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Blut-und-Boden-Ideologie

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Symbol des Reichsnährstandes mit dem Parteiadler der NSDAP, Hakenkreuz, Schwert und Ähre
Richard Walther Darré auf einer Kundgebung des Reichsnährstandes in Goslar am 13. Dezember 1937, Aufnahme aus dem Bundesarchiv

Die Blut-und-Boden-Ideologie ist eine agrarpolitische Ideologie, welche die Einheit eines rassisch definierten Volkskörpers mit seinem Siedlungsgebiet postuliert. Bäuerliche Lebensformen werden dabei nicht nur idealisiert und als Gegengewicht zur Urbanität gesetzt, sondern auch mit rassistischen und antisemitischen Ideen verknüpft, die eine germanisch-nordische Rasse als Bauerntum einem angeblichen jüdischen Nomadentum entgegensetzen. Zur angestrebten Verbäuerlichung der Gesellschaft bedarf es nach der Blut-und-Boden-Ideologie für ein „Volk ohne Raum“ neuer Siedlungsgebiete, die als Lebensraum im Osten zu erobern seien.

„Blut und Boden“ war ein zentrales Schlagwort der nationalsozialistischen Ideologie. Auf die völkische Ideologie der Artamanen und die Schriften Walther Darrés zurückgehend, wurden die Vorstellungen der Blut-und-Boden-Ideologie vor allem von Adolf Hitler, Heinrich Himmler und Baldur von Schirach aufgenommen und bestimmten die nationalsozialistische Agrarpolitik. Das 1933 erlassene Reichserbhofgesetz gilt als Ausdruck der Blut-und-Boden-Ideologie. Darré betrieb die Umsetzung seines Siedlungs- und Auslesekonzepts als Leiter des Reichsamts für Agrarpolitik, Reichsbauernführer, Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft und Leiter des Rasse- und Siedlungshauptamtes der SS, deren Vorstellungswelt er nachhaltig prägte.

Herkunft

Nachgewiesen als Begriffspaar ist Blut und Boden, wiewohl im Konflikt stehend und nicht als Einheit verstanden, in dem 1922 erschienenen Werk Der Untergang des Abendlandes von Oswald Spengler, in dem vom „Kampf zwischen Blut und Boden um die innere Form einer verpflanzten Tier- und Menschenart“ gesprochen wird. Max Wundt schrieb 1924 in "Was heißt völkisch?" über "die natürlichen Wurzeln unseres Volkstums in Blut und Boden".[1] Der Verlag Eugen Diederichs in Jena brachte 1927 sein Verlagsprogramm 1927/28 unter dem Titel "Bindung in Blut und Boden. Die letzten Verlags-Erscheinungen in Gruppen" heraus. Das Bild wurde auch von August Winnig übernommen, dessen Schrift Befreiung aus dem Jahr 1926 wie auch sein Buch Das Reich als Republik (1928) jeweils mit dem Satz: „Blut und Boden sind das Schicksal der Völker (Menschen)“ beginnen.

1929 wurde der Artamanenführer August Georg Kenstler als Herausgeber von „Blut und Boden. Monatsschrift für wurzelstarkes Bauerntum, für deutsche Wesensart und nationale Freiheit“ tätig.[2] Durch Richard Walther Darré, ebenfalls ein Mitglied der Artamanen, wurde die prägnante Formel, indem er einem 1930 erschienenen Buch den Titel Neuadel aus Blut und Boden gab, zu einem Zentralbegriff der NS-Ideologie, der eine innere Abhängigkeit zwischen rasse-, wirtschafts- und agrarpolitischen Vorstellungen herzustellen versucht.[3]

Es gab ferner von 1933 bis 1945 einen "Blut und Boden Verlag" für Bücher, der gern unter der Ortsangabe "Reichsbauernstadt Goslar" firmierte.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Blut und Boden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Anmerkungen

  1. Max Wundt: Was heißt völkisch? Hermann Beyer und Söhne, Langensalza 1924, S. 32. - Die 4. Auflage des Buches erschien 1927 beim selben Verlag unter dem Titel "Volk, Volkstum, Volkheit".
  2. Johann Böhm: August Georg Kenstler, Herausgeber der Monatsschrift „Blut und Boden“ und aktiver Vorkämpfer der nationalsozialistischen Agrarpolitik, in: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, Heft 1, 2003, S. 19-43.
  3. Kapitel: "Blut und Boden". In Sigmund von Frauendorfer, Ideengeschichte der Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im deutschen Sprachgebiet. Band 2: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Bayerischer Landwirtschaftsverlag, München 1958, S. 162-175
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