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Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte

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Das Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte in Unterfranken (JSZ) ist eine Einrichtung der Stadt Würzburg und des Bezirks Unterfranken. Es wurde 1987 auf Initiative von David Schuster, des damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, eingerichtet. Als Informations- und Dokumentationszentrum für die jüdische Geschichte in Unterfranken dient es der bayerischen Erinnerungskultur. Das JSZ befindet sich im 3. Obergeschoss des jüdischen Gemeinde- und Kulturzentrums Shalom Europa in Würzburg.

Geschichte

Bereits in den 1960er Jahren formulierte David Schuster die Idee zu einem solchen Zentrum. Es sollte nach den Zerstörungen der Shoa die lange und besonders dichte jüdische Geschichte in Unterfranken ins Bewusstsein rücken und über die jüdische Religion informieren. 1985 wurde die Einrichtung durch die Stadt Würzburg und den Bezirk Unterfranken in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde gegründet. 1987 konnte sie unter dem Namen Dokumentationszentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken eröffnet werden.

Bis 2009 bildete das Zentrum eine Unterabteilung des Stadtarchivs Würzburg. Seitdem ist es dem Referat Kulturarbeit und Heimatpflege des Bezirks Unterfranken angegliedert. Untergebracht war das Zentrum zunächst im Gebäude des jüdischen Altersheims. Seit dessen Abriss befindet es sich im Neubau des jüdischen Gemeindezentrums Shalom Europa an gleicher Stelle.[1] Erster Leiter wurde der Wirtschaftshistoriker Hans-Peter Baum, 2009 folgte die Spezialistin für deutsch-jüdische Geschichte Rotraud Ries.

Im Jahr 2011 schlossen der Bezirk Unterfranken, die Stadt Würzburg und die Israelitische Kultusgemeinde Würzburg einen neuen Kooperationsvertrag in der Form einer öffentlich-rechtlichen Arbeitsgemeinschaft. Sie gaben dem Zentrum einen neuen Namen: Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken.

Namensgeberin

Namensgeberin ist Johanna Stahl (1895–1943), eine jüdische Journalistin und Frauenrechtlerin. Sie leistete in der Zeit der NS-Verfolgungen in der Jüdischen Gemeinde engagierteste Beratungs- und Sozialarbeit - und wurde in Auschwitz ermordet.[2]

Auftrag und Angebote

Jüdisches Leben ist seit 900 Jahren Teil der unterfränkischen Geschichte. Seine Überlieferung zu sammeln, zu erforschen und zu vermitteln, ist Auftrag des JSZ. Dafür vernetzt es sich mit ehrenamtlichen Akteuren in der Region sowie mit den jüdischen Museen in Bayern. Das Zentrum bietet Informationen und Beratungen an. Vorträge, Lesungen, Ausstellungen und Publikationen stärken das Wissen zur jüdischen Geschichte und Kultur. Online-Angebote sollen die Vermittlung weltweit nutzbar machen und besonders der Erinnerungskultur dienen. Systematische wissenschaftliche Recherchen schufen die Grundlage dafür.

Das Zentrum bietet:

  • Sammlungen

Im Archiv des JSZ werden Quellen, Medien und Sammlungen zum jüdischen Leben in Unterfranken verwahrt, darunter die Sammlung Schneeberger, Teile des Archivs der Jüdischen Gemeinde Würzburg und die Memmelsdorfer Genisa. Der digitale Bestand umfasst Quellen und Abbildungen aus anderen Archiven und von Privatpersonen.

  • Bibliothek

Die Fachbibliothek informiert als einzige Institution in Unterfranken grundlegend zum Judentum und zur jüdischen Geschichte und Kultur. Schwerpunkte stellen Publikationen zur NS-Zeit und zur Geschichte der Juden in Süddeutschland dar.

  • Ausstellungen

Das Zentrum ist nicht als Museum ausgestattet und besitzt keine eigene Objekt-Sammlung. In gelegentlichen Ausstellungen werden jedoch Themen der regionalen jüdischen Geschichte anschaulich vorgestellt. Auch Zeitzeug:inneninterviews auf einer Videostation gehören dazu. Größere Ausstellungen widmeten sich dem Schicksal jüdischer Kinder und Jugendlicher 1920–1950 (2013), der Antiquitäten- und Möbelhändlerfamilie S. Seligsberger Ww. (2015/16) und dem jüdischen Heimatforscher Michael Schneeberger (2019/2020).[3] Eine große Reichweite erlangte die Wanderausstellung „Mitten unter uns.“ zum Landjudentum in der Region (2013–2016).

  • Web-Angebote

Die Online-Angebote des Zentrums und seiner Kooperationspartner unterstützen die Informationsvermittlung und besonders die Erinnerungskultur. Sie informieren mit neuen Konzepten der Gedenkkultur über die Menschen, die einmal Nachbarn waren und durch den NS-Staat und seine Unterstützer vertrieben und ermordet wurden.

Zentrumsleitung

Auszeichnungen

Für seine Leistungen im Bereich einer fortschrittlichen Erinnerungskultur am DenkOrt Deportationen wurde das Johanna-Stahl-Zentrum zusammen mit dem Verein DenkOrt Deportationen e.V. 2021 mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter der Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung.[5]

Publikationen

Das JSZ führt eine Publikationsreihe ‘‘Schriften des Johanna-Stahl-Zentrums für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken‘‘ und veröffentlicht Einzelbände zu Ausstellungen. Ältere Publikationen erschienen in den Reihen des Stadtarchivs Würzburg.

Literatur

  • Rotraud Ries: Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken. Ein Porträt. in: Jim G. Tobias/ Nicola Schlichting (Hgg.), Nurinst 2018: Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte. Bd. 9. Schwerpunktthema: Flucht, Vertreibung, neue Heimat, Nürnberg 2018 (Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts), S. 153–167.

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.