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Gräberfeld

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Gräberfeld während der archäologischen Ausgrabungen mit den auf dem Boden angezeichneten Umrissen der einzelnen Grabgruben

Ein Gräberfeld ist eine Ansammlung beliebiger Gräber in Form von Erdbestattungen (auch als Brandgräber). Es handelt sich in der Regel jedoch um Grabhügel auch Buckel, Urnen- und Flachgräber. Der neutrale Begriff findet in der kontinentaleuropäischen Archäologie und anderen Kulturwissenschaften als Alternative zu dem christlichen Ausdruck „Friedhof“ Anwendung.

Abgrenzung

Im Gegensatz zu einem Gräberfeld ist eine Nekropole oder Totenstadt (altgr. nekrós ‚Toter‘ und polis ‚Stadt‘) eine größere Begräbnis- und Weihestätte des Altertums und der Frühgeschichte. Nekropolen liegen oft abseits der Wohnsiedlungen. In griechischen, römischen, phönizischen und jüdischen Orten war es aus religiösen Gründen vorgeschrieben. Der Begriff „Nekropole“ kollidiert teilweise mit der Bezeichnung „Gräberfeld“. Im weitesten Sinne sind die Grabstätten der Nekropole jedoch gebäudeartig.

Auf einem Friedhof wird die Summe der Grabreihen als Gräberfeld bezeichnet, wenn es sich in der Gesamtanlage geometrisch von benachbarten Feldern oder Quartieren abgrenzt.[1]

Beschreibung

Die Anzahl der Bestattungen ist bei der Begriffswahl weniger relevant. Theoretisch kann ab drei Gräbern von einem Gräberfeld gesprochen werden, zumal stets damit gerechnet werden muss, dass es durch Erosion, Überbauung oder landwirtschaftliche Arbeiten zum Verlust von Bestattungen gekommen sein kann. Aus diesem Grund ist zu beachten, dass selbst auf vollständig erforschten Gräberfeldern meist nur eine Mindestanzahl von Gräbern als gesichert angegeben werden kann. Ein Gräberfeld muss nicht nur aus Gräbernfunden bestehen. Hinzu gehören jene Objekte, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Bestattungen stehen oder im Rahmen des Totenrituals eine Rolle spielten. Bautasteine, Runensteine, Feuerstellen, Schiffssetzungen, Totenhütten oder Menhire gehören dazu, sofern ihre Gleichzeitigkeit mit der Bestattungsplatznutzung belegt ist.

Die Belegungsdauer, d.h. die aktive Nutzungszeit eines Gräberfeldes, ist sehr verschieden und kann sich von einer Generation bis über mehrere Kulturen – in Einzelfällen also sogar über mehrere Jahrtausende – erstrecken. Während die Belegungsdauer offensichtlich stärker von demographischen bzw. lokalen Bedingungen unterliegt und weniger kulturspezifisch ist, kann die Platzwahl (z.B. auf Höhenzügen oder in der Nähe wesentlich älterer Grabhügel) durchaus zu den Charakteristika einer Kultur gehören.

Die Gräberfeldanalyse bildet eine wichtige Grundlage der archäologischen Forschung.

Gräberfelder der Bandkeramiker

Anhand der Beispiele (Elsloo und Niedermerz) weist Norbert Nieszery nach, dass die Bevölkerung der Siedlungen nur etwa zu 20 % in Gräberfeldern wiederzufinden ist. Selbst auf nahezu vollständig ausgegrabenen Plätzen ist die Anzahl der Körpergräber ähnlich gering (meist sogar geringer). Daraus ergibt sich die Frage, was denn mit den 80 % restlichen Toten geschehen ist. Ein Blick auf die bandkeramischen Praktiken zeigt, dass nicht alle Toten auf Gräberfeldern zu erwarten sind. So fehlen die in den Siedlungen bestatteten bzw. in den Höhlen "geopferten". Allerdings erscheint die überlieferte Zahl dieser Personen nicht ausreichend, um das Defizit auszugleichen. Es wurde versucht, die geringe Gräberzahl (was auch für die Michelsberger-Kultur gilt) mit archäologisch nicht nachweisbaren Praktiken oder dem Überwiegen der nur in wenigen Fällen überlieferten Brandbestattung zu erklären. In Elsloo machen bei günstigen Erhaltungsbedingungen die Körperbestattungen, gegenüber den Brandgräbern, etwa 58 % aus. Bei Dominanz der Brandbestattung tritt der exeptionelle Charakter Körpergräber indes noch deutlicher hervor. Die Tatsache, dass bei weitem nicht zu jeder Siedlung ein Gräberfeld bekannt ist und selbst bei großflächigen Ausgrabungen, wie im Merzbachtal, nur eines, zusammen mit mehreren, in unmittelbarer Nähe liegenden Siedlungen freigelegt werden konnte, lässt den Eindruck entstehen, dass Gräberfelder als "mikro-regionale Bestattungszentren" genutzt wurden. Sollte dies zutreffen würde der Anteil der körperbestatteten Bandkeramiker noch kleiner und die Sonderstellung der Körperbestattung noch deutlicher. Die Sonderstellung wird auch durch die Gemeinsamkeiten zwischen der "regulären Körperbestattung" und der "Kultopfer", die sich im Befund und in der charakteristischen Zusammensetzung des Fundmaterials andeuten unterstrichen. In den Körpergräbern der Bandkeramik begegnet uns ein selektierter Personenkreis. Dieser ist nicht komplett überliefert, was mit schlechten Erhaltungsbedingungen zu erklären ist. Die Exhumierung von Leichen (Leergräber) macht zudem wahrscheinlich dass einige Körperbestattungen lediglich eine Zwischenstation im nicht abgeschlossenen (mehrstufigen) Bestattungsritual (in Herxheim festgestellt) darstellen. Es ist davon ausgehen, dass wir mit den Körperbestattungen lediglich einen kleinen, von der bestattenden Population selektierten Personenkreis erfassen. Da wir es bei der Auswertung also lediglich mit einer Auswahl zu tun haben, müssen palaeodemographische Analysen mit größter Zurückhaltung betrachtet werden.

Arten

Körperbestattung zweier Mädchen in einer Grabgrube (Doppelbestattung)

Der Begriff kann, dem Bestattungsritus entsprechend, in Unterkategorien aufgeteilt werden:

  • Hügelgräberfeld, wenn es sich um überhügelte Bestattungen handelt
  • Körpergräberfeld, wenn es sich ausschließlich um unverbrannte Bestattungen handelt
    • Reihengräberfeld, wenn die Bestatteten einheitlich ausgerichtet liegen
    • Knochenlagerfeld, wenn lediglich gesammelte, bzw. exhumierte Knochen an einem Platz bestattet werden
  • Brandgräberfeld, wenn es sich ausschließlich um verbrannte Bestattungen handelt
    • Brandschüttgräberfeld, wenn die Beisetzung des Leichenbrandes und der Beigaben einem anderen Ort als die Verbrennung stattfindet
    • Brandgrubengräberfeld, wenn die Verbrennung und Beisetzung an ein und derselben Stelle geschieht
    • Urnengräberfeld, wenn die Überreste in Urnen beigesetzt werden. Die Prägnanz dieser Sitte im jungbronzezeitlichen Mitteleuropa verlieh der Kulturerscheinung ihren Namen: Urnenfelderkultur
  • birituelles Gräberfeld (lat. bi, zwei), wenn es sich sowohl um Brand- als auch um Körpergräber handelt

Merowingerzeitliche Gräberfelder

Die Merowingerzeit deckt sich ziemlich genau mit der Zeit, in der frühmittelalterliche Reihengräberfelder in Mitteleuropa die wichtigsten archäologischen Quellen darstellen. Diese Gräberfelder folgen in der Auswahl ihrer Areale gewissen Mustern oder zeigen regionale Gemeinsamkeiten. So wurden Gräberfelder in fränkischen und alamannischen Gebieten der Merowingerzeit bevorzugt auf einem leicht ansteigenden Gelände oberhalb der zugehörigen Ansiedlung, mit Blickkontakt auf die Siedlung, angelegt. In ebenen Gebieten wurde dagegen eine räumliche Nähe zur Siedlung bevorzugt. Gelegentlich ändern ganze Gräbergruppen einer Periode ihre geographische Ausrichtung gegenüber früheren Bestattungen, was durch Änderungen in den religiöse Vorstellungen erklärbar ist. Eine häufig anzutreffende Ausrichtung der Gräber ist die Ost-West-Richtung, der Kopf des Verstorbenen im Westen.[2]

Zeitliche Einordnung

Die merowingerzeitlichen Gräberfelder zeichnen sich durch zahlreiche Grabbeigaben, wie Waffen, Ton- und Glasgefäße, sowie Schmuckstücke aus. Sie werden etwa vom 5. bis ins 8. Jahrhundert genutzt und lassen sich in drei Zeitabschnitte untergliedern:[3]

  • Der erste Abschnitt umfasst die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts und das frühe 6. Jahrhundert bis etwa 530 n. Chr. Der Anteil dieser frühen Gräber an den Gräberfeldern ist gering, was damit zu erklären ist, dass in dieser Zeit die Beigabensitte nicht sehr verbreitet war, was die Gräber schwerer auffindbar macht, beziehungsweise völlig andere Bestattungsformen vorherrschten.
  • Der zweite Abschnitt reicht von etwa 530 bis etwa 585 n. Chr. und beinhaltet die mit Abstand meisten Gräber. Typisch ist eine regelhafte und relativ gleichförmige Beigabensitte. In Frauengräbern findet sich als charakteristisches Element die Vierfibeltracht mit Almandin-Scheibenfibeln, Bügelfibeln, S-Fibeln und Vogelfibeln, sowie einteilige Gürtelgarnituren und Schilddornschnallen. Männergräber sind durch Waffenbeigaben, vor allem Schmalsaxe und Schildbuckel mit Spitzenknopf gekennzeichnet.
  • Der dritte Zeitabschnitt umfasst etwa die Zeit von 585-670 n. Chr.. Die typischen Grabbeigaben dieses Abschnitts sind eine Einfibeltracht mit Goldscheibenfibeln bei Frauen, sowie Breitsaxe und Schildbuckel ohne Spitzenknopf bei Männern. Sehr charakteristisch sind weiterhin Gürtel aus mehrteiligen Garnituren mit halbrunden oder triangulären Beschlägen. An den Beschlägen finden sich häufig Tauschierungen mit geometrischen Mustern oder Tierstildekor.

Im Laufe des 7. Jahrhunderts enden die merowingerzeitlichen Reihengräberfelder. Nach und nach ging die Beigabensitte zurück, wobei große regionale Unterschiede zu verzeichnen sind. Im westlichen Mitteleuropa endet die Beigabensitte in der Regel früher als im Osten. Allerdings finden Gefäßbeigaben im Niederrheingebiet bis ins 8. Jahrhundert Verwendung, während diese Sitte in Bayern im frühen 7. Jahrhundert stark rückläufig ist. Auch verlagern sich die Friedhöfe am Übergang des 7. zum 8. Jahrhunderts von den Randbereichen außerhalb der Siedlungen zu den Kirchen, die inmitten der Dörfer liegen.

Verbreitung

Gräberfelder der Merowingerzeit finden sich etwa in den südlichen und westlichen Teilen Deutschlands sowie anderen Ländern im Rheingebiet, wie Frankreich, Belgien und die Niederlande. Bedeutende Gräberfelder im alemannischen Bereich sind etwa das Gräberfeld von Weingarten und das Gräberfeld von Oberflacht. Weitere größere, meowingerzeitliche Gräberfeldern im Rheingebiet und Süddeutschland sind beispielsweise Altenerding, Andernach, Aubing, Beckum, Bülach, Dittenheim, Deersheim, Donaueschingen, Ehrang, Eichstetten, Fridingen, Krefeld-Gellep, Holzgerlingen, Kirchheim-Heuau, Jülich, Schretzheim (Dillingen an der Donau), Stuttgart-Feuerbach, Unterhaching, Weilbach, Westheim in Mittelfranken um nur einige zu nennen. Im Gebiet der Sachsen, in Norddeutschland und auf der jütischen Halbinsel herrschten in der Kaiserzeit Urnengräber vor. Ab dem 4. Jahrhundert mischten sich Körpergräber darunter. Aus dem 5. und 6. Jahrhundert liegen relativ wenige Gräberfälder aus den sächsischen Gebieten vor, da viele Bestattungsplätze aufgegeben wurden. Eines, das sehr lange genutzt wurde ist etwa jenes aus Liebenau im heutigen Niedersachsen. Einige Gräberfelder enthalten auch Pferdegräber, wie etwa jenes aus Alach in Thüringen oder Dörverden in Niedersachsen.[4]

Weitere Beispiele

Gräberfelder verschiedener Kulturen und Epochen lassen sich zum Beispiel in Skandinavien finden in oder bei Gettlinge, Blomsholm, Li, Mala, Trullhalsar, Vätteryd und Lindholm Høje.

Siehe auch

Literatur

  • Norbert Nieszery: Linearbandkeramische Gräberfelder in Bayern von VML Verlag Marie Leidorf 1995 ISBN 3-924734-34-8

Einzelnachweise

  1. Paul Wolf: Der Friedhof als städtebauliches und architektonisches Problem. In: Stehphan Hirzel (Hrsg.): Grab und Friedhof der Gegenwart. München 1927, S. 60–61
  2. Gerhard Fingerlin: Zur alamannischen Siedlungsgeschichte des 3.–7. Jahrhunderts. In: Wolfgang Hübener (Hrsg.): Die Alemannen in der Frühzeit. Konkordia, Bühl 1974, S. 45–88 (Veröffentlichung des Alemannischen Instituts 34, ZDB-ID 741612-x).
  3. Frank Siegmund:Alemannen und Franken. 2. Auflage. Walter de Gruyter Verlag, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-11-016788-3 (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbände 23), (Zugleich: Göttingen, Univ., Habil.-Schr., 1996).
  4. Frank Siegmund:Alemannen und Franken. 2. Auflage. Walter de Gruyter Verlag, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-11-016788-3 (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbände 23), (Zugleich: Göttingen, Univ., Habil.-Schr., 1996).

Weblinks

Wiktionary: Gräberfeld – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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