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Hrodna

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Hrodna
Гродна
Wappen
Wappen
Flagge
Flagge
Staat: Weißrussland Weißrussland
Woblast: Flag of Grodno region.png Hrodna
Koordinaten: 53° 40′ N, 23° 49′ O53.66666666666723.81666666666790 - 147Koordinaten: 53° 40′ N, 23° 49′ O
Höhe: 90 - 147 m
Fläche: 80 km²
 
Einwohner: 328.000 (2009)
Bevölkerungsdichte: 4.100 Einwohner je km²
Zeitzone: EET (UTC+2)
Telefonvorwahl: (+375) 15
Postleitzahl: 230000
Kfz-Kennzeichen: 4
 
Bürgermeister: Boris Kozelkov
Webpräsenz:
Hrodna (Weißrussland)
Hrodna
Hrodna

Hrodna (weißruss - Гродна/Hrodna; pl - Grodno; russ - Гродно/Grodno; lt - Gardinas; de - Garten; älter weißruss. Горадня/Horadnja oder Гародня/Harodnja; jiddisch Grodne) ist eine Stadt in Weißrussland an der Memel, nahe dem Dreiländereck mit Polen und Litauen. Hrodna hat 328.000 Einwohner (2009), darunter eine große polnische Minderheit (vor dem Zweiten Weltkrieg polnische und jüdische Bevölkerungsmehrheit). Früher führte durch Hrodna eine der wichtigsten Eisenbahnverbindungen der Sowjetunion von Vilnius nach Warschau. Bedingt durch die politische Situation in Weißrussland umgeht man aber inzwischen weißrussisches Gebiet. Hrodna ist Partnerstadt von Minden in Westfalen, von Breslau in Polen sowie von Alytus in Litauen.[1]

Wappen

Beschreibung: In Blau springt ein brauner Hirsch mit einem goldenem lateinischem Kreuz zwischen dem Geweih gesteckt über einen silbernen Flechtzaun.

Geschichte

Hrodna wurde 1128 zum ersten Mal als eine Burg im altrussischen Fürstentum Polozk erwähnt. Einige Zeit später wurde sie zum Zentrum eines eigenständigen Fürstentums, das in der Folgezeit an Litauen fiel. Die Stadtrechte erhielt Hrodna 1391 vom litauischen Fürsten Vytautas. Der Fürst stiftete der Stadt die Pfarrkirche und ließ sich zwei von drei hier befindlichen Schlössern ausbauen.

Die Hauptkirche

Nach der Schlacht bei Tannenberg (1410) erlebte die Stadt schnell eine Blütezeit, in der sie sich auch territorial erweiterte. Hrodna wurde von zwei Bürgermeistern regiert, einem katholischen und einem orthodoxen. Ihre goldene Zeit erlebte die Stadt während der Herrschaft der Jagiellonen- und Vasa-Dynastie. Während der Zeit von Stefan Batory wurde Hrodna de facto zur Hauptstadt des polnisch-litauischen Reiches. Das alte Schloss wurde damals ausgebaut, es entstand auch eine bekannte Jesuiten-Schule. Auch war Hrodna Sitz des Litauischen Tribunals, des höchsten Gerichts für die Gebiete des Großfürstentums Litauen. Schlechte Zeiten für Hrodna brachen mit der sog. „Schwedenflut“ an. 1705 wurden die Russen bei Grodno von den schwedischen Truppen eingeschlossen, konnten sich aber im März 1706 erfolgreich absetzen, ohne dass es zu einem militärischen Aufeinandertreffen kam. Unter König August III. entstand 1737–1742 das Neue Schloss als Tagungsort für den Polnisch-Litauischen Sejm. Unter der Herrschaft von Stanisław August Poniatowski entstand das erste Schauspielhaus Litauens, der letzte polnische König gründete auch mehrere Schulen. Seit 1776 erschien die Wochenzeitung „Gazeta Grodzieńska“ (Grodnoer Zeitung) und „Rocznik Gospodarczy“ (Ökonomisches Jahrbuch).

Im Jahre 1793 fand in Hrodna der letzte polnische Sejm statt, auf dem die die zweite Teilung Polens ratifiziert wurde. Zwei Jahre später kam die Stadt unter russische Herrschaft und wurde 1802 zum Sitz eines russischen Gouverneurs. 1812 von napoleonischen Truppen besetzt, fiel sie einige Monate später wieder unter russische Kontrolle. Größeren Repressionen wurden die Bewohner der Stadt (mehrheitlich Polen und Juden) erst nach 1831 ausgesetzt. Der Zar ließ den griechisch-katholischen Ritus verbieten, römisch-katholische Klöster wurden Schritt für Schritt liquidiert. Die öffentliche Verwendung der polnischen Sprache wurde verboten.

1862 wurde die Warschau-Petersburger Eisenbahn gebaut, die auch Hrodna berührte. 1863 nahm die Mehrheit der Bewohner am Januaraufstand gegen Zar Alexander II. teil.

Die Stadt war ein bedeutendes jüdisches Zentrum, um 1900 waren rund 50% der Einwohner Juden.[2]

Von 1915 bis 1919 war die Stadt von deutschen Truppen besetzt, im Frühling wurde sie dem neu entstandenen Polen angeschlossen und zur Kreisstadt in der Woiwodschaft Białystok. Die Mehrheit der Stadtbevölkerung bildeten Polen und Juden, in der Umgebung wohnten Polen, Weißrussen und Litauer.

In der Zwischenkriegszeit wurde die Stadt zum kulturellen Mittelpunkt der Region: das Schauspielhaus, benannt nach Eliza Orzeszkowa, wurde eröffnet, es entstanden auch historische und geologische Museen und ein Zoo. Hrodna war Sitz einer großen Militärgarnison. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten aus jener Zeit wurden mittlerweile restauriert bzw. wiederaufgebaut.

Am 21. September 1939 fiel die Stadt dem sowjetischen Einmarsch in Polen zum Opfer. Hrodna war die einzige Ortschaft im damaligen Ostpolen, die Widerstand gegen die Rote Armee leistete. Am 2. November wurde die Stadt an Weißrussland angeschlossen und wurde zur Rajonstadt in Oblast Białystok. Im Februar, April, Juni 1940 und Februar 1941 wurden viele Bewohner Hrodnas, die als Klassenfeinde eingestuft wurden, von der sowjetischen Besatzung nach Sibirien und Kasachstan verschleppt.

Seit Juni 1941 war die Stadt von der deutschen Wehrmacht besetzt, ca. 50 % der Stadtgebäude wurden dem Erdboden gleichgemacht. Die Juden der Stadt wurden ab November 1941 in zwei Ghettos eingesperrt, von wo die meisten deportiert und ermordet wurden.

Im Vertrag von 16. August 1945 akzeptierte die polnische Regierung die neue Grenze entlang der Curzon-Linie. Ein Teil der polnischen Bevölkerung von Hrodna wurde nach Westpolen ausgesiedelt, viele sind aber in Hrodna geblieben (heute bilden sie ca. 40 % der Stadtbewohner). Nach 1945 siedelten sich viele Weißrussen aus der Umgebung in Hrodna an.

Nach der Auflösung der Sowjetunion gehört die Stadt seit 1991 zum unabhängigen Weißrussland und ist Verwaltungssitz der Woblast Hrodna. Am 19. Dezember 2008 teilte Vizeregierungschef Wladimir Semaschko in Minsk mit, dass Hrodna der Standort des ersten Weißrussischen Kernkraftwerks wird. Der Bau soll 2009 beginnen. Es soll im Jahr 2014 ans Netz gehen und 2016 endgültig vollendet sein.[3]

Grodna 1575.jpg
c.1860

Bauwerke

Die Altstadt von Grodno sowie die St. Boris u. Gleb Kirche aus dem 12. Jahrhundert werden wahrscheinlich in die UNESCO-Welterbe Liste aufgenommen.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Zygmunt Wróblewski (1845–1888), polnischer Physiker, Professor der Jagiellonen Universität
  • Wilfrid Michael Voynich (1865–1930), amerikanischer Büchersammler und Antiquar polnischer Abstammung
  • Robert Wartenberg (1886–1956), deutscher Professor für Neurologie in den USA
  • Lejb Najdus (1890–1918), jiddischer Dichter
  • Meyer Lansky (1902–1983), amerikanischer Mafioso
  • Chasia Bornstein-Bielicka (* 1921), beteiligte sich während der Besetzung Polens in der Zeit des Nationalsozialismus am jüdischen Widerstand in den Ghettos Grodno und Białystok als Partisanin.
  • Wiktor Woroszylski (1927–1996), polnischer Dichter
  • Marek Skwarnicki (* 1930), polnischer Dichter
  • Jerzy Maksymiuk (* 1936), polnischer Dirigent
  • Aljaksandr Milinkewitsch (* 1947), Präsidentschafts-Kandidat der Opposition für die Wahlen 2006
  • Wolha Korbut (* 1955), weißrussische Kunstturnerin und Olympiasiegerin
  • Waleri Lewonewski (* 1963), weißrussischer politischer und gesellschaftlicher Aktivist, Vorsitzender eines Streikkomitees der Marktverkäufer und ehemaliger politischer Häftling.
  • Nathan Yellin-Mor, (1913-1980), zionistischer Aktivist und israelischer Politiker

Sport

Der FK Njoman Hrodna ist ein Fußballverein, der in der Wyschejschaja Liha spielt. HK Njoman Hrodna ist mehrfacher Weißrussischer Meister im Eishockey.

Literatur

  • Felix Ackermann, Palimpsest Grodno, Nationalisierung, Nivellierung und Sowjetisierung einer mitteleuropäischen Stadt 1919-1991. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2010 (Deutsches Historisches Institut Warschau Quellen und Studien 23), ISBN 978-3-447-06425-5
  • Documents concerning the destruction of the Jews of Grodno 1941–1944 Hg: The Beate Klarsfeld Foundation. New York, 6 Bände & 1 Erg.-Band (Band 6 erschien 1991)

Einzelnachweise

  1. Liste der Partnerstädte von Alytus, Litauen (abgerufen am 2. September 2010)
  2. Magocsi, P. R. (2002): Historical Atlas of Central Europe. Seattle: University of Washington Press. S. 109
  3. RIA Novosti – 19. Dezember 2008 – Erstes Atomkraftwerk Weißrusslands wird bei Grodno gebaut

Weblinks

 Commons: Hrodna – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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