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El Hierro

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El Hierro
Escudo El Hierro vectorized.svg       Flag of El Hierro.svg
Karte und Lage der Insel
Lage von El Hierro auf den Kanaren
Karte
Basisdaten
Land: SpanienSpanien Spanien
Inselgruppe: Kanarische Inseln
Provinz: Provinz Santa Cruz de Tenerife
Geografische Lage: 27° 44′ N, 18° 3′ W27.733333333333-18.05Koordinaten: 27° 44′ N, 18° 3′ W
Fläche: 268,71 km²[1]
Einwohner: 10.892 (2009)
Bevölkerungsdichte: 40,53 Einw./km²
Hauptstadt: Valverde
Präsident der Inselregierung: Alpidio Armas González
parteilos
Webseite: Inselregierung

El Hierro [elˈjero] (vormals Ferro, auch Isla del Meridiano) ist die westlichste und kleinste der sieben großen Kanarischen Inseln im Atlantischen Ozean. Ihr Flächenanteil an der gesamten Landfläche aller Kanaren beträgt 3,59 Prozent. El Hierro ist 1.458 Kilometer vom spanischen Festland (Cádiz) entfernt, hat eine Fläche von 268,71 Quadratkilometern und 10.558 Einwohner (1. Januar 2007),[2] was einer Bevölkerungsdichte von 40,02 Einwohnern pro Quadratkilometer entspricht. El Hierro wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Seit Mitte 2013 wird die elektrische Energie der Insel vollständig durch Windenergie erzeugt.[3][4][5]

Verwaltung

El Hierro gehört zur spanischen Provinz Santa Cruz de Tenerife in der seit 1982 bestehenden Spanischen Autonomen Gemeinschaft Kanarische Inseln und damit seit 1986 zur EU. Die Hauptstadt der Insel ist Valverde, die Landessprache ist Spanisch.

El Hierro besitzt einen eigenen Inselrat, den cabildo insular, und ist seit dem 15. September 2007 in die drei Gemeinden Valverde, La Frontera und El Pinar mit jeweils eigenem Rathaus gegliedert. Sie unterstehen dem Dachverband der Gemeinden der Kanarischen Inseln Federación Canaria de Municipios (FECAM). Zwischen 1913 und 2007 war die Insel nur in die beiden Gemeinden Valverde und La Frontera gegliedert, bevor El Pinar aus Frontera ausgegliedert und selbstständig wurde. Präsident des Inselrates ist seit September 2011 der parteilose Alpidio Armas González.

Präsidenten der Inselverwaltung:

Nr. Name Beginn Ende Partei
1. Tomás Padrón Hernández 1979 1991 Agrupación Herreña Independiente (AHI) - Coalición Canaria (CC)
2. Venancio Acosta Padrón 1991 1991 AHI - CC
3. Inocencio Hernández González 1991 1995 Partido Socialista Obrero Español (PSOE)
4. Tomás Padrón Hernández 1995 2011 AHI - CC
5. Belén Allende Riera Mai 2011 September 2011 AHI - CC
6. Alpidio Armas González September 2011 bis heute parteilos

Geschichte

Antike

Die Kanaren scheinen schon in der Antike ein Begriff des Entfernten, Alltagsentrückten und Paradiesischen gewesen zu sein. Möglicherweise besuchten die Phönizier die Inseln. Mythen und Legenden gibt es viele, das tatsächliche Wissen ist eher dürftig. Die erste Spur findet sich beim griechischen Dichter Homer in seiner Odyssee etwa im 8. Jahrhundert v. Chr.

Erste Siedler

Wann die ersten Siedler ankamen, und woher sie kamen, lässt sich nicht eindeutig nachvollziehen. Sicher ist, je weiter nördlich der Kanaren sie mit seetüchtigen Booten starteten, desto wahrscheinlicher trafen sie mit der Meeresströmung auf El Hierro. Auf jeden Fall trafen neuzeitliche Eroberer auf den Inseln auf eine intakte steinzeitliche Kultur, die nach außen völlig abgeschlossen und sogar von Insel zu Insel verschieden war. Die letzte Phase der Steinzeit auf den Kanaren liegt also erst etwa 500 bis 600 Jahre zurück. Zahlreiche Concheros (in Cueva de Caracol/Ermita de la Virgen de los Reyes, El Julan, La Restinga, Los Llanillos, Los Santillos und Taibique) weisen auf eine frühe Besiedlung. Darauf verweisen auch die hier Tagoros, Tagoror, Tagoro oder Sabor genannten Steinkreise, die als Rats- und Versammlungsplätze der Altkanarier gelten.

Sprachwissenschaftler bestätigen allerdings die These, dass Siedler aus Nordwestafrika gekommen sein müssen. Es gibt Ähnlichkeiten mit Berbern aus Maghreb und Libyen. El Hierros Besiedlung fand erst nach dem 5. Jahrhundert v. Chr. statt. Den Herreños, die sich Bimbaches nannten, muss es schwergefallen sein, an den steilen Küsten an Land zu gehen. Aber noch schwieriger war es wohl, mit den einfachen Booten gegen die Strömung wieder von Land zu gehen. Verbindungen zu den Nachbarinseln müssen spärlich gewesen sein. Doch eine Legende besagt, dass eine Frau aus La Gomera den Herreños das Feuermachen beigebracht haben soll.

Namensherkunft

Der heutige Name Hierro hat nichts mit dem spanischen Wort für Eisen zu tun, das auf der Insel überhaupt nicht vorkommt. Vielmehr nannten die Ureinwohner ihre Insel Esero, oder Ero, was so viel wie stark, fest oder hart bedeutet, womit der riesige Felsblock im Meer anschaulich beschrieben wäre. Hero oder Hera wird aber auch mit Brunnen in Verbindung gebracht, vielleicht aus dem Grunde, dass es auf der Insel keine Quellen, wohl aber Brunnen gibt. Durch Eigentümlichkeiten der spanischen Sprache wurde das betonte e am Wortanfang zu [ĭɛ] diphthongiert und dieser Laut durch die Buchstabengruppe hie wiedergegeben, da ie am Wortanfang vor Einführung des Buchstabens j der heutigen Buchstabengruppe je entsprechend wie [xɛ] ausgesprochen worden wäre. Ferro ist eine hier falsche Übersetzung von Hierro ins Portugiesische und Italienische.

Eroberung

Der Leuchtturm Faro de Orchilla am ehemaligen Nullmeridian

Im 14. Jahrhundert schickte der portugiesische König Alfonso IV. eine Expedition los, welche die noch unerforschten Inseln erkunden sollte. Sie legten auch auf El Hierro an und brachten einen Bericht mit, in dem die Insel erstmals erwähnt wird. Die Lissabonner Seeleute landeten 1341 auf El Hierro. Der Kapitän Rodríguez Martín beschreibt begeistert das milde Klima und die Fruchtbarkeit der Insel.

1405 landete der Eroberer Jean de Béthencourt im Süden El Hierros in der Bahía de Naos. Er kam im Auftrag des kastilischen Königs Enrique III. und hatte zuvor schon Lanzarote und Fuerteventura erobert. An Gran Canaria und La Palma scheiterte er, La Gomera gelang ihm nur nach und nach, und Teneriffa steuerte Béthencourt erst gar nicht mehr an. Durch eine List beendete er auf El Hierro die friedliche Herrschaft des Bimbachen-Königs Armiche. Nach einer Überlieferung hatte Béthencourt den Bimbachen und Verwandten des Königs Augerón dabei, der bei einem früheren Piratenüberfall in Gefangenschaft geriet. Er sollte König Armiche überreden, mit Béthencourt einen Pakt zu schließen. Dafür würden die Bimbachen wie Verbündete behandelt. Zögerlich nahm König Armiche das Angebot an. Er kam mit allen Getreuen zum Felsenstrand in Naos. Statt sich zu verbünden, nahm Béthencourt jedoch alle sofort gefangen und legte sie in Ketten. So endete plötzlich das friedliche Leben der Ureinwohner auf El Hierro in Sklaverei. In das Leben der Frauen, Kinder und Alten der Getreuen des Königs Armiche brach nun Gewalt ein. Die Eroberer fielen über die Wilden her und nahmen sich alles, auch die einheimischen Frauen.

Die steinzeitliche Kultur verlor sich rasch unter dem Einfluss der neuen Siedler, die die Eroberer mitbrachten. Die restliche Urbevölkerung musste sich taufen lassen, viele Frauen wurden mit den neuen Herrschern verheiratet. Nach wenigen Jahrzehnten waren die Völker vermischt.

Ende des 15. Jahrhunderts wurde das frühere Bimbachen-Dorf Amoco im Nordosten der Insel als Santa María de Valverde zum Hauptort der Insel. Bis heute hat sich beispielsweise die traditionelle Art der Viehzucht kaum verändert. Die Abgeschiedenheit der kleinsten der sieben großen kanarischen Inseln verhinderte dramatische Entwicklungen.

Christoph Kolumbus

Auf seiner zweiten Reise steuerte Christoph Kolumbus nach La Gomera auch noch El Hierro an, um frisches Wasser und Nahrungsmittel zu laden. Er wollte auch noch auf günstigen Wind warten, der seine Flotte von 17 Schiffen schnell westwärts ziehen lassen sollte. Nach 19 Tagen auf El Hierro, am 3. Oktober 1493, blies sie dann endlich ein kräftiger Passat von der Bahía de Naos aus in die Neue Welt.

Emigration

Die verschiedenen Auswanderungswellen hatten ihre Gründe in politischen Krisen und Dürre- und Hungerjahren. Ziele waren unter anderem Kuba, Venezuela und Puerto Rico. Noch 1949/1950 stachen von El Hierro aus kaum seetaugliche Segelschiffe ohne Motoren zur Atlantiküberquerung in See. Einige kehrten auch wieder zurück.

Verbannungsinsel

Im 19. Jahrhundert wurde El Hierro für Madrid interessant. Unbequeme Politiker, Militärs und Freigeister verbannte man auf dieses Eiland. Die Inselbewohner profitierten auch davon, denn Leandro Pérez, aus politischen Gründen verbannt, war der erste Mediziner auf der Insel. Er wurde von der Bevölkerung geachtet.

Ehemaliger Nullmeridian

Ferro-Meridian und Greenwich-Längengrade

In der Antike galten die Kanarischen Inseln als das westliche Ende der Welt. Claudius Ptolemäus legte daher um 150 den durch die Kanaren verlaufenden Meridian als Nullmeridian fest. Später wurde diese Festlegung auf die westlichste Insel El Hierro präzisiert. Es entstand der Meridian von Ferro, nach dem sich die geographischen Koordinaten zahlreicher Navigations- und Landkarten vom 16. bis ins 19. Jahrhundert richteten. Erst als 1884 der Meridian von Greenwich als Nullmeridian international festgelegt worden war, begann seine Bedeutung zu schwinden.

Weg zur Neuzeit

Im Juli 1899 vernichtete ein Großbrand das Rathaus von Valverde und das darin befindliche Inselarchiv, das seit 1553 geführt worden war. Viele bedeutende Dokumente über die Geschichte der Insel gingen unwiederbringlich verloren. Etwa zu dieser Zeit brach eine Pockenepidemie aus, und lange Dürre folgte auf starke Regenfluten. 1912 entstanden die beiden Gemeinden Valverde und La Frontera. Jede Insel, so auch El Hierro, darf sich seitdem selbst verwalten. Es wurde das cabildo insular, die Inselregierung eingerichtet. Der Erste Weltkrieg ging an der Insel spurlos vorüber. Während der Zweiten Republik (1931–1936) wurden der Hafen ausgebaut, Straßen neu angelegt, die Wasserversorgung verbessert und Schulen erweitert. Auch der Zweite Weltkrieg brachte El Hierro wenig Unheil im Gegensatz zu den anderen Inseln. 1948 zwang erneut eine Dürre zur Auswanderung.

Zivile Raketenbasis und militärische Radaranlage

In den 1990er Jahren gab es Pläne der spanischen Regierung und der autonomen Regierung der Kanarischen Inseln, eine zivile Raketenbasis auf der Insel zu installieren. Die europäische Weltraumbehörde ESA in Madrid plante, etwa zwei Forschungssatelliten pro Jahr in den Weltraum zu senden, es soll jedoch auch Pläne für bis zu 15 Starts gegeben haben. Aus Sicherheitsgründen hätte man zum Startzeitpunkt sogar benachbarte Dörfer evakuieren müssen. All das hatte massive Proteste der Inselbewohner zur Folge. Sie wollten die einzigartige Natur und ihre Umwelt schützen. Im Februar 1997 lehnte ein Sonderausschuss des kanarischen Parlaments mit großer Zustimmung seiner Mitglieder das gesamte Vorhaben ab.

Ein weiteres Vorhaben, eine militärische Radarfrühwarnanlage auf dem Gipfel des Malpaso zur Flugzeugabwehr zu installieren, ist bis heute nicht entschieden. Die geografische Lage der Insel ist der Grund. Es gibt seit 1986 heftige Proteste in der Bevölkerung, als das spanische Verteidigungsministerium erstmals der Gemeindeverwaltung von La Frontera seine Pläne darlegte. Im Juni 2005 hat der damalige spanische Verteidigungsminister José Bono verkündet, er könne sich auch eine mobile, nicht fest installierte Anlage vorstellen, die auch für andere Zwecke geeignet sei. Von dem anfangs geplanten 70.000 Quadratmeter großen Grundstück würde man heute nur noch 3.500 Quadratmeter benötigen; aber eben auch neue Zufahrtswege. Diese würden den historischen Weg zur Kapelle der Inselheiligen und Schutzpatronin (Santuario de Nuestra Señora de los Reyes) kreuzen, was für die Herreños undenkbar und unhaltbar ist. Die Ablehnung der Inselbewohner bleibt ungebrochen. Auch auf anderen Inseln wie Teneriffa wird protestiert.

Geologie

Aufbau und Entstehung der Insel

Pahoehoe-Lava, El Lajal

El Hierro ist, wie alle Kanaren, vulkanischen Ursprungs. Die Insel ist mit etwa 1,12 Millionen Jahren die jüngste des Archipels. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kanarischen Inseln, die eine dreiphasige Entstehungsgeschichte haben, befindet sich El Hierro noch in der ersten dieser drei Phasen, der des Schildvulkans (siehe: Kanarische Inseln). Als das Magma den Meeresboden aufriss, taten sich Spalten in Form eines Ypsilons auf. Höhepunkt späterer Ausbrüche war etwa um 10.000 v. Chr., die jüngsten Eruptionen dauerten von 4000 v. Chr. bis ins erste Jahrtausend n. Chr. an und waren gegenüber den alten eher von bescheidenem Ausmaß. Entlang der Achsen des Ypsilons formte sich nach und nach die Insel. Die daher stammenden Lavamassen bedecken vor allem die Küstengebiete im Süden und Westen, aber teilweise auch im Norden. Sie flossen die alten Abhänge hinunter und vergrößerten die Fläche der Insel. Der einzige dokumentierte Ausbruch, begleitet von Erdbeben, war zuletzt 1793 der des Lomo Negro bei Playa Verodal.

Entstehung des Tales El Golfo

Das Tal El Golfo

Die heutige Form der Insel ist im Wesentlichen auf mehrere Bergsturzereignisse zurückzuführen, deren Schuttfächer im Meer rund um El Hierro nachweisbar sind. So stürzte im Südwesten die Flanke am El Julan vor etwa 160.000 Jahren ins Meer.

Auch das Tal El Golfo im Nordwesten der Insel zeigt die halbrunde Form eines Amphitheaters, das durch wahrscheinlich zwei Bergstürze bzw. Trümmerlawinen vor 130.000 und 15.000 Jahren entstanden ist. Das dort vorher stehende etwa 2000 m hohe Vulkangebäude, mit Zentrum im Bereich des heutigen Frontera, verlor ein sichtbares Volumen von 120 km3 sowie noch mal die gleiche Menge unterseeisches Material.[6]

Große Tsunamis mit Auswirkungen auf die gesamten Kanaren und darüber hinaus waren vermutlich die Folge dieser Bergsturzereignisse.

Während die steilen Abrisskanten noch das alte Gestein des Vorgängervulkans zeigen, wurde der Talboden mit Lava von jüngeren Schlackenkegeln (z. B. Tanganasoga, 1364 m) teilweise wieder aufgefüllt. Heute ist der Boden im Golfo-Tal fruchtbar und das Klima günstig für Kulturlandschaften.

Geologische Aktivitäten 2011/2012

La Restinga auf El Hierro

Seit dem 18. Juli 2011 kam es zu einer Häufung kleiner Erdbeben, sogenannten Schwarmbeben, die ihr Epizentrum anfangs am Tanganasoga im Tal El Golfo hatten, sich später aber weiter nach Süden vor die Küste verlagerten. Innerhalb der folgenden Monate wurden über 8.000 Beben bis zur Magnitude 3,8 auf der Richterskala registriert, die Mehrzahl war aber für die Menschen nicht spürbar. Die Beben kamen aus etwa zehn bis vierzehn Kilometern Tiefe.[7] Die Mitte der Insel hat sich mittlerweile um etwa 3,5 Zentimeter gehoben,[8] außerdem tritt verstärkt Kohlenstoffdioxid (CO2) aus.[9]

Nachdem am 8. Oktober 2011 mit einer Magnitude von 4,3 das bis dahin stärkste Beben auftrat, veränderten sich die Beben am 10. Oktober zu einem fortlaufenden vulkanischen Tremor. Dies und andere Daten führten zu dem Schluss, dass eine unterseeische Eruption fünf bis sieben Kilometer vor der Südküste El Hierros in etwa einem Kilometer Tiefe stattfand.[10] Am 11. Oktober wurde die Ortschaft La Restinga, die an der Südspitze der Insel direkt am Meer liegt, evakuiert und die Alarmstufe Rot für dieses Gebiet ausgewiesen.

Am 12. Oktober 2011 zeigten sich zwei neue Ausbruchsstellen etwa 2,5 Kilometer vor der Küste in 500 bzw. 750 Metern Tiefe.[11] Verfärbung des Wassers, Gasblasen und dampfende Lava-Fragmente an der Wasseroberfläche zeigten ab 15. Oktober an, dass sich die Tiefe des Ausbruchs auf 150 Meter verringert hatte.[12]

Zu Beginn des Jahres 2012 dauerte die submarine Eruption vor La Restinga, unter zeitweiliger Hochschwemmung von Lava-Fragmenten, Dampferscheinungen und Meeresverfärbung, weiterhin an.[13] Im Juni 2012 wurden erneut hunderte von schwächeren Beben registriert, die ihren Ursprung meist in rund 15 Kilometern Tiefe, und diesmal in der Nähe der Westküste der Inselgemeinde El Pinar hatten.[14]

Die Spalteneruption könnte bei anhaltender Aktivität zur Bildung einer neuen Insel führen, ähnlich wie das 1963 bei der neuen Insel Surtsey vor Island geschah.[15]

Landschaftsformen

Punta Lajas del Lance

Im Gegensatz zu den Nachbarinseln ist El Hierro, außer im Nordosten, kaum von Schluchten (Barrancos) zergliedert. Quer über die Insel zieht sich die Cumbre, die bewaldete Gipfelregion der Vulkanberge. Grob kann man die drei Landschaftsformen der weiten Hochebene im Nordosten, des El-Golfo-Tales im Nordwesten und der abfallenden Fläche El Juláns im Südwesten feststellen. Es gibt große Gegensätze: Einerseits ist El Hierro im Verhältnis zur Grundfläche sehr hoch (bis 1.500 m ü. d. M.) und weist daher zu 90 Prozent (mehr als 100 km) der Küstenlinie steile Klippen auf, andererseits hat sie ein sanfthügeliges, fruchtbares Hochland, das im kanarischen Archipel einzigartig ist. Es wird landwirtschaftlich intensiv genutzt.

Flache Küstengebiete gibt es, bis auf das Golftal, nicht. El Hierro bietet trotz der geringen Größe eine beträchtliche landschaftliche Vielfalt, wie beispielsweise karge Lavawüste, Nebelwald, Kiefernwälder, Obsthaine, grünes Weideland bis hin zu Ananas- und Bananenplantagen. Im Süden befindet sich die Cueva de Don Justo, die größte Höhle der Insel. Sie besteht aus einem weit verzweigten System von Lavatunneln. Diese entstehen, wenn die Außenhaut der Lava bereits erkaltet und stehen bleibt, im Innern die Lava jedoch weiter fließt. Es gibt auf El Hierro auch viele vulkanische Höhlen, die durch Gasblasen entstanden sind. Einige dienten bereits den Guanchen als Unterkunft oder Grabstätte.

Die Hochebene

Auf der ehemals stark bewaldeten Hochebene sind durch Abholzung, Waldbrände, Erosion und Weidewirtschaft viele kahle Flächen entstanden. Andererseits ist durch Bewässerung auch Grün geschaffen worden, wie Obstplantagen und Äcker. Es gibt keinen größeren Bach auf der Insel. Nur aus ein paar spärlichen Quellen rinnt das Niederschlagswasser aus den Felsen.

Der Südwesten

Im Südwesten, bei 'El Julán' und den Hochweiden von Dehesa, zieht sich eine große Fläche mit einem Gefälle bis 45 Prozent von der 1400 Meter hohen Cumbre bis auf 100 Höhenmeter hinab. Der Rest ist Steilküste. Auf den unteren Teil der Fläche brennt die Sonne auf vegetationslosen Fels. Im äußersten Westen war einst ein ausgedehnter Wacholderwald, von dem nur wenige alte Exemplare der Sabinas dem Wind trotzen.

Klima

Satellitenbild, erkennbar die Passatwolken nördlich der Gebirgskette

Vor allem der Passat bestimmt das Wetter. Ihm und dem Kanarenstrom, einer kühlen Nebenströmung des Golfstroms, die sich bei den Azoren von ihm trennt, ist es zu verdanken, dass El Hierro kein arides Klima wie die Sahara auf gleicher nördlicher Breite hat. Die Meerestemperatur von 18 °C im Winter und knapp über 20 °C im Sommer mäßigt das Klima an den Küsten. Der Nordostpassat ist das Produkt der durch die intensive Sonnenbestrahlung des Äquatorgürtels (10°S bis 10°N) dort entstehenden Tiefdruckrinne. Diese wiederum resultiert aus den bis zur Tropopause aufsteigenden erwärmten Luftmassen, die dann auf der Nordhalbkugel nordwärts strömen, wobei sie sich höhenbedingt abkühlen und infolgedessen auf etwa der geographischen Breite von 20° bis 30°N absinken (subtropischer Hochdruckgürtel), und aus diesem heraus am Boden wieder nach Süden zurück zur äquatorialen Tiefdruckrinne strömen. Durch die Reibung an der Erdoberfläche erfahren diese Luftmassen eine Ablenkung nach Westen, daher der Nordostpassat. Von dort kommend hat der meeresfeuchte Luftstrom El Hierros Berge zu überwinden und regnet daher gern auf der Nordostseite der Insel ab. Auf der Südwestseite der Insel kommen die Wolken nicht mehr an, da sie sich abgeregnet oder verflüchtigt haben. Über der Landmasse wärmt sich die Luft nämlich auf, weshalb der Südwesten sehr trocken und heiß ist.

Im Sommer liegt die Temperatur im Norden an der Küste bei 26 °C, im Süden dagegen bei 30 °C; in Valverde auf 600 m ü. d. M. im Sommer nur bei 18 °C. Im Winter ist es im Norden an der Küste etwa 20 °C kühl, im Süden etwa 1,5 °C wärmer. In Valverde erreichen die Temperaturen dagegen nur 11,5 °C im Winter. Angegeben sind immer Durchschnittswerte. Niederschläge fallen in Valverde im Winter 80 mm im Monat, im Süden nur 25 mm. Im Sommer ist im Süden meist kein Niederschlag zu verzeichnen, in Valverde aber sind immer noch 5 mm im Monat möglich.

El Hierro
Klimadiagramm
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für El Hierro
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 20,5 20,5 20,8 21,1 22,0 23,5 24,5 25,7 26,2 25,2 23,2 21,8 Ø 22,9
Min. Temperatur (°C) 15,5 15,0 15,1 15,4 16,2 17,6 18,6 19,5 20,1 19,1 17,8 16,5 Ø 17,2
Niederschlag (mm) 27 40 23 15 2 0 0 0 2 11 35 26 Σ 181
Sonnenstunden (h/d) 4,2 5,2 5,7 5,9 7,0 7,3 6,9 7,1 6,5 6,1 4,9 4,3 Ø 5,9
Regentage (d) 3 2 2 2 0 0 0 0 0 3 3 4 Σ 19
Wassertemperatur (°C) 19 18 18 18 19 20 21 22 23 23 22 20 Ø 20,3
Luftfeuchtigkeit (%) 74 74 73 72 73 73 75 77 76 75 74 73 Ø 74,1
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Flora

El Hierro liegt zwar auch im Einfluss des Nordostpassats, trotzdem ist die Vegetation nicht so üppig wie auf den grünen Nachbarinseln La Palma, Teneriffa oder La Gomera. Der Grund liegt darin, dass weite Teile der Insel mit noch jüngerer Lava bedeckt sind, und dass auf großflächige Rodung der einst dichten Wälder die Erosion folgte. Aber es gibt trotzdem noch eine große Artenvielfalt und einige Endemiten. Gute Beispiele sind die lebenden Fossilien wie der Kanarische Drachenbaum und einige Farne. Versteinerte Funde weisen darauf hin, dass diese Pflanzen die Nachkommen einer Art aus dem Mittelmeerraum sind, die vor etwa einer Million Jahren dort existierten. Dort sind sie im Quartär, zur letzten Eiszeit ausgestorben, doch im gleich bleibenden atlantischen Klima konnten sie fortbestehen. Andere Pflanzenarten haben auch heute Verwandte im Mittelmeerraum oder auch auf dem Festland in Europa, durch die Isolation der Inseln haben sie sich aber ganz anders entwickelt. Auf El Hierro leben etwa 150 Kanarenendemiten, von denen elf Arten nur auf El Hierro vorkommen. Es handelt sich dabei um Arten von Dickblattgewächsen, Flechten, Disteln und Natternkopf, die meist in den vielen Felsspalten wachsen.

Entscheidend für das Vorkommen der Pflanzenarten ist die Höhenlage. Da gibt es die trockene Küste bis etwa 400 m ü. d. M., darüber bis etwa 800 Meter die halbfeuchte Zone, und schließlich bis zum Gipfel auf 1500 Metern das nebelfeuchte Gebiet.

Trockene Küstengebiete

An den trockenen Küsten leben die Pflanzen fast nur vom nächtlichen Tau, deshalb gedeihen hier die Sukkulenten, die wasserspeichernden Arten. Dazu gehören auch die weit verbreiteten Wolfsmilchgewächse (kanarisch: tabaiba). Der milchige Saft der Balsam-Wolfsmilch (Euphorbia balsamifera, auch tabaiba dulce) diente in eingedickter Form einst den Hirten als durstlöschender Kaugummi. Dagegen diente der Saft der Säuleneuphorbie oder Kandelaberwolfsmilch (Euphorbia canariensis, spanisch: cardón) den Guanchen als chemische Keule beim Fischfang. Sie wächst auf El Hierro hauptsächlich an den Steilwänden von Las Playas, daher auch der Name der südlichen Gegend des Ortes: Los Cardones. Ebenfalls in der Trockenzone der Küsten ist der Mondampferstrauch (Rumex lunaria) zu finden. Er schmeckt besonders den Ziegen gut. Häufig anzutreffen ist auch der würzig duftende Kanarische Beifuß (Artemisia thuscula), der dichte und niedrige Büsche bildet. In salziger Luft direkt am Meer gedeihen der Kammförmige Strandflieder (Limonium pectinatum) und die Sodapflanze (Mesembryanthenum crystallinum), auch Mittagsblume oder Eiskraut genannt. Diese wandelt das Salz aus der Luft in Soda um, weshalb sie auf den größeren Inseln im 19. Jahrhundert zur Seifenherstellung nach Europa exportiert wurde.

Halbfeuchte Zone

Die Sabina: windgebeugter Wacholderbaum
El Sabinar

In dieser Zone, die etwa bei 200 bis 400 m ü. d. M. beginnt, siedeln sich ebenfalls Sukkulente an. Neben verschiedenen Dickblattgewächsen wie Aichryson gedeihen hier auch Kakteen und Agaven. Die Endemiten der Gattung Aeonium auf El Hierro sind Aeonium hierrense und Aeonium valverdense. In dieser Zone gedeihen auch die fiederblättrige Gänsedistel (endemischer Vertreter: Sonchus hierrensis) und die nach Thymian duftenden kleinen Sträucher der Bergminze (Micromeria hyssopifolia), eine Verwandte des Bohnenkrauts. Auch unter den violett oder blau blühenden Natternkopfarten (Echium) gibt es einen Inselendemiten: Echium hierrensis. Wie Kletten hängt der Samen des Behaarten Zweizahns (Bidens pilosa) an des Wanderers Hosenbeinen. Die Einheimischen nennen ihn amor seco (trockene Liebe). Durch Einwanderer aus Mittel- und Südamerika mitgebracht, gedeihen Opuntia ficus-indica, der Baumtabak (Nicotiana glauca) und die Sisal-Agave (Agave sisalana) auf der Insel prächtig. Schon im 16. Jahrhundert wurden aus Mexiko Opuntien mitgebracht. Sie bedeckten große Flächen der Insel, da sie zur Farbstoffgewinnung aus Cochenille wirtschaftlich sehr wertvoll waren. Die Früchte der Opuntien benutzt der Herreño manchmal als Viehfutter. In der halbfeuchten so genannten Montanstufe wächst neben dem Drachenbaum und der Kanarischen Dattelpalme (Phoenix canariensis) auch das Wahrzeichen der Insel: der Kanaren-Wacholder (Juniperus cedrus). Man findet sie als unscheinbaren Busch oder im äußersten Westen El Hierros als mehrere hundert Jahre alte, vom ständigen Wind bizarr geformte Bäume. Es handelt sich dabei nur um die Reste eines ausgedehnten Sabina-Waldes.

Nebelfeuchte Zone

An der Grenze zum Nebelwald: Kapelle „Virgen de la Caridad“, El Hierro

Hier, auf einer Höhe von 800 bis 1.500 m ü. d. M., befindet sich El Hierros immergrüner Feuchtwald, der Monteverde, mit Feuchtigkeit liebenden Pflanzen wie den Lorbeerbäumen. Auf den Nachbarinseln La Palma und La Gomera existieren die größten zusammenhängenden Wälder dieser Bäume überhaupt. Auf El Hierro gibt es nur noch kleinere Anhäufungen, teilweise mit Kiefern vermischt. Dort wächst auch der Stinklorbeer (Ocotea foetens). In Lichtungen gedeihen der weiß blühende Mocán (Visnea mocanera) sowie die zu den Ölbaumgewächsen gehörende Picconie (Picconia excelsa) und der Kanarische Erdbeerbaum (Arbutus canariensis). Früher bildeten diese drei Baumarten auf El Hierro ganze Wälder. Vereinzelt ist auch der bis zu 25 Meter hohe Kanaren-Wacholder (Juniperus cedrus) anzutreffen. Überwiegend besteht der Nebelwald auf El Hierro, vermischt mit Lorbeer und ein paar Kiefern, aus Baumheide (Erica arborea) und Gagelbaum (Myrica faya). Diesen Wald bezeichnet man auch als Fayal-Brezal-Wald. Im urzeitlichen Dschungel wachsen auch Farne. Der Wurzelnde Kettenfarn (Woodwardia radicans) hat bis zu drei Meter lange Wedel. Außerdem lebt hier der Frauenhaarfarn (Adiantum capillus-veneris), der Adlerfarn (Pteridium aquilinum) und der Kanaren-Wurmfarn (Dryopteris oligodonta). Aus den Wurzeln des Adlerfarns konnten die Bimbaches Mehl herstellen, den Vorläufer von Gofio. Weitere Pflanzen in dieser Zone sind der bis zu zwei Meter hohe Kanarische Johanniskraut-Strauch, der Asphaltklee (Psoralea bituminosa), der ginsterähnliche codeso (Adenocarpus foliolosus) und der Sprossende Zwergginster (Chamaecytisus proliferus). Es gibt außerdem den bis zu 40 Meter hohen, aus Australien eingeführten Eukalyptusbaum (Eucalyptus globulus). Er entzieht dem Boden verhältnismäßig viel Wasser und kann deshalb anderen Pflanzen in der Umgebung Schaden zufügen. Deshalb baut man ihn heute nicht mehr an.

Im Inneren der Insel, nördlich von San Andrés auf etwa 1.000 m ü. d. M., findet sich ein weiteres Wahrzeichen der Insel, der Garoé (arbol santo), der heilige Baum der Ureinwohner. Er, es handelt sich um den schon erwähnten Stinklorbeer, ist 1957 neu gepflanzt worden. Den heiligen Ur-Baum – er war ein Exemplar des Tilo-Lorbeerbaumes – soll 1610 ein Sturm gefällt haben. Ein kleines Informationszentrum informiert über Geschichte und Bedeutung dieses Baumes, der von den Ureinwohnern als Wasserspender genutzt und verehrt wurde. Die Aufnahme des heiligen Baumes in das Wappen der Insel illustriert seine historische Bedeutung – siehe Kopf dieses Artikels.

Fauna

Reptilien

Kleine Kanareneidechse (Gallotia caesaris)
El-Hierro-Rieseneidechse (Gallotia simonyi)

Neben verschiedenen Froscharten sind auf El Hierro vor allem Echsen häufig, wie der endemische Gestreifte Kanarengecko (Tarentola boettgeri). Die häufigste Art der Eidechsen (lagartos) ist die Kleine Kanareneidechse (Gallotia caesaris) mit bis zu 35 cm Länge. Oft sieht man auch den blindschleichenähnlichen Kanarenskink (Chalcides viridanus) mit Stummelbeinchen, weshalb er auch schon mal für eine Schlange gehalten wird. Auf den Kanaren gibt es jedoch keine Schlangenart. In den Küstengewässern lebt noch die Meeresschildkröte (Caretta), das größte Reptil des Archipels.

Lagarto gigante

El Hierro ist bekannt für eine große urzeitliche Eidechsenart, die El-Hierro-Rieseneidechse (Gallotia simonyi), oder spanisch: Lagarto gigante. Außer dem Menschen, der sie begann zu jagen und zu verspeisen, hatten sie keine Feinde. Zur Zeit der spanischen Eroberung im 15. Jahrhundert ging der Bestand wegen der Kultivierung vieler Landstriche dramatisch zurück. Auch Schafe und Ziegen machten den Echsen das Futter streitig. Sie überlebten nur auf dem Roque Chico de Salmor, dem kleineren der vorgelagerten Felseninseln im nördlichen El-Golfo-Tal (auf Deutsch dem kleinen Salmor Felsen), auf dem sie zum Ende des 18. Jahrhunderts erneut entdeckt wurden. In einer wissenschaftlichen Abhandlung aus dem Jahre 1889 wurde den Echsen der Beiname simonyi gegeben, nach dem Geologen und Kanarenforscher Oscar Simonyi. Die wenigen entdeckten Echsen wurden dann erneut gefangen und ausgestopft weiterverkauft, so dass sie auch hier wieder als ausgestorben galten. Aber in den 1970er Jahren entdeckte ein Ziegenhirte durch Zufall in der Steilwand Fuga de Gorreta einige Exemplare großer Echsen. Man glaubte, Überlebende hätten sich dorthin flüchten können, doch es war nur eine Unterart des Lagarto gigante. Man nennt sie Gallotia simonyi machadori. Diese kleine Population steht seit 1975 unter Naturschutz. Seit 1996 können einige im Lagartario im Museumsdorf Guinea bestaunt werden. Der Lagarto gigante wird bis zu 75 cm lang, hat einen anthrazitfarbenen Schuppenpanzer mit hellem Muster, und eine kräftige, gedrungene Gestalt. Er hat einen langen dünnen Schwanz, lange Zehen und ernährt sich von Pflanzen und Insekten. Paarungszeit ist im Mai, einen Monat später werden bis zu zwölf Eier gelegt, aus denen acht Wochen später Junge schlüpfen. Im Jahre 2007 wurden 60 Jungtiere geboren, damit sind in diesem Jahr insgesamt rund 200 Exemplare erfasst. Man weiß nicht, wie alt die Echsen werden, denn keine im Lagartario ist über 37 Jahre alt (Stand 2007). Die Inselregierung hat Ende 2007 den Bau eines neuen Terrariums beschlossen. Das etwa eine Million Euro teure Projekt wird zu einem Drittel von El Hierro und zu zwei Dritteln von der Kanarischen Regierung finanziert. Der erste Bauabschnitt, welcher mit Kosten von 300.000 € angegeben ist, wurde im Jahr 2012 fertiggestellt. Es handelt sich dabei um die insgesamt 22 Becken des Freigeheges mit Umzäunung und einem Container für das Personal bzw. die Überwachung der Anlage.

Vögel

Einige Vogelarten sind auf El Hierro mit speziellen Unterarten vertreten wie z. B. der Buchfink (Fringilla coelebs ombriosa) und die Afrikanische Blaumeise (Cyanistes teneriffae ombriosus, "Hierroblaumeise"). Außerdem gibt es den Kanarengirlitz (Serinus canarius), der mit seinen gezüchteten gelben Genossen in Europas Käfigen, den Kanarienvögeln, in Sachen Gesang und Farbe nicht mithalten kann. Schön singen kann allerdings die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla heineken). Ansonsten gibt es auf El Hierro Sperlinge, Amseln, Rotkehlchen, Zaunkönige, Stieglitze und den Wiedehopf. Weiterhin häufig ist der Kanarenzilpzalp (Phylloscopus canariensis) und der Kanarenpieper (Anthus berthelothii), auch Wegläufer genannt.

Auch einige Krähenarten und Kolkraben (Corvus corax) fühlen sich neben Turteltauben und Kanarischer Felsentaube (Columba livia canariensis) wohl. Vom Aussterben bedrohte Fischadler nisten an einigen Steilküsten. Dort gibt es auch Falken, Sperber, den Rotmilan und eine kanarenendemische Unterart des Mäusebussards (Buteo buteo insularum). Dazu kommen die Kanarischen Waldohreulen (Asio otus canariensis) und die Schleiereulen (Tyto alba gracilirostris). Felsenhühner und Wachteln gibt es auf der Insel reichlich. Nicht zu vergessen die Mittelmeermöwe, die nicht nur an den Küsten, sondern auch häufig auf den Weideflächen der Nisdafe-Hochebene anzutreffen ist.

Insekten

Es gibt etwa 5000 Insektenarten auf der Insel, darunter zahlreiche Schmetterlinge, wie der große Monarchfalter (Danaus plexippus), der kanarenendemische Admiral (Vanessa vulcania) und der für diese Insel endemische Samtfalter Hipparchia bacchus. Zudem gibt es einige Nachtfalter. Haustiere unter den Insekten sind die vom Menschen eingeführten Bienen. Ihre Verwandten, die Hummeln, sind endemisch und haben hier ein weißes Hinterteil. Der Marienkäfer ist auf El Hierro etwas größer und heißt San Antonio. Nicht selten begegnet man auch Libellen. Erwähnenswert, aber lästig können große und kleine Heuschrecken werden. Aus Afrika kamen noch in den 1950ern gefräßige Schwärme, die heute kaum eine Bedrohung darstellen, da sie schon auf dem Meer mit Insektiziden traktiert werden.

Verkehr

Flughafen El Hierro im äußersten Osten der Insel

Mit seinem Inselflughafen ist El Hierro durch Flugverbindungen der Fluggesellschaften Binter Canarias und Islas Líneas Aéreas mit den Nachbarinseln Gran Canaria, La Palma (Flughafen Santa Cruz de La Palma) und Teneriffa (Flughafen Teneriffa Nord) verbunden.

Seit Anfang der 1990er Jahre gibt es regelmäßige Fährverbindungen. Die staatliche Linie Trasmediterránea verkehrt einmal wöchentlich vom Hafen Puerto de la Estaca unweit von Valverde nach Teneriffa und von dort weiter nach Cádiz auf dem spanischen Festland. Die Verbindung El Hierro–Teneriffa (Santa Cruz de Tenerife) wird dreimal wöchentlich durch Naviera Armas bedient. Der norwegische Reeder Fred. Olsen Express bedient die Strecke El Hierro–Teneriffa (Los Cristianos) alle zwei Tage mit einer Schnellfähre in zwei Stunden. Noch 1960 war El Hierros Hafen Puerto de la Estaca die einzige Verbindung zur übrigen Welt. Bis dahin legte nur einmal wöchentlich ein Postschiff hier an. Der Name des Inselhafens hat seinen Ursprung in der Zeit, als Segelboote an einer am Fels befestigten Eisenstange, der estaca, vertäut werden mussten. Größere Schiffe mussten noch auf dem Meer ankern, da die Mole für die Einfahrt zu kurz war. Kleine Boote brachten die Fracht dann an Land.

Flug- und Fährhafen sind auf El Hierro per Linienbus oder Taxi bequem erreichbar. Heute sind die wichtigsten Straßen der Insel gut ausgebaut, so dass fast jeder Ort unproblematisch erreichbar ist. So wurde beispielsweise am 25. August 2003 der knapp drei Kilometer lange Straßentunnel zwischen Mocanal nahe der Hauptstadt Valverde und dem Tal El Golfo eröffnet, so dass sich dieser Weg erheblich verkürzt hat.

Energieversorgung

Erste von fünf Windkraftanlagen mit je 2,5 MW Leistung

Die elektrische Energie von El Hierro stammt seit 2013 aus einem Windwasserkraftwerk, das aus fünf Windkraftanlagen vom Typ E-70 und einem Pumpspeicherkraftwerk besteht, welches Wasser bei Energieüberschuss in einen hochgelegenen ehemaligen Vulkankrater pumpt und bei Flaute dieses Wasser mittels Wasserturbinen zur Energieerzeugung in ein künstliches Becken etwa auf Meereshöhe herabströmen lässt.[16][5] Mit ebendieser Energie werden auch die Meerwasserentsalzungsanlagen betrieben.[17]

Tourismus

Blick vom Mirador de Las Playas zur Punta de La Bonanza
Abendstimmung über El Lajal

Die umständliche Erreichbarkeit und das weitgehende Fehlen klassischer Strände tragen dazu bei, die Insel für pauschale Familienurlaube wenig attraktiv zu machen. 1984 wurde das Patronato de Turismo in Valverde von der Inselregierung eingerichtet. Es berät und informiert die Urlaubsgäste, wirbt für El Hierro und kümmert sich um touristische Einrichtungen. Seit 1996 haben Fernsehspots im spanischen Fernsehen mit der Isla de la tranquila diferencia, der ruhigen Alternative geworben. Qualität soll vor Quantität gehen. Für den Individualurlauber ist sie mit ihren vielen verschiedenen Landschaftsbildern ein reizvolles Ziel.

Ein einziger Sandstrand von einigen 100 Metern Länge (Playa del Verodal) befindet sich an der Westküste. Wegen einer meist sehr ausgeprägten Brandung ist er jedoch nur geübten Schwimmern zu empfehlen. Seit 2011 ist dieser Meereszugang jedoch wegen Steinschlaggefahr für den öffentlichen Zugang gesperrt.[18] Im Golfo-Tal, an der Nordwestseite der Insel, gibt es einige durch kleine Mauern gegen die Brandung geschützte Meeresschwimmbecken (La Maceta oder Los Sargos). Ebenfalls zum Baden geeignet ist der kleine Sandstrand im Hafen von La Restinga, der durch die Mole in geschützter Lage ganzjährig benutzbar ist. Eine auch bei den Herreños beliebte Badestelle ist das Tacoron, etwa fünf Kilometer nordwestlich von La Restinga. Sauberes Wasser und eine artenreiche Meeres-Fauna machen das Schnorcheln lohnend. Oberhalb der Badestelle gibt es schattige Grillplätze. Das Mar de las Calmas genannte Meeresgebiet an der Südwestküste der Insel ist ein bekanntes Tauchgebiet. Etwas abgelegen ist die Bucht Playa de la Arena auf der Ostseite der Insel.

Des Weiteren gibt es mehrere Aussichtspunkte (Miradores), die an besonders exponierten Stellen und meist gepflegt ausgestaltet sind. Beispiele: Mirador de Las Playas am Ostrand der Insel über der Bucht von Las Playas, Mirador de la Peña mit dem vom lanzarotenischen Künstler César Manrique entworfenen Restaurant und einem weiten Blick auf die Bucht von El Golfo.

Als touristische Attraktion gilt das kleinste Hotel der Welt in Las Puntas. Seinen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde verlor das Hotel Punta Grande aber wieder an ein anderes Hotel. Die Felsgravuren Los Letreros sind geschichtlich interessant.

Kultur

Kirche der „Virgen de los Reyes“

Seit 1741 ehren die Insulaner alle vier Jahre im Juli ihre Inselheilige und Schutzpatronin Nuestra Señora de los Reyes, die Jungfrau der Heiligen drei Könige. Dazu findet als Höhepunkt einer vierwöchigen Fiesta, begleitet von Messen, Feuerwerk, Folklore, Konzerten und Lucha Canarias, die Bajada de la Virgen de los Reyes statt. Bei dieser in den frühen Morgenstunden beginnenden Prozession wird die Marienfigur auf einer Sänfte 28 Kilometer weit, von West nach Ost, über die Insel getragen. Der Weg, der Camino de la Virgen, führt von der aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammenden Kapelle Santuario de Nuestra Señora de los Reyes auf der Dehesa-Hochebene über einige Berge, wie auch den 1.500 Meter hohen Inselgipfel Malpaso, hinab nach Valverde zur Kirche Nuestra Señora de la Concepción, deshalb auch der Name bajada (span.: Abstieg). Dazu klingt im 3/4-Rhythmus großer, mit Ziegenfell bespannter Trommeln die immer gleichen Melodien der pitos (einfacher Querflöten aus PVC oder Aluminium) zum Baille de la Virgen, vorab begleitet von tanzenden bailarines, den Tänzerinnen und Tänzern. So gelangt die Prozession mit der Marienfigur am Ende in der einbrechenden Nacht zur Kapelle. Es ist Brauch, dass, sobald das Bildnis nach den wenigen Pausen weitergetragen wird, den gesamten Weg getanzt wird. Zu dieser Fiesta kommen auch Besucher der umliegenden Inseln und ausgewanderte Herreños aus Übersee, wobei meist alle Unterkünfte auf El Hierro ausgebucht sind.

Eine weitere Veranstaltung mit zeitgenössischen Inhalten ist das von der UNESCO empfohlene Bimbache openART Festival (ursprünglich Bimbache Jazz y Raíces Festival), das sich als Erweiterung der Nachhaltigkeitsprojekte der Inselregierung versteht. Zu diesem jährlich im Juli stattfindenden Festival der multikulturellen und interdisziplinären Begegnung werden Künstler aus aller Welt und aus den verschiedensten Traditionen und Genres zu Kollaborationen mit einheimischen Künstlern eingeladen. Im Gegensatz zum üblichen Festivalmodell werden grundsätzlich nur Werke aufgeführt, die die teilnehmenden Künstler in der den Konzerten vorangehenden Projektwoche zusammen erarbeiten. Weiterhin dienen die während des Festivals kreierten Werke als Ausgangsmaterial für internationale Tourneen.

Literatur

  • Harald Braem: Auf den Spuren der Ureinwohner. Ein archäologischer Reiseführer für die Kanaren. Zech Verlag, Santa Úrsula 2009, ISBN 978-84-934857-3-3.
  • Sabine Keller: El Hierro. Erholen und wandern auf der kleinsten Kanaren-Insel. 4. aktualisierte und neu überarbeitete Auflage. Peter Meyer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-89859-147-8. (Reiseführer)
  • Richard Pott, Joachim Hüppe, Wolfredo Wildpret de la Torre: Die Kanarischen Inseln. Natur- und Kulturlandschaften. Ulmer Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3284-2.
  • Kaj Hoernle, Juan-Carlos Carracedo: Canary Islands geology. In: Rosemary D. Gillespie, David A. Clague (Hrsg.): Encyclopedia of Islands. University of California Press, Berkeley, California, USA 2009, ISBN 978-0-520-25649-1, S. 133–143, S. 136, (PDF, 8 MB
  • Juan Carlos Carracedo, Simon Day: Canary Islands. Classic Geology in Europe 4. Terra, Harpenden 2002, ISBN 1-903544-07-6, S. 239–276.

Weblinks

Fotos und Videos

 Commons: El Hierro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Inselverwaltung

Zu Fauna und Flora

Geologie

Wissenschaftliche Beiträge

Andere

Einzelnachweise

  1. Instituto Canario de Estadística[1]
  2. Instituto Canario de Estadística[2]
  3. El Hierro será la primera isla en usar sólo energías renovables, spanisch
  4. Página web de Gorona del Viento, S.A., la sociedad anónima desarrollando la promoción de un proyecto denominado “Central Hidroeólica de la Isla de El Hierro”, spanisch
  5. 5,0 5,1 GEO: El Hierro wird Ökomodell, August 2013
  6. Carracedo 2002 (siehe Literatur)
  7. Institut für Geologie: Erdbebenberichte (spanisch)
  8. Bericht des IGN vom 30. September 2011 (spanisch)
  9. El Hierro, Wochenbericht im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
  10. Kanarischen Regierung vom 10. Oktober (spanisch)
  11. Kanarischen Regierung vom 12. Oktober (spanisch)
  12. Kanarischen Regierung vom 15. Oktober (spanisch)
  13. Global Volcanism Programm, Wochenberichte
  14. Spiegel online vom 27. Juni 2012: Kanaren-Vulkan ist wieder erwacht
  15. Kanarischen Regierung vom 15. Oktober (spanisch)
  16. Cabildo El Hierro: El Hierro será la primera isla del mundo que se abastecerá al 100 % con energías renovables (PDF; 3,7 MB), spanisch
  17. Estaciones desaladoras de agua de mar (PDF; 67 kB), spanisch
  18. La Frontera cierra la playa del Verodal Artikel in Canarias7
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Dieser Artikel wurde am 21. März 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen.
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