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Jack the Ripper

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Jack the Ripper (dt. Jack der Aufschlitzer) ist das Pseudonym eines Serienmörders, dem die Morde an mindestens fünf Prostituierten im Herbst des Jahres 1888 im Londoner East End zugerechnet werden. Der Mörder wurde nie gefasst, seine mögliche Identität ist auch noch heute Anlass für Spekulationen. So werden von Kriminologen, Historikern, aber auch Laien zahlreiche Personen verdächtigt. Die Ereignisse um Jack the Ripper entwickelten sich zu einem komplexen Durcheinander aus wissenschaftlicher und historischen Forschung, sowie Verschwörungstheorien und volkstümlichen Erzählungen. Die zur Zeit der Morde besonders auflagenstarken Zeitungen aus aller Welt widmeten dem mutmaßlichen Täter, den Morden, sowie deren Ermittlungen und den Fehlschlägen der Polizei fortlaufend ausgedehnte Berichte.

Name

Der Name Jack the Ripper entstammt dem sogenannten „Dear Boss“-Brief, der am 27. September 1888 der Central News Agency in London zugestellt wurde und dessen Echtheit umstritten ist. Der Verfasser des Briefes gab sich als der Mörder aus. Vielfach wurde behauptet, dass der Name Jack the Ripper durch die Zeitungen in die Welt gesetzt wurde. Neben diesem wohl bekanntesten Namen wurde der mutmaßliche Serienmörder auch „Leather Apron“ und „The Whitechapel Murderer“ genannt.

Hintergrund

Im England des mittleren 19. Jahrhunderts kam es zu einem explosionsartigen Bevölkerungswachstum durch Immigration. Der damit verbundene Bevölkerungsanstieg in London führte zu Umweltproblemen, wie dem Großen Gestank im Jahre 1858. Während um 1850 viele Iren aufgrund der Großen Hungersnot in Irland nach England flüchteten, kamen ab 1882 große Mengen Zuwanderer aus Osteuropa und Russland, die sich aufgrund der in ihrer Heimat stattfindenden Judenpogrome in der selben Londoner Gegend ansiedelten, dem Londoner East End.[1] Das Gebiet um den Hafen, vor allem das heutige London Borough of Tower Hamlets war völlig überbevölkert. Arbeitsplätze und Wohnmöglichkeiten waren rar. Viele Frauen verdienten sich ihren Lebensunterhalt durch Gelegenheitsprostitution. Das Leben spielte sich auf der Straße, in Pubs und in Armenunterkünften, sogenanntnen Common Lodging-Houses ab. Armut, Alkohol und Diebstahl gehörten zum Alltag. Im Oktober 1888 schätzte der Metropolitan Police Service alleine in Whitechapel etwa 1200 Prostituierte und 62 Bordelle.[2] Die Whitechapel-Morde fanden in diesem schwierigen Umfeld statt.

Die Whitechapel-Morde

Allgemeines

Als die Whitechapel-Morde werden eine Reihe von elf Morden bezeichnet, die sich zwischen dem 3. April 1888 und 13. Februar 1891 in Whitechapel und den angrenzenden Stadtteilen Poplar, Spitalfields, sowie der City of London ereignet haben. Trotz der Alltäglichkeit von Kriminalität gegenüber Frauen, traten diese aufgrund ihrer Grausamkeit besonders hervor. Von neun der elf ermordeten Frauen ist gesichert, dass sie Prostituierte waren. Die große Mehrheit der Experten und Forscher sieht in fünf Morden, die auch Kanonische Fünf genannt werden, die Tat einer Person. Ob die restlichen sechs auch Opfer dieser Person wurden oder aber ein oder mehrere weitere Mörder ihr Unwesen trieben, ist umstritten.

Tatorte der ersten sieben Whitechapel-Morde

Frühe Morde

Am 3. April 1888 wurde Emma Elizabeth Smith schwer verletzt in der Osburne Street, Whitechapel aufgefunden. Smith war entführt und vergewaltigt worden, in ihrer Vagina steckte ein stumpfer Gegenstand, durch den auch ihr Perineum riss. Nach ihrer eigenen Aussage wurde sie von zwei bis drei Männern angegriffen. Zwei Tage später starb sie an den Folgen ihrer Verletzungen.

Martha Tabram wurde am 7. August 1888 mit 39 Stichen ermordet. Aufgrund der zeitlichen Nähe zu dem Morden an den Kanonischen Fünf und der Brutalität dieser Tat, wird Tabram häufig zu den Opfern Jack the Rippers gezählt. Dass Tabram erstochen wurde und ihr nicht Kehle durchschnitten wurde, wie bei den Kanonischen Fünf, kann damit erklärt werden, dass Serienmörder nicht selten ihre Vorgehensweise erheblich ändern.

Kanonische Fünf

Als die Kanonischen Fünf werden die Whitechapel-Morde bezeichnet, die zwischen dem 31. August und dem 9. November 1888 begangen wurden. Ein überwiegender Anteil der Experten geht davon aus, dass diese von ein und der selben Person begangen wurden.

Am 31. August 1888 wurde gegen 3:40 Uhr Mary Ann Nichols in der Buck’s Row (heute: Durward Street), Whitechapel tot aufgefunden. Ihre Kehle wurde durchschnitten. In der Leistengegend wurden Schnitte angesetzt, um den Unterleib zu öffnen und ihre Gedärme freizulegen.

Die Leiche von Annie Chapman wurde am 8. September 1888 auf dem Hinterhof von 29 Hanbury Street, Spitalfields entdeckt. Ihre Kehle wurde mit zwei Schnitten durchtrennt. Der Unterleib wurde vollständig eröffnet und ausgeweidet. Das Gedärm war über die rechte Schulter gelegt. Später stellte sich heraus, das ein Teil der Bauchdecke, sowie die komplette Gebärmutter fehlte.

Elizabeth Stride wurde am 30. September 1988 in der Nacht des sogenannten Double-Event (dt. Doppelereignis), ermordet. Ihr Leichnam wurde um 1:00 Uhr im Dutfield’s Yard in der Berner Street (heute: Henriques Street), Whitechapel gefunden. Im Gegensatz zu Mary Ann Nichols und Annie Chapman wurde Stride mit Ausnahme der Durchtrennung der Kehle nicht weiter verstümmelt. Einige Quellen gehen davon aus, dass Stride aufgrund der fehlenden Öffnung des Unterleibs nicht zu den Opfern von Jack the Ripper gehört. Allerdings stimmen sowohl Zeit und Ort, als auch die Merkmale des Opfers mit den anderen Morden überein. Quellen, die vom Mord durch Jack the Ripper ausgehen, sind der Ansicht, dass der Mörder durch die Ankunft des Kellners einer angrenzenden Gaststätte mit einem Fuhrkarren bei seiner Tat gestört wurde.

Nur 44 Minuten später wurde am etwa einen Kilometer entfernten Mitre Square, City of London, der Körper von Catharine Eddowes gefunden. Ihr Leichnam war ähnlich verstümmelt, wie der von Annie Chapmann. Aus dem offenen Unterleib fehlte die halbe Gebärmutter, sowie die Rechte Niere. Darüber hinaus war neben der durchschnittenen Kehle auch das Gesicht verstümmelt. Danach flüchtete der Ripper vermutlich wieder nach Whitechapel, denn in der Goulston Street wurde später ein Teil der Schürze von Eddowes gefunden. Geht man davon aus, dass beide von einer Person getötet wurden, so dürfte der Mörder an Catharine Eddowes, das vollendet haben, was er bei Elizabeth Stride aufgrund der Störung nicht durchführen konnte.

Am 9. November 1888 um 10:45 wurde die Leiche Mary Jane Kellys in ihrem Zimmer in 13 Miller’s Court in der Dorset Street entdeckt. Wie bei allen der Kanonischen Fünf war die Kehle durchschnitten. Das Gesicht war stark verstümmelt, Brustkorb und Unterleib waren aufgeschnitten. Viele innere Organe waren entfernt worden und lagen verstreut im Raum. An verschiedenen Stellen des Körpers wurde Muskelfleisch entfernt. Das Herz fehlte und wurde entweder vom Täter mitgenommen oder vor Ort im Ofen verbrannt. Der Mord an Mary Jane Kelly unterscheidet sich von den anderen in sofern, dass Kelly wesentlich jünger war und sie nicht in der Öffentlichkeit, sondern in ihrer privaten Unterkunft ermordet wurde. Aus diesem Grund sind einige Experten der Auffassung, dass Mary Jane Kelly nicht durch Jack the Ripper umkam. Die Mehrheit der Forscher hingegen sieht sie durchaus als das Opfer des Jack the Rippers genannten Mörders. Sowohl Zeit und soziale Schicht passen ins Bild. Auch die Tatsache, dass die Verstümmelungen von mal zu mal schlimmer wurden spricht dafür. Durch die umfassende Berichterstattung, Ermittlungen durch Polizei und Bürgerwehr könnte sich der Mörder dazu genötigt gefühlt haben, Vorsicht walten zu lassen und Mary Jane Kelly in einem geschützten Raum, außerhalb der Öffentlichkeit zu ermorden.

Spätere Morde

Mary Jane Kelly gilt gemeinhin als das letzte Opfer von Jack the Ripper. Das plötzliche Ende wird damit erklärt, dass der Mörder gestorben sei, aus anderen Gründen inhaftiert, in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen wurde oder das Land verlassen habe. Einige wenige Forscher sehen aber auch die letzten vier der Whitechapel-Morde als Taten des Rippers.

Am 20. Dezember 1888 wurde die Leiche der erdrosselten Rose Mylett in einem Hinterhof in der High Street, Poplar gefunden. Da keine Kampfspuren zu finden waren ging die Polizei zunächst davon aus, dass sie sich ihre tödlichen Verletzungen in Trunkenheit selbst zufügte oder Selbsttötung beging. Nach der Untersuchung war man jedoch davon überzeugt, dass es sich um einen Mord handelte.

Alice McKenzie, auch bekannt als „Clay Pipe Alice“ (dt. Tonpfeifen-Alice) oder Alice Bryant wurde am 17. Juli 1889 getötet. Todesursache war die Durchtrennung der Halsschlagader. Außerdem waren Stichwunden in der Bauchdecke zu finden.

Der sogenannte Pinchin Street Torso wurde am 10. September 1889 in der Pinchin Street, Whitechapel unter einer Eisenbahnbrücke entdeckt. Weitere Körperteile wurden nicht gefunden. Die Identität des Opfers ist unbekannt, das Alter wurde auf 30 bis 40 Jahre geschätzt. Über die Todesursache gibt es widersprüchliche Vermutungen. Die Polizei ging aufgrund des Blutes, das im Körper verblieben war, nicht davon aus, dass die Todesursache ein Ausbluten oder ein Kehlenschnitt war, die Gerichtsmediziner hingegen sprachen aufgrund des Fehlens von Blut im Fettgewebe und der Blutgefäßen vom Ausbluten als Todesursache. Bereits im Oktober 1888 wurde im Regierungsviertel Whitehall ein ähnlich verstümmelter Torso gefunden. Der Pinchin Street Torso unterscheidet sich aufgrund eines völlig abweichenden Modus operandi von den anderen Whitechapel-Morden.

Am 13. Februar 1891 wurde unter einer Bahnüberführung in Whitechapel eine Frauenleiche gefunden, die später als Frances Cole identifiziert wurde. Außer der durchtrennten Kehle wurden kein weiteren schwerwiegenden Verletzungen gefunden. In Zusammenhang mit diesem Mord wurde kurze Zeit später James Thomas Sadler, der kurz vor dem Mord zusammen mit Frances Cole gesehen wurde, verhaftet und verhört. Er wurde für eine Weile verdächtigt Jack the Ripper zu sein, wurde allerdings am 3. März 1891 aus Mangel an Beweisen wieder entlassen.

Weitere Morde und gewalttätige Übergriffe

In Einzelfällen werden auch Morde und Übergriffe Jack the Ripper zugeordnet, die nicht zu den Whitechapel-Morden gezählt werden, da sie teilweise zu anderen Zeiten und Orten, mitunter auch außerhalb der Stadt London verübt wurden oder andere Tatumstände aufweisen.

Fairy Fay“ (dt. Märchenfee) ist das Pseudonym einer mutmaßlichen Leiche, die am 26. Dezember 1887 in Whitechapel gefunden worden sein soll und der angeblich ein Pflock in den Unterleib gerammt wurde. Allerdings wurden keine Leichenfunde oder Morde im Zeitraum um den Zweiten Weihnachtsfeiertag dieses Jahres aufgezeichnet, daher wird von den meisten Experten bezweifelt, dass Fairy Fay überhaupt existierte.

Annie Millwood wurde ca. 1850 geboren. Berichten nach ist sie ein Opfer eines Angriffs am 25. Februar 1888, weshalb sie in ein Krankenhaus wegen „zahlreicher Stiche in die Beine und unteren Teil des Körpers“ eingeliefert wurde. Sie wurde aus dem Krankenhaus entlassen, starb aber am 31. März 1888 eines natürlichen Todes. Wegen des engen zeitlichen Zusammenhangs ihrer Verletzungen und ihres Todes kann aber, angesichts der damaligen medizinischen Möglichkeiten, davon ausgegangen werden, dass sie den Folgen ihrer Verletzungen erlegen ist.

Ada Wilson war Berichten nach ein Opfer eines Angriffs am 28. März 1888, wobei sie zwei Stiche in den Hals davontrug. Sie überlebte den Angriff.

Das „Whitehall Mystery“ Zeichnung in der Illustrated Police News, Oktober 1888

Am 2. Oktober 1888 wurde im Regierungsviertel Whitehall im Keller der Zentrale von Scotland Yard der Torso einer Frau gefunden. Ein zum Körper gehörendes Bein war in der Nähe des Torsos begraben worden, außerdem wurde ein Arm des Körpers im Stadtteil Pimlico aus der Themse gezogen. Weitere Gliedmaßen, sowie der Kopf wurden nie gefunden und die Identität der Leiche nicht geklärt. Der als Whitehall Mystery bekannte Körper weist Ähnlichkeiten zum Pinchin Street Torso auf, der ein Jahr später in Whitechapel gefunden wurde. Mehrheitlich wird davon ausgegangen, dass es sich hierbei um einen weiteren Täter handelt, der zeitgleich mit Jack the Ripper mordete, dieser wird in der Literatur auch als Torso Killer bezeichnet.

In Bradford, Grafschaft West Yorkshire, wurde am 29. Dezember 1888 die Leiche des siebenjährigen John Gill gefunden. Seine Beine waren gebrochen und sein Unterleib eröffnet, die Gedärme waren freigelegt. Außerdem fehlte der Leiche ein Ohr, sowie das Herz. Die Verletzungen des Jungens wiesen somit große Ähnlichkeiten mit den Verletzungen Mary Jane Kellys auf, was zu der Vermutung führte, dass Jack the Ripper John Gill getötet haben könnte. Eine Person aus dem Umfeld des Jungen wurde verdächtigt und verhört, aber mangels Beweisen aus der Haft entlassen. Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt.

Carrie Brown hieß mit Spitznamen „Old Shakespeare“. Angeblich hatte sie die Gewohnheit, im betrunkenen Zustand Shakespeares Sonette zu rezitieren. Sie wurde ca. 1835 geboren und wurde am 24. April 1891 in Manhattan, New York City, NY, USA getötet. Carrie Brown wurde mit Kleidung stranguliert und anschließend mit einem Messer verstümmelt. Ihr Körper wurde mit einem großen Riss in der Leistengegend und oberflächlichen Schnitten an ihren Beinen und auf ihrem Rücken gefunden. Auf ihrem Bett wurde ein Eierstock gefunden. Es wurden jedoch keine Organe mitgenommen. Ob der Eierstock gezielt entfernt wurde oder aus dem aufgerissenen Körper herausfiel, ist unbekannt. Als in dieser Zeit der Mord mit den Geschehnissen in Whitechapel verglichen wurde, schloss die Londoner Polizei jede Verbindung aus.

Ermittlungen

In der Zeit der Morde des Rippers waren die Ermittlungstechniken und Erkenntnisse im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten auf einem erheblich geringeren Stand. Viele forensische Techniken waren zu dieser Zeit unbekannt oder standen nicht zur Verfügung. Das Konzept und die Beweggründe von Serienmördern waren nur wenig ergründet und bekannt. Die Polizei ging damals von sexuellen Beweggründen des Mörders aus und war zudem mit dieser Art von Verbrechen nicht vertraut. Aufgrund der erhaltenen Ermittlungsakten ist gut nachvollziehbar, wie die Polizei zu dieser Zeit arbeitete. Im Falle der Whitechapel-Morde suchte die Polizei in großen Gruppen, die die den Tatorten umliegenden Häuser auf und befragte über 2.000 Personen, über 300 von diesen wurden mit den Morden in Verbindung gebracht und 80 verhaftet.

Zunächst trug das Polizeirevier in Whitechapel die Verantwortung für die Ermittlungen. Nach dem Mord an Mary Ann Nichols wurden Inspektoren aus der Zentrale des Metropolitan Police Service entsandt, unter ihnen Frederick Abberline. Da Scotland Yard keine Machtbefugnisse in der City of London besaß, wurden nach dem Auffinden der Leiche von Catharine Eddowes Beamte der City of London Police hinzugezogen. Schließlich ernannte Polizeichef Charles Warren Donald Swanson zum Leiter der Ermittlungen, nach dem sich der Leiter der Abteilung für Verbrechensaufklärung, Robert Anderson, zu der Zeit im Ausland befand.

Nachdem Teile der Bevölkerung des East End mit der polizeilichen Arbeit unzufrieden war, gründeten diese unter der Leitung von George Lusk die Bürgerpolizei Whitechapel Vigilance Committe. Dieses ging selbsttätig auf Patrouille und stellte Privatermittler ein, um verdächtige Personen zu observieren, außerdem reichten sie mehrfach Petitionen bei der Regierung ein, um Informationen über die polizeilichen Ermittlungen zu erhalten.

Die Polizei richtete ihr Augenmerk zunächst auf das Verhör und die Überprüfung der Alibis von Schlachtern, Chirurgen und Ärzten, die sie Aufgrund des Vorgehens des Mörders zuerst verdächtigten.

Goulston-Street-Graffito

Nach den als Doppel-Ereignis bekannten Morden an Elizabeth Stride und Catharine Eddowes in der Nacht des 30. September 1988 fand Constable Alfred Long in einem Treppenhaus des Gebäudes 108-119 Goulston Street, die etwa 500 Meter von Mitre Square bzw. 800 Meter von der Berner Street entfernt liegt, ein blutverschmiertes Stück einer Schürze. Später fand man heraus, dass dieses Stück zu der Schürze gehörte, die Catharine Eddowes in der Tatnacht getragen hatte. An der Wand über dem Teil der Schürze war mit weißer Kreide ein Graffito angebracht worden.

Nach Aussage von Constable Long lautete der Text „The Juwes are the men that will not be blamed for nothing“ (dt. „Die Juwes sind die Menschen, die nicht grundlos beschuldigt werden.“). Constable Daniel Halse von der City of London Police, der später am Fundort dazu kam, will hingegen gelesen haben: „The Juwes are not the men that will be blamed for nothing“ (dt. „Die Juwes sind nicht die Menschen, die grundlos beschuldigt werden.“). Ein dritte Aussage stammt von Stadtvermesser William Foster, der angab, dass der Text „The Juws are not the men to be blamed for nothing.“ (dt. „Die Juws sind nicht die Menschen, die grundlos beschuldigt sind.“ Für die Ermittlungen maßgeblich war die Version von Alfred Long, die von Polizeichef Charles Warren an das Heimatministerium weitergeben wurde.[3]

Das Wort Juw(e)s, das in der englischen Sprache nicht existiert, ähnelt sehr dem Wort Jews, das für das deutsche Juden steht. Nach dem Mord an Mary Ann Nichols verdichteten sich im East End schnell Gerüchte, dass die Morde von einem Juden, der Leather Apron (dt. Lederschürze) genannt wurde, verübt worden sein sollen, was antisemitische Kundgebungen nach sich zog. Superintendent Thomas Arnold ordnete daher mit Erlaubnis von Charles Warren an, das Graffito auf der Stelle zu entfernen, um mögliche Aufstände zu verhindern. Es war daher nicht mehr möglich, das Graffito fotografisch festzuhalten. In seinem Bericht vom 9. November 1888 schreibt Arnold:

Eingabe des Goulston-Street-Graffito beim Heimatministerium durch Charles Warren.

“I beg to report that on the morning of the 30th Sept. last, my attention was called to some writing on the wall of the entrance to some dwellings at No. 108 Goulston Street, Whitechapel which consisted of the following words: "The Juews are [not][4] the men that will not be blamed for nothing", and knowing in consequence of suspicion having fallen upon a Jew named 'John Pizer' alias 'Leather Apron' having committed a murder in Hanbury Street a short time previously, a strong feeling existed against the Jews generally, and as the Building upon which the writing was found was situated in the midst of a locality inhabited principally by that Sect, I was apprehensive that if the writing were left it would be the means of causing a riot and therefore considered it desirable that it should be removed having in view the fact that it was in such a position that it would have been rubbed by persons passing in & out of the Building.”

„Ich bitte darum berichten zu dürfen, dass am Morgen des 30. September, dem Letzten, meine Aufmerksamkeit auf eine Aufschrift an der Wand des Eingangs zu Behausungen in der Goulston Street 108, Whitechapel gerichtet wurde, welche aus folgenden Worten bestand: „Die Juwes sind [nicht] die Menschen, die nicht grundlos beschuldigt werden“. Ich wusste, dass aufgrund der Verdächtigung eines Juden namens ‚John Pizer‘, genannt ‚Leather Apron‘, der beschuldigt wurde, den kürzlich in der Hanbury Street verübten Mord begangen zu haben, ein starkes Gefühl gegen die Juden im allgemeinen aufkam. Da das Gebäude auf dem sich die Aufschrift befand, sich mitten in der Lokalität befand, die hauptsächlich von dieser Sekte bewohnt wird, war ich besorgt darüber, dass wenn die Aufschrift verbleibt, diese für einen Aufstand verantwortlich sein könnte, daher habe ich erwogen, dass es wünschenswert sei, sie aufgrund der Tatsache, dass sie sich an einer Stelle befand, die gut von den Menschen, die hinein- und hinausgehen einsehbar war, zu entfernen.“

Thomas Arnold: Archiv des Heimatministeriums[5]

Ob das Graffito in einer Verbindung zu den Morden steht oder sich zufällig dort befand, war und ist umstritten. Während der Leiter der Polizeiwache in Whitechapel, Walter Dew[6], davon überzeugt war, dass die Aufschrift für die Ermittlungen irrelevant sei, so sahen sie Robert Anderson und Charles Warren als Werke des Mörders.[7] Der Historiker Philip Sugden sieht drei Möglichkeiten:

  1. Das Graffito ist nicht Werk des Mörders, er ließ das Teil der Schürze zufällig an dieser Stelle liegen..
  2. Das Graffito stammt vom Mörder, der Jude ist und sich selber und alle Juden als Schuldige darstellt
  3. Das Graffito stammt vom Mörder und will damit den Verdacht auf die Juden lenken und die Polizei auf eine falsche Fährte führen.[8]

Der Autor Martin Fido sieht in der Aufschrift eine Doppelte Verneinung und liest das Graffito als „Die Juden übernehmen für nichts Verantwortung“ und schließt daraus, dass der Text von einer Person geschrieben wurde, die sich von einem jüdischen Händler in der Gegend betrogen gefühlt haben könnte.[9]

Stephen Knight, Journalist und Autor, behauptet, dass „Juwes“ nicht mit Juden in Verbindung stehe, sondern sich auf die aus einer freimaurerischen Allegorie stammenden Mörder von Hiram Abif namens Jubela, Jubelo und Jubelum beziehe und dass der Mörder, der auch das Graffito anbrachte, im Auftrag der Freimaurer gehandelt habe.[10] Allerdings gibt es keinerlei Belege dafür, dass der Begriff „Juwes“ außer bei Knight je in Verbindung mit den den freimaurerischen Sagengestalten gebracht wurde.[11] Dennoch wurde diese Hypothese in verschiedenen fiktiven Bearbeitungen, wie der Graphic Novel From Hell verwendet.

Ein eine weitere Interpretation des Textes wurde am 1. Dezember 1888 in der Pall Mall Gazette veröffentlicht. Der Journalist Robert D'Onston Stephenson schließt durch den Satzbau, die falsche Schreibung des Begriffes „Jews“, sowie die zweifache Verwendung eines bestimmten Artikels darauf, dass es sich um einen Franzosen gehandelt haben könnte. Seiner Ansicht nach ähnele „Juwes“ dem französischen „juives“. Stephenson schließt belgische und schweizerische Frankophone aus, da ihm zu Folge deren Eigenart eine solche Tat unmöglich machten, während in Frankreich Morde an Prostituierten schon längere Zeit praktiziert würden.[12]

Schließlich behauptet der Ermittler und Autor Travor Marriott, dass das Stück der Schürze nicht zwangsläufig vom Mörder hinterlassen wurde, auch Catharine Eddowes selbst könne es sich von der Schürze abgerissen, als Hygienetuch benutzt und es an der Fundstelle weggeworfen haben.[13] Diese Vermutung wird allerdings von der Mehrheit der Forscher und Experten für unglaubhaft gehalten.[14]

Tatverdächtige

Die Polizeiakten bezüglich der Verdächtigen sind lückenhaft, nahezu der komplette Aktenbestand dazu ist verschollen. Durch das polizeiinterne Macnaghten-Memorandung, das am 23. Februar 1894 von Melville Macnaghten verfasst wurde, sind allerdings drei Verdächtige namentlich bekannt, zudem durch einen erhaltenen Briefwechsel eines Polizeibeamten mit einem Journalisten ein weiterer. Keiner von ihnen wurde jemals offiziell aufgrund der East-End-Morde angeklagt:[15]

Montague John Druitt war ein 31-jähriger Anwalt und Lehrer. Er galt als homosexuell, womit er als Tatverdächtiger weitgehend ausgeschlossen werden kann. Im Dezember 1888 beging er Selbstmord. Sein Leichnam wurde in der Themse gefunden.[16]

Aaron Kosminski war ein polnischer Jude, der in Whitechapel wohnte. Kosminski war psychisch krank und wurde später in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen.[16] Am 7. September 2014 veröffentliche der Autor Russell Edwards erstmals in der britischen Tageszeitung Daily Mail das Ergebnis einer DNS-Analyse , die von Jari Louhelainen durchgeführt wurde. Nach dessen Ergebnis stimme die DNS, die aus Sperma- und Blutspuren eines Halstuches entnommen wurde, das in mutmaßlichem Zusammenhang mit dem Mord an Catharine Eddowes steht, mit Proben überein, die mütterlichseits von direkten Nachkommen Catharine Eddowes und Aaron Kosminski stammen. Kosminski gilt bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts als einer der Hauptverdächtigen für die Ripper-Morde. Jari Louhelainen hat für seine Ergebnisse bisher noch kein Kreuzgutachten beantragt. [17]

Michael Ostrog war ein russischer Arzt und früherer Sträfling.[16] In London betätigte er sich als Dieb und Bauernfänger und trat unter einer Vielzahl von Pseudonymen auf. Es wird vermutet, dass er im Jahre 1888 55 Jahre alt war. Er wurde mehrere Male wegen versuchten Totschlags in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen.[16]

Francis J. Tumblety, ein 56 Jahre alter US-Amerikaner, arbeitete als Quacksalber. Während eines Aufenthalts in London wurde er im November 1888 wegen obszöner Handlungen angeklagt und inhaftiert. Nachdem er eine hohe Kaution für seine Freilassung gezahlt hatte, floh er noch im selben Monat aus England in die USA und tauchte dort unter. Hier wurde er offenbar von der englischen Polizei aufgrund der Ripper-Morde gesucht. Tumblety war zunächst nur einer von vielen Verdächtigen zum Zeitpunkt der Morde, der jedoch vom leitenden Inspektor John George Littlechild favorisiert wurde.[15] Littlechild erwähnte seine diesbezüglichen Vermutungen in einem Brief vom 23. September 1913 an den Kriminal-Journalisten und Schriftsteller George R. Sims.

Das sogenannte Macnaghten-Memorandum vom 23. Februar 1894 in dem Melville Macnaghten Monatgue Druitt, Aaron Kosminski und Michael Ostrog verdächtigt.

Als weiterer Verdächtiger galt der aus Polen nach Großbritannien emigrierte George Chapman alias Severin Antonowitsch Kłosowski. Chapman wurde 1903 für einen von drei von ihm begangenen Giftmorden zum Tode verurteilt und im Gefängnis von Wandsworth hingerichtet.

Seit den 1970er Jahren wurde eine neue Theorie diskutiert, der zufolge der deutschstämmige Maler Walter Sickert Jack the Ripper gewesen sei. Im Jahr 2002 veröffentlichte die bekannte US-amerikanische Krimiautorin Patricia Cornwell ein umfangreiches Buch, in dem sie nachzuweisen versuchte, dass Sickert für die Serienmorde in Whitechapel und viele andere Morde verantwortlich war. Sie begründete ihre Behauptungen unter anderem mit Vergleichen mitochondrialer DNS und Interpretationen von Sickerts Bildern und Skizzen. Die Sickert-Theorie wird jedoch von den meisten Fachleuten sowie von Scotland Yard abgelehnt.

Tatsächlich weiß man über den Täter nur wenig. Es wurde vielfach angenommen, dass er über ein detailliertes Wissen bezüglich der Anatomie des menschlichen Körpers verfügte. Bei genauerer Betrachtung seiner Taten war dies jedoch keine notwendige Voraussetzung. Wiederholt wurde der Ripper als Jude oder Ausländer bezeichnet. Aufgrund der Tatsache, dass die Stadtteile in denen die Morde verübt wurden von einer großen Anzahl von Einwanderern und Menschen jüdischen Glaubens bewohnt wurden ist dies zwar eine Möglichkeit, viel mehr aber darf bei diesbezüglichen Verdächtigungen von Vorurteilen ausgegangen werden, da ebenso starke judenfeindliche und rassistische Tendenzen in der Bevölkerung vorhanden waren (siehe Das Goulston-Street-Graffito). So schrieb Christian Heermann in seinem Buch „Der Würger von Notting Hill – Große Londoner Kriminalfälle“:

„Ein Engländer als Täter? Völlig unmöglich! Man hatte ja die Auswahl – entweder polnischer Jude oder vielleicht Russe, wenn man schon nicht irgendeinen Farbigen als Ripper präsentieren konnte. Alle Verlautbarungen waren haargenau auf die puritanische Gesellschaft zugeschnitten und dienten gleichzeitig dem besseren Verständnis der großen Politik, in der Rassefragen eine bedeutende Rolle spielten.“[18]

Aufgrund eines offensichtlich gefälschten Tagebuches kam 1993 der Name eines James Maybrick aus Liverpool in die Diskussion; inzwischen sehen Experten die These, Maybrick sei der Ripper gewesen, als unhaltbar an, insbesondere aufgrund einer Analyse der chemischen Zusammensetzung der verwendeten Tinte, die sich als modern herausstellte. Anschließend gab der „Finder“ des Tagebuches unter Eid zu, dieses selbst verfasst zu haben. Später widerrief er diese Aussage jedoch.

Im Jahre 2006 untersuchten australische Wissenschaftler mit der sogenannten Cell-Track-ID-Methode DNS-Proben, die insbesondere den gummierten Rückseiten der bei der Polizei und den Zeitungen eingesandten Briefen entnommen wurden, und kamen u. a. zum Ergebnis, dass der Täter möglicherweise eine Frau war.[19] Der ermittelnde Polizeibeamte Inspektor Frederick Abberline verdächtigte während der Zeit der Morde Mary Pearcey, die kurze Zeit nach den Morden Jack the Rippers in ähnlicher Weise die Frau ihres Geliebten tötete und dafür gehängt wurde.[20] Im Jahr 2012 griff der Ripper-Forscher und früherere Anwalt John Morris wieder die Theorie auf, dass der Mörder eine Frau sei.[21] Mary Elizabeth „Lizzie“ Ann Williams soll die Morde aus Wut über ihre eigene Unfruchtbarkeit begangen haben. Als Beleg hierfür führt Morris auf, dass keines der Opfer sexuell missbraucht wurde und in der Blutlache von Catherine Eddowes drei Knöpfe eines Damenstiefels gefunden wurden. Weiterhin hieß es in einem Zeitungsbericht, dass die persönlichen Habseligkeiten des zweiten Opfers Annie Chapman „auf typisch feminine Weise“ zu Füßen der Leiche abgelegt worden seien.[22] Der wichtigste Hinweis sei jedoch der, dass Mary Jane Kelly von Lizzies Ehemann ein Kind erwartet haben soll. Mit deren Tod im November 1888 endete auch die Mordserie. Lizzie habe kurz darauf einen Nervenzusammenbruch erlitten. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1912 wurde sie jedoch nie von der Polizei verhört.

Auf der Basis von zeitgenössischen Zeugenaussagen entwarfen Experten der Metropolitan Police 2006 ein Phantombild Jack the Rippers sowie eine Personenbeschreibung. Demnach war er etwa 25–35 Jahre alt, trug einen Schnurrbart und hatte einen relativ hohen Haaransatz. Er wäre demnach etwa 1,65–1,70 m groß gewesen.[23]

Mit Hilfe moderner Profiling-Methoden, wie Kriminalisten sie heutzutage zur Identifikation von Serienmördern anwenden, wurde der Brite Robert Mann als Ripper-Hauptverdächtiger ermittelt.[24] Mann arbeitete im Leichenschauhaus von Whitechapel und besaß sowohl hinreichende anatomische Kenntnisse als auch die Mittel, die Morde in den bekannten Details durchzuführen (z. B. Konservation von Leichenteilen, wie im Fall der per Post verschickten Nierenhälfte im From-HellBrief). Mann soll nach dieser Theorie noch zwei weitere Morde begangen haben, bei seinem letzten (an Alice Mackenzie, acht Monate nach der Hauptserie) aber durch eine Tuberkulose-Erkrankung schon zu geschwächt gewesen sein, um ihn auf Ripper-typische Weise durchzuführen (Alice Mackenzie wurde die Kehle durchgeschnitten, ihr Körper wies oberflächliche Spuren von versuchten Verstümmelungen auf). Mann starb 1896 an Tuberkulose

Neben diesen offiziellen Verdächtigen seitens der Londoner Polizei wurden durch Schriftsteller, Geschichtsforscher und Amateure eine Vielzahl weiterer Personen verdächtigt. Unter den Verdächtigten waren prominente Personen wie Sir William Gull, Prinz Albert Victor, der Mathematiker und Dichter Lewis Carroll (Alice im Wunderland) und andere zeitgenössische Prominente. Auch gibt es einige Verschwörungstheorien: Am populärsten ist jene, die eine fesselnde Saga um ein heimliches Kind des Enkels von Königin Viktoria und um die Freimaurer webt. Der präsumtive Thronfolger, Prinz Albert Victor, ältester Sohn des späteren Königs Eduard VII. und Herzog von Clarence, ist tatsächlich einige Zeit von Scotland Yard als Täter verdächtigt worden, unter anderem, weil er als regelmäßiger Bordell-Besucher bekannt war.

Briefe

„Dear Boss“-Brief
„From Hell“-Brief

Während des Verlaufs der Rippermorde erhielten Polizei und Zeitungen tausende Briefe im Zusammenhang mit diesem Fall.

Einige stammten von Personen, die in guter Absicht Ratschläge zur Ergreifung des Mörders geben wollten. Der größte Teil davon wurde als nutzlos erachtet.

Wahrscheinlich interessanter waren hunderte von Bekenner-Briefen, in denen behauptet wurde, sie seien vom Mörder selbst geschrieben worden. Der weitgehend größte Teil dieser Briefe wurde als Scherz betrachtet. Viele Experten meinen, dass keiner von ihnen vom Ripper persönlich verfasst wurde. Mit Hilfe einer neuen Methode zur Bestimmung von DNS-Proben gelang australischen Wissenschaftlern der Nachweis, dass die meisten Briefe Fälschungen sind.[19] Einige der durch die damalige oder heutige Polizei als womöglich echt betrachteten Briefe sind die folgenden drei bekannten:

  • Der Brief „Dear Boss“ (deutsch Lieber o. sehr geehrter Chef o. Meister) ist auf den 25. September 1888 datiert. Er wurde am 27. September 1888 abgestempelt und ist am gleichen Tag bei der Central News Agency eingegangen. Am 29. September 1888 wurde er an Scotland Yard weitergeleitet. Im Brief versprach der Absender, dass er der „Dame die Ohren abschneiden“ (orig. clip the lady's ears off) werde. Anfangs wurde er als Scherz betrachtet. Als jedoch Catharine Eddowes am 30. September 1888 mit einem teilweise abgeschnittenen Ohr gefunden wurde, erhielt der Brief mehr Aufmerksamkeit. Die Polizei veröffentlichte den Brief am 1. Oktober 1888 in der Hoffnung, jemand würde die Handschrift erkennen. Diese Bemühungen blieben erfolglos. Der Name „Jack the Ripper“ wurde in diesem Brief erstmals benutzt und erlangte nach der Veröffentlichung seine weltweite Bekanntheit. Die meisten der nachfolgenden Briefe ahmten den Stil des veröffentlichten Briefes nach. Nach den Morden behaupteten Polizeibeamte, der Brief sei ein Scherz eines lokalen Journalisten gewesen.
  • Die Postkarte „Saucy Jack“ (dt. frecher o. unverschämter Bube) wurde am 1. Oktober 1888 abgestempelt und ging am selben Tag bei der Central News Agency ein. Sie war handgeschrieben und hatte Ähnlichkeiten mit dem „Dear Boss“-Brief. In der Postkarte wird mit dem Satz: „double event this time“ (dt. doppeltes Ereignis dieses Mal) erwähnt, dass zwei Opfer (Elizabeth Stride und Catharine Eddowes) in kurzer Zeit nacheinander getötet wurden. Es wurde behauptet, dass die Karte vor der Veröffentlichung der Morde abgeschickt worden sei. Dabei ging man davon aus, dass es unwahrscheinlich war, dass jemand bereits das entsprechende Wissen bezüglich der neuen Verbrechen haben konnte. Letztendlich wurde die Postkarte aber mehr als 24 Stunden nach den Taten veröffentlicht. Es verging daher viel Zeit, in der den Journalisten und Bewohnern des Gebietes viele Details bekannt wurden. Polizeibeamte behaupteten später, sie hätten einen bestimmten Journalisten als Absender dieser Postkarte und des früheren „Dear Boss“-Briefes identifiziert, aber sein Name wurde nie veröffentlicht.
  • Der Brief „From Hell“ (dt. aus der Hölle) ist auch als der „Lusk“-Brief bekannt. Er wurde am 15. Oktober 1888 abgestempelt und ging bei George Lusk beim Whitechapel Vigilance Committee (dt. Wachsamkeitsausschuss) am 16. Oktober 1888 ein. Lusk öffnete eine kleine Schachtel und entdeckte eine halbe menschliche Niere. Später wurde gesagt, sie sei in Ethyl-Alkohol konserviert gewesen. Bei Catharine Eddowes war vom Mörder eine Niere entfernt worden und ein Mediziner ermittelte, dass die zugesandte Niere „der von Catharine Eddowes entfernten sehr ähnlich“ (orig. „very similar to the one removed from Catharine Eddowes“) gewesen sei. Diese Aussage war nicht beweiskräftig. Der Absender behauptete, die fehlende Hälfte der Niere gebraten und gegessen zu haben. Über die Niere gibt es einige Meinungsverschiedenheiten. Einige Quellen nehmen an, sie gehörte Catharine Eddowes. Andere behaupten, dass der Brief lediglich ein makaberer Scherz gewesen sei.

Einige Quellen nennen einen weiteren Brief, der auf den 17. September 1888 datiert war und als erste Nachricht den Namen Jack the Ripper nutzte. Experten glauben, dass es sich dabei um eine moderne Fälschung handelt, die im 20. Jahrhundert, lange nach den Morden, in die Unterlagen der Polizei eingefügt wurde. Als Gründe für eine Fälschung wurde angeführt, dass der Brief weder einen offiziellen Stempel der Polizei mit dem Eingangsdatum noch die Initialen des Ermittlers trug, der den Brief auf seine potentielle Beweiskraft hin untersucht haben musste. Zudem wurde der Brief in keinen Unterlagen der Polizei in dieser Zeit erwähnt. Darüber hinaus behaupten einige derjenigen, die den Brief gesehen haben, dass dieser mit einem Kugelschreiber geschrieben worden sei, der erst 50 Jahre nach den Ripper-Morden erfunden worden war.

Rolle der Medien

Deckblatt des Puck Magazins am 21. September 1889

Die Ripper-Morde bezeichnen einen entscheidenden Wendepunkt im modernen britischen Leben. Jack the Ripper war zwar nicht der erste Serienmörder, jedoch der erste, um dessen Tötungen die Medien einen weltweiten Medienrummel entfachten.

Gesetzesreformen im Jahre 1855 ermöglichten den Druck preisgünstiger Zeitungen in großen Auflagen. Beliebte Magazine wie die Illustrated Police News (dt. Bebilderte Polizeinachrichten) bescherten dem Ripper einen bis dahin beispiellosen Bekanntheitsgrad. Auch International wurde ausführlich über die Whitechapel-Morde berichtet.[25]

Aufgrund der Medien und der Tatsache, dass niemand jemals für die Morde angeklagt wurde, wurde eine legendäre Jagd nach dem Täter veranstaltet. Auch in späteren Zeiten wurden Serienmörder durch die weithin bekannten Legenden des Jack the Ripper beeinflusst. Umgekehrt nahm die extreme Medialisierung des Ripper-Falles auch Einfluss auf das (vermeintliche) Wissen über den Täter und die Tat.[26]

Einige glauben, der Spitzname des Mörders sei von Zeitungsverkäufern erfunden worden, um die Geschichte interessanter zu machen und mehr Zeitungen zu verkaufen. Dies wurde in den Medien später ein übliches Vorgehen, wie sich an den Beispielen des Boston Strangler (Albert Henry DeSalvo), Green River Killer, Axeman of New Orleans, Beltway Sniper, Hillside Stranglers und des Zodiac-Killer sowie an den britischen fast 100 Jahre späteren Beispielen Yorkshire Ripper und dem unbenannten Täter der „Thames Nude Murders“ (dt. Themse-Nacktenmorde) in den 1960er Jahren veranschaulichen lässt. Den Täter der „Thames Nude Murders“ betitelte die Presse gar als Jack the Stripper.

Die Armen in Eastend von London waren lange Zeit von der wohlhabenden Gesellschaft ignoriert worden. Durch die Morde wurde jedoch die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Lebensbedingungen der Opfer und der Unterschicht im Allgemeinen gerichtet. Aufgrund dieser erhöhten Aufmerksamkeit gelang es den Sozialreformern dieser Zeit nun, die Oberschicht zum Zuhören und Handeln zu bewegen.

Verarbeitung in Film, Musik und Literatur

Die Popularität und Mystifizierung des Falles und der ungeklärten Identität von Jack the Ripper führte in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zu einer fiktiven Verarbeitung des Stoffes in verschiedenen Medien. Im Film Sherlock Holmes’ größter Fall von 1995, in Mord an der Themse von 1979, sowie dem PC-Spiel Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper von 2009 werden die Morde an den Kanonischen Fünf in das Sherlock-Holmes-Universum von Arthur Conan Doyle versetzt. Michael Caine spielte 1988 in der mit dem Golden Globe Award ausgezeichneten Miniserie Jack the Ripper – Das Ungeheuer von London Inspektor Frederick Abberline. In den Bereich des Horrorfilms einzuordnen ist Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London von 1976 in dem Klaus Kinski den fiktiven Arzt Dennis Orlof spielt, der sich Nachts zu Jack the Ripper verwandelt, ebenso Ripper – Briefe aus der Hölle von 2001. From Hell mit Johnny Depp als Abberline von 2001 hingegen basiert auf die gleichnamige Graphic Novel von Alan Moore.

Neben der filmischen Umsetzungen des Stoffes wurde auf Jack the Ripper auch in zwei Fernsehserien Bezug genommen. In Whitechapel von 2009 imitiert ein Serienmörder die Vorgehensweise von Jack the Ripper, unter anderem werden die Leichen an den bekannten Schauplätzen gefunden. In der Serie Ripper Street, die seit 2012 ausgestrahlt wird, setzt die Handlung sechs Monate nach den Morden an den Kanonischen Fünf ein, als plötzlich erneut Prostituierte tot aufgefunden werden. Die Morde tragen die Handschrift von Jack the Ripper. Neben diesen Serien wird Jack the Ripper auch in Einzelfolgen weiterer Serien wie zum Beispiel Raumschiff Enterprise, Babylon 5, Die Simpsons, Smallville oder Vampire Diaries angesprochen. Auch verschiedene Dokumentationen von History Channel, der BBC und anderen Produktionsgesellschaften beschäftigen sich mit der Thematik.

Jack the Ripper ist auch auf der Theaterbühne zu finden, so gibt es mehrere Musicals, sowie einen Auftritt am Ende des Stückes Die Büchse der Pandora von Frank Wedekind und der darauf basierenden Oper Lulu von Alban Berg. Bekannte Musikgruppen. wie Die Ärzte, Motörhead, Judas Priest oder der Sänger Nick Cave widmeten Jack the Ripper eines ihrer Lieder, die Band Whitechapel benannte sich nach dem Stadtteil Londons, in dem die meisten Morde verübt wurden.

Außer der Graphic Novel From Hell erschienen im Bereich der Belletristik verschiedene Werke. Neben dem pseudo-dokumentarischen Buch Wer war Jack the Ripper − Portrait eines Killers von Patricia Cornwell, wurde unter anderem auch in den Romanen Die Blutlinie von Cody McFadyen, sowie Horus von Wolfgang Hohlbein auf Jack the Ripper eingegangen. Unter den Hörspielen ist unter anderem die Produktion des Südwestfunks Sherlock Holmes und die Whitechapel Morde aus dem Jahre 1996 hervorzuheben. In dem bei Lübbe-Audio erschienen Hörspiel Jack the Ripper – Die Geschichte eines Mörders von 2001 spielt die Geschichte aus Sicht von Walter Sickert alias Jack the Ripper. Die Rückkehr von Jack the Ripper in die Gegenwart wird in zwei Hörspielen der Geisterjäger John Sinclair-Reihe thematisiert.

Literatur und Quellen

  • Paul Begg. Jack the Ripper. The Definitive History. Pearson Education, London 2003. ISBN 0-582-50631-X
  • Paul Begg. Jack the Ripper. The Facts. Robson, London 2006, ISBN 1-86105-687-7
  • Paul Begg, Martin Fido und Keith Skinner. The Complete Jack the Ripper A To Z. John Blake, London 2010.  ISBN 978-0-586-07179-3
  • Andrew Cook. Jack the Ripper. Amberley Publishing. Stroud 2009. ISBN 978-1-84868-327-3
  • Patricia Cornwell. Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-09365-5
  • Lewis-Perry Curtis. Jack the Ripper & The London Press. Yale University Press, Yale 2001. ISBN 0-300-08872-8
  • John J. Eddleston. Jack the Ripper. An Encyclopedia. Metro Books, London 2002. ISBN 1-84358-046-2
  • Stewart P. Evans und Donald Rumbelow. Jack the Ripper. Scotland Yard Investigates. Sutton Publishing, Stroud 2006. ISBN 0-7509-4228-2
  • Stewart P. Evans und Keith Skinner. The Ultimate Jack the Ripper Sourcebook. An Illustrated Encyclopedia. Constable and Robinson, London 2002, ISBN 1-84119-452-2
  • Stewart P. Evans und Keith Skinner. Jack the Ripper. Letters from Hell. Sutton Publishing, Stroud 2001. ISBN 0-7509-2549-3
  • Martin Fido The Crimes, Detection and Death of Jack the Ripper. Wiedenfeld and Nicolson, London 1987. ISBN 0-297-79136-2
  • Shirley Harrison: Das Tagebuch von Jack the Ripper. Die merkwürdigen Umstände der Entdeckung. Die Beweise der Echtheit. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1994, ISBN 3-404-71500-4
  • Karyo Magellan. By Ear and Eyes – The Whitechapel Murders, Jack the Ripper and the Murder of Mary Jane Kelly. Longshot, Derby 2005, ISBN 0-9550240-0-5
  • Trevor Marriott. Jack the Ripper. The 21st Century Investigation. John Blake, London 2005. ISBN 1-84454-103-7
  • Dennis Meikle. Jack the Ripper: The Murders and the Movies. Reynolds and Heam, Richmond upon Thames 2002. ISBN 1-903111-32-3
  • Robin Odell. Ripperology. A Study of the World's First Serial Killer and a Literary Phenomenon. Kent State University Press, Kent, Ohio 2006, ISBN 978-0-87338-861-0.
  • Hendrik Püstow und Thomas Schachner. Jack the Ripper. Anatomie einer Legende. Militzke, Leipzig 2006, ISBN 3-86189-753-9
  • Miriam Rivett und Mark Whitehead. Jack the Ripper. Pocket Essentials, Harpenden 2006. ISBN 978-1-904048-69-5
  • Donald Rumbelow. The Complete Jack the Ripper. Fully Revised and Updated. Penguin, London 2004, ISBN 0-14-017395-1.
  • Philip Sugden. The Complete History of Jack the Ripper. Carrol and Graf, London 2002, ISBN 0-7867-0276-1
  • Judith Walkowitz. City of Dreadful Delight. Narratives of Sexual Danger in Late-Victorian London. Virago Press, London 2000, ISBN 978-0-226-87146-2.
  • Philippe R.Welté. Jack l'Éventreur le Secret de Mary Jane K. Alban, Paris 2006, ISBN 2-911751-33-7
  • Alex Werner (Hrsg.). Jack the Ripper and the East End London. Chatto and Windus, London 2008. ISBN 978-0-7011-8247-2
  • Paul Woods und Gavin Baddeley. Sucy Jack. The Elusive Ripper. Ian Allan Publishing, Hersham 2009. ISBN 978-0-7110-3410-5

Weblinks

 Commons: Jack the Ripper – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anne J. Kershen. The Immigrant Community of Whitechapel at the Time of the Jack the Ripper Murders, in Werner, Seite. 65-97; Laura Vaughan. Mapping the East End Labyrinth, in Werner, Seite 225.
  2. Polizeibericht vom 25. Oktober 1888, MEPO 3/141. Zitiert u.a. bei Evans und Skinner, Sourcebook Seite 283 und Rumbelow Seite 12.
  3. Brief von Charles Warren an Godfrey Lushington, Ständiger Staatssekretär des Heimatministeriums, vom 6. November 1888, HO 144/221/A49301C, u. a. zitiert bei Evans and Skinner, Sourcebook. Seite 183 f.
  4. Das Wort ‚not‘ wurde entfernt
  5. Bericht von Superintendent Arnold vom 6 November 1888, HO 144/221/A49301C, zitiert u. a. bei Evans und Skinner, Letters from Hell Seite 24–25 und bei Evans und Skinner, Sourcebook, Seite 185–188.
  6. Memoiren von Walter Drew. I Caught Crippen. Zitiert bei Fido, Seite 51
  7. Sugden, Seite 254
  8. Sugden, Seite 255
  9. Fido, Seite 52
  10. Stephen Knight. Jack the Ripper. The Final Solution. George G. Harrap, London 1976. ISBN 0-245-52724-9
  11. Begg, Seite 200
  12. Pall Mall Gazette vom 1. December 1888. Abschrift des Artikels in englischer Sprache auf: Casebook.org abgerufen am 13. September 2014.
  13. Marriott S. 165
  14. Marriott S. 164
  15. 15,0 15,1 The Enduring Mystery of Jack the Ripper, Metropolitan Police
  16. 16,0 16,1 16,2 16,3 War Jack the Ripper ein Friseur?, Spiegel Online, 15. Juli 2006
  17. Russel Edwards: Jack the Ripper unmasked vom 7. September 2014 auf: dailymail.co.uk, abgerufen am: 9. September 2014
  18. Christian Heermann: Der Würger von Notting Hill – Große Londoner Kriminalfälle; Berlin: Verlag Das Neue Berlin, 1983; S. 106
  19. 19,0 19,1 War Jack the Ripper eine Frau?, 20minuten
  20. Wunderwaffe DNA-Analyse
  21. http://nachrichten.t-online.de/mysterioese-morde-in-london-war-jack-the-ripper-eine-frau-/id_56325890/index
  22. British author claims Jack the Ripper was a woman. In: The Courier-Mail Online. The Daily Telegraph, 10. Mai 2012, abgerufen am 1. März 2013.
  23. Harald Tribune vom 20. November 2006, Toronto Star vom 20. November 2006
  24. [1]
  25. Sammlung von internationalen Zeitungsberichten auf: jacktheripper.de, abgerufen am 12. September 2014
  26. The Juwes are not the men That Will be Blamed for nothing. Über die Agonie des Profilers im Jack the Ripper-Film. Analyse von Stefan Höltgen in F.LM – Texte zum Film. Abgerufen am 15. März 2010.
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