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Body Integrity Identity Disorder

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Unter Body Integrity Identity Disorder (deutsch: Körperintegritätsidentitätsstörung), Kurzform BIID, versteht man das Bedürfnis eines Menschen, seinen Körper oder einen Sinn zu verändern, in einer Form, die von außen als Behinderung betrachtet wird.

Ein verwandtes Phänomen ist die Xenomelie, „das bedrückende Gefühl, dass ein oder mehrere Glieder des eigenen Körpers nicht dem eigenen Selbst angehören.“[1]

Symptomatik

Erlebt wird das oft überwältigende Bedürfnis, ein oder mehrere Gliedmaßen zu amputieren oder das Rückenmark zu durchtrennen oder eine andere Funktion (Hörfähigkeit, Sehfähigkeit) aufzuheben und damit den realen Körper in Einklang mit der als „richtig“ empfundenen Querschnittlähmung, Gehörlosigkeit, Erblindung usw. zu bringen. Manche Betroffenen binden z. B. ihren Arm auf dem Rücken fest, weil sie ihn als störend empfinden.

Menschen mit BIID ist es allerdings nur schwer möglich, ihre Bedürfnisse durch einen von Ärzten durchgeführten operativen Eingriff zu realisieren.

Da bei den betroffenen Personen das Bedürfnis besteht, ihren realen Körper dem gestörten Körperschema anzupassen, etablierte Michael First den Begriff Body Integrity Identity Disorder. Die Störung hat bislang keinen Einzug in das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders gefunden. Sie ging jedoch an die DSM Task Force, die vorgeschlagen hat, sie in einen neuen Bereich aufzunehmen, der unerforschte oder nur sehr seltene Krankheiten umfasst. Die Aufnahme in die nächste Version Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme wurde abgelehnt. Gründe waren die zu geringe Anzahl Betroffener, die Tatsache, dass BIID auch im DSM als Krankheit nicht aufgeführt werden wird, und die umstrittene Frage, ob der Wunsch nach einer freiwilligen Amputation als Krankheit begriffen werden kann.

Ursachen

Die Ursachen von BIID sind derzeit unbekannt. Diskutiert werden sowohl neuroanatomische Veränderungen funktioneller Hirnregionen als auch entwicklungspsychologische Ansätze, nach denen sich schon im Kindesalter eine Störung des Körperschemas etabliert. Für beide Deutungen spricht die Tatsache, dass sich bei einem Großteil der Menschen mit BIID anamnestisch eine Manifestation der Erkrankung im frühen Jugendalter nachweisen lässt.

Therapie

Eine ursächliche Behandlung ist derzeit nicht bekannt. Es ist versucht worden, mit psychiatrischer und verhaltenstherapeutischer Unterstützung eine Stabilisierung des Zustandes zu erreichen. Jedoch sind aus der psychotherapeutischen Praxis in den letzten 30 Jahren keine Behandlungsfälle bekannt geworden, in denen diese Therapieansätze erfolgreich gewesen wären.

Der schottische Arzt Robert Smith hat im Jahr 2000 zwei Beinamputationen bei Patienten mit BIID vorgenommen. Nach Indiskretionen und einem Bericht des Fernsehsenders BBC verbot die britische Ärztekammer nach Aufforderung durch das Schottische Nationalparlament weitere Amputationen. Als Grund wurde angegeben, dass die Öffentlichkeit solche Eingriffe missbilligen würde; darüber hinaus wurde ein Ansturm ausländischer BIID-Betroffener befürchtet.

Eine deutsche Studie von 2014 an 21 Betroffenen, deren Bemühung um einen veränderten Körper aus ihrer Sicht erfolgreich war, scheint darauf hinzudeuten, dass das Durchführen der erwünschten Veränderung ein erfolgreicher Therapieansatz sein kann, wenn andere Therapieformen keine Wirkung zeigten.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Nikki Sullivan, Samantha Murray: Somatechnics: queering the technologisation of bodies. UK 2009.
  • A. Stirn, A. Thiel, S. Oddo: Body Integrity Identity Disorder: Psychological, Neurobiological, Ethical and Legal Aspects. 1. Auflage. Pabst Science Publishers, 2009, ISBN 978-3-89967-592-4 (englisch)
  • A. Stirn, A. Thiel, S. Oddo: Body Integrity Identity Disorder (BIID) Störungsbild, Diagnostik, Therapieansätze. 1. Auflage. Beltz Psychologie Verlags Union, 2010, ISBN 978-3-621-27761-7.
  • Gregg M. Furth, Robert Smith: Apotemnophilia: information, questions, answers, and recommendations about self-demand amputation. 1stBooks, Bloomington (Indiana/USA) 2002, ISBN 1-58820-390-5. (englisch)
  • D. Groß, S. Müller, J. Steinmetzer (Hrsg.): Normal – anders – krank? Akzeptanz, Stigmatisierung und Pathologisierung im Kontext der Medizin. Humandiskurs – Medizinische Herausforderungen in Geschichte und Gegenwart. 1. Auflage. MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin 2007, ISBN 978-3-939069-28-7. (u. a. Fachbeitrag mit dem Thema: Body Integrity Identity Disorder (BIID). Amputationswunsch: autonome Entscheidung oder neuropsychologische Störung?)
  • Andreas Manok: Body Integrity Identity Disorder – Die Zulässigkeit von Amputationen gesunder Gliedmaßen aus rechtlicher Sicht. Leipziger Juristische Studien Band 8 – Medizinrechtliche Abteilung, EN9783865836625

Weblinks

Einzelnachweise

  1. L. M. Hilti, J. Hänggi, D. A. Vitacco, B. Kraemer, A. Palla, R. Luechinger, L. Jäncke, P. Brugger: The desire for healthy limb amputation: Structural brain correlates and clinical features of xenomelia. In: Brain. doi:10.1093/brain/aws316.
  2. Sarah Noll: Body Integrity Identity Disorder (BIID): How Satisfied are Successful Wannabes. In: Psychology and Behavioral Sciences. 3, 2014, S. 222, doi:10.11648/j.pbs.20140306.17.
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Body Integrity Identity Disorder aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.