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Meir Kahane

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Meir Kahane

Meir David Kahane (hebräisch מאיר כהנא; geb. 1. August 1932 / 29. Tammus 5692 in Brooklyn als Martin David Kahane; ermordet von einem Attentäter 5. November 1990 / 18. Marcheschwan 5750 in Manhattan) war ein orthodoxer Rabbiner, Rosch Jeschiwa, israelischer Politiker, jüdische Führungspersönlichkeit, jüdischer Aktivist und Gründer der Jewish Defense League sowie der Kach-Bewegung. Dabei vertrat er eine eigene Richtung des radikalen Zionismus, die als Kahanismus bezeichnet wird. Seine erklärten Ziele waren die Beseitigung der westlichen Demokratie in Israel zugunsten einer von der jüdischen Religion geprägten Theokratie, die Vertreibung der Nichtjuden aus Israel und den besetzten Gebieten und die Errichtung von Großisrael.[1][2] In den Augen linker Israelis war er der Vorkämpfer eines jüdischen Rassismus. Rabbiner Kahane erhielt seine Smicha (Ordination als Rabbiner) von der weltberühmten Mirrer Jeschiwa in Brooklyn, New York. Er erlangte einen akademischen Grad in internationalem Recht an der New York University. Er verfasste viele Bücher über Judentum, Israel, Tora und Politik, sowohl auf englisch als auch auf hebräisch. Er war bekannt für seine fesselnden Ansprachen in Israel, in US-Universitäten und in Synagogen auf der ganzen Welt. Man sah ihn als gewandten Sprecher und Redner, häufig auch in Fernseh- und Radio-Talkshows auftretend.

Früher Werdegang

Schon der Vater von Meir Kahane, Charles Kahane, war Rabbiner und ein radikaler Zionist. Er galt als amerikanischer Unterstützer der Irgun, einer Untergrundorganisation, die im Palästina vor der israelischen Staatsgründung Terroranschläge gegen die britische Besatzung sowie gegen die arabische Zivilbevölkerung verübte.[3] Den Sohn schickte der Vater in die von Wladimir Zeev Jabotinsky gegründete Betar-Jugend. Sein dortiger Jugendführer war der spätere israelische Verteidigungsminister Mosche Arens. Da die Betar-Jugend dem jungen Kahane jedoch nicht konsequent genug erschien, trat er 1952 den Bne Akiwa bei.[4] Laut seiner Frau Libby soll Kahane in seiner Jugendzeit ein guter Schüler und Sportler gewesen sein.[3] Ein großes Hobby von ihm war Baseball.[5] Laut Kahanes Angaben gab es in seiner Nachbarschaft nur wenige Juden und er musste oft mit nichtjüdischen Jungs kämpfen.[5] Dadurch habe er sich mit diesen angefreundet und fing an, mit ihnen gemeinsam Bier zu trinken.[5]

Als Erwachsener ließ er sich zum Rabbiner ordinieren und nahm den Vornamen Meir (hebr.: „Der Erleuchtete“) an. 1956 heiratete er Libby, mit der er vier Kinder hatte.[3] 1958 wurde er der Rabbiner des Howard Beach Jewish Centers in Queens, New York City. Die Gemeinde galt als weniger strikt orthodox. Kahane gelang es, viele der jungen Gemeinde-Mitglieder davon zu überzeugen, eine orthodoxere Lebensweise zu führen. Als er die Mechiza einführen wollte, die Trennung von Männern und Frauen in der Synagoge, stieß er jedoch auf Widerstand. Sein Vertrag wurde nicht erneuert und so veröffentlichte er den Artikel „End of The Miracle of Howard Beach“ in der "Jewish Press". Dies war sein erster Artikel in dieser Zeitung.[6] Kahane war auch Mit-Herausgeber dieser Publikation. Die "Jewish Press" war damals die grösste englischsprachige jüdische Zeitung der Welt. Als Korrespondent und Autor arbeitete er bis zu seinem Tod für dieses Blatt. Von Ende der 50er bis Anfang der 60er Jahre war Kahane als FBI-Informant tätig. Als dieser unterwanderte er zeitweise die John Birch Society.[3] Kahane operierte zu dieser Zeit unter dem Decknamen Michael King und gab sich als Christ aus.[4]

Jewish Defense League

Hauptartikel: Jewish Defense League

Im Jahre 1968 gründete er in den USA die militante "Jewish Defense League", um den gefährlich zunehmenden Antisemitismus in den Innenstädten zu bekämpfen. Zu jener Zeit waren besonders arme und ältere Juden ein leichtes Spiel für judenhassende Halbstarke. Rabbiner Kahane rettete diese verlassenen Juden und änderte das Image des schwächlichen und verwundbaren Juden in das eines mächtigen Kämpfers, der sich gegen Tyrannen entschlossen zur Wehr setzt. Judenhasser auf der ganzen Welt begannen schnell, den Zorn und die Vergeltung von Kahanes "Chaja-Schwadrons", einer Gruppierung innerhalb der JDL, zu respektieren und zu fürchten, wodurch es gelang, vor möglichen kriminellen Akten gegen Juden abzuschrecken. Die JDL machte sich sowohl lokale Themen und Probleme als auch globale jüdische Probleme zu eigen. Die JDL war die erste Gruppierung, die effektiv die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Leiden der Juden in der Sowjetunion lenkte. Dies gelang ihr durch den Gebrauch von unkonventionellen und manchmal auch gewaltsamen Taktiken, die auf die Leiden von Millionen unterdrückter Juden hinter dem eisernen Vorhang aufmerksam machten. Der JDL gelang es, dieses vergessene Thema von den hinteren Seiten in die Schlagzeilen zu bringen, wo es hingehörte.

So wurde Rabbiner Kahane zum "Moses" der russischen Judenheit. Es dauerte dann nicht mehr lange, bis auch die grösseren, etablierten jüdischen Organisationen gezwungen waren, ebenfalls aktiv zu werden, nach so vielen Jahren der Apathie und Gleichgültigkeit. Russische Juden wurden zu Hunderttausenden herausgelassen, auch dank Rabbiner Kahanes Hingabe und Vision. Meir Kahane prägte den Ausdruck "Never Again", was nicht heissen sollte, der Holocaust könne nicht noch einmal geschehen. Vielmehr sollte dieser Ausdruck verkünden, dass Juden nie wieder tatenlos zusehen werden, wenn ihre Brüder sie zu Hilfe rufen.

1971 ging Kahane mit seiner Familie nach Israel.[7] Rabbiner Kahane und seine Frau Libby lebten dann seit ihrer Einwanderung aus den USA mit ihren vier Kindern in Jerusalem. Alle seine Kinder, wie auch seine Ehefrau, beschäftigten sich mit der Redigierung und Herausgabe seiner Bücher, Schriften und Manuskripte. Sein jüngster Sohn, Benjamin Se'ev Kahane, leitete bis zu seiner Ermordung durch arabische Heckenschützen die von seinem Vater gegründete Jeschiwa und war früher Leiter der "Kahane Chaj"-Bewegung.

Kach und Kahane Chai

Hauptartikel: Kach und Kahane Chai

In Israel gründete Kahane 1971 die Kach-Partei. Zu den politischen Inhalten gehörten unter anderem die Forderung nach Errichtung von Großisrael und eine 5-jährige Gefängnisstrafe für Juden und Palästinenser, falls diese in einem Liebesverhältnis zueinander stehen. 1980 wurde Kahane zu sechs Monaten Haft in Israel verurteilt, weil er in einen Plan verwickelt war, der einen provokativen Sabotageakt auf dem Tempelberg in Ostjerusalem beinhaltete.[2]

1984 erreichte seine Partei Kach einen Sitz im israelischen Parlament (Knesset). Beliebt war Kach vor allem unter jungen israelischen Wählern. Kahane veranstaltete damals eine in Israel aufsehenerregende Siegesfeier in Jerusalem, bei der ein arabischer Markt und Passanten überfallen wurden.[2] Kahane wurde Mitglied der Knesset und erklärte, keine Regierung zu unterstützen, welche nicht befürworte, die Araber ausser Landes zu schaffen. 1988 wurde seine Wahlliste wegen Verstößen gegen das neu erlassene Wahlgesetz ("Aufstacheln zum Rassismus") nicht mehr zugelassen.[8]

Siehe auch: Kahanismus

Ansichten über den Islam

Kahanes Anhänger sind heute aufgrund des Nahostkonflikts häufig islamfeindlich eingestellt. Kahane selbst behauptete allerdings, dass der Islam und Ayatollah Chomeini der jüdischen Religion in bestimmten Hinsichten viel ähnlicher seien als Philosophen oder Politiker der Aufklärung wie etwa Jean-Jacques Rousseau, John Locke oder Thomas Jefferson.[5]

Tod

Meir Kahane kam 1990 bei einem Attentat in Manhattan ums Leben.[9][10][11] Der Hauptverdächtige, El Sayyid Nosair, wurde nach einem Schusswechsel mit der Polizei festgenommen, später aber vom Vorwurf des Mordes freigesprochen.[12] Nosair war auch in den Bombenanschlag auf das World Trade Center 1993 involviert.[13] Meir Kahanes Sohn Binyamin Ze'ev Kahane wurde 2000 ebenfalls bei einem Attentat ermordet.

Einige Zitate

„In erster Linie sind es nicht Anstand und Güte, die den Nahen Osten beeindrucken, sondern Stärke.“[14]

„Every Jew a Twenty-Two[15]

„Es ist besser ein Israel zu haben, das von der ganzen Welt gehasst wird, als ein Auschwitz, das von ihr geliebt wird.“[16]

„Eines der Probleme der Juden ist, dass sie ein jüdisches Konzept nicht kennen würden, wenn sie nicht darüber stolperten. Ich berief mich wirklich auf den Talmud. Die meisten Juden denken, dass Judentum 'Thomas Jefferson' ist. Das ist nicht so!“[17]

Würdigung

Rabbiner Kahane musste häufig einsitzen und wurde auch wegen seiner Aktionen in Zusammenhang mit dem Feldzug für sowjetische Juden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Weitere Themen und Probleme, für die Rabbiner Kahane sich einsetzte, beinhalteten die Frage der jüdischen Identität und Kontinuität. Noch lange, bevor das etablierte Judentum erkannte, dass es überhaupt ein Problem gab, verlangte er, dass jüdische Geldmittel vor allem für jüdische Anliegen verwendet werden, besonders für jüdische Erziehung. Er sprach sich lautstark gegen Mischehen und Assimilation der jüdischen Jugend aus. Er rettete tausende verlorener jüdischer Seelen vor weitgehender Entfremdung vom Judentum.

Die Einwanderung nach Israel nahm eine weitere Schlüsselposition in den von ihm gestarteten Feldzügen ein. Tatsächlich wurde er während eines Vortrages bei der dringend einberufenen Z.E.E.R.O.-Konferenz zur massiven Einwanderung amerikanischer Juden nach Israel umgebracht. Er veranlasste persönlich hunderte jüdische Familien zur Alija (Einwanderung nach Israel). Nach seiner eigenen Einwanderung gründete er die "Kach"-Bewegung. "Kach" war besonders bekannt für sein Manifest, das die Entfernung der feindlichen arabischen Bevölkerung aus Israel und die vollständige Annektion sowie unbeschränkte jüdische Besiedlung der 1967 befreiten Gebiete verlangte. Er glaubte, dass die Besiedlung des Landes ohne die vorherige Entfernung der feindseligen Araber nicht den gewünschten Erfolg zeitigen werde. Er sagte Autonomie und Rückzug voraus, lange bevor der Likud die Camp-David Verträge abschloss und überhaupt irgendjemand an die Oslo-Prinzipiendeklaration dachte.

Rabbiner Kahane wurde von vielen für das Zitieren jüdischer Quellen über die Auserwähltheit der jüdischen Nation und ihr exklusives Recht am Lande Israel verachtet. Viele hassten ihn für die Hervorhebung des Widerspruches zwischen authentischem Judentum und westlicher Demokratie. Er pflegte zu sagen: "Judentum ist nicht Jefferson, und der Mittlere Osten ist nicht der Mittlere Westen". Rabbiner Kahane brachte "komfortablen" Juden ein unkomfortables Gefühl, indem er sie dazu zwang, sich mit schmerzhaften Wahrheiten und schmerzhaften Antworten, über die sie sich standhaft nachzudenken geweigert hatten, zu befassen.

Rabbiner Kahane wurde in Israel mehrfach sowohl von Regierungen der Arbeiterpartei als auch des Likud inhaftiert. Er war der erste Jude, der in administrativer Haft gehalten wurde, d. h. ohne formale Anklage oder Prozess. Er war auch der erste Jude, der für seine Vorschläge bezüglich des Bevölkerungsaustausches wegen Aufruhrs angeklagt wurde. Ebenso war Rabbiner Kahane ein Vorkämpfer im Feldzug zur Rettung der syrischen und äthiopischen Juden, wie auch im Kampf gegen Sekten und Missionare im heiligen Land. Er träumte von der Schaffung eines unabhängigen Israels, das nicht länger die Nichtjuden fürchtete. Er träumte von einem israelischen Staat, der den Namen G'ttes durch jüdische Macht und den Glauben an G'tt heiligen würde.

Rabbiner Kahane wurde 1984 in die Knesset gewählt. Er stand der am schnellsten wachsenden Partei in der Geschichte Israels vor. Nach den Umfragen hätte er in den für 1988 geplanten Wahlen 12 Sitze erhalten. Wenn man ihn nicht von der Teilnahme ausgeschlossen hätte, wäre seine Partei womöglich die drittstärkste im Lande geworden und er auf dem Wege zum nächsten Regierungschef. Likud und Arbeiterpartei beschlossen gemeinsam Kahanes Ausschluss von den 1988er Wahlen. Zwei Jahre später wurde er umgebracht. In Israels Geschichte hatte es bisher nur sehr selten einen so grossen Trauerzug gegeben. Niemals zuvor standen so unterschiedliche Juden beieinander. Alle Feinde Israels feierten seinen Tod. Ein Großteil der israelischen Linken sagte in Leitartikeln in der israelischen Presse kurz nach seinem Tod das Ende seiner Jeschiwa und seiner Programme voraus. Zu ihrem Erstaunen und auch Enttäuschung leben Rabbiner Kahanes Jeschiwa und seine Programme weiter. Manche wuchsen sogar und erweiterten ihren Wirkungskreis trotz ständiger Behinderung und Verboten seitens der Regierung.[18]

Schriften (Auswahl)

  • The Jewish Stake in Vietnam (1968)
  • The Story of the Jewish Defense League (1975)
  • They Must Go (1981)
  • Uncomfortable Questions for Comfortable Jews (1987)
  • Israel: Referendum or Revolution (1990)

Einzelnachweise

  1. Meir Kahane: Uncomfortable Questions for Comfortable Jews, Lyle Stuart 1987, Part II: A Jewish State Versus Western Democracy; Part IV: Judaism Versus Western Democracy.
  2. 2,0 2,1 2,2 Kach and Meir Kahane: The Emergence of Jewish Quasi-Fascism by Ehud Sprinzak, published by The American Jewish Committee. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „ajc“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 [1] Haaretz. Carrying a torch
  4. 4,0 4,1 Uri Avnery: Meir Kahane – ein jüdischer Nazi. auf: Spiegel online.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Philippe Simonnot, Raphael Mergui: Israel's Ayatollahs: Meir Kahane and the Far Right in Israel. Saqi Books, London 1987, ISBN 0-86356-142-X, S. 40-78.
  6. [2] Jewish Action Online
  7. Victor und Victoria Trimondi: Krieg der Religionen. 2006, S. 270.
  8. Angaben zu Kach vom israelischen Außenministerium, 1994
  9. Mark Juergensmeyer: Terror in the Mind of God. University of California Press 2003, S 59.
  10. Samuel M. Katz: Relentless Pursuit: The DSS and the manhunt for the al-Qaeda terrorists. 2002.
  11. Mark S. Hamm: Terrorism as Crime: From Oklahoma City to Al-Qaeda and Beyond. NYU Press, 2007, S. 29.
  12. Jury Selection Seen As Crucial to Verdict
  13. Brian Jenkins: Sheik, others convicted in New York. auf: cnn.com, 1. Oktober 1995.
  14. [3] Meir Kahane Quotes
  15. [4] Rabbi Meir Kahane
  16. [5] Rabbi Meir Kahane Confronts Protesters At Speech in Minnesota
  17. [6] Kahane chats with Mike Wallace
  18. Quelle

Literatur

  • Karen Armstrong: Im Kampf für Gott. Fundamentalismus im Christentum, Judentum und Islam. München 2000, ISBN 3-88680-769-X, S. 485ff.
  • Rafael Mergui, Philippe Simmonnot: Israel´s Ajatollahs. Meir Kahane and the Far Right in Israel. Saqi Books, London 1978, S. 45. (1987, ISBN 0-86356-142-X)

Weblinks

Andere Wikis


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