7. Waldemar R. Röhrbein: BASSE, (1) August, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 43; online über Google-Bücher
52.3761049.738446
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