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Karl Georg Adolf Bitterling

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Karl Georg Adolf Bitterling (* 16. April 1892 in Kollmar; + 11. Dezember 1964 in Husum) war Pastor in verschiedenen schleswig-holsteinischen Gemeinden sowie in der Strafanstalt Neumünster.

Leben

Bitterling wurde am 16. April 1892 in Kollmar an der Elbe geboren und wuchs als fünftes Kind eines Pastorenehepaars auf. Seine schulische Laufbahn begann er 1898 an der Volksschule in Kollmar. Anschließend zog die Familie nach Rellingen, wo Bitterling 1902 die Volksschule abschloss. Darauf folgte der Besuch des Gymnasiums in Altona. Dort erhielt er 1911 sein Abitur.[1][2]

Ab 1911 studierte Bitterling in Kiel, Halle und Tübingen Theologie. 1920 bestand er sein I. und im Mai 1922 sein II. theologisches Examen an der Kieler Universität. Sein Studium wurde durch verschiedene Fronteinsätze im Ersten Weltkrieg unterbrochen: Von 1915 bis 1916 war er an der Westfront in Belgien, von 1916 bis 1917 an der Ostfront in Ungarn und von 1917 bis 1918 in Italien stationiert. Nach Deutschland kehrte er erst 1920 aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück.[3]

1922 wurde Bitterling in Schleswig in das Amt des Studieninspektors am Predigerseminar in Preetz eingeführt. Nach etwa einem Jahr wechselte er nach Tönning, wo er bis 1931 als Gemeindepastor tätig war.[4]

1925 heiratete er Elisabeth Wilhelmine Johanna Wolters. Dem Ehepaar wurden vier Kinder geboren: 1926 der Sohn Martin, 1928 Paul, 1930 Christian und 1933 die Tochter Thea.[5]

1931 wechselte Bitterling in den Staatsdienst und wurde als Strafanstaltspastor in Neumünster vereidigt.[6] In seiner bis in die Nachkriegszeit andauernden Beschäftigung in der Strafanstalt übte Bitterling nicht nur pastorale Tätigkeiten aus. Solche außerpastoralen Aufgaben wurden Seelsorgern nach 1933 häufig zugeteilt. So konnten Kräfte im Sinn des Regimes eingesetzt werden und die Kirche an Relevanz verlieren.[7] Bitterling stand ab dem 1. Oktober 1941 im Dienst der Wehrmacht und diente in Kriegsgefangenenlagern der Wehrmacht in Schleswig und Lübeck. Dabei stieg Bitterling vom Rang eines Leutnants bis zum Hauptmann auf. Auf eigenen Wunsch verließ er die Armee am 14. Juli 1944, um wieder Strafanstaltspastor zu sein. Zusätzlich zu seinen pastoralen Aufgaben übernahm er ab Oktober 1944 bis nach Kriegsende Aufgaben aus der Vollzugsgeschäftsstelle und wirkte so als Hilfsaufseher.[8] Diese Erweiterung seiner Tätigkeiten muss im Kontext der zunehmenden Überlastung der Strafanstalt Neumünster durch die wachsende Zahl der Häftlinge diverser Gruppierungen gesehen werden.[9] 1946 wurde Bitterling von Bischof Wilhelm Halfmann zum Obmann der evangelischen Pastoren an den schleswig-holsteinischen Strafanstalten ernannt.[10]

Im Herbst 1947 wurde gegen Bitterling eine Anklage wegen wiederholter Vergehen im Dienst erhoben. Im Frühjahr 1948 wurde Bitterling zu einer eineinhalbjährigen Haftstrafe mit anschließend ebenso langen Berufsverbot verurteilt. Am 30. Juni 1948 wurde er von seinem Posten entbunden und trat die Haft an.[11]

Nach dem Ablauf seiner Dienstsperre besetzte Bitterling vermutlich ab dem 1. Juni 1951 kommissarisch das Pfarramt Bokhorst. Anschließend übte er in Rickling eine Seelsorgetätigkeit beim Landesverein für Innere Mission in Schleswig-Holstein aus. Nachfolgend diente er vom 1. Juni 1953 bis zum Jahresende 1953 im Durchgangslager der Ostflüchtlinge im Hamburger Bezirk Wandsbek. Welche Tätigkeit Karl Bitterling zuvor oder in den Monaten danach ausübte, ist unbekannt. Im April 1954 wurde er Pastor in Lunden. Nach kurzem Aufenthalt in dieser Gemeinde nahm er am 3. Oktober 1954 seine letzte Pfarrstelle als Pastor der Olderuper Gemeinde an,[12] wo er bis zu seiner Emeritierung am 1. Mai 1962 tätig war.[13]

Mitgliedschaften

Weimarer Republik[14]

NS-Diktatur[15]

Nachkriegszeit

Quellen

  • Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 786 Nr. 36.
  • Landeskirchliches Archiv der Nordkirche Kiel (LKANK), 16.20.0 (Personalakten (Nordelbien)) Nr. 81.
  • LKANK, 16.20.0 (Personalakten (Nordelbien)) Nr. 82.
  • Stadtarchiv Preetz, Heldengedenktag, Gedenkfeier am Ehrenmal, erschienen am 22. März 1943 in der Preetzer Zeitung 115 (1943) 68.

Literatur

  • Timo Lumma: Kriegsende im Zentralgefängnis Neumünster. In: Justizvollzugsantalt Neumünster (Hrsg.): Festschrift aus Anlass der Übergabe der modernisierten Ost- und Westflügel des C-Hauses der Justizvollzugsanstalt Neumünster. Neumünster 2011, S. 24–33.
  • Brigitte Oleschinski: Mut zur Menschlichkeit? Die Gefängnisseelsorge im Dritten Reich. In: Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe 44, 1 (1995), S. 13–20.
  • Oliver Joachim Schroeter: Karl Bitterling: „Ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, treu und gehorsam sein“. In: Helge-Fabien Hertz (Hrsg.): Multiplikatoren in der NS-Zeit. Schleswig-Holsteinische Pastorenbiografien. Kiel 2023, S. 38-44.
  • Todesanzeige in Kirchliches Gesetz- und Verordnungsblatt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins, Stück 4, 15. Februar 1965, S. 38.

Weblinks

Verweise

  1. Helge-Fabien Hertz(Hrsg.): Pastorenverzeichnis Schleswig-Holstein (2022). Karl Georg Adolf Bitterling. Abgerufen am 23.02.2023
  2. Landeskirchliches Archiv der Nordkirche Kiel [LKANK], 16.20.0 (Personalakten) Nr. 81.
  3. Vgl. LKANK, 16.20.0 (Personalakten) Nr. 81.
  4. Vgl. LKANK, 16.20.0 (Personalakten) Nr. 81.
  5. Vgl. LKANK, 16.20.0 (Personalakten) Nr. 81.
  6. Vgl. LKANK, 16.20.0 (Personalakten) Nr. 81.
  7. Vgl. Oleschinski, Brigitte: Mut zur Menschlichkeit? Die Gefängnisseelsorge im Dritten Reich. In: Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe 44, 1 (1995), S. 19.
  8. Vgl. Landesarchiv Schleswig-Holstein (LASH), Abt. 786, Nr. 36.
  9. Vgl. Lumma, Timo: Kriegsende im Zentralgefängnis Neumünster. In: Justizvollzugsantalt Neumünster (Hrsg.): Festschrift aus Anlass der Übergabe der modernisierten Ost- und Westflügel des C-Hauses der Justizvollzugsanstalt Neumünster. Neumünster 2011, S. 24f.
  10. Vgl. LKANK, 16.20.0 (Personalakten) Nr. 81.
  11. Vgl. LKANK, 16.20.0 (Personalakten) Nr. 81.
  12. Vgl. LKANK, 16.20.0 (Personalakten) Nr. 81.
  13. Vgl. LKANK, 16.20.0 (Personalakten) Nr. 82.
  14. Vgl. LASH, Abt. 786, Nr. 36.
  15. Vgl. LASH, Abt. 786, Nr. 36.
  16. Vgl. LKANK, 11.01 (Kirchenleitung) Nr. 655.
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