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Mein Hut, der hat drei Ecken

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Mein Hut, der hat drei Ecken ist ein bewegtes Singspiel, das auf dem Prinzip des Lückentext-Liedes basiert.

Ursprung

Das Lied wird auf die Melodie von „Oh cara mama mia“ gesungen, das auf eine neapolitanische Canzonetta von vor 1816 zurückgeht und auch in den Bänkelsang Eingang fand. Reinhard Keiser zitiert die Melodie in seinem Singspiel Der angenehme Betrug oder Der Carneval von Venedig (1707), das so erfolgreich war, dass Gassenjungen auf der Straße immer wieder neue Texte dazu erfanden.[1] Niccolò Paganini spielte in seinen Konzerten Variationen über diese Melodie und zwar unter dem Titel "Carnevale di Venezia" op. 10. Unter dem Titel „Souvenirs de Paganini“ komponierte Chopin sein Rondo Nr. 1 ebenfalls als Variationswerk über diese Melodie. Der Text „Mein Hut, der hat drei Ecken“ ist im Saarland 1886 erstmals belegt.[2] Auf dieselbe Melodie wird auch das Lied „Ein Mops kam in die Küche“ und das erotische Frauenlied „Ich lieg im Bett und schwitze“ gesungen. [3][4][5]

Liedtext

Mein Hut, der hat drei Ecken

Mein Hut, der hat drei Ecken,
drei Ecken hat mein Hut.
Und hätt er nicht drei Ecken,
so wär's auch nicht mein Hut.

Choreographie

Der Inhalt des Liedes wird durch folgende Gesten untermalt:

  • mein - mit dem Zeigefinger auf sich selbst zeigen
  • Hut - sich an den Kopf oder die imaginäre Hutkrempe fassen
  • drei - drei Finger ausstrecken
  • Ecken - den Ellenbogen mit der Hand berühren
  • nicht - Kopfschütteln

Schwierigkeitsgrad

Das Singspiel gehört zur Gruppe der Lückentext-Lieder, bei denen mit jeder Strophe ein weiteres Schlüsselwort ausgelassen und nur noch gestisch dargestellt wird. Wer versehentlich in eine Lücke hinein singt, muss in der Regel ausscheiden oder ein Pfand abgeben.

Verbreitung

Folklore

Es existieren Varianten des Liedes in Schwedisch, Englisch, Niederländisch, Spanisch, Portugiesisch, aber auch in Hebräisch. In der jüdischen Kultur wird das Lied oft mit Kindern in Verbindung mit dem Purimfest gesungen. Der persische Wesir Haman, der die Vernichtung der Juden beabsichtigte, soll einen dreieckigen Hut getragen haben. Nach der Lehre einiger hebräischer Schulen verweisen auch die Hamantaschen, eine Süßigkeit, die traditionell zum Purimfest gebacken wird, auf die dreieckige Hutform Hamans. Allerdings wird das hebräische Lied „La kova sheli Shalosh“ auf eine andre Melodie gesungen als das deutsche Pendant.

Belletristik

In Primo Levis Buch Die Atempause[6], das der Holocaust-Literatur zuzurechnen ist, bildet die Vorführung des Singspiels „Mein Hut, der hat drei Ecken“ durch eine Theatergruppe ein zentrales Motiv: „Im Gestischen der Pantomime und im Kreisgang eines sinnlosen Kinderreims artikuliert sich sprachlos die Essenz des Daseins der Überlebenden.“[7]

Popmusik

Das Lied befindet sich auch auf der Kinderlieder-CD Unser Apfelhaus von Nena. Dort wurde es um eine zweite Strophe mit dem Text „Mein Schuh, der hat drei Löcher“ ergänzt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bruno Aulich: Mondscheinsonate, Katzenfuge und andere merkwürdige Titel und Geschichten über berühmte Musikwerke aus drei Jahrhunderten. Heimeran, München 1966, ISBN 3-7765-0002-6, S. 175.
  2. Johann Lewalter: Deutsche Volkslieder: in Niederhessen aus dem Munde des Volkes gesammelt, Hamburg : G. Fritzsche, 1890-1894
  3. Liedtext: Ein Hund kam in die Küche
  4. Liedtext: Ich lieg im Bett und schwitze
  5. Kimminich Eva - Erlebte Lieder: Eine Analyse handschriftlicher Liederaufzeichnungen des 19. Jahrhunderts, Narr G., 1990
  6. Levi Primo - Die Atempause, DTV, 1994
  7. Auschwitz: Geschichte, Rezeption und Wirkung - Jahrbuch 1996, Fritz Bauer Institut, 1996
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Mein Hut, der hat drei Ecken aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.