Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Karl M. Baer

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Karl M. Baer, Pseudonym N. O. Body, (geb. 20. Mai 1885 in Arolsen als Martha Baer; gest. 26. Juni 1956 in Bat Jam, Israel) war ein deutsch-israelischer Schriftsteller, Sozialarbeiter und Zionist. Das Initial in Baers Namen steht für seinen ursprünglichen Vornamen Martha. Soweit offizielle Zwecke eine Erklärung des Initials verlangten, gab Baer aber stets den Vornamen Max an.

Leben

Beglaubigte Abschrift von Baers Geburtseintrag beim Standesamt Arolsen

Martha Baer

Baer wurde aufgrund von Pseudohermaphroditismus, einer Form von Intersexualität, irrtümlich als Mädchen bestimmt und aufgezogen. Martha Baer war nach ihrer Ausbildung in Nationalökonomie, Soziologie und Pädagogik in Berlin und Hamburg als Sozialarbeiterin („Volkspflegerin“) und Frauenrechtlerin tätig. Sie setzte sich ab Mai 1904 zwei Jahre als Abgesandte der Hamburger Loge des B'nai Brith in Galizien aktiv gegen dort praktizierten Frauenhandel und für Frauenbildung ein. In Lemberg lernte Martha Baer Beile Halpern kennen, die ihre Lebensgefährtin und später Karl Baers erste Ehefrau wurde.

In konsequenter Verfolgung der Bekämpfung des Mädchenhandels auf sozialer Grundlage hat das jüdische Zweigkomitee in Hamburg eine gut vorbereitete Sendschaft nach Lemberg geschickt. Zuerst waren es drei Frauen, später nur eine, die sich der Aufgabe unterzog, die weibliche Bevölkerung aufzuklären und soziale Einrichtungen zu treffen zur Hebung des ökonomischen und sittlichen Bodens. In Verbindung mit dem Schutzverein, der Lemberger Loge und Gemeinde wurde nach und nach ein Kinderhort eingerichtet, ein Arbeiterinnenverband begründet, ein Arbeitsnachweis für Arbeiter und Handlungsgehilfen geschaffen, Erziehung von Analphabeten eingeleitet, die Frauenvereine für die Bekämpfung [des Mädchenhandels] organisiert, eine Informationsstelle für Auswanderer eingesetzt, wo reisenden Mädchen Adressen und Quartier angewiesen werden. In vielen Städten hat die Sendbotin [das ist Martha Baer] in Volksversammlungen über den Mädchenhandel und dessen Bekämpfung gesprochen, auf Frauenberufe aufmerksam gemacht; kurz das ganze soziale Gebiet bearbeitet.“ (zitiert nach Lit. Maretzki, S. 222f)

Wahrscheinlich musste Baer ihre Tätigkeit in Galizien beenden, weil es ihr immer schwerer fiel, die Rolle glaubhaft weiter zu leben, wie der Fallbeschreibung Hirschfelds zu entnehmen ist. Anlässlich eines kurzen Krankenhausaufenthaltes in Berlin nach einem kleinen Unfall Baers stellte der behandelnde Arzt die Diagnose Pseudohermaphroditismus. Die Geschlechtskorrektur erfolgte im Dezember 1906, das Standesamt Arolsen korrigierte den Geburtseintrag am 8. Januar 1907.

Karl M. Baer

Im Oktober 1907 heirateten Karl Baer und Beile Halpern. Diese starb jedoch eineinhalb Jahre später im März 1909. Kurz darauf heiratete Baer in zweiter Ehe Elza Max (1887–1947). Von 1908 bis 1911 war Baer Versicherungsangestellter in Berlin. Ab 1911 war er dann Mitarbeiter der jüdischen Gemeinde in Berlin. Im Dezember 1920 wurde er Direktor der Berliner Sektion der Loge B'nai Brith. Bis zu deren gewaltsamer Schließung durch die Gestapo im April 1937 spielte Baer eine wichtige Rolle im Berliner jüdischen Kulturleben, das er stark beeinflusste. Zusammen mit seiner Frau wanderte er im Juli 1938 nach Palästina aus. Zwischen 1942 und 1950 arbeitete er dort als Buchhalter, bis er wegen fast völliger Erblindung seinen Beruf aufgeben musste. Über Baers weiteres Leben bis zu seinem Tod 1956 ist nichts mehr bekannt. Er liegt unter dem Namen Karl Meir Baer auf dem Kirjat-Schaul-Friedhof von Tel Aviv begraben.

Buch und Film

Über seine Kindheit und Jugend im weiblichen Geschlecht veröffentlichte Karl Baer 1907 unter dem Pseudonym N. O. Body das autobiografische Buch Aus eines Mannes Mädchenjahren. 1919 wurde das Buch von Karl Grune unter dem Titel Aus eines Mannes Mädchenjahren verfilmt. Der Film gilt als verschollen.

Literatur

  • N. O. Body: Aus eines Mannes Mädchenjahren. Vorwort von Rudolf Presber. Nachwort von Dr. med. Magnus Hirschfeld. Reprint herausgegeben von Hermann Simon mit einer Vorbemerkung und einem abschließenden Beitrag: „Wer war N. O. Body?“ Berlin 1993: Ed. Hentrich (Original Berlin 1907: Riecke)
  • M. Baer: Mädchenhandel. in: Arena, herausgegeben von Rudolf Presber, 3. Jg. Heft 5, August 1908. S. 549–555.
  • K. M. Baer-Berlin. Über den Mädchenhandel. In: Zeitschrift für Sexualwissenschaft Nr. 9, 1908. S. 513–528.
  • Magnus Hirschfeld: Drei Fälle von irrtümlicher Geschlechtsbestimmung. In: Medizinische Reform. Wochenschrift für soziale Medizin, Hygiene und Medizinalstatistik XV, 1906, 51. S. 614.
  • Magnus Hirschfeld: Sexualpathologie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende. 2. Teil: Sexuelle Zwischenstufen: Das männliche Weib und der weibliche Mann. Bonn 1918. S. 44ff.
  • Louis Maretzki: Geschichte des Ordens Bne Briss in Deutschland 1882–1907. Berlin 1907.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Karl M. Baer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.