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Jüdischer Friedhof Moisés Ville

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Jüdischer Friedhof von Moisés Ville
Blick in die Eingangshalle

Der Jüdische Friedhof von Moisés Ville (spanisch Cementerio Israelita de Moisés Ville) ist der älteste jüdische Friedhof in Argentinien. Er befindet sich etwas außerhalb des Ortskerns von Moisés Ville.

Friedhof

Der Friedhof liegt 1 km nordöstlich des Zentrums an der unbefestigten calle Nicasio Sánchez und erstreckt sich auf einer Fläche von 160 m². Drei breite, parallele Hauptwege werden von drei schmaleren, parallelen Nebenwegen im rechten Winkel gekreuzt. Die ca. 2400 Gräber sind nach Osten ausgerichtet und in 13 Abschnitte aufgeteilt. Auf dem Friedhof befinden sich sowohl sehr einfache Grabsteine aus gekalkten Ziegelsteinen als auch solche mit aufwändigen Dekorationen aus Granit oder Marmor. Die frühen Grabsteine heben sich durch ihre spezielle runde Form hervor.[1] Die meisten Grabinschriften sind hebräisch oder jiddisch, manche davon sind unleserlich[2]. Als Symbole finden sich Davidschilde und Menorot. Darstellungen des Aaronitischen Segens drücken die Zugehörigkeit des Verstorbenen zu den Kohanim aus. Tragische Todesfälle sind durch Abbildungen von gebrochenen Baumstämmen gekennzeichnet. Nur wenige Grabsteine sind mit Fotografien versehen. In der Mitte der Anlage befindet sich ein Holocaust-Denkmal. Beim Ausgang steht eine Wasserpumpe für das rituelle Händewaschen nach Verlassen des Friedhofs.

Eingangshalle

Der Haupteingang befindet sich bei der Eingangshalle an der südwestlichen Ecke des Friedhofs. Das Gebäude ist außen weiß gekalkt. Über dem von Meir Berdichevsky gestalteten schmiedeisernen, weiß gestrichenen Tor ist eine Tafel mit der hebräischen Inschrift Beith Hajaim (Haus des Lebens, Synonym für Friedhof) angebracht. Von der Haupthalle, in der sich mehrere Sitzbänke befinden, führt links eine Tür in die Pförtnerloge, in der das Gräberverzeichnis und die alphabetisch sortierten Sterbebücher[2] aufbewahrt werden. Das älteste Sterbebuch befindet sich im Büro der Gemeinde.[2] An die Pförtnerloge schließt der Aufbewahrungsraum für Kultgegenstände an. Auf der rechten Seite befindet sich ein Schuppen mit dem historischen, aus Holz geschnitzten und reich geschmückten Pferdeleichenwagen aus dem Jahr 1921, der bis 1979[2] noch in Verwendung war. Die Toiletten sind äußere Anbauten an der westlichen Friedhofsmauer, die aber vom Inneren des Friedhofs zugänglich sind. Von der Eingangshalle betritt man den Friedhof durch drei offene Torbögen (zwei nach Norden, einer nach Osten schauend). Zwischen den beiden nach Norden gerichteten Torbögen ist eine Tafel mit der folgenden Inschrift angebracht:

«En homenaje a las víctimas de los atentados a la embajada de Israel (17 de Marzo de 1992) y A.M.I.A. (18 de Julio de 1994)
Moisés Ville, Julio de 1999»

„Im Gedenken an die Opfer der Anschläge auf die israelische Botschaft (17. März 1992) und die AMIA (18. Juni 1994)
Moisés Ville, Juli 1999“

Außer dem Haupteingang an der Südwest-Ecke gibt es einen Eingang an der Westseite der Mauer sowie an der Ostseite eine Einfahrt für Fahrzeuge.

Geschichte

Der Friedhof wurde am 8. Januar 1891, nach erst zwei Jahren Ansiedlung in Moisés Ville, errichtet. Hier liegen die allerersten Juden begraben, die nach Argentinien emigrierten, denn obwohl die jüdische Gemeinde in Buenos Aires schon 1862 gegründet wurde, gab es dort keinen jüdischen Friedhof. Ein weiterer jüdischer Friedhof wurde noch 1891 in der Ortschaft Carlos Casares gebaut. In Moisés Ville sind Menschen aus den Provinzen Entre Rios, Santiago del Estero, Tucumán und Córdoba begraben. Laut mündlicher Überlieferung gehörte das Grundstück einer Familie Horovitz, die es anlässlich des Todes eines Mitglieds für den Bau eines Friedhofs stiftete. Als ursprünglicher Besitzer ist die 1891 gegründete Jewish Colonization Association eingetragen, die das Grundstück am 7. September 1940 an die Chewra Kadischa des Ortes verkaufte. 1969 wurde die Chewra Kadischa zur Asociación Israelita de Moisés Ville und später zur Comunidad Mutual Israelita de Moisés Ville umbenannt, in deren Eigentum und Pflege der Friedhof heute noch steht. Die Comunidad Mutual Israelita de Moisés Ville ist auch in anderen sozialen Belangen aktiv und verwaltet im Ort mehrere Schulen. 1992 zerstörte ein Tornado einige der ältesten Grabstätten.[2] 2016 fand ein nicht näher bezeichneter Anschlag auf den Friedhof statt.[3]

Besondere Grabstätten

  • Rabbiner Aarón Halevi Goldmann, geistiger Führer der ersten Siedler und Gründer von Moisés Ville
  • Pinjas Glasberg, Organisator der Kolonie in ihren frühen Jahren
  • Noé Cociovich, Gründer der landwirtschaftlichen Genossenschaft und Autor der jiddischen Genesis de Moisés Ville
  • Gregorio Gerchunoff (Gerson ben Abraham), Vater von Alberto Gerchunoff, der 12. Februar 1891 von einem Gaucho ermordet wurde
  • Gräber der Kinder der ersten Siedler, die 1889 im Ort Palacios Opfer einer Epidemie wurden. Für sie gibt es auf dem Friedhof ein Denkmal.[2]

Grab der Familie Waisman

In der zweiten Reihe des Abschnitts 6 befindet sich an sechster Stelle das Grab der Familie Waisman. Es ist die größte Grabstätte des Friedhofs. Hier liegen in einer Linie aufgebahrt die vier Mitglieder der Familie (Vater, Mutter, Tochter und Sohn), die am 28. Juli 1897 von Gauchos ermordet wurden.[4][5] Eine hebräische Inschrift besagt:

„Hier liegen / Herr Mordejai Joseph, Sohn von Froim Zalmen / seine Frau Gitl, Tochter des Moshe / ihre heranwachsende Tochter Perl / ihr Sohn, das Kind Baruj / die von Mörderhand starben.“

1994 wurde von den Enkeln der Ermordeten eine neue Plakette angebracht:

«En memoria de nuestros queridos abuelos asesinados en 1897 / JOSE WAISMAN y GUITEL PERELMUTER / y SUS HIJAS PERLA y BEBÉ / Q.E.P.D. / Agosto de 1994.»

„In Erinnerung an unsere geliebten Großeltern, die 1897 ermordet wurden / JOSE WAISMAN und GUITEL PERELMUTER / und IHRE KINDER PERLA und BABY / Mögen sie in Frieden ruhen / August 1994“

Weisburd-Mausoleum

Nahe beim Haupteingang befindet sich das 1937 von einem Unternehmen aus Rosario errichtete, für den Friedhof architektonisch ungewöhnliche Mausoleum der Familie Weisburd. Man betritt das Bauwerk durch ein Eisentor und einige Stufen, die nach unten führen. Wegen der 1972 und 1983 stattgefundenen Überschwemmungen ist das Mausoleum nicht öffentlich zugänglich.

Einzelnachweise

  1. Cementerio Israelita. In: Comuna Moisés Ville: ¿Qué visitar? Abgerufen am 5. Dezember 2018.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Moisesville: Santa Fe Province. In: International Jewish Cemetery Project, International Association of Jewish Genealogical Societies. 2003, abgerufen am 5. Dezember 2018.
  3. Atacaron al cementerio judío de Moisés Ville. In: Notife - Diario digital de Santa Fe. 12. September 2016, abgerufen am 5. Dezember 2018.
  4. Javier Sinay: Los crímenes de Moisés Ville. Una historia de gauchos y judíos. Tusquets Editores, Buenos Aires 2013, ISBN 978-987-670-185-3.
  5. The Crimes of Moisés Ville: A Story of Gauchos and Jews. In: Tabletmag: A New Read on Jewish Life. 11. August 2014, abgerufen am 5. Dezember 2018.

Literatur

  • Adriana Collado, María Elena Del Barco, Eva Guelbert de Rosenthal: Patrimonio urbano arquitectónico de Moisés Ville : inventario de la primera colonia judía en la Argentina. Universidad Nacional del Litoral, Santa Fe 2004, ISBN 987-508-371-2, S. 45-51.
  • Javier Sinay: Los crímenes de Moisés Ville. Una historia de gauchos y judíos. Tusquets Editores, Buenos Aires 2013, ISBN 978-987-670-185-3.
-30.43-61.29
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