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Monoklonaler Antikörper

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Monoklonale Antikörper sind Antikörper, also immunologisch aktive Proteine, die von einer Zelllinie (Zellklon) produziert werden, die auf einen einzigen B-Lymphozyten zurückgehen, und die sich gegen ein einzelnes Epitop richten. Eine physiologisch (natürlich) vorkommende Immunantwort gegen ein in den Körper eingedrungenes Antigen ist dagegen stets polyklonal und richtet sich z. B. gegen viele verschiedene Epitope auf einem Bakterium.

In der Diagnostik und Forschung spielen monoklonale Antikörper eine große Rolle, da sie mit hoher Spezifität eine Anzahl von Molekülen binden können. Die Bindung der Antikörper lässt sich dann mit unterschiedlichen Techniken nachweisen. Diese Antigen-Antikörper-Reaktion bildet die Grundlage für zahlreiche experimentelle und diagnostische Verfahren (z. B. Immunphänotypisierung, FACS, Immunhistologie, ELISA, ELISPOT, Radioimmunassay und Western Blot).

Viele der von monoklonalen Antikörpern erkannten Zelloberflächenantigene menschlicher Zellen werden in der CD-Nomenklatur klassifiziert.

Herstellung monoklonaler Antikörper

Herstellung monoklonaler Antikörper durch Hybridom-Technik

Das Prinzip der Herstellung monoklonaler Antikörper wurde 1975 von César Milstein, Georges Köhler und Niels Jerne publiziert,[1] die dafür im Jahr 1984 den Nobelpreis für Medizin erhielten.[2] Die Technik beruht auf der Verschmelzung von Antikörper-produzierenden B-Zellen mit Zellen einer Myelom-Zelllinie, wodurch hybride Zellen entstehen, die unbegrenzt Antikörper einer bestimmten Spezifität produzieren (Hybridom-Technik).

Bei der Herstellung monoklonaler Antikörper gegen ein bestimmtes Antigen wird zunächst eine Maus mit diesem Antigen infiziert (1, siehe Abbildung). Aufgrund der Immunantwort kommt es zur Bildung von B-Lymphozyten, die Antikörper bilden, welche mit dem Antigen reagieren und die sich in der Milz anreichern. Aus der entnommenen Milz (2) werden die B-Lymphozyten isoliert und mit Zellen (Plasmazellen) einer aus einem Myelom (Plasmozytom) gewonnenen Zelllinie (3) fusioniert (4), es entstehen sogenannte Hybridomzelllinien (5). Diese Hybridomzellen vereinigen Eigenschaften ihrer Ursprungszellen: vom B-Lymphozyt die Eigenschaft einen bestimmten Antikörper zu produzieren, von der Myelomzelle die Fähigkeit zu unbegrenztem Wachstum im Reagenzglas. Für die Gewinnung des monoklonalen Antikörpers wird die Hybridomzelllinie ausgewählt, die am besten das gewünschte Epitop auf dem Antigen bindet (6). Die unsterbliche Zelllinie wird aufbewahrt und der Zellüberstand wird regelmäßig bei Bedarf geerntet. Die Produktion der monoklonalen Antikörper kann in vitro (7a), oder in vivo (7b) erfolgen. Die Antikörper (8) heißen monoklonal, weil sie aus einer einzigen Ursprungs-B-Zelle stammen und daher alle identisch sind.

Die Hybridzellen werden durch ein sogenanntes HAT-Medium selektiert. In diesem Nährmedium sind Hypoxanthin (ein natürlich vorkommendes Purinderivat), Thymidin und Aminopterin (Zellgift, das die Biosynthese von Purin- und Pyrimidinbasen hemmt) enthalten. Die B-Lymphozyten und damit auch die Hybridzellen können Hypoxanthin und Thymidin verstoffwechseln und so die Blockade, die durch das Aminopterin verursacht wird, umgehen. Die verwendeten Myelomzellen sind bezüglich des alternativen Stoffwechselweges Mangelmutanten und sterben im HAT-Medium ab.
Die nicht fusionierten B-Lymphozyten haben nur eine begrenzte Lebenszeit, sodass sich nach einigen Passagen nur noch die Hybridzellen in der Kultur finden lassen.

Einen großen Fortschritt insbesondere zur Klonierung humaner Antikörper bildet die Technik des Phagen-Display.

Therapeutische monoklonale Antikörper

Derivate monoklonaler Antikörper
Modifizierte Antikörper für die therapeutische Anwendung

Die Versuche, monoklonale Antikörper in der Therapie einzusetzen, waren zunächst nicht sehr erfolgreich. Die verwendeten Antikörper der Maus (murine Antikörper, Endung: -omab) wirken im menschlichen Organismus selbst als Antigen und können eine gegen sie gerichtete Immunantwort auslösen. Auch die für ihre erwünschte Wirkung wichtige Interaktion mit Zellen des Immunsystems des Empfängers war aufgrund der unterschiedlichen Spezies nicht optimal.

Wesentliche Fortschritte wurden erst gemacht, nachdem es in den letzten Jahren gelungen ist, modifizierte, den menschlichen Antikörpern besser angepasste monoklonale Antikörper zu entwickeln.

Daneben werden auch Antikörperkonjugate, wie beispielsweise Immunzytokine, für therapeutische und diagnostische Anwendungen, speziell in der Krebsimmuntherapie, eingesetzt.

Terminologie der monoklonalen Antikörper

Die Freihandelsnamen aller therapeutischer monoklonaler Antikörper tragen das Suffix „…mab“, was für „monoclonal antibody“ steht. Nach Ähnlichkeit zu den menschlichen Antikörpern unterscheidet man (in aufsteigender Reihenfolge):

  • murine Antikörper (von der Maus): Endung -omab
  • Antikörper vom Primaten: Endung -imab
  • chimäre Antikörper: Endung -ximab (Nur der variable Teil des AK ist Mausprotein.)
  • humanisierte Antikörper: Endung -zumab (Nur die Antigenbindungstellen sind Mausprotein)
  • vollhumane, rekombinante Antikörper: Endung -umab

Listen entwickelter Antikörper

Zugelassene oder in klinischer Erprobung (Phase III) befindliche therapeutische monoklonale Antikörper

Name Handelsname Typ Zielstruktur Anwendungsgebiet
Hämatologie, Onkologie
Alemtuzumab5 MabCampath humanisiert CD52-Antigen auf Lymphozyten Chronische lymphatische Leukämie, T-Zell-Lymphome2, akute lymphatische Leukämie2
Apolizumab1,2 Remitogen humanisiert HLA-DR-Antigen auf B-Lymphozyten Solide Tumoren, akute lymphatische Leukämie, chronische lymphatische Leukämie, Non-Hodgkin-Lymphome
Atezolizumab
(MPDL3280A)1,2
Tecentriq (Roche) humanisiert PD-L1 Blasenkrebs (zugelassen in USA)[3] In EU positive CHMP Empfehlung.[4]
Avelumab
(MSB0010718C)2
Bavencio (Merck / Pfizer) human PD-L1 Blasenkrebs, Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC)[5], Merkelzellkarzinom[6]
Bevacizumab Avastin (Roche) humanisiert VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) Darmkrebs, Brustkrebs, nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom, feuchte, altersbedingte Makuladegeneration (Off-Label-Use)2
Blinatumomab Blincyto (Amgen) murin, bispezifisch CD-19 ALL
Catumaxomab Removab (Neovii Biotech) murin (Ratte/Maus), trifunktional EpCAM-Antigen auf Tumorzellen, CD3-Rezeptor auf T-Lymphozyten maligner Aszites aufgrund von EpCAM-positiven Karzinomen
Cemiplimab1,2
(REGN2810)
N.N., (Sanofi / Regeneron) vom Primaten PD-1 Plattenepithelkarzinom[7]
Cetuximab Erbitux (BMS / Merck) chimär EGF-Rezeptor (Epidermal Growth Factor Receptor) Darmkrebs, Kopf- und Halstumoren
Daratumumab1,2 Darzalex (Genmab / Janssen Biotech) human CD38 Multiples Myelom, in den USA und der EU bereits zugelassen[8][9]
Durvalumab1,2 Imfinzi (AstraZeneca / Medimmune) human PD-L1 Bronchialkarzinom1,2
Eculizumab Soliris (Alexion) humanisiert C5 Komplement-Faktor Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)
Elotuzumab1,2 Empliciti (BMS) humanisiert Signaling Lymphocyte Activation Molecule (SLAMF7; CS1) Multiples Myelom, in den USA bereits zugelassen[10]
Emicizumab1,2
(ACE910)
Hemlibra (Roche) humanisiert, bispezifisch Faktor IXa und X Hemmkörperhämophilie[11]
Epratuzumab1,2 LymphoCide (UCB) humanisiert CD22-Antigen Non-Hodgkin-Lymphome, Autoimmunerkrankungen, akute lymphatische Leukämie
Gemtuzumab-Ozogamicin1 Mylotarg (Wyeth) humanisiert, Calicheamicin- beladen CD33-Antigen Akute myeloische Leukämie
Ibritumomab-Tiuxetan Zevalin (Bayer) murin, 90Y-markiert CD20-Antigen auf B-Lymphozyten Non-Hodgkin-Lymphome (Radioimmuntherapie)
Inotuzumab Ozogamicin (als Konjugat)1,2 N.N. (Pfizer) humanisiert CD22-Antigen Akute lymphatische Leukämie
Ipilimumab Yervoy (BMS) human CTLA-4 Malignes Melanom
Mogamulizumab Poteligeo (Kyowa Hakko Kirin) humanisiert CCR4 Adulte T-Zell-Leukämie, verschiedene Non-Hodgkin-Lymphome
Moxetumomab pasudotox-tdfk1,2 Lumoxiti (AstraZeneca) murin CD22-Antigen Haarzellleukämie[12]
Necitumumab1,2 Portrazza
(Eli Lilly)
human EGF-Rezeptor (Epidermal Growth Factor Receptor) Bronchialkarzinom, Magenkarzinom, in den USA bereits in NSCLC zugelassen[13]
Nivolumab BMS) human PD-1 In Europa zugelassen bei Malignes Melanom und Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom[14]
Obinutuzumab Gazyva humanisiert CD20-Antigen auf B-Lymphozyten Chronische lymphatische Leukämie, follikuläres Lymphom
Ofatumumab Arzerra (GSK) human CD20-Antigen auf B-Lymphozyten Chronische lymphatische Leukämie
Olaratumab1,2 N.N.
(Eli Lilly)
human IgG1 auf PDGF Receptor-α (platelet-derived growth factor receptor α) Sarkom
Oregovomab1,2 OvaRex (United Therapeutics) murin CA-125 Ovarialkarzinom
Panitumumab Vectibix (Amgen) human EGF-Rezeptor (Epidermal Growth Factor Receptor) EGF-Rezeptor exprimierende Tumoren, insb. metastasiertes kolorektales Karzinom
Pembrolizumab (MK-3475) Keytruda (MSD) humanisiert PD-1 Melanom, Mesotheliom, NSCLC
Pertuzumab Perjeta (Roche) humanisiert HER2/neu, HER2/neu-Rezeptor; Pertuzumab inhibiert die Dimerisierung der Zielstruktur sowie deren Heterodimerisierung mit anderen HER-Rezeptoren (z. B. Epidermal Growth Factor Receptor (EGFR)), wodurch das Tumorwachstum verlangsamt werden soll Mammakarzinom, klinische Studien u. a. beim Ovarialkarzinom, Bronchialkarzinom und Prostatakarzinom
Ramucirumab Cyramza (Eli Lilly) human VEGF Rezeptor 2 Bronchialkarzinom, Magenkarzinom
Rituximab MabThera (Roche / Biogen) chimär CD20-Antigen auf B-Lymphozyten Non-Hodgkin-Lymphome
Rovalpituzumab tesirine1,2 N.N. (Stemcentrx) humanisiert delta-like protein 3 (DLL3) Kleinzelliges Bronchialkarzinom (SCLC)
Siltuximab Sylvant (Janssen) chimär bindet humanes IL-6 Morbus Castleman (MCD), Multiples Myelom
Tremelimumab1,2 N.N. (AstraZeneca / Medimmune) human CTLA-4 Bronchialkarzinom1,2Mesotheliom1,2
Tositumomab1 Bexxar (GSK) murin, 131I-markiert CD20-Antigen auf B-Lymphozyten Non-Hodgkin-Lymphome (Radioimmuntherapie)
Trastuzumab Herceptin (Roche) humanisiert HER2/neu-Rezeptor Brustkrebs, Magenkarzinom
Zanolimumab1,2 HuMax-CD4 (Genmab) human CD4-Antigen auf T-Lymphozyten T-Zell-Lymphome
Autoimmunerkrankungen, Transplantatabstoßung, Schmerz
Adalimumab Humira human TNF-α (Tumor Necrosis Factor α) Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew, Morbus Crohn
Alemtuzumab5 Lemtrada humanisiert CD52-Antigen auf Lymphozyten Multiple Sklerose
Anifrolumab1,2
(MEDI-546)
N.N. human anti-type-I IFN Lupus erythematodes
Basiliximab Simulect chimär CD25-Antigen (Interleukin-2-Rezeptor) Prophylaxe der akuten Abstoßungsreaktion bei Nierentransplantation
Belimumab Benlysta human BLys (B-Lymphozyten-Stimulator, ein Zytokin der TNF-Superfamilie) Lupus erythematodes
Brodalumab1,2 N.N. (AstraZeneca) human Interleukin-17-Rezeptor Psoriasis, Psoriasis-Arthritis, Asthma
Canakinumab Ilaris human Interleukin-1-beta-Rezeptor Periodische Fiebersyndrome (CAPS, TRAPS, HIDS/MKD, FMF), Systemische juvenile idiopathische Arthritis (SJIA), Gichtarthritis
Certolizumab Cimzia humanisiert TNF-α (Tumor Necrosis Factor α) Rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn
Clazakizumab1,2 N.N. (BMS) humanisiert Interleukin-6-Rezeptor Rheumatoide Arthritis
Daclizumab Zenapax (a.H.); Zinbryta (a.H.) humanisiert CD25-Antigen (Interleukin-2-Rezeptor) Multiple Sklerose, aber aus dem Handel (a.H.) genommen[15]
Epratuzumab1,2 LymphoCide humanisiert CD22-Antigen Autoimmunerkrankungen, Non-Hodgkin-Lymphome,
Fasinumab1,2 N.N. (Regeneron) human Nerve Growth Factor (NGF) Schmerz bei Osteoarthritis
Guselkumab1,2 Tremfya

(Janssen)

human Anti-Interleukin-23 Psoriasis, Rheumatoide Arthritis
Golimumab Simponi human TNF-α (Tumor Necrosis Factor α) Colitis ulcerosa, Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew
Infliximab Remicade chimär TNF-α (Tumor Necrosis Factor α) Morbus Crohn, Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew, Psoriasis-Arthritis, Colitis ulcerosa
Ixekizumab Taltz humanisiert Interleukin-17A-Rezeptor (IL-17A) Psoriasis, Psoriasis-Arthritis
Mavrilimumab (CAM-3001)1,2 N.N. (AstraZeneca) human Rheumatoide Arthritis
Muromonab-CD3 Orthoclon OKT3 murin CD3-Rezeptor auf T-Lymphozyten Behandlung der akuten Abstoßungsreaktion bei Nieren-, Herz- und Lebertransplantationen
Natalizumab3 Tysabri humanisiert CD49d4-Integrin) Multiple Sklerose
Risankizumab1,2 N.N. (AbbVie) humanisiert Interleukin-23-Rezeptor Psoriasis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Crohn
Rituximab MabThera chimär CD20-Antigen auf B-Lymphozyten Rheumatoide Arthritis
Sarilumab Kevzara human Interleukin-6 Rezeptor (IL-6R) Rheumatoide Arthritis
Secukinumab Cosentyx (Novartis) human Interleukin-17A-Rezeptor Psoriasis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew
Sifalimumab (MEDI-545)1,2 N.N. (AstraZeneca) human Lupus erythematodes
Sirukumab1,2 Plivensia (Janssen Pharmaceutica / GlaxoSmithKline) human Interleukin 6-Rezeptor Rheumatoide Arthritis, aber seitens der FDA negative Empfehlung[16]
Tocilizumab RoActemra humanisiert Interleukin 6-Rezeptor Rheumatoide Arthritis, Zytokinsturm nach Behandlung mit CART-Zellen, Riesenzellarteriitis[17]
Ustekinumab Stelara human Interleukin 12/23 Plaque-Psoriasis
Vedolizumab1,2 Entyvio humanisiert IgG1 Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Hypercholesterinämie
Alirocumab Praluent (Sanofi) human PCSK9 (darüber indirekt: LDL Rezeptor) Hypercholesterinämie (Prävention kardiovaskulärer Ereignisse einschl. Schlaganfall)
Evinacumab
(REGN1500)1,2
NN (Regeneron / Sanofi) human PCSK9 Homozygote familiäre Hypercholesterinämie
Evolocumab
(AMG-145)
Repatha (Amgen) human PCSK9 (darüber indirekt: LDL Rezeptor) Hypercholesterinämie (Prävention kardiovaskulärer Ereignisse einschl. Schlaganfall)
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Abciximab ReoPro chimär, Fab-Fragment GPIIb/IIIa auf Thrombozyten Verhinderung eines Gefäßverschlusses nach PTCA
Spezielle Therapieformen
Idarucizumab Praxbind humanisiert Antikörperfragment (Fab), das mit sehr hoher Affinität an Dabigatran bindet. Antidot zur raschen und spezifischen Aufhebung der durch Dabigatran bedingten Gerinnungshemmung[18]
Infektionskrankheiten
Bezlotoxumab1,2 Zinplava (MSD) human Clostridium difficile Toxin B Clostridium difficile-Infektion (CDI)[19]
Motavizumab4[20][21] Numax chimär Bestandteil des Respiratory Syncytial Virus (RSV) Prophylaxe der RSV (respiratory syncytial virus)-Pneumonie bei Frühgeborenen, ELBW (Extrem Low Birth Weight Preterm) und VLBW (Very Low Birth Weight Preterm)
Palivizumab Synagis humanisiert Bestandteil des Respiratory Syncytial Virus (RSV) Prophylaxe der RSV-Pneumonie bei Frühgeborenen
Ibalizumab-uiyk Trogarzo humanisiert CD4-T-Zellrezeptor AIDS
Neurologische Erkrankungen
Aducanumab1,2 N.N.
(Biogen)
human tbd. Alzheimer
Eptinezumab N.N. humanisiert Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) Migräne[22][23]
Erenumab Aimovig
(Amgen)
human Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) receptor Migräne[24][25][26]
Fremanezumab1,2 N.N.
(Teva)
humanisiert Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) Migräne[27]
Cluster-Kopfschmerz[28]
Galcanezumab1,2 Emgality
(Eli Lilly)
humanisiert Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) Migräne[29][30]
Cluster-Kopfschmerz[31]
Ocrelizumab1,2 Ocrevus
(Roche)
humanisiert CD20-Antigen Multiple Sklerose
Solanezumab1,2 N.N.
(Eli Lilly)
humanisiert tbd. Alzheimer-Krankheit
Ublituximab N.N. (TG Therapeutics) chimär (mouse/ human) CD20-Antigen auf B-Lymphozyten Multiple Sklerose
Augenheilkunde
Ranibizumab Lucentis humanisiert, Fab-Fragment VEGF-A (Vascular Endothelial Growth Factor A) Feuchte Makuladegeneration
Dermatologie
Adalimumab Humira human TNF-α (Tumor Necrosis Factor α) Psoriasis
Dupilumab Dupixent (Sanofi) human Interleukin 4/13 Atopisches Ekzem[32][33][34][35] Sinusitis
Efalizumab Raptiva humanisiert CD11a-Antigen Psoriasis
Infliximab Remicade chimär TNF-α (Tumor Necrosis Factor α) Psoriasis
Nemolizumab1,2 N.N. (Chugai) humanisiert Interleukin 31 Atopisches Ekzem
Ustekinumab Stelara human Interleukin 12/23 Plaque-Psoriasis
Allergische Erkrankungen
Benralizumab Fasenra (AstraZeneca) humanisiert Alpha-Untereinheit des IL-5-Rezeptors (IL-5Rα) Asthma; in COPD bisher zwar geprüft, aber nicht erfolgreich[36]
Mepolizumab Nucala (GSK) humanisiert Interleukin-5 Asthma, COPD, Hypereosinophilie-Syndrom, Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis
Omalizumab Xolair humanisiert IgE (Fc-Teil) Schweres Asthma bronchiale, chronische idiopathische Urtikaria (Nesselsucht)
Reslizumab Cinqaero (Teva) humanisiert Interleukin-5 Asthma
Tralokinumab1,2 N.N. (AstraZeneca / Medimmune) humanisiert IL-13 Schweres Asthma bronchiale, Atopisches Ekzem
Zahnheilkunde
(plantibody)1,2 CaroRx rekombinant in Pflanzen hergestellt („plantibody“) spezifische Bindung an Streptococcus mutans (Leitkeim der Zahnkaries) als Mundspülung gegen Zahnkaries; Beseitigung von S. mutans aus der Mundflora[37]
Osteologie
Denosumab Prolia, XGEVA human RANK Ligand (Rezeptoraktivator des NF-κB Liganden, RANKL) Osteoporose; Knochenmetastasen
Romosozumab1,2
(AMG 785 / CDP7851)
N.N. (Amgen / UCB) human Sclerostin postmenopausale Osteoporose

1in Deutschland bisher nicht zugelassen (evt. nicht mehr aktuell!)
2in klinischer Prüfung
3Trotz möglicher seltener schwerer Nebenwirkungen von der FDA unter strengen Voraussetzungen wieder in den USA zugelassen, europäische Zulassung seit 6/2006
4Entwicklung eingestellt.
5Durch den Hersteller – als MabCampath – vom Markt genommen, um die Substanz unter einem neuen Handelsnamen und einer anderen Indikation (MS) wieder auf den Markt zu bringen.[38] Kritisiert von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ).[39]

Zur In-vivo-Diagnostik zugelassene monoklonale Antikörper

Name Präparat Typ Zielstruktur Anwendungsgebiet
Sulesomab LeukoScan® murin, 99mTc-markiert IMMU-MN3 Fab'-SH Fragment gegen Granulozyten Osteomyelitis
Arcitumomab CEA-Scan® murin, 99mTc-markiert IMMU-4 F(ab')2 gegen CEA kolorektales Karzinom

Zurückgezogene oder aufgegebene diagnostische monoklonale Antikörper

Name Präparat Typ Zielstruktur Geplante Anwendungsgebiete Komplikationen und Kommentar
Igovomab Indimacis 125 murin, 111In markiert CA 125-Antigen ovarielle seröse Adenokarzinome 1999 auf Antrag der Herstellerfirma vom europäischen Markt genommen.[40] Begründung?

In präklinischer Prüfung oder Phase I/II-Studien befindliche therapeutische monoklonale Antikörper

Name Präparat Typ Zielstruktur Anwendungsgebiet
Atrosab humanisiert CD120a (TNFR1) Morbus Crohn, Multiple Sklerose, Rheumatoide Arthritis
Brentuximab chimär CD30 Lymphome
Cantuzumab humanisiert, Mersantin-konjugiert CanAg (MUC1), Antikörper konjugiert mit Mersantin (Toxin) Darmkrebs, Magenkarzinom, Pankreaskarzinom, NSCLC
Labetuzumab humanisiert Carcinoembryonales Antigen (CEA) Darmkrebs, Pankreaskarzinom, Ovarialkarzinom
Nimotuzumab TheraCim® humanisiert EGF-Rezeptor (Epidermal Growth Factor Receptor) metastasierendes Irinotecan-refraktäres Kolorektalkarzinom
Mapatumumab human Darmkrebs
Matuzumab EMD72000 humanisiert EGF-Rezeptor (Epidermal Growth Factor Receptor) Magenkrebs, Darmkrebs, NSCLC
Pertuzumab Omnitarg® humanisiert HER2/neu Brustkrebs, Prostatakarzinom, Ovarialkarzinom, NSCLC
R1450[41] human Amyloid-β Alzheimer-Krankheit
1D09C3[42] human MHC-II Non-Hodgkin-Lymphom (NHL)

Zurückgezogene oder aufgegebene therapeutische monoklonale Antikörper

Name Präparat Typ Zielstruktur Geplante Anwendungsgebiete Komplikationen und Kommentar
Bococizumab N.N. (Pfizer) humanisiert PCSK9 (darüber indirekt: LDL Rezeptor) Hypercholesterinämie Pfizer hat die weitere Entwicklung eingestellt.[43]
Briakinumab p40-Untereinheit von Interleukin-12 (IL-12) und Interleukin-23 (IL-23) Psoriasis Zulassungsantrag von Abbott zurückgezogen
Galiximab chimär CD80-Antigen Non-Hodgkin-Lymphome
Lumiliximab chimär (Macaque/human) CD23-Antigen auf B-Lymphozyten Chronische lymphatische Leukämie
Nebacumab Centoxin® humanisiert (IgM) Endotoxin Sepsis Zulassung in Europa 1991, 1993 wegen erhöhter Sterblichkeit bei Patienten nach Behandlung mit Nebacumab im Vergleich zu Placebo vom Markt genommen.[44]
Edrecolomab Panorex® Maus IgG2a EpCAM Darmkrebs Zulassung in Deutschland 1995, 2000 vom Markt genommen, da die bisherige Standardtherapie wirksamer war.
TGN1412 humanisiert CD28 Leukämie und Autoimmunerkrankungen (wie Multiple Sklerose und Rheuma) Zytokinsturm. In der öffentlichen Kritik standen Mängel in der Versuchsplanung und -durchführung, z. B. dass das Präparat an 6 Probanden gleichzeitig abgegeben wurde, und dass die Wirkmechanismen nicht verstanden worden waren.

Einzelnachweise

  1. G. Köhler, C. Milstein: Continuous cultures of fused cells secreting antibody of predefined specificity. In: Nature. Bd. 256, 1975, S. 495–497. PMID 1172191. doi:10.1038/256495a0, Nachdruck in: J. Immunol. Bd. 174, S. 2453–2455. PMID 15728446, jimmunol.org (PDF)
  2. Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1984 an César Milstein, Georges Köhler und Niels Jerne (englisch)
  3. Tess Stynes: FDA Approves Roche Immunotherapy for Bladder Cancer. In: wsj.com. 18. Mai 2016, abgerufen am 30. Mai 2016 (english).
  4. CHMP recommends EU approval for Roche’s TECENTRIQ (atezolizumab) in a specific type of metastatic lung and two types of metastatic bladder cancer, PM Roche vom 21. Juli 2017, abgerufen am 10. August 2017
  5. Vorlage:Clinicaltrials
  6. Positive Stellungnahme des CHMP der EMA für Avelumab bei metastasiertem Merkelzellkarzinom, PM Merck vom 21. Juli 2017, abgerufen am 28. Juli 2017
  7. Sanofi and Regeneron Announce That Cemiplimab (REGN2810) Has Received FDA Breakthrough Therapy Designation for Advanced Cutaneous Squamous Cell Carcinoma, PM SanofiGenzyme vom 8. September 2017, abgerufen am 10. September 2017
  8. FDA approves Darzalex for patients with previously treated multiple myeloma, PM FDA vom 16. November 2015, abgerufen am 20. November 2015
  9. Janssen’s Single-Agent DARZALEX® (daratumumab) Approved by European Commission for Treatment of Multiple Myeloma (MM) | Business Wire. In: www.businesswire.com. Abgerufen am 23. Mai 2016.
  10. FDA approves Empliciti, a new immune-stimulating therapy to treat multiple myeloma, PM FDA vom 30. November 2015, abgerufen am 1. Dezember 2015
  11. Roche’s emicizumab for haemophilia A meets primary endpoint in phase III study, PM Roche vom 22. Dezember 2016, abgerufen am 5. Januar 2017
  12. US FDA approves Lumoxiti (moxetumomab pasudotox-tdfk) for certain patients with relapsed or refractory hairy cell leukaemia, PM AstraZeneca vom 14. September 2018, abgerufen am 14. September 2018
  13. FDA approves Portrazza to treat advanced squamous non-small cell lung cancer, PM FDA vom 24. November 2015, abgerufen am 25. November 2015
  14. PZ: Pharmazeutische Zeitung online: Nivolumab nun auch gegen Lungenkrebs. In: pharmazeutische-zeitung.de. 21. Juli 2015, abgerufen am 16. Mai 2016.
  15. Biogen und AbbVie geben die eigenverantwortliche weltweite Rücknahme der Marktzulassung von Zinbryta (Daclizumab) zur Behandlung der Multiplen Sklerose bekannt, PM Biogen vom 2. März 2018, abgerufen am 15. März 2018
  16. FDA ADVISORY COMMITTEE DOES NOT RECOMMEND APPROVAL OF SIRUKUMAB FOR THE TREATMENT OF MODERATELY TO SEVERELY ACTIVE RHEUMATOID ARTHRITIS, PM JNJ vom 2. August 2017, abgerufen am 14. August 2017
  17. Roche gains positive CHMP opinion for Actemra / RoActemra in giant cell arteritis, PM Roche vom 21. Juli 2017, abgerufen am 10. August 2017
  18. ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS, EMA, abgerufen am 23. Mai 2017
  19. FDA Approves Merck’s ZINPLAVA™ (bezlotoxumab) to Reduce Recurrence of Clostridium difficile Infection (CDI) in Adult Patients Receiving Antibacterial Drug Treatment for CDI Who Are at High Risk of CDI Recurrence, PM Merck vom 21. Oktober 2016, abgerufen am 5. Januar 2017
  20. AstraZeneca discontinues development of motavizumab for RSV prophylaxis indication. AstraZeneca beendet die Entwicklung von Motavizumab in RSV, Pressemeldung von AstraZeneca vom 21. Dezember 2010
  21. Motavizumab in der englischsprachigen Wikipedia
  22. Ärzte Zeitung: Internationaler Kopfschmerz-Kongress: Neue Antikörper-Therapien gegen Migräne in Sicht. Abgerufen am 9. März 2018.
  23. : Safety and efficacy of eptinizumab, an antibody to calcitonin gene-related peptide, for the prevention of frequent episodic migraine: A randomised, double-blind, placebo-controlled, exploratory phase 2 trial. In: The Lancet Neurology. 13, Nr. 11, 2014, S. 1100. doi:10.1016/S1474-4422(14)70209-1. PMID 25297013.
  24. FDA Accepts Biologics License Application For Aimovig™ (erenumab), PM Amgen vom 20. Juli 2017, abgerufen am 26. Juli 2017
  25. FDA Approves Aimovig™ (erenumab-aooe), A Novel Treatment Developed Specifically For Migraine Prevention,PM Amgen vom 17. Mai 2018, abgerufen am 19. Mai 2018
  26. Aimovig Multimedia News Release, abgerufen am 19. Mai 2018
  27. Ärzte Zeitung: Internationaler Kopfschmerz-Kongress: Neue Antikörper-Therapien gegen Migräne in Sicht. Abgerufen am 9. März 2018.
  28. A Study to Evaluate the Efficacy and Safety of TEV-48125 (Fremanezumab) for the Prevention of Episodic Cluster Headache (ECH). ClinicalTrials.gov Identifier: NCT02945046.
  29. Ärzte Zeitung: Internationaler Kopfschmerz-Kongress: Neue Antikörper-Therapien gegen Migräne in Sicht. Abgerufen am 9. März 2018.
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