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Kirchenvater

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Dieser Artikel befasst sich mit bestimmten bedeutenden kirchlichen Autoren. Zum in früheren Zeiten bisweilen ebenfalls „Kirchenvater“ genannten Vertreter einer Kirchengemeinde siehe im Artikel Kirchvater.
Darstellung der Kirchenväter in der altrussischen Sammelhandschrift Isbornik Swjatoslaws (Kiew 1073)

Als Kirchenvater (von lat. pater ecclesiae zu grch. πατήρ εκκλησιάστικος) wird ein christlicher Autor der ersten acht Jahrhunderte bezeichnet, der entscheidend zur Lehre und zum Selbstverständnis des Christentums beigetragen hat.

Zum Begriff

Gemeinhin wird die Epoche der Kirchenväter gleitend abgegrenzt. Formal setzt sie dort ein, wo Autoren nicht mehr selbst an der Produktion neutestamentlicher und urchristlicher Schriften beteiligt sind, sondern bereits beginnen, diese Schriften zu kommentieren. Das Ende dieser Epoche fällt mit der Spätantike zusammen – die Kirchenväter werden nun selbst zur literarischen Quelle und zur Autorität theologischer Entscheidungsfindung.

Orthodoxie

Von der orthodoxen Kirche werden alle bedeutenden christlichen Autoren in ihrem Bereich, auch solche aus neuerer Zeit bis in die Gegenwart, zu den Kirchenvätern gerechnet, wobei bezüglich Rechtgläubigkeit keine Totalität verlangt wird. Nur ganz wenige der Kirchenväter werden als fehlerfrei in ihren überlieferten Lehren anerkannt. Einen besonderen Stellenwert genießen die Autoren des Orthodoxen Kanonischen Rechts, zu denen auch die meisten klassischen griechischen Kirchenväter gehören: Dionysius von Alexandria, Gregorius von Neocäsarea, Athanasius der Große, Basilius der Große, Gregor von Nyssa, Gregor von Nazianz, Amphilochius, Timotheus von Alexandria, Theophilus von Alexandria, Kyrill von Alexandria, Genadius von Konstantinopel, Johannes IV. (Patriarch), Tarasius von Konstantinopel und Nicephorus der Bekenner. Auch Johannes Chrysostomos, der Stifter der Chrysostomosliturgie, ist neben Basilius dem Großen und Gregor von Nazianz einer der Drei Heiligen Hierarchen (siehe auch weiter unten).

Evangelische Theologie

Die evangelische Theologie kennt einen Begriff des Kirchenvaters in dem Sinne nicht, dass die Kirchenväter als Autoritäten neben die Bibel treten. Die Kirchenväter werden unter die Väter und Mütter im Glauben subsumiert.

Katholische Kriterien für Kirchenväter, Kirchenlehrer und Kirchenschriftsteller

Die katholische Kirche beurteilt einen Kirchenvater anhand der folgenden vier Kriterien:

  • antiquitas: bis zum 8. Jahrhundert, d.h. bis zum Tod von Johannes von Damaskus 754 im Orient bzw. Isidor von Sevilla 636 im Okzident. Teilweise werden auch noch Ildefons von Toledo (669) und Beda Venerabilis (735) als Väter bezeichnet.
  • orthodoxa doctrina: die Väter gelten als Zeugen der Einheit des Glaubens und Bewahrer der Offenbarung, weil sie von einem allgemeinen Konzil oder in öffentlichen, an die Kirche gerichteten Dokumenten von Päpsten oder von einigen der bekannteren Kirchenväter als Autorität des Glaubens zitiert oder in den ersten Jahrhunderten in Kirchen öffentlich gelesen wurden. Das schließt nicht aus, dass es Ungenauigkeiten im Ausdruck gibt, oder dass sie bestimmte Punkte des Glaubens theologisch noch nicht ganz verstanden haben, sondern bedeutet, dass die Väter keine häretischen oder schismatischen oder Werke mit schweren inhaltlichen Mängeln schrieben; d.h. nicht völlige Irrtumsfreiheit, sondern treue Lehrgemeinschaft mit dem Lehramt der katholischen Kirche.
  • sanctitas: kanonisiert oder als heilig betrachtet im Sinne der altchristlichen Heiligenverehrung
  • ecclesiae declaratio: aus kirchlichen Verhandlungen und Kundgebungen implizit erkennbar

Zu den Großen Kirchenvätern werden im Orient Athanasius, Basilius, Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomus gezählt. Im Abendland (Okzident) zählen Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Gregor der Große dazu.

Im Gegensatz dazu weisen nicht alle Kirchenlehrer das Merkmal der antiquitas auf, dafür aber die weiteren Merkmale der eminens eruditio (herausragende Bildung) und der expressa ecclesiae declaratio. Die fünf Kriterien für diese Gruppe lauten:

  • orthodoxa doctrina: siehe oben
  • eminens doctrina: bedeutsame Lehraussagen
  • insignis vitae sanctitatis: ein hoher Grad von Heiligkeit
  • expressa ecclesiae declaratio: explizit von der katholischen Kirche kanonisiert
  • eminens eruditio: herausragende Bildung

Im Abendland wurden die obengenannten großen Kirchenväter und Hilarius von Poitiers, Petrus Chrysologus, Leo der Große, Isidor von Sevilla, Athanasius und Basilius auf dieser Grundlage zu Kirchenlehrern ernannt, später auch Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Bonaventura, Petrus Canisius, Robert Bellarmin, Franz von Sales, Alfons von Liguori, Theresa von Avila, Katharina von Siena und Therese von Lisieux.

Am 20. August 2011 gab Papst Benedikt XVI. im Rahmen des Weltjugendtages in Madrid bei einer Heiligen Messe bekannt, Johannes von Avila in Kürze zum Kirchenlehrer erheben zu wollen. Am 27. Mai 2012 erklärte Papst Benedikt XVI., dass er am 7. Oktober 2012 mit Johannes von Avila auch Hildegard von Bingen zur Kirchenlehrerin erheben werde[1].

Eine dritte Gruppe wird von der katholischen Kirche als Kirchenschriftsteller bezeichnet; das sind Autoren, die zwar antik, aber nicht orthodox oder heilig sind. Zu dieser Gruppe gehören Origenes und Tertullian.

Kirchenväter in der Kunst

Altartafel mit den vier lateinischen Kirchenvätern, Kloster Bordesholm
Die lateinische Kirchenväter in Leben der Heiligen[2]
Der hl. Hieronymus als Kirchenvater (mit Buch und Kirchengebäude), Italien, 15. Jahrhundert

In der abendländischen Kunst werden insbesondere zwei Vierergruppen dargestellt (vgl. Kirchenlehrer):

Eine selten dargestellte Vierergruppe, die in einer gewissen Beziehung zu den Kirchenvätern steht, sind die „Vier Weltweisen“.

Bekannte Darstellungen vor allem der lateinischen Kirchenväter finden sich auf Kanzeln, etwa der gotischen Kanzel im Wiener Stephansdom. Auf dem Kanzelkorb sind die Portraits der vier Kirchenväter: Augustinus, Ambrosius, Gregor der Große und Hieronymus, die gleichzeitig die vier Temperamente und vier Lebensalter symbolisieren.

Bedeutende Kirchenväter

Kirchenväter des 2. Jahrhunderts

Kirchenväter des 3. Jahrhunderts

Kirchenväter des 4. Jahrhunderts

Kirchenväter des 5. Jahrhunderts

Kirchenväter des 6. Jahrhunderts

Kirchenväter des 7. Jahrhunderts

Kirchenväter des 8. Jahrhunderts

spätere Zeit

Siehe auch

Literatur

  • Berthold Altaner: Patrologie : Leben, Schriften und Lehre der Kirchenväter Freiburg im Breisgau ; Basel ; Wien : Herder, 1980, Ein unveränderter Nachdruck erschien zuletzt 1993, ISBN 3-451-23273-1
  • Wassilios Klein (Hrsg.): Syrische Kirchenväter (Kohlhammer-Urban-Tascherbücher; Bd. 587). Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-014449-9
  • Hartmut Leppin: Die Kirchenväter und ihre Zeit (Becksche Reihe; Bd. 2141). Beck, München 2000, ISBN 3-406-44741-4
  • Hans Freiherr von Campenhausen: Griechische Kirchenväter (Kohlhammer-Urban-Tascherbücher; Bd. 14). Kohlhammer, Stuttgart 8. Aufl. 1993, ISBN 3-17-012887-6
  • Hans Freiherr von Campenhausen: Lateinische Kirchenväter (Kohlhammer-Urban-Tascherbücher; Bd. 50). Kohlhammer, Stuttgart 7. Aufl. 1995, ISBN 3-17-013504-X

Anmerkungen

  1. Radio Vatikan vom 27. Mai 2012: "Hildegard von Bingen wird Kirchenlehrerin"
  2. Otto Bitschnau: Das Leben der Heiligen Gottes. 2. Auflage. Einsiedeln, New-York, Cincinnati und St. Louis; Karl & Nikolaus Benziger 1883.

Weblinks

Wiktionary: Kirchenväter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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