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Blasorchester

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Sinfonisches Blasorchester
Ländliche Amateur-Blaskapelle in der DDR

Blasorchester ist ein Sammelbegriff für Orchester, die vor allem aus Blasinstrumenten bestehen und Blasmusik spielen.

Diese Gattung umfasst ein großes Spektrum sehr verschiedener Orchesterformationen, die in Besetzung und Repertoire stark variieren. Die bekanntesten Vertreter sind das Sinfonische Blasorchester und die Blasmusikkapelle. Wichtige internationale Formen, die auch den deutschsprachigen Raum beeinflussen, sind Concert Band und Brass Band sowie Harmonie, Fanfare und Banda. Zur Gattung gehören professionelle Blasorchester (z. B. in der Militärmusik) ebenso wie Amateurorchester.

Der größte Teil der Blasorchester verfügt neben Blasinstrumenten auch über Schlagzeug, Schlagwerk und Perkussion. In großen sinfonischen Blasorchestern wird die Besetzung nach Bedarf um weitere Instrumente wie Kontrabässe, Celli, Klavier und Harfe erweitert.

Harmoniebesetzung

Harmoniebesetzung“ bedeutet eigentlich nur, dass das Orchester mit Holz- und Blechbläsern besetzt ist. Schon Mozart hat seine eigenen Werke auch „auf Harmonie gesetzt“. Die ursprüngliche Harmoniemusik war in der Regel nur mit Oboen, Klarinetten, Fagott und Kontrafagott sowie Hörnern besetzt.

Die heute übliche Standardbesetzung eines sinfonischen Blasorchesters in den Benelux-Staaten und Deutschland sowie mit Abwandlungen in Österreich ist unten dargestellt. Je nach Stück kann diese jedoch in der Anzahl der Stimmen variieren (ab und zu verlangte Stimmen sind in Klammern gesetzt), je nach Komposition werden weitere Instrumente verlangt.

Dass die Besetzung nicht starr ist, sondern sich mit der Zeit mehr oder weniger stark wandelt, sei an einigen Beispielen verdeutlicht.

  • Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte das Saxophon nicht zur Standardbesetzung der Blasorchester.
  • Die Tenorsaxophone sind zumeist nur bei solchen Werken doppelt besetzt, die stilistisch in Richtung Tanzmusik oder Jazz gehen. International setzt sich in diesem Register nach und nach die Quartettbesetzung Alt, Alt, Tenor, Bariton durch.
  • Das Tenorhorn gehört nach wie vor zu den melodieführenden Instrumenten in der traditionellen Blasmusik. Seit einigen Jahren ist jedoch zu beobachten, wie das Tenorhorn vom Euphonium abgelöst wird. Dies ist aber nur bei konzertanter Blasmusik sinnvoll. Bei diesen Kompositionen im klassischen Stil wird oftmals nur noch mit einer Stimme instrumentiert (die mehrfach unisono besetzt wird).
  • Die vor dreißig Jahren noch üblichen, rund gebauten Althörner in Es, die vor allem als Begleitinstrumente verwendet wurden, sind heute fast verschwunden.
  • Dagegen werden heute praktisch in allen Blasorchestern Waldhörner eingesetzt, die hier vor 30 Jahren kaum verbreitet waren. In Märschen ersetzen sie den Nachschlag der Althörner. Darüber hinaus haben sie in der Instrumentierung jedoch eine mehr und mehr herausragende Bedeutung auf Kosten der Tenorhörner erhalten.
  • Die tiefen Es-Trompeten, die noch sehr lange in Österreich – und vielen Staaten der ehemaligen Donaumonarchie – anzutreffen waren, sind fast völlig verschwunden. Auch die preußisch-deutsche und auch die österreichische Militärmusik verwendeten ursprünglich vier Es-Trompeten, jedoch wurden die ersten zwei Stimmen schon sehr bald auf B-Trompeten transponiert geblasen. (Das hatte – wie Heinrich Saro feststellte – erhebliche Intonationsprobleme bei den Terzen zur Folge, denn das gegriffene a (klingende g) der B-Instrumente ist deutlich höher als das g der Es-Instrumente, weil es dort ein Naturton, eine reine, harmonische Terz ist. Für Amateurkapellen mussten die Verleger dann B-Stimmen anbieten, da diese das Transponieren von Stimmen in der Regel nicht beherrschten. Als Begleitinstrument waren sie von hohem Wert, denn ihr Klang ist voll und rund, aber nicht so aufdringlich wie der der B-Trompeten in tiefer Lage. Aber bereit John Philip Sousa besetzte in seiner Military Band schon um 1895 keine Es-Trompeten mehr. Diese Tendenz war auch in den Sinfonieorchestern zu bemerken, denn dort verschwanden die klassischen (tiefen) F-Trompeten bald nach 1900. Auch die vergleichbaren Basstrompeten in B sind fast schon zur Gänze verschwunden. In Österreich-Ungarn wurde eine Basstrompete in B besetzt, in Bayern waren es zwei. (Gerade kleine, ländliche Kapellen gaben die Begleitung (den Nachschlag) gerne zwei Es-Trompeten und einer Basstrompete; oder – wie in Bayern üblich zwei Basstrompeten und einer Es-Trompete.) Notiert wurden die Es-Trompeten in klassischer Art, d.h. sie transponieren nach oben. Bei den tiefsten Stimmen ergaben sich so oft viele unnötige Hilfslinien. Nach etwa 1955 versuchte man in Österreich und in der damaligen Tschechoslowakei die hohe Notation dieser Instrumente zu etablieren, was auch gelang, trotzdem verschwanden diese Instrumente spätestens in den 1980er Jahren. Selbst die tschechischen Orchester verwenden sie nur noch selten.

Zudem gibt es regional bzw. national mehr oder weniger große Unterschiede in der Besetzung.

Zudem werden in einzelnen Kompositionen Instrumente gefordert, die nicht der Standardbesetzung des symphonischen Blasorchesters entsprechen. Beispiele hierfür sind:

Partitur

Erst in den letzten Jahren wurde es üblich Partituren zu veröffentlichen. Lange Zeit waren nur – mehr oder minder gute – Direktionsstimmen mit zwei bis sechs Systemen, im besten Fall mit einer eigenen Schlagwerkzeile, üblich (Conductor/Codensed Score). Die Deutschen Armee-Märsche wurden 1970/76 für die Bundeswehr von Friedrich Deisenroth auf diese Weise neu herausgegeben. Oft war dabei die Direction sogar in B notiert, weil viele Dirigenten ein B-Melodie-Instrument, wie Klarinette oder Flügelhorn spielten und nicht transponieren konnten oder wollten. Bei einfachen Werken, wie Märschen, Walzern und anderen ähnlichen Tanzmusik-Werken gab es in der Regel nur eine Flügelhorn/Kornett- oder Klarinetten-Direktionsstimme, die nur die wichtigsten Einsätze enthielt. Zum Dirigieren während eines Standkonzertes, bei dem die Noten – wegen der Witterung – immer angeklammert werden müssen – sind diese Stimmen praktisch; für genaue Orchesterproben jedoch nicht. Da sehr viele Dirigenten keine Partitur lesen konnten – oder nicht lesen wollten – behalf man sich lange mit dieser Notlösung. Durch die Möglichkeiten der des digitalen Notensatzes, sind Partituren jetzt leicht herzustellen.

Allerdings hat sich bis heute keine einigermaßen verbindliche Partituranordnung etabliert. Die Empfehlungen US-amerikanischer Verleger werden zwar oft akzeptiert, sind aber nicht für alle Arten der Blasmusik sinnvoll. Klassisch ausgebildete Musiker stört es oft, dass die Hörner nach den Kornetts/Trompeten oberhalb der Posaunen stehen.

In Italien existiert seit langem eine sehr eigenständige Tradition, die in Russland leicht modifiziert wurde. Die zwei Familien (weit-/engmensuriert) der Blechbläser werden dort klar getrennt. Sie orientiert sich am Sinfonieorchester, indem sie der Flügelhorn/Kornett-Familie den Platz der Streicher gibt. Das Schlagwerk ist in Italien unterhalb der Bässe, in Russland unterhalb der Posaunen notiert. Gerade in Osteuropa und auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR ist diese Anordnung – die schon Hans Felix Husadel favorisierte – immer noch die Regel. Das Fehlen einer einzigen Norm, hat aber auch den Vorteil, dass man von Fall zu Fall leicht variieren kann.

Notationseigenarten des Blasorchesters

Als die Militärmusik; sowie die zivile Blasmusik – in der heute bekannten Form – entstand, übernahm man in fast allen Ländern diejenige Notation der Blasinstrumente, so wie sie im Sinfonieorchester üblich war.

Des-Flöten wurden nur deshalb verwandt, weil auf den alten Flötensystemen – vor der Entwicklung der Boehmflöte – die Kreuztonarten sicher und auch virtuos spielbar waren. Wegen der reineren Intonation der Blechbläser in den B-Tonarten, wurden und werden diese bevorzugt verwendet. Durch die – einen Halbton höheren – Stimmung in Des konnte man diesen Vorteil ausspielen. Selbst als die Boehmflöte zusehends populär wurde, wurden immer noch Des-Instrumente gebaut, denn es gab bis weit in die 70er Jahre des 20. Jhdts. grosse Notenbestände mit Des-Flötenstimmen. So konnte man das Transponieren dieser anspruchsvollen Partien vermeiden. Allerdings verwendeten die Preussen und auch Russen schon sehr früh die gängige C-Flöten-Notation. In Österreich hingegen blieb man den Des-Flöten treu und auch in England waren sie sehr lange zu finden.

Bei den Blechbläsern bürgerte es sich jedoch von Anfang an ein, die Trompeten und Hörner – in der Regel zunächst in Es notiert – wie die Cornets und Tenorhörner, mit korrekten Tonartvorzeichnungen zu versehen. (Im sinfonischen Bereich hatte im 19. Jhdt. nur Anton Bruckner diesen Brauch übernommen. Im 20. Jhdt. folgten ihm aber viele angelsächsische Komponisten.)

Die Posaunen wurden jedoch meist im Bass-Schlüssel notiert; nur in Preussen und teilweise im British Empire nahm man gerne den Tenorschlüssel für die hohen Posaunen. Das Tenorhorn wurde aber in der Regel in B-basso notiert; das eng verwandte Euphonium/Bariton jedoch im klingenden Bass-Schlüssel.

Die Britische Brass Band jedoch notierte von Anfang an alle Instrumente nur im Violinschlüssel. So konnten Musiker leichter zwischen den Instrumenten wechseln. (Oft gingen und gehen Cornetspieler später an das Euphonium oder an die Tuben.) Da die Brass Band der Arbeiterbewegung entstammte, wollte man den Spielern – meist Bergleute – das Erlernen verschiedener Instrumente erleichtern und begnügte sich mit nur einer vereinfachten Schreibweise.) Da in der Schweiz, nach englischem Vorbild, viele Brass Bands entstanden, übernahm man diese vereinfachte Notation auch in die Blasorchester. Daher heissen im deutschen Sprachraum diese Stimmen «Schweizer Stimmen». Für Amateure ist diese Schreibweise bequem. Sogar in Österreich wurde diese Schreibweise nach 1945 vereinzelt übernommen. Deutsche und österreichische Verlage boten zwar schon bald das Bariton/Euphonium im Violinschlüssel (B-basso) notiert an; die anderen Transpositionen wurden erst nach etwa 1955 von immer mehr Verlagen angeboten.

Diese Zusatzstimmen werden noch um eine weitere Variante bereichert, die nur in Frankreich und den Benelux-Staaten zu finden war – und leider immer noch zu finden ist: Dort werden Posaunen, Bariton und die Es- resp. B-Tuben im transponierten Bass-Schlüssel notiert. Warum man diese Schreibeweise gewählt hatte, ist schlichtweg nicht zu verstehen und macht Musikern, die später mal in ein Sinfonieorchester wechseln wollen, das Leben recht schwer.

Dieser Wirrwarr hält viele Verlage davon ab, sich mit Blasmusik zu beschäftigen. Wenn man davon ausgeht, dass ein klassischer Blasorchester-Stimmensatz (mit vier Saxofonen) etwa 29 – 31 Stimmen enthält, dann werden es durch die Schweizer- und Benelux-Stimmen nochmals 10 bis 12 zusätzliche Stimmen. Dabei werden und wurden manche Stimmen ohnehin – um Druckvorlagen zu sparen – zusammengeschrieben; wie etwa die Hörner, 2./3. Trompeten auch die 1./2. Posaune und oft die Oboen. Muss man dann die Hörner alternativ auch in Es beilegen und hat man auch noch Es-Trompeten und eventuell alte Des-Flöten-Stimmen sind es abermals bis zu neun Stimmen; die aber kaum mehr verwendet werden! In Summe sind es circa 20 Zusatzstimmen, die erzeugt werden müssen; und die man einzeln korrigieren, drucken und entsprechend archivieren muss.

Der grosse angelsächsische Markt kennt nur das Baritone in Bb bietet aber inzwischen für andere Länder auch die oben erwähnten Stimmen an. Der digitale Notendruck erleichtert die Herstellung dieser Stimmen; aber es müssen – besonders die Binde- und Haltebögen, sowie viele Akzente und dynamische Angaben – von Hand korrigiert werden. Den Druck kann man heute on demand machen und spart so einiges an Kosten. Trotzdem sind diese Zusatzstimmen ein erhebliches Ärgernis, da sei wenig verkauft werde.

Zum Vergleich: Für Sinfonieorchester werden die Stimmen so angeboten, so wie sie in der Partitur stehen. Lediglich die Hörner, Trompeten und oft auch die C und A-Klarinetten werden gelegentlich alternativ in den heutigen Transpositionen angeboten. Die Reprints der Breitkopf & Härtel’schen Orchesterstimmen in den U.S.A., haben dann auch die Posaunen ausschliesslich im Bass-Schlüssel – als Anhang beigefügt.


Bekannte Sinfonische Blasorchester (Beispiele)

Deutschsprachiger Raum

weitere bedeutende Orchester

Verbände

Weblinks

 Commons: Brass bands – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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