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Lamia Messari-Becker

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Lamia Messari-Becker (2012)

Lamia Messari-Becker (* 1973 in Larache, Marokko) ist eine deutsche Bauingenieurin und seit 2013 Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Universität Siegen. Von 1. Juli 2016 bis 30. Juni 2020 war sie Mitglied des Sachverständigenrats für Umweltfragen der Bundesregierung (SRU) und vertrat dort die Bereiche Bauingenieurwesen und nachhaltige Stadtentwicklung.

Ausbildung

Lamia Messari-Becker lebte bis 1992 in Marokko, wo sie in Kénitra das Abitur absolvierte und an der Universität Kénitra zwei Semester Physik und Chemie studierte. 1992 reiste sie in die Bundesrepublik Deutschland ein, um zu studieren. Nach einem Sprachkurs in Krefeld absolvierte sie das Staatliche Studienkolleg an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie studierte anschließend an der Technischen Universität Darmstadt Bauingenieurwesen und erhielt 2001 ein Diplom. Von 2001 bis 2009 war sie dort wissenschaftliche Mitarbeiterin. 2006 schloss sie ihre Promotion (Konzept zur nachhaltigen Emissionsminderung bei Wohngebäuden im Bestand unter Einbeziehung von CO2-Zertifikaten) am Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie, in Kooperation mit dem Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt ab. 2005 machte sie ein Aufbaustudium für Management an der TH Karlsruhe (heute KIT).

Berufsleben und Karriere

Von 2009 bis 2014 arbeitete sie bei einem Planungsbüro in Frankfurt am Main und verantwortete dort die Planungsbereiche Bauphysik, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Lamia Messari-Becker war Lehrbeauftragte für Tragwerksplanung, später für Bauphysik und Energieeffizientes Bauen an der Hochschule Darmstadt. 2013 lehrte sie das Modul Nachhaltiges Bauen an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen. 2014 wurde sie als Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an die Universität Siegen berufen.

Forschung

Lamia Messari-Becker forscht zu Ressourceneffizienz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Hoch- und Städtebau sowie zu kommunalen Strategien des Klimaschutzes. Sie befasst sich mit Methoden und Instrumenten der Ressourceneinsparung und der CO2-Minderung im Gebäudesektor und in Städten, darunter Analysen zur Einführung eines CO2-Zertifikatshandels im Wohngebäudebestand. An der Schnittstelle Technik und Soziales befasst sich Messari-Becker mit Hemmnissen gegenüber energetischen Sanierungen, Bürgerbeteiligung und Kooperationen zwischen Energieverbraucher und Energieversorgern (u. a. Contracting, Energiegenossenschaften) und ihrer Rolle bei kommunalen Klimaschutzstrategien.

Ämter und Mitgliedschaften

Von 27. April 2016 bis 30. Juni 2020 war Messari-Becker auf Vorschlag der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Barbara Hendricks (SPD), Mitglied des Sachverständigenrates der Bundesregierung für Umweltfragen. Sie vertrat dort die Bereiche Bauingenieurwesen und nachhaltige Stadtentwicklung.

Vom 1. Juni 2016 bis 30. Mai 2018 war Messari-Becker auf Vorschlag der Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Birgit Pommer (Die Linke), Mitglied des Fachbeirates der Internationalen Bauausstellung Thüringen (IBA).

Seit 2017 ist Messari-Becker Mitglied im Expertenkreis Zukunft Bau des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.

Seit 2020 ist sie Mitglied im Konvent der Bundesstiftung der Baukultur.

2020 wurde Lamia Messari-Becker in den Club of Rome mit Sitz in Winterthur (Schweiz) aufgenommen und ist assoziiertes Mitglied der Deutschen Gesellschaft Club of Rome. Vorgeschlagen wurde sie vom ehemaligen Ko-Präsidenten des Club of Rome, Prof. Dr. Ernst-Ulrich von Weizsäcker.[1][2] Der Zusammenschluss von Experten verschiedener Fachdisziplinen aus mehr als 30 Ländern setzt sich seit 1968 für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit ein.

Sie ist Mitglied im Verband Beratender Ingenieure VBI und in der Ingenieurkammer Hessen IngKH.

Positionen

Lamia Messari-Becker tritt für eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsbetrachtung im Bauwesen ein.

In der Deutschen Bauzeitschrift forderte sie im Juni 2015 einen sozio- und baukulturellen Zugang zu Themen der Energie- und Ressourceneffizienz und der Nachhaltigkeit der gebauten Umwelt. Ferner forderte sie eine ressourcenbewusste Kreislaufwirtschaft im Bausektor und eine dem Wandel entsprechende Fortschreibung der Bebauungspläne und Bauvorschriften in Deutschland.[3][4]

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisierte sie, dass veraltete und nicht modernisierte Bauvorschriften heutigen Ansprüchen, u. a. zur Nachhaltigkeit, zur Energieeffizienz und zur Schaffung kostengünstigen Wohnraums kaum oder nicht ausreichend genügen.

Messari-Becker hält den Städtebau für die Erreichung der Klimaschutzziele für elementar[5]

Als Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen vertrat sie mehrfach abweichende Auffassungen. Zunächst erschienen die abweichenden Auffassungen als Fußnote. Im Sondergutachten des SRU „Demokratisch regieren in ökologischen Grenzen – Zur Legitimation von Umweltpolitik“ bezog sie zu Empfehlungen bezüglich ausgewählten parlamentarischen Instrumenten und einer Änderung des Grundgesetzes eine abweichende Auffassung, die erstmals im normalen Format dem Sondergutachten angehängt wurden. Konkret sprach sich Messari-Becker gegen die Ausstattung eines Generationengerechtigkeitsrates mit einem aufschiebenden Vetorecht gegen Gesetze im Parlament aus. Sie hielt ein Vetorecht für einen solchen Rat innerhalb der parlamentarischen Demokratie für nicht legitimierbar.[6][7] Als eine Option für mehr Generationengerechtigkeit schlug Messari-Becker die Absenkung des Wahlalters vor, um Jugendlichen politische Teilhabe früher zu ermöglichen.

Engagement (Auswahl)

Lamia Messari-Becker engagiert sich ehrenamtlich für Integration, Diversität, Internationalität, Gleichberechtigung und Soziales.

2004 nahm sie auf Einladung von Staatsministerin a. D. Kerstin Müller (Bündnis 90/Die Grünen) im Auswärtigen Amt an einer Podiumsdiskussion teil im Rahmen einer internationalen Konferenz „Women in the Islamic World, Muslim Women in Germany – Positive Role Models“.

Auch 2004 nahm sie auf Einladung des Botschafters a. D., Daniel Coats vom United States Department of State, am International Visitor Program der US-Regierung „Managing Religious Diversity in a Multi Ethnic Society“ teil.

2009 nahm sie auf Einladung des hessischen Ministers für Justiz, Integration und Europa a. D. Jörg-Uwe Hahn (FDP) an der ersten Hessischen Integrationskonferenz teil.

2009 war sie auf Einladung des Botschafters in London, Georg Boomgaarden, Teilnehmerin der Deutsch-Britischen Konferenz „Integration of Communities in Germany and Great Britain: Success or Failure?“ in London.

2010 diskutierte sie u. a. mit der Staatsministerin a. D., Cornelia Pieper (FDP) im Auswärtigen Amt zum Thema „Frauenbild im Dialog der Kulturen“.

Privat

Lamia Messari-Becker ist verheiratet, lebt in Darmstadt und hat zwei Kinder.

Auszeichnungen

Lamia Messari-Becker wurde 2004 während der Amtszeit des US-amerikanischen Außenministers Colin Powell in das International Visitor Program der US-Regierung aufgenommen.

Publikationen (Auswahl)

Bücher und Bücherbeiträge

  • Konzept zur nachhaltigen Emissionsminderung bei Wohngebäuden im Bestand unter Einbeziehung von CO2-Zertifikaten (Dissertation). Technische Universität, Darmstadt 2006, DNB 982267584.
  • mit Santifaller, E.: Energy Projects – Partnerships and Perspectives of Cooperation, Arab German Chamber of Commerce & Industry, Berlin 2012
  • mit Santifaller, E.: Year Book of Construction and Consulting, Arab German Chamber of Commerce & Industry, Berlin/Doha 2012
  • Klimaschutzkonzept für die Stadt Riedstadt, April 2013, als Verfasserin
  • Lebenszyklusorientierte Planung – Grundlagen, Methoden und Fallstudien; Bauphysik-Kalender 2013, Ernst W. und Sohn, Berlin, 2013
  • mit Genske, D.: Energetische Stadtsanierung und Klimaschutz; Bauphysik-Kalender 2013, Ernst W. und Sohn, Berlin, 2013
  • mit Bollinger, K.: Durch integrierte Planungsprozesse zu ressourceneffizienterem Bauen, BDB-Jahrbruch, Bund Deutscher Baumeister, 2013
  • Standpunkt: Die Haltbarkeit unseres Tuns sei uns Antrieb für Neues, als Heftpatin der DBZ-Ausgabe 06/15 zur Nachhaltigkeit DBZ Deutsche Bauzeitschrift, Bauverlag GmbH, Gütersloh

Wissenschaftliche Aufsätze

  • Nachhaltiges Sanieren? Zur ökologischen Effektivität und ökonomischen Effizienz von energetischen Sanierungsmaßnahmen, Bauphysik, 05/2008, Ernst W. u. Sohn, Berlin 2008
  • mit Reinhardt, T.: Energieversorgung auf der Basis von Erdwärme – Unabhängigkeit und Umweltschonung liegen uns zu Füßen, Tiefbau, 12/2008, München, 2008
  • Datenblätter ökologischer Kennwerte von baulichen Sanierungsmaßnahmen am Baubestand. In: Bauphysik-Kalender 2010. Schwerpunkt: Energetische Sanierung von Gebäuden. Ernst & Sohn Verlag, Berlin 2010, ISBN 9783433029381, S. 219-242.
  • CO2-Vermeidungskosten energetischer Sanierungsmaßnahmen für Wohngebäude im Bestand. Schwerpunkt: Energetische Sanierung von Gebäuden. In: Bauphysik-Kalender 2010. Ernst & Sohn Verlag, Berlin 2010, ISBN 9783433600474, S. 45-53.
  • CO2-Vermeidungskosten energetischer Sanierungsmaßnahmen für Wohngebäude im Bestand, Bauphysik-Kalender 2010, Ernst W. u. Sohn, Berlin, 2010
  • mit Bollinger, K., Grohmann, M.: Strategies for Sustainable Existing Neighborhoods, CISBAT, Lausanne, Schweiz, 2011
  • mit Bollinger, K., Grohmann, M.: Mehrfamilien-Passivhäuser in monolithischer Bauweise – Erste Erfahrungen, Bauphysik, Ernst W. und Sohn, Berlin, 2011
  • mit Bollinger, K., Grohmann, M.: Life Cycle Assessment as a Planning Tool for Sustainable Buildings, 3th Int. Symposium on Life-Cycle Civil Engineering, Austria, 2012
  • mit Bollinger, K., Grohmann, M.: Green Homes through LCC(A)-based Planning of Multi-Functional Building Skin, 3th Int. Symposium on Life-Cycle Civil Engineering, Austria, 2012
  • Lebenszyklusorientierte Planung von Gebäudehüllen, 2. Darmstädter Ingenieur-Kongress Bau und Umwelt, Tagungsband S. 739–744, Darmstadt 2013
  • Sustainable urban development – report on research for practice, sb 13 Munich, Implementing Sustainability – Barriers and Chances, 2013
  • Energetische Quartier- und Stadtsanierung am Beispiel der Stadt Riedstadt – Ein Forschungsbericht, Bauphysik, 05/14, Ernst W. u. Sohn, Berlin, 2014
  • Gebäude – Gebäudecluster – Stadträume. Elemente eines Klimaschutzkonzeptes am Beispiel der Stadt Riedstadt, Bauingenieur, 07/14, Springer, Düsseldorf, 2014
  • mit Mettke, A., Knappe, F., Storck, U., Bollinger, K., Grohmann, M.: Recycling Concrete in Practice–A Chance for Sustainable Resource Management, Structural Concrete, Ernst W. u. Sohn, Berlin 2014
  • Effizienz vs. Resilienz von Gebäuden und Quartieren an Beispielen, Symposium der Sparkassen Stiftung Umwelt und Schadenvorsorge und der TU Dresden „Resilienz von Gebäuden und Siedlungen im Klimawandel“, Stuttgart 2015, in Ökologische Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft 3/2015, Ökologisches Wirtschaften 3/2015, Umwelt aktuell 10/2015
  • Lebenszyklusorientierte Bewertungsmethoden, DBZ Deutsche Bauzeitschrift, Bautechnik, Ausgabe 06/15, Bauverlag BV GmbH, Gütersloh, 2015

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mitglieder der Deutschen Gesellschaft CLUB OF ROME. Abgerufen am 22. September 2020.
  2. Professorin Messari-Becker in den Club of Rome aufgenommen. In: Informationsdienst Wissenschaft (idw). 6. Juli 2020, abgerufen am 1. November 2020 (deutsch).
  3. Nachhaltigkeit bedingt eine Haltung. In: Deutsche BauZeitschrift DBZ 06/2015. Abgerufen am 1. November 2020.
  4. Lamia Messari-Becker: Die Haltbarkeit unseres Tuns sei uns Antrieb für Neues! Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker zum Thema „Nachhaltigkeit“. In: Deutsche BauZeitschrift (DBZ) 06/2015. Abgerufen am 1. November 2020.
  5. Ulf Poschardt: Bauen: „Es gibt keine Klimaschutzziele ohne Stadtplanung“. In: DIE WELT. 2019-06-07 (https://www.welt.de/politik/deutschland/article194948683/Bauen-Es-gibt-keine-Klimaschutzziele-ohne-Stadtplanung.html).
  6. Langfassung des Sondergutachtens. S. 209-213.
  7. Johannes Pennekamp: Umweltpolitik: Regierungsberater: Vetorecht für Umweltministerium und Generationenrat. In: FAZ.NET. 2019-06-27 ISSN 0174-4909 (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/regierungsberater-mehr-macht-fuer-das-umweltministerium-16257225.html).
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