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Nackt unter Wölfen

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Nackt unter Wölfen (Begriffsklärung) aufgeführt.
Bruno Apitz (rechts) während der Dreharbeiten zu „Nackt unter Wölfen“ von 1963

Nackt unter Wölfen ist ein Roman der DDR-Literatur von Bruno Apitz, der 1958 beim Mitteldeutschen Verlag erschienen ist. Er wurde mittlerweile dreimal verfilmt: 1960 von Georg Leopold für den Deutschen Fernsehfunk, 1963 von Frank Beyer für die DEFA und 2015 von Philipp Kadelbach für den MDR.

Inhalt

Der Roman spielt im Zeitraum Februar bis April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald. Ein polnischer Häftling schmuggelt – in einem Koffer – ein etwa dreijähriges Kind ins Lager. Das illegale Internationale Lagerkomitee (ILK), eine aus Kommunisten verschiedener Nationalitäten bestehende Widerstandsgruppe, beschließt, das Kind mit einem Transport in ein anderes Lager gehen zu lassen. Die Häftlinge Höfel und Kropinski, die in der Effektenkammer arbeiten, führen diesen Beschluss jedoch nicht aus und verstecken das Kind. Seine Entdeckung durch die SS hätte unweigerlich die Ermordung des Kindes und auch derer, die sein Leben bewahren wollen, zur Folge gehabt. Erst wird es in der Kleiderkammer, dann in einer Seuchenbaracke versteckt. Später wird es in einem Schweinekoben untergebracht.

Durch das Kind gerät die gesamte Widerstandsbewegung in Gefahr. Dennoch nehmen mehrere Häftlinge große persönliche Risiken auf sich, um das Kind zu retten. Höfel und Kropinski werden wochenlang schwer gefoltert, ohne das Kind und ihre Kameraden zu verraten. Auch der Häftling Pippig schweigt. Er stirbt an schwerer Folter durch die Gestapo. Der Häftling Rose wird aus Angst zum Verräter, der Häftling Wurach lässt sich von der SS zu Spitzeldiensten missbrauchen.

Daneben werden die Charaktere der SS-Wächter dargestellt: der Lagerführer Schwahl will alle Häftlinge auf einen Todesmarsch nach Dachau schicken und die Spuren der Verbrechen im Lager verwischen, Kluttig will alle Häftlinge töten lassen, Reineboth will untertauchen und sich den neuen politischen Gegebenheiten anpassen, Mandrak, genannt Mandrill, ein brutaler Folterer, will vor dem Ende noch seine im Block eingesperrten Gefangenen töten, und Zweiling schwankt zwischen der Furcht vor der Rache der Häftlinge und der seiner eigenen Kameraden.

Als der Informant Wurach eine Todesliste mit 46 Namen zusammenstellt, die angeblich die geheime Widerstandsorganisation leiten, beschließt das ILK, die Gesuchten zu verstecken. Der Lagerälteste Krämer ist keiner der Köpfe des ILK, wird aber von der Lagerleitung dafür gehalten. Durch seine Persönlichkeit wird er von vielen Häftlingen respektiert. Im Unklaren über die Nähe der Front muss das ILK immer wieder abwägen zwischen einander widersprechenden Pflichten, dem Schutz des Einzelnen und der Verantwortung für die Gesamtheit der 50.000 Häftlinge. Die ersten Todesmärsche können nicht verhindert werden.

Als die Front nahe ist, befreien die Häftlinge das Lager selbst mit Waffen, die sie gebaut oder ins Lager geschmuggelt haben. Sie holen Höfel und Kropinski aus dem Bunker. Auch das Kind wird aus seinem Versteck geholt.

Hintergrund

Die Romanfiguren, die im Buch von Apitz erscheinen, tragen teilweise die Namen von ehemaligen Mitgefangenen des Autors, die dieser so ehren wollte. Mit der Wahl der Namen verdeutlichte Apitz auch den Charakter der jeweiligen Person (beispielsweise „Hauptscharführer Zweiling“).

Bei dem im Roman beschriebenen Jungen handelt es sich um Stefan Jerzy Zweig, der als Dreijähriger nach Buchenwald gebracht wurde. Eine weitere wichtige Person ist Walter Krämer.

Bruno Apitz hat seinen Text in Zusammenarbeit mit dem Komitee der antifaschistischen Widerstandskämpfer und seinem Lektor mehrfach überarbeitet. Die Entstehungsgeschichte ist in einer Neuauflage des Romans im Jahr 2012 dokumentiert.

Ausgaben

  • Erstausgabe: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1958.
  • Erweiterte Neuausgabe auf Grundlage der Erstausgabe, mit Dokumentation der mehrfachen Bearbeitung und Überarbeitung des Ursprungstextes durch Bruno Apitz und einem Nachwort von Susanne Handtke und Angela Drescher. Hrsg. von Susanne Hantke und Angela Drescher. Aufbau Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-351-03390-3.
Übersetzungen
  • Dänisch: Nøgen blandt ulve,
  • Englisch: Naked among wolves, übersetzt von Edith Anderson. Berlin 1960.
  • Esperanto: Nuda inter lupoj, übersetzt von Karl Schulze. Leipzig 1974.
  • Finnisch: Alastomana susien parissa. 1961.
  • Französisch: Nu parmi les loups, übersetzt von Y.-P. Loreilhe. Paris 1961.
  • Italienisch: Nudo tra i lupi, übersetzt von Agnese Silvestri Giorgi. Mailand 1961.
  • Litauisch: Nuogas tarp vilkų, Vilnius 1965.
  • Portugiesisch: Nu entre lobos. Lissabon 1982.
  • Russisch: Golye sredi volkov, Moskva, 1976
  • Schwedisch: Naken bland vargar, übersetzt von Ture Nerman. Stockholm 1960.
  • Türkisch: Kurtlar arasında çıplak, aus dem Englischen übersetzt von Alaattin Bilgi. Ankara 1986.
  • Ungarisch: Farkasok közt védtelen, übersetzt von István Nagy Kristó 1960.

Insgesamt erschien Nackt unter Wölfen in 30 Sprachen und erreichte eine Gesamtauflage von mehr als zwei Millionen.

Verfilmungen

1960
Für den Deutschen Fernsehfunk erfolgte die Verfilmung des Romans unter der Regie von Georg Leopold. Darsteller: Fred Delmare, Hans-Peter Minetti, Peter Sturm.[1]
1963
Die DEFA verfilmte den Roman unter dem Titel Nackt unter Wölfen im Jahr 1963, u. a. mit Erwin Geschonneck, Fred Delmare, Armin Mueller-Stahl und Gerry Wolff in Hauptrollen unter der Regie von Frank Beyer.
2015
Unter Federführung des Mitteldeutschen Rundfunks wurde der Stoff in der tschechischen Gedenkstätte Vojna Lešetice neu verfilmt. Als Grundlage dafür sollte das zu DDR-Zeiten nicht veröffentlichte, unlektorierte Manuskript von Apitz dienen. Das Drehbuch schrieb Stefan Kolditz, Regie führte Philipp Kadelbach, Produzent war u. a. Nico Hofmann. Die Premiere des Films war am 1. April 2015, zeitnah zum 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald.[2]

Literatur

  • Bill Niven: Das Buchenwaldkind. Wahrheit, Fiktion und Propaganda. Aus dem Englischen von Florian Bergmeier. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2008, ISBN 978-3-89812-566-6.
  • Zacharias Zweig: „Mein Vater, was machst du hier …?“ Zwischen Buchenwald und Auschwitz. Der Bericht des Zacharias Zweig. dipa-Verlag, Frankfurt a. M. 1987, ISBN 3-7638-0471-4. (Bericht des Vaters von Stefan Jerzy Zweig.)
  • Eva Reißland: Bruno Apitz. In: Hans Jürgen Geerdts (Hrsg.): Literatur der Deutschen Demokratischen Republik. Einzeldarstellungen. Band 1. Volk und Wissen, Berlin 1976.
  • Tobias Ebbrecht-Hartmann: Die Shoah als Leerstelle – Bruno Apitz Buchenwald-Roman „Nackt unter Wölfen“. Die Internationale Schule für Holocaust-Studien (ISHS), Yad Vashem, abgerufen am 2. April 2015.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. IMDB-Eintrag mit wenigen Daten, abgerufen am 2. April 2015.
  2. DDR-Klassiker „Nackt unter Wölfen“ wird neu verfilmt (Memento vom 23. Februar 2014 im Internet Archive), auf mdr.de vom 21. Februar 2014.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Nackt unter Wölfen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.