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Lungern

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Lungern
Wappen von Lungern
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton ObwaldenKanton Obwalden Obwalden (OW)
Bezirk: Keine Bezirkseinteilung
BFS-Nr.: 1405i1f3f4
Postleitzahl: 6078
UN/LOCODE: CH LGN
Koordinaten: (655061 / 181876)46.785788.159709712Koordinaten: 46° 47′ 9″ N, 8° 9′ 35″ O; CH1903: (655061 / 181876)
Höhe: 712 m ü. M.
Höhenbereich: 562–2480 m ü. M.[1]
Fläche: 46,47 km²[2]
Einwohner: 2111 (31. Dezember 2019)[3]
Einwohnerdichte: 45 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
10,8 % (31. Dezember 2019)[4]
Website: www.lungern.ch
Lungern

Lungern

Lage der Gemeinde
BannalpseeBlausee OWBrienzerseeEisee OWEngstlenseeEugeniseeHinterburgseeliLuterseeLungererseeMelchseeSarnerseeSeefeld OWSewenseeliSteinsee BETannenseeTrübseeVierwaldstätterseeWichelseeKanton BernKanton LuzernKanton NidwaldenKanton SchwyzKanton UriAlpnachEngelbergGiswilKernsLungernSachselnSarnenKarte von Lungern
Über dieses Bild
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Lungern ist eine politische Gemeinde des Kantons Obwalden in der Schweiz und liegt am Lungernsee am Fusse des Brünigpasses.

Geographie

Lungern liegt im obersten Teil des Kantons Obwalden. Das Dorfzentrum liegt auf einer Höhe von 712 m ü. M., der Bahnhof auf 752 m ü. M.[5] Als höchstgelegenes Dorf im Sarneraatal liegt es in einem Talkessel, der nur gegen Norden offen ist und auf den übrigen Seiten von steilen, bewaldeten Hängen und Felsen eingeschlossen wird. Der Gemeindebann erstreckt sich über eine Fläche von 4647 ha, davon sind 1775 ha Wies- und Weidland, 463 ha Garten und humusierte Fläche, 2022 ha Wald, 17 ha überbaute Fläche, 80 ha Verkehrsfläche, 208 ha Gewässer und 81 ha ungenutzte Fläche.[6]

Das Dorf gliedert sich in drei Bezirke. Am nördlichen Ende des Sees liegt auf den angrenzenden Hügelzügen Kaiserstuhl-Bürglen, währenddessen sich der eigentliche Dorfkern am östlichen Seeufer angesiedelt hat. Der Weiler Obsee schliesst am südlichen Seeufer an und darf als der noch besterhaltene Teil des alten Dorfes bezeichnet werden. Hier finden sich noch alte Häuser in ihrer ursprünglichen Anordnung.

Geschichte

Der erste urkundliche Nachweis findet sich für Lungern im Jahre 1275 in einem Steuerrodel des Bistums Konstanz. Einzelfunde aus dem Mesolithikum, aus der Bronze- und Römerzeit belegen die prähistorische Besiedlung sowie die Begehung der Route über den Brünigpass. 1987 wurden bei Bohrungen und Sondierungen am Römerweg in Lungern Scherbenreste gefunden, die auf die Zeit von 1000 vor Christus datiert wurden. Bei weiteren Grabungen wurde ein aus Bergkristall gefertigtes Messer gefunden, das einer Zeit um etwa 6000 Jahre vor Christus zugeordnet wurde.[7]

1275 erster urkundlicher Nachweis von Lungern
1861 Bau der alten Brünigstrasse
1886 erste Postkutsche über den Brünig
1888 letzte Postkutsche über den Brünig
1888 Eröffnung der Strasse von Brienz nach Alpnachstad
1887 Überschwemmung des Eibachs, wobei die alte Kirche mitgerissen wurde
1893 Segnung der neu erbauten neogotischen Kirche
1922 Bau des Elektrizitätswerks
1942 elektrische Eisenbahn über den Brünig
1960 Luftseilbahn Lungern-Schönbüel

Tieferlegung und Wiederaufstauung des Lungernsees

Zur Landgewinnung entschloss sich die Bevölkerung von Lungern gegen Ende des 18. Jahrhunderts, ihren See tiefer zu legen. Das Unternehmen spaltete die Dorfbevölkerung in zwei Parteien, nämlich «diä Nasse und diä Trochenä». Was für die einen utopisch und undurchführbar, war für die anderen ein notwendiger Akt zur Verbesserung der Lebensbedingungen.

Nachdem Messungen ergeben hatten, dass durch die Absenkung des Sees um 35 m ungefähr 180 ha Weidland gewonnen werden könnte, liess man die für die Landesregierung erforderlichen Gutachten erstellen. Im Jahr 1790 konnte mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden. Politische Unruhen, Geldmangel und konfessionelle Spannungen verzögerten das ganze Vorhaben. Am 9. Januar 1836 erfolgte die letzte Sprengung am 410 m langen Kanal durch den Felsen, der das Seebecken an seinem Nordende bei Bürglen abschloss. Damit wurde der Seespiegel um 35 m gesenkt und dadurch neues Weidland gewonnen.

Fast ein Jahrhundert später kauften die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW) in Luzern den ganzen See mit dem Boden und den bestehenden Häusern sowie einer kleinen Sägerei. Zur damaligen Zeit standen etwa zwölf Wohnhäuser im Seeboden. Verschiedene gut erhaltene Häuser wurden abgebrochen und in der Gemeinde Lungern wieder aufgebaut. Zum Betrieb des Kraftwerkes am Lungernsee stauten die CKW den See 1922 erneut auf und erhöhten 1926 den Stand nochmals. Seit 1982 betreibt das Elektrizitätswerk Obwalden (EWO) das Kraftwerk Lungerersee.

Wappen

Ursprünglich hatte die Gemeinde Lungern ein blaues Wappen mit einem silbernen (weissen) geradarmigem Tatzenkreuz. Anfangs des 19. Jahrhunderts empfand man das alte Wappen als sehr einfach und man beschloss, in Mailand ein neues Wappen (Mailänderli) in Auftrag zu geben. Ein Mailänder Künstler entwarf ein Fantasiewappen ohne jeglichen Bezug zur Gemeinde Lungern. An der Maiengemeinde im Jahre 1952 beschlossen die Lungerer, das alte Wappen wieder als Gemeindewappen anzuerkennen.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1990 1995 2000 2005 2010
Einwohner 1899 1958 1980 1950 2065

Angaben jeweils zum Jahresende.[6]

Die Gemeinde Lungern zählte 2111 Einwohner per 31. Dezember 2019[8]. Die Bevölkerungszahl ist seit einigen Jahren recht stabil. Von der gesamten Bevölkerung in Lungern sind 19.82 % im AHV-Alter, während der Kantonsdurchschnitt bei 12 % liegt. Auf Grund der bestehenden beschränkten Arbeitsmöglichkeiten wird dieser Anteil in Zukunft voraussichtlich weiter steigen. Die Bevölkerung setzt sich wie folgt zusammen:[9]

Gemeindebürger 1284 61.9 %
CH-Bürger 598 28.9 %
Ausländer 185 9.2 %

Wirtschaft

In wirtschaftlicher Hinsicht sind die Land- und Forstwirtschaft sowie das Holzgewerbe vorherrschend. Daneben sind einige Spezialfirmen in Lungern angesiedelt, wie etwa die Gasser Felstechnik und die Westiform Holding. Es ergibt sich folgende Aufteilung der erwerbstätigen Personen

24 % Land- und Forstwirtschaft
40 % Handwerker
13 % Kaufmännische Betriebe und Lehrpersonal
12 % Selbstständigerwerbende
11 % Haus- und Hotelangestellte

Landwirtschaft

Rechte, Pflichten und Nutzen von Alpen, Wald und Gartenteil sind seit jeher im «Einig» (Wurfordnung) und in der Waldverordnung geregelt. Die Bewirtschaftung der Alpen während der Sommermonate war immer schon von existenzieller Bedeutung, da Tal- und Hangliegenschaften nicht ausreichen, um das Vieh ganzjährig zu ernähren. Während im Tal das Heu eingebracht wird und so die Scheunen mit Wintervorrat gefüllt werden, ziehen die Bauern mit ihren Kühen und Rindern auf die Alpen. Die Voralpen werden etwa anfangs Juni bestossen, nach einigen Wochen ziehen die Älpler auf die Hochalpen und Mitte August wiederum zurück auf die Voralpen, um anschliessend ins Tal zurückzukehren.

Verkehr

Die Hauptstrasse 4 (Brünigstrasse) verbindet Lungern mit der Nachbargemeinde Giswil und über den Brünigpass mit Meiringen im Berner Oberland. Der Umfahrungstunnel Lungern, welcher das Dorf vom Durchgangsverkehr entlastet, wurde im Dezember 2012 nach 6-jähriger Bauzeit in Betrieb genommen.[10][11]

Lungern ist mit der Zentralbahn (vormals Brünigbahn) erreichbar. Es gibt die zwei Haltestellen Kaiserstuhl und Lungern. An der ehemaligen Haltestelle Käppeli etwas oberhalb des Dorfes halten die Züge nicht mehr. Für den Aufstieg auf den Brünigpass sowie für den Abstieg von Kaiserstuhl-Bürglen nach Giswil benutzt die Bahn eine Zahnradunterstützung.

Kultur und Freizeit

Brauchtum in Lungern

Kirchen

Turm der zerstörten alten Pfarrkirche

Die alte Pfarrkirche St. Katharina wurde in den 1880er Jahren von einer Reihe von Überschwemmungen des Eibaches getroffen. Die Überschwemmung im Jahre 1887 war schließlich so stark, dass sie bis auf den Turm die gesamte Kirche und das Beinhaus wegriss. Der spätromanische, aus Bruchsteinen gefügte Turm wurde mittels Dendrochronologie auf 1389 datiert und steht seit 1991 unter Denkmalschutz.

Die neue Kirche ist ein Werk von Architekt Josef Tugginger aus dem Elsass. Sie ist im neogotischen Stil kathedralenartig erbaut. Die Bauausführungen erfolgten in den Jahren 1891/93. Die neue Kirche wurde an Allerheiligen im Jahre 1893 von Bischof Johannes Fidelis Battaglia von Chur zu Ehren des heiligen Herz-Jesu sowie der heiligen Katharina und des heiligen Beat eingeweiht.

In dem ehemaligen Beinhaus neben der alten Pfarrkirche St. Katharina befand sich bis 1887 ein Totentanzgemälde aus der Zeit um 1621 mit wahrscheinlich acht Tanzpaaren (Papst, Kardinal, Bischof, Priester, Kaiser, König, Ritter, Bauer). Die früher dazu gehörenden Monologe der Todesgestalt sind erhalten.[14]

Literatur

  • Albert Vogler: Chronik von Lungern. Selbstverlag, Lungern 2008

Weblinks

 Commons: Lungern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020 ([1])
  3. Regionalporträts 2021: Kennzahlen aller Gemeinden. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2019 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  4. Regionalporträts 2021: Kennzahlen aller Gemeinden. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländerprozentsatz aufgrund Stand 2019 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  5. Landeskarte der Schweiz 1:25000, Blatt 1210 Innertkirchen
  6. 6,0 6,1 Zahlen, Fakten, Daten Informationsseite auf dem Webangebot der Gemeinde Lungern, abgerufen am 28. August 2012
  7. Hans-Heini Gasser: Die Frühgeschichte von Lungern. In: Pfarreigeschichte von Lungern, Küchler Druck, 1994.
  8. Regionalporträts 2021: Kennzahlen aller Gemeinden. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2019 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  9. Interessantes über die Entwicklung von Lungern Informationsseite auf dem Webangebot der Gemeinde Lungern, abgerufen am 28. August 2012
  10. Lungern wird ab sofort umfahren, Online-Artikel der Neuen Zürcher Zeitung vom 10. Dezember 2012
  11. Projektbeschrieb Umfahrung Lungern auf dem Webserver des Tiefbauamtes Obwalden
  12. Website des Berggebiets Panoramawelt Lungern-Schönbüel
  13. Website der unterirdische Schiessanlage Brünig Indoor
  14. Hans Georg Wehrens: Der Totentanz im alemannischen Sprachraum. "Muos ich doch dran - und weis nit wan". Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2563-0. S. 198.
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