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Evyatar Friesel

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Evyatar Friesel

Evyatar Friesel (hebräisch: אביתר פריזל, geboren als Siegfried Friesel 1930 in Deutschland) ist ein israelischer Historiker und emeritierter Professor der Hebrew University in Jerusalem. Er forscht zu den Themen Antisemitismus und Zionismus und zu allgemeiner jüdischer Geschichte.

Leben

Friesel wuchs als Kind aus Galizien eingewanderter Juden in Sachsen auf. In der Familie wurde jiddisch gesprochen. Die Eltern wollten, dass der Junge ein „deutscher Jude“ würde und nannten ihn darum Siegfried. Im Alter von fünf Jahren sah Friesel Adolf Hitler bei einer Massenveranstaltung in Nürnberg. In der Pogromnacht 1938 sah er mit acht Jahren, wie die Deutschen die Synagoge in Chemnitz anzündeten und Steine in die Fensterscheiben des Familiengeschäfts warfen. Im März 1939 konnte die Familie nach Brasilien emigrieren und so dem Holocaust entkommen. In Brasilien verdiente Friesel sein erstes Geld als Zeitungsreporter und bereitete sich parallel als Mitglied der sozialistisch-zionistischen Jugendorganisation Dror auf die Einwanderung in den 1948 gegründeten Staat Israel vor, die er 1953 verwirklichte.

In Israel angekommen nahm er den Namen Evyatar an, gewöhnte sich nach eigenem Bekunden aber nie ganz daran: „Der neue Name klingt mir immer noch künstlich. Meine engeren Bekannten nennen mich auch heute Sigi.“ In Israel arbeitete Friesel als Landarbeiter in einem Kibbutz und als Journalist und erlernte die hebräische Sprache, um dann einzelne Kurse an der 1918 gegründeten Hebräischen Universität in Jerusalem zu belegen und später systematischer Geschichte zu studieren. [1]

Sein Geschichtsstudium schloss Friesel 1962 mit dem Master ab. 1970 wurde er ebenfalls an der Hebrew University promoviert. Von 1970 bis 1973 leitete er die Abteilung für jüdische Geschichte an der Ben Gurion University in Beer Sheva. Im Laufe der folgenden Jahre war er Gastprofessor an verschiedenen Universitäten: Universidade de São Paulo (1974); Ohio State University (1975/76); Center for Postgraduate Hebrew Studies, Oxford (1984/85); University of Cape Town (1988); Hochschule für jüdische Studien, Universität Heidelberg (1989/90); Universität Leipzig (1994/95); Humboldt Universität, Berlin (1995); Universität Erfurt (2000); Friedrich-Schiller-Universität, Jena (2004-2010). 1969 bis 1995 leitete er die Abteilung für jüdische Geschichte an der Hebrew University in Jerusalem. Von 1993 bis 2001 leitete er auch das israelische Staatsarchiv.

Friesels Forschungsschwerpunkte sind ideologische Trends des modernen Judentums, jüdisch-amerikanische Geschichte, deutsch-jüdische Geschichte, die Geschichte des Zionismus, demographische Entwicklungen, europäische Zeitgeschichte und aktuelle Judenfeindlichkeit.[2]

Evyatar Friesel ist mit der Kognitionswissenschaftlerin Monika Schwarz-Friesel verheiratet.[3]

Veröffentlichungen

Forschung (Auswahl)

  • The Zionist Movement in the United States, 1987-1914, Tel Aviv, University of Tel Aviv - Kibbutz Hameuhad Publishing House, 1970, 320 p. (in Hebrew).
  • Zionist Policy After the Balfour Declaration, 1917-1922, Tel Aviv, University of Tel Aviv, Kibbutz Hameuhad Publishing House, 1977, 485p. (in Hebrew)
  • The Letters and Papers of Chaim Weizmann, vol. I (1885-1902), London, Oxford University Press, l968, 447pp. (member of the research and editing staff)
  • Idem, Hebrew edition, Jerusalem, Mossad Bialik, 1969.
  • The Letters and Papers of Chaim Weizmann, vol. II (1902-1903), London, Oxford University Press, 1970, 500p (member of research and editing staff).
  • Idem, Hebrew edition, Jerusalem, Mossad Bialik, l970.
  • Editor: Julius Simon: Certain Days - Zionist Memoirs and Selected Papers. Jerusalem, Israel Universities Press, 1971, 385 p.
  • Co-editor, with G. Yoguev and Sh. Kolat: The Letters and Papers of Chaim Weizmann, vol. VI (1913-1914). Jerusalem, Israel Universities Press, l974, 450 p.
  • Editor: the Hebrew edition of The Times Atlas of World History, by G. Barraclough, part III (modern period). Jerusalem, Carta Publications, 1979.
  • Atlas of Modern Jewish History. New York-London, Oxford University Press, Jerusalem, Carta Publications, 1990.
  • Idem, Hebrew edition. Jerusalem, Carta Publishing House, 1983.
  • The Evolution of the Jewish Civil-Rights Organizations in the Nineteenth and Twentieth Centuries. Cincinnati, American Jewish Archives, 1993.
  • Editor, with Monika Schwarz-Friesel and Jehuda Reinharz: Aktueller Antisemitismus in Deutschland – ein Phänomen der Mitte. New York/Berlin: deGruyter Verlag, 2010.

Autobiographie

  • Ballade des äußeren Lebens. Memoiren. Aus dem Amerikanischen von Dafna Mach. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1997

Einzelnachweise

  1. Deutscher durfte er nicht werden. Die Erinnerungen des israelischen Historikers Evyatar Friesel, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. März 1998, abgerufen am 20. Februar 2017
  2. Homepage der Hebrew University Jerusalem, abgerufen am 20. Februar 2017
  3. http://www.haaretz.com/jewish/news/.premium-1.576189 vom 25. Februar 2014, abgerufen am 22. Februar 2017
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Evyatar Friesel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.