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Bernhard Wechsler

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Bernhard Wechsler (geb. 1807 in Schwabach, Mittelfranken; gest. 18. November 1874 in Oldenburg) war von 1841 über 30 Jahre, bis zu seinem Tod im Jahr 1874, Rabbiner in Oldenburg.

Berufsausbildung

Der Sohn jüdisch-orthodoxer Eltern machte eine Ausbildung zum Rabbiner. Sein Talmudstudium absolvierte er an der Jeschiwa in Fürth. Im April 1827 immatrikulierte er in Würzburg und wurde ordiniert von einem reformatorischen Kollegium aus Abraham Geiger, Joseph Aub und Isaak Loewi. Seine Staatsprüfung absolvierte er im August 1834 in Bayreuth mit der Note 2-3. Anschließend bewarb er sich in Hagenbach, Oberfranken. Ab 1837 amtierte Wechsler als Landesrabbiner in dem am Rande des Schwarzwalds gelegenen Birkenfeld mit Sitz in Hoppstädten an der Nahe, das zum Herzogtum Oldenburg gehörte.

Nachdem Samson Raphael Hirsch 1841 seinen Dienst in Oldenburg quittiert hatte, wurde Wechsler als Reformrabbiner von der Regierung zu seinem Nachfolger erwählt.

Im Verein für Volksbildung zu Oldenburg führte er am 20. Dezember 1846 aus, dass die zunehmende Bildung Ursache der Auswanderung sei.[1]

Am 24. August 1855 weihte er die neue Synagoge.[2]

Wechseler war von 1841 bis 1850 Mitarbeiter von Der Orient, einer Zeitschrift für Geschichte, Studien und Kritiken für jüdische Geschichte und Kultur.

Nachruf in der oldenburgischen Presse

Ein Nachruf erschien in den Nachrichten für Stadt und Land:

Die israelitische Gemeinde hat durch den Tod ihres hochverehrten Lehrers, des Landrabbiners Bernhard Wechsler, welcher ihr dreiunddreißig Jahre lang gedient hat, einen sehr schweren, schmerzlichen Verlust erlitten. Das zeigte sich lebhaft bei seiner Beerdigung, und die einfachen Worte, welche der älteste israelitische Schullehrer am Grabe des Verstorbenen sprach, gaben den Gefühlen der Gemeinde einen rührenden Ausdruck. Die Betheiligung der christlichen Mitbürger hat bewiesen, daß der Abgeschiedene weit über die Grenzen seiner Gemeinde hinaus geliebt und geschätzt wurde. Es wird daher nicht mehr als recht und billig sein, daß die Anerkennung, welche derselbe auch bei seinen christlichen Mitbürgern gefunden hat, öffentlich ausgesprochen werde, zumal da ein Akt kirchlicher Engherzigkeit einen grellen Mißton in die Leichenfeierlichkeit brachte. Wir haben in Wechsler einen Mitbürger verloren, welcher offenen Interesse und innige Theilnahme hatte für Alles was die Geister bewegte. Wo es galt, für Förderung zeitgemäßer und verbessernder Bestrebungen einzutreten oder bei großen Unglücksfällen die Leiden seiner Mitmenschen zu lindern, da war er bei der Hand und wirkte nach Kräften mit. Bei aller Milde war er doch ein entschlossener Character, der sich nicht scheute, mit der Wahrheit frisch und frei herauszutreten. Seine Rechtschaffenheit und Biederkeit war allgemein anerkannt. Es mag sein, daß er dem Geschlecht der Krebse Widerwillen einflößte. Daß ihm aber von Seiten der großen Mehrzahl seiner Mitbürger, welches Glaubens sie auch sein mögen, Anerkennung und Hochachtung gezollt wird, das bedarf nach der allgemeinen Theilnahme, welche sein Tod erweckt, keines weiteren Beweises. Friede seiner Asche! [3]

Grabstein

Grabstein von Landrabbiner Bernhard Wechsler und seiner Frau Adelheid (geb. Aub) auf dem jüdischen Friedhof zu Oldenburg; Foto aus dem Jahr 2012.

Sein Grabstein trägt die Aufschrift:

Adelheid Wechsler
geb. Aub.
geb. 1817
gest. 1874 Nov. 5.
Bernhard Wechsler
Landrabbiner
geb. 1807
gest. 1874 Nov. 18.

T.N.Z.B.H.[4]

Der Grabstein von Adelheid und Bernhard Wechsler befindet sich noch heute auf dem jüdischen Friedhof zu Oldenburg. Er wird in einem Vorwort zu einem Aufsatz über Theodor Wolff (1868–1943) und das Judentum beschrieben.

Ein hochgestellter Quader wird an den Ecken von umgedrehten und erloschenen Fackeln gerahmt. Die Oberkante säumt ein Eierstab. Gekrönt wurde der Stein ursprünglich von einer steinernen Vase. Klassizistischer Zierat ohne Protz. Die Inschrift lautet: "Adelheid Wechsler geb. Aub. geb. 1817 gest. 1874 Nov. 5. Bernhard Wechsler Landrabbiner geb. 1807 gest. 1874 Nov. 18. T.N.Z.B.H." Die letzten Buchstaben sind in hebräisch eingemeißelt. Sie bilden die Anfangsbuchstaben der Worte einer rituellen Formel, die unterschiedlich übersetzt wird: ,,Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens" oder auch: ,,Ihre Seele sei aufgenommen im Bund der Ewigkeiten". Dieser Segenswunsch ist für jüdische Grabsteine so gut wie obligatorisch. Hier sind sie die einzigen hebräischen Sprachzeichen auf einer ansonsten deutschen Inschrift, die keine weiteren Aussagen über die hier Ruhenden macht. Mit der deutschen Sprache, der christlichen, d. h. offiziellen Zeitrechnung und der Kargheit der Inschrift fügt sich der Grabstein in die Reihe der anderen ein, die in dieser Zeit gesetzt wurden. Sie alle bezeugen die Selbstverständlichkeit der Zugehörigkeit zur Gesellschaft dieser Zeit.[5]

Im oben erwähnten Aufsatz wird eine bemerkenswerte Unterscheidung zwischen den Grabsteinen von Wechsler und seinen beiden Nachfolgern im Amt, den Landrabbinern David Mannheimer und Philipp de Haas aufgezeigt. So ist der Grabstein von Wechsler und seiner Frau eher schlicht gehalten. Seine Nachfolger jedoch werden auf ihren Grabsteinen vielfach mit besonderen Bezeichnungen geehrt.

Etwa 1899 ließ der Sohn von Wechsler, Alfred Wechsler, einen zusätzliche Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof errichten. Die Inschrift lautet: Nach 25 Jahren / seinen geliebten Eltern / in Treuem Gedenken / Alfred [6]

Literatur

  • Bernhard Wechsler: Drei Reden: gehalten von Bernhard Wechsler bei seinem Austritte aus dem Fürstenthum Birkenfeld und beim Antritte seines Amtes im Herzogthum Oldenburg, Oldenburg 1842
  • Bernhard Wechsler: Das Bild des edlen Weibes. Predigt zum Gedächtnis der verewigten Großherzogin Caecilie von Oldenburg, Oldenburg 1844
  • Leo Trepp: Die Oldenburger Judenschaft, Oldenburg 1973, S. 208 ff.
  • Oldenburg. In: Johannes-Fritz Töllner: Die jüdischen Friedhöfe im Oldenburger Land. Bestandsaufnahme der erhaltenen Grabsteine. (Oldenburger Studien 25), Oldenburg 1983, S. 356-487 (darin: Geschichte, Fotos und Inschriften); ISBN 3-87358-181-7
  • Christel Goldbach: Distanzierte Beobachtung. Theodor Wolff und das Judentum. „… es sind zwar nicht meine Kerzen, aber ihr Licht ist warm“. bis – Bibliotheks- und Informationssystem der Universität, Oldenburg 2002, ISBN 3-8142-0795-5, (Oldenburgische Beiträge zu jüdischen Studien 11), (Zugleich: Oldenburg, Univ., Magisterarbeit, 2000).
  • Julius Carlebach, Michael Brocke (Hrsg.): Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und grosspolnischen Ländern 1781–1871 (= Biographisches Handbuch der Rabbiner 1). Bearbeitet von Carsten Wilke. Band 1: Aach – Juspa. Band 2: Kaempf – Zuckermann. K. G. Saur, München 2009, ISBN 3-598-24871-7.

Einzelnachweise

  1. http://www.nausa.uni-oldenburg.de/1848/1848holtdt.html
  2. http://www.jewishencyclopedia.com/articles/11684-oldenburg
  3. Nachrichten für Stadt und Land, Nr. 411, 26. November 1874
  4. Töllner, 1983, Seite 424
  5. Goldbach 2002, Seite 13 ff.
  6. Töllner 1983, Seite 486
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Bernhard Wechsler aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.