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Diskussion:Shlomo Lewin

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Diskussion aus Wikipedia:


Quelle

Quellen u. a. Jüdische Allgemeine, Nr. 51, 23. Dezember 2010, Seite 10 (Ohne Erklärung. Platz nach Shlomo Lewin und Frida Poeschke benannt - doch wer sie waren, bleibt unerwähnt). Für die behauptete Aufgabenverteilung im Verlag und mutmassliche Erpressung Lewins gegenüber Hans Lamm vgl. auch hier. -- Michael Kühntopf 16:32, 30. Dez. 2010 (CET)

Lewin oder Levin?

Hallo zusammen,
die Stadt Erlangen wird für ihr Stadtlexikon und die Straßenbenennung schon gut recherchiert und die richtige Schreibweise verwendet haben. Daher irritiert es mich, dass die Google-Suche mit "Levin" einige Treffer mehr hat als die mit "Lewin" und zumindest auf den ersten Ergebnisseiten oftmals auch die selbe Person gemeint ist. Handelt es sich dabei vielleicht um eine zulässige Schreibvariante? Dann sollte dies auch angegeben und eine entsprechende Weiterleitung eingerichtet werden. --Buffty Pinnwand 22:35, 1. Jan. 2011 (CET)

Danke für den Hinweis. Namensvariante eingefügt und Redirect angelegt. -- Michael Kühntopf 22:45, 1. Jan. 2011 (CET)
Hm, einfach einfügen hätte ich es auch können. Aber gibt es auch einen Beleg, dass die bei Google zu findenden Seiten auch Recht haben und dort nicht bloß ein Rechtschreibfehler vorliegt? Unterschiedliche Schreibweisen treten ja eigentlich nur bei lange verstorbenen Personen und/oder unterschiedlichen Transkriptionen bzw.Transliterationen auf. Letzteres wäre ja plausibel, müsste aber schon durch eine seriöse Quelle belegt werden. --Buffty Pinnwand 23:02, 1. Jan. 2011 (CET)
Diese Namensvarianten sind die Regel, nicht die Ausnahme. Und wenn sich solche Schreibweisen finden, ist ein Redirect allemal angezeigt, ob mit oder ohne seriöse Quelle. Seriöse Quelle, richtig und falsch ist hier der falsche Diskussionsansatz. Wenn er in Israel geboren wurde, liegt Transkription aus dem Hebräischen vor, verbindlich wäre dann nur die hebräische Schreibung, später konnte dann theoretisch (und praktisch!) die Verschriftung mit lateinischen Buchstaben in amtlichen Dokumenten, z. B. Pass, verschieden und auch später noch wechselnd wiedergegeben werden. Im ersten Pass so, im zweiten anders, im dritten wieder anders (muss nicht, aber kann). -- Michael Kühntopf 23:12, 1. Jan. 2011 (CET)

tachles-Newsletter vom 11. Dezember 2020

Mit folgendem Text:

"Vor 40 Jahren fielen der ehemalige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Nürnbergs und seine Lebensgefährtin einem Anschlag zum Opfer.

Am Abend des 19. Dezember 1980, der Schabbat hat gerade begonnen, öffnet Shlomo Lewin ohne jeden Argwohn die Haustür und erblickt seinen Mörder, der sofort drei Schüsse aus einer Beretta-Pistole auf ihn abgibt und anschliessend noch einen finalen Kopfschuss aus nächster Nähe setzt. Danach tötet der Unbekannte Lewins Lebensgefährtin Frida Poeschke ebenfalls mit vier Kugeln. Es war eine «regelrechte Hinrichtung», erklärt die Polizei. Und es war der erste Mord an einem offiziellen Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland.

Shlomo Lewin wurde 1911 in Jerusalem geboren und kam als Kind nach Deutschland. Nach der Machtübernahme der National-sozialisten floh er über Frankreich nach Palästina. 1960 kehrte er nach Deutschland zurück und beteiligte sich an dem von Hans Lamm, dem späteren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde München, gegründeten Judaica-Verlag «Ner Tamid». Seit 1964 lebte Lewin in Erlangen, er war Vorstandsmitglied und von 1977 bis 1979 Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Nürnberg. Zudem leitete er die örtliche Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Für seine Tätigkeit wurde er 1976 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Kämpferisch bis zum Schluss

Als Vertreter der jüdischen Gemeinde engagierte sich Shlomo Lewin tatkräftig im Kampf gegen die NPD und andere neonazistische Organisationen. Im Sommer 1977 planten mehrere Holocaust-Leugner in Nürnberg, einen sogenannten Auschwitz-Kongress durchzuführen. In Kooperation mit einem breiten Bürgerbündnis protestierte die jüdische Gemeinde gegen diese Nazi-Veranstaltung. «Wir haben das Fürchten verlernt, wir wollen mit in die vordersten Reihen gehen, um denen, die die Juden zu Millionen vernichtet haben, die Wahrheit ins Gesicht zu schreien, damit sie nie wieder von einer Auschwitz-Lüge sprechen», sagte Lewin in seiner kämpferischen Rede auf einer Kundgebung. «Ich tue das, weil die Erfahrung gerade uns Juden gelehrt hat, wie vernichtend solche Kongresse, solche Versuche, das Recht zu untergraben, für uns und ganz Deutschland werden können.» Nicht zuletzt aufgrund des Protestes wurde die Tagung letztlich verboten. Auch gegen den ein Jahr später in der Nachbarstadt Fürth geplanten Bundeskongress der «Jungen Nationaldemokraten» erhob Lewin seine Stimme und forderte ein Verbot. Das Treffen würde «einer entsetzlichen geistigen Umweltverschmutzung gleichkommen und muss unter allen Umständen mit friedlichen Mitteln vermieden werden», hiess es in einem Artikel des IKG-Gemeindeblatts.

Durch sein grosses Engagement gegen Rechtsextremismus und Neofaschismus geriet Shlomo Lewin ins Fadenkreuz der sogenannten Wehrsportgruppe Hoffmann, eine rechtsterroristische Vereinigung, die bis zu ihrem Verbot 1980 jahrelang ungestört ihre paramilitärischen Aktivitäten veranstalten konnte – obwohl sie von den Behörden beobachtet wurde. Gundolf Köhler, der angeblich allein verantwortliche Täter des Münchner Oktoberfest-Attentats vom 26. September 1980, war Mitglied in der Wehrsportgruppe Hoffmann, genauso wie Uwe Behrendt, der mutmassliche Mörder von Shlomo Lewin und Frida Poeschke.

Ominöse Brille am Tatort

Die Spur wies in Richtung Karl-Heinz Hoffmann, den Gründer und selbst ernannten Kommandeur der Wehrsportgruppe, denn neben dem toten Shlomo Lewin hat der Täter eine dunkle Brille liegen gelassen. Ein seltenes Modell, das Hoffmanns Lebensgefährtin Franziska Birkmann gehörte, gekauft bei einem Optiker, der neben Hoffmanns Wohnsitz sein Geschäft betrieb.

Monatelang ermittelte die Polizei im persönlichen Umfeld von Shlomo Lewin. Die örtlichen Zeitungen vermuteten gar Geheimdienstaktivitäten, der Ermordete hätte Kontakte zum früheren israelischen Aussenminister und General Moshe Dajan gehabt, er sei in Aktivitäten des Mossad verstrickt gewesen. Die Medien raunten über Lewins undurchsichtige Lebensführung sowie sein Liebesleben und orakelten, dass Lewin möglicherweise von orthodoxen Juden umgebracht worden sei, weil er mit einer christlichen Frau liiert war. Ähnlich wie bei der Mordserie des «Nationalsozialistischen Untergrunds», die lange Zeit von der Presse als «Dönermorde» verharmlost wurde, wollte auch die Nürnberger Staatsanwaltschaft «persönliche Motive» im Mordfall Lewin und Poeschke nicht ausschliessen.

Vier Jahre im Dunkeln getappt

Erst nach Wochen – der Täter und seine Helfershelfer konnten erfolgreich alle Spuren beseitigen – tauchte die Polizei bei Karl-Heinz Hoffmann und Franziska Birkmann auf. Sie fragte, wie denn die Brille an den Tatort gelangt sei. Nun wurde das Wehrsportgruppenmitglied Uwe Behrendt, der sich inzwischen in den Libanon abgesetzt hatte, als möglicher Täter aus dem Hut gezaubert. Er habe sich der Brille offensichtlich bei einem Besuch ohne ihr Wissen bemächtigt. Diese Version ging auch vor Gericht durch. Fast vier Jahre dauerte es, bis ein Verfahren gegen Hoffmann und Birkmann wegen Beihilfe zum Mord und anderer Delikte vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth begann. Beiden war eine Beteiligung an dem Doppelmord jedoch nicht nachzuweisen – Freispruch! Hoffmann wurde wegen diverser anderer Delikte wie etwa Geldfälschung, Verstösse gegen das Waffengesetz, Freiheitsberaubung zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. «Aus Sicht der Justiz war Uwe Behrendt der Mörder», erklärte das bayerische Innenministerium. Dass der Mord klar auf nationalsozialistischer Ideologie fusste, wollten die Richter allerdings nicht sehen. Und der mutmassliche «Einzeltäter» sei leider nicht mehr zur Verantwortung zu ziehen, da er im Libanon unter ungeklärten Umständen zu Tode gekommen ist. Der erste aus antisemitischen Motiven verübte Mord an einem Repräsentanten des deutschen Judentums und seiner Lebensgefährtin bleibt bis heute ungesühnt.

In seinem soeben erschienenen Buch «Das Oktoberfest-Attentat und der Doppelmord von Erlangen – Wie Rechtsterrorismus und Antisemitismus seit 1980 verdrängt werden» beschreibt der Journalist Ulrich Chaussy, wie beide Mordanschläge zusammenhängen, räumt mit der These von verwirrten Einzeltätern auf und analysiert, welche Rolle der organisierte Rechtsterrorismus dabei spielte.

Jim G. Tobias"