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Mohrenhirse

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Sorgho ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum burkinischen Radsportler siehe Mathias Sorgho.
Mohrenhirse
Zuckerhirse (Sorghum bicolor) im Feld

Zuckerhirse (Sorghum bicolor) im Feld

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Gattung: Sorghum
Art: Mohrenhirse
Wissenschaftlicher Name
Sorghum bicolor
(L.) Moench

Mohrenhirse (Sorghum bicolor), auch Sorgho, Dari, Durrakorn (nach arabisch ذرة dhura), Besenkorn, Guineakorn, Shallu, Milo oder Jowar genannt, ist die wichtigste Hirse-Art aus der Gattung Sorghum innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Als Zuckerhirse bezeichnet man alle stark zuckerhaltigen Sorten dieser Art. Andere Sorten der Art werden als Körnerhirse, Faserhirse oder Futterhirse bezeichnet.

Die botanisch gebräuchliche Bezeichnung für die in der Regel als Unkraut bekämpfte Sorghumart Wilde Mohrenhirse lautet Sorghum halepense.

Die Mohrenhirse wird häufig auch einfach Sorghumhirse genannt. Zugleich werden jedoch auch die anderen Arten der Gattung Sorghum ebenfalls als Sorghumhirsen bezeichnet.[1]

Beschreibung

Illustration
Rispe der Mohrenhirse
Zuckerhirse (Sorghum bicolor), Ausschnitt aus dem Fruchtstand

Das einjährige Rispengras erreicht Wuchshöhen von 2,50 bis 5 Meter. Der Pflanzenaufbau ist Mais etwas ähnlich. Aus einem kräftigen Wurzelsystem bilden sich zwei bis drei Triebe. Am etwa 1,5 cm starken, markgefüllten Halm sind die Laubblätter zweizeilig angeordnet. Die Blüten werden in kompakten bis lockeren Rispen gebildet. Die runden Karyopsen haben Durchmesser von 4 bis 8 mm, sie können je nach Sorte weiß, gelb oder rot sein.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.[2]

Vorkommen

Die Mohrenhirse stammt aus Afrika und ist dort sowie in Amerika, Asien und Europa in trockeneren, warmen und gemäßigten Klimagebieten als Futtergras verbreitet.

Die Standortansprüche der wärmeliebenden und frostempfindlichen Pflanze sind gering, lediglich Staunässe und kalte Böden meidet sie. Tiefgründige (sandige) Lehmböden sind ideal. Die ausgeprägte Trockenheitstoleranz der Mohrenhirse wird gefördert durch die Fähigkeit, das Wachstum bei Trockenheit zu unterbrechen und später wieder aufzunehmen.

Geschichte

Afrikanische Sklaven brachten die Zuckerhirse Anfang des 17. Jahrhunderts in die USA. Dort wurde sie zuerst als Guinea corn bekannt. Ab 1850 wurde sie verbreitet kultiviert und als Süßungsmittel, vor allem in Form von Melasse, gebraucht. Die Sirupproduktion in den USA erreichte 1879 mit 28 Mio. Gallonen (entspricht etwa 108.000 t Zucker) ihren Höchststand.[3] Da die Produktion des Sirups sehr arbeitsintensiv war, sank das Produktionsvolumen während des Zweiten Weltkriegs drastisch ab. Heute werden in den USA jährlich weniger als 1 Mio. Gallonen produziert, doch damit sind die USA auch heute noch der größte Produzent von Sirup aus Zuckerhirse. Anbaugebiete für Zuckerhirse zur Herstellung von Sirup sind heute noch in Alabama, Arkansas, Georgia, Iowa, Kentucky, Mississippi, North Carolina und Tennessee zu finden.

Anbau

Wirtschaftliche Bedeutung

Weltweite Anbauzahlen speziell zur Mohrenhirse liegen nicht vor, nur zur gesamten Gattung der Sorghumhirsen (siehe dort).

Der weltweite Anbau von Zuckerhirse wird ebenfalls statistisch nicht erfasst. Die Anbaufläche in den USA wird auf ca. 8.000 ha geschätzt.[4] Eine weitere Quelle schätzt die Anbaufläche in Indien auf 1.600 ha.[5] China hat Pläne veröffentlicht, nach denen 4,8 Mio. l Ethanol aus Zuckerhirse erzeugt werden sollen. Bei Ethanolerträgen von etwa 6.000 l/ha entspräche dies einer Anbaufläche 800 ha.[6] Diese Zahlen zeigen, dass der Anbau von Zuckerhirse weltweit erst sehr geringe Flächen beansprucht.

Fruchtfolgeanforderungen

Mohrenhirse ist selbstverträglich und auch als Zweitfrucht im Anschluss an eine Hauptkultur möglich. Sie passt in eine Fruchtfolge mit Soja und Mais, sollte aber nicht nach Tabak angebaut werden. Je nach Standortbedingungen und Anbautermin sind unterschiedliche Sorten erhältlich.

Aussaat

Die Aussaat erfolgt spät ab Mai, da zur Keimung Bodentemperaturen von mindestens 12 bis 15 °C erforderlich sind. Die Aussaat erfolgt in ein im vorangegangenen Herbst gepflügtes Saatbett in eine Tiefe von 2 bis 3 cm bei einem Reihenabstand von 25 bis 50 cm und ca. 20–25 Körnern/m2 (7–8 kg/ha). Anschließend ist eine Rückfestigung des Saatbetts erforderlich. In den USA wird die Zuckerhirse zunehmend vorgezogen und mit Tabakpflanzmaschinen verpflanzt.

Düngung und Pflanzenschutz

Der hohe Stickstoffbedarf wird durch eine bedarfsgerechte Düngung, ähnlich dem Silomais, gedeckt (ca. 180 kg N bei 140 dt Trockenmasse/ha Ertrag). Die Entzüge weiterer Nährstoffe (ca. 15–20 kg P2O5, 110–180 kg K2O) werden bei ausreichender Versorgung aus den Bodenvorräten gedeckt und im Rahmen der Fruchtfolgedüngung ersetzt. Der Einsatz von Herbiziden oder Maschinenhacke kann wegen der langsamen Jugendentwicklung der Pflanze sinnvoll sein, allerdings besitzen nur wenige Mittel eine Zulassung für die Anwendung in Sorghum.

Ernte und Konservierung

Feld mit Sorghumhirse in den Nuba-Bergen (Sudan)
bedarf einer Überarbeitung. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung.

Die Ernte erfolgt bei einem Trockensubstanzgehalt der oberirdischen Biomasse zwischen 28 und 35 %, der zwischen Mitte September und Ende Oktober erreicht ist. Sie sollte vor den ersten Nachtfrösten erfolgen. Ein reihenunabhängiger Erntevorsatz am Feldhäcksler ermöglicht eine saubere Ernte.

Das Technologie- und Förderzentrum Straubing führt seit 2006 umfangreiche Sortenversuche mit Sorghumhirsen durch. Getestet wurden insgesamt 278 Sorten der Arten Sorghum bicolor, Sorghum sudanense sowie Kreuzungen dieser Arten, die auf 52 unter den Standortbedingungen vielversprechende Sorten reduziert werden konnten. 2008 lagen die Erträge zwischen 10,9 und 24,5 t/ha, mit großen Unterschieden zwischen Sorten und Standorten.[7]

Die Konservierung erfolgt wie bei Silomais durch einsilieren (milchsaure Vergärung unter Luftabschluss). Die beiden Substrate können auch vermischt werden.

Verwendung

In Westafrika, insbesondere in der Sudanzone, ist Sorghum bicolor ein wichtiges Getreide, aus dem z. B. (Hirsebrei) und Dolo (Hirsebier) hergestellt werden. Auch in Ostafrika ist Sorghum von Bedeutung. Es dient beispielsweise zur Herstellung der Biersorten Merisa, Pombe und Tella.

In Indien ist Sorghum Grundnahrungsmittel in trockenen Gegenden der Landesmitte (Maharashtra, Nord-Karnataka). Nördlich davon (im westlichen Madhya Pradesh) gilt es als Nahrung der ärmeren Bevölkerung und wird in Gujarat als Viehfutter angebaut. Man isst es größtenteils als Fladenbrot (Marathi: bhākrī, kanaresisch: jōļada rotti) zu verschiedenen Gemüsecurries.

In China wird aus Mohrenhirse der Schnaps Kaoliang hergestellt.

Wissenschaftler arbeiten derzeit an Sorghumsorten mit verbessertem Nährstoffgehalt, wie Vitamin A, Zink, Eisen und mehreren Aminosäuren.[8]

Zuckerhirse

Durchschnittliche Zusammensetzung der Zuckerhirse
Wasser in % FM 70 – 76
Zucker in % TM 18 – 20
Rohprotein in % TM 7,5 – 9,5
Fett in % TM 1,1 – 1,5
Rohfaser in % TM 32 – 38
Asche in % TM 8,0 – 8,5

Zuckerhirse wird zur Sirupproduktion (Melasse), als Grünfutter und als Silage genutzt, in Entwicklungsländern auch als Brennstoff und Baumaterial (Decken von Dächern). Anfang des 19. Jahrhunderts war die Sirupgewinnung aus Zuckerhirse noch wirtschaftlich bedeutsam, wurde dann aber von Zuckerrübe und Zuckerrohr verdrängt. Heute sind die USA der größte Produzent von Sirup aus Zuckerhirse.

In Deutschland wird Zuckerhirse versuchsweise in trockenen Lagen angebaut, zur Verwendung als Silage in der Tierfütterung oder als Biogassubstrat. Bei der Biogaserzeugung lassen sich ähnliche Methanausbeuten wie bei der Vergärung von Maissilage erzielen. Laut Kaltschmitt et al. liegen diese bei 300 bis 360 Liter Methan/kg organischer Trockenmasse gegenüber 295 bis 380 Liter Methan/kg organischer Trockenmasse bei Mais.[9]

In den USA wird Zuckerhirse auch zur Herstellung von Bioethanol genutzt. Ein wichtiger Grund für die zunehmende Beachtung der Zuckerhirse liegt darin, dass sie mit ihrem zuckerhaltigen Stängel den Grundstoff für Bioethanol und in eingeschränktem Umfang Nahrungsmittel aus den Körnern liefert. Anders als Mais, Weizen oder Zuckerrohr erlaubt Zuckerhirse damit eine gleichzeitige Erzeugung von Nahrung und Energie.

Nach M. Kaltschmitt werden Zuckergehalte von 35 % in der Trockenmasse (TM) der Gesamtpflanze und 8 bis 9 % in der Frischmasse (FM) erreicht.[9] Die rechts stehende Tabelle zeigt die Anteile der wichtigsten Inhaltsstoffe der Zuckerhirse.[9] Der Zuckergehalt setzt sich aus ca. 63 % Saccharose, 21 % Glucose und 16 % Fructose zusammen. Nach der Zuckersaftgewinnung verbleibt als Rest die Bagasse, die hauptsächlich aus Cellulose, Hemicellulose und Lignin besteht.

Faserhirse

Die Faserhirse, die auf besonders hohen Gehalt an Cellulosefasern gezüchtet wird, wird ebenfalls überwiegend zur energetischen Nutzung angebaut.[10] Daneben gibt es auch traditionelle stoffliche Verwendungen wie die Herstellung von Besen (meist "Reisstrohbesen" genannt),[11] die Nutzung als Baumaterial oder zur Papierherstellung.[12]

Verwandte Arten

Wilde Mohrenhirse

Wilde Mohrenhirse (Sorghum halepense)

Sorghum halepense (L.) Pers., auch Johnson-Gras genannt, ist im Mittelmeerraum nativ, wächst aber europaweit und im Nahen Osten. Die Pflanze hat sich in allen Kontinenten und den meisten Inseln und Inselgruppen verbreitet, außer in der Antarktis. Sie reproduziert sich durch Rhizom und Samen. Sie findet Verwendung als Viehfutter und Erosionsschutz. Als Unkraut ist sie Glyphosat-resistent, wie bereits in Argentinien[13] und den Vereinigten Staaten[14] festgestellt wurde.

Die Art wurzelt über einen Meter tief.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[2]

Krankheiten und Schädlinge

Literatur

Weblinks

 Commons: Mohrenhirse – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Sorghum halepense:

Einzelnachweise

  1. Sorghumhirse (Sorghum bicolor) als Energie- und Rohstoffpflanze (Link nicht mehr abrufbar) (PDF; 159 kB), Informationsblatt des Technologie- und Förderzentrums des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, abgerufen am 4. April 2010.
  2. 2,0 2,1 2,2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 267.
  3. R. A. Ballinger: A history of sugar marketing through 1974. U.S. Department of Agriculture, Economics, Statistics and Cooperatives Service, Agricultural Economic Report No. 382, 1975. PDF (Memento vom 12. Mai 2009 im Internet Archive).
  4. M. Bitzer (National Sweet Sorghum Producers and Processors Association, U.S.A.): Persönliche Mitteilung, 15. Oktober 2008.
  5. Agribusinessweek: Sweet Sorghum: A New 'Smart Biofuel Crop, Archivierte Kopie (Memento vom 27. Mai 2015 im Internet Archive), aufgerufen am 15. Oktober 2008.
  6. Biofuels Digest: China to produce 3.8 million metric tons of ethanol from sweet sorghum stalks, http://www.biofuelsdigest.com, 31. August 2007, aufgerufen am 24. Oktober 2008.
  7. A. Roller: Anbaueignung von Energiehirse in Bayern. In: Nachwachsende Rohstoffe. Nr. 50, Dezember 2008, BLT Wieselburg, S. 14.
  8. Nutritionally Enhanced Sorghum for the Arid and Semi Arid Tropical Areas of Africa (Memento vom 3. Mai 2014 im Internet Archive).
  9. 9,0 9,1 9,2 Martin Kaltschmitt, Hans Hartmann, Hermann Hofbauer (Hrsg.): Energie aus Biomasse. Grundlagen, Techniken und Verfahren. Springer Verlag, Berlin und Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-85094-6.
  10. Technologie- und Förderzentrum Straubing: Symposium Energiepflanzen, 24. Oktober 2007 (Memento vom 28. Februar 2013 im Internet Archive) (PDF; 2,4 MB).
  11. Vgl. die Seite eines Herstellers, Katalog der Reisstrohbesen auf sorghum-brooms-durciansky.com.
  12. A. Belocchi, F. Quaranta, V. Mazzon, N. Berardo, E. Desiderio: Fibre sorghum: influence of the harvesting methods on plant moisture and fibre content. International South Europe Symposium Non-Food Crops: From Agriculture to Industry, Bologna, Italien, 15.–16. Mai 2003.
  13. Western Farm Press: Johnsongrass resistance to glyphosate confirmed in Argentina (Link nicht mehr abrufbar), 28. August 2006. (abgerufen am 24. Januar 2014).
  14. Delta Farm Press: Glyphosate-resistant johnsongrass in Mid-South (Memento vom 11. Mai 2008 im Internet Archive), 19. März 2008 (abgerufen am 24. Januar 2014).
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