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Nathan Adler

Aus Jewiki
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Grabstein auf dem Ehrenfeld des Friedhofes an der Battonnstraße
Illustration der "Jüdischen Zeitung" (vgl. Hinweis)

Nathan ben Simeon ha-Kohen Adler (geb. 16. Dezember 1741 in Frankfurt am Main; gest. 17. September 1800 ebenda), Autor des Mischnat Rabbi Natan, war ein deutscher Kabbalist und Rabbiner in Frankfurt. Er gilt als Begründer einer westjüdisch-chassidischen Richtung (Frankfurter Chassidim).

Leben

Nathan Adler stammte aus einer aschkenasischen Familie. Die Frankfurter Adler-Familie nennt sich nach dem Adler auf der Kaiserfahne, den ein Angehöriger dieser Familie trug, als die Frankfurter Juden nach der Fettmilchrevolution (1614) zurückkehrten. Nathan Adler wurde orthodoxer Rabbiner in Frankfurt und eröffnete im Jahr 1761 eine eigene Jeschiwa. Zu seinen Schülern gehörten später bedeutende Rabbiner wie Abraham Bing, Wolf Heidenheim, Seckel Löb Wormser und Moses Sofer, später Rabbiner in Pressburg.

1782 wurde er zum Rabbiner von Boskowitz in Mähren gewählt. Aber er machte sich bald Feinde, weshalb er schon 1785 in sein früheres Amt nach Frankfurt zurückkehrte.

Er war mit Rachel verheiratet, der Tochter des Feist Cohen in Gießen, die ihn überlebte. Beide hatten keine Kinder, allerdings soll Nathan Marcus Adler, der spätere Oberrabbiner von Großbritannien, nach ihm benannt worden sein.

Adler wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Frankfurt am Main beigesetzt.

Charakterisierung und Anekdoten

Raw Natan, der sich, wie auf seinem Grabstein steht, ab dem Alter von neun Jahren nicht mehr mit unnötigen Dingen befasst hat, war aussergewöhnlich bewandert in den offenen Teilen der Tora und auch in allen Teilen der Kabbala. Er verwendete auch "Kabbala Ma'assit". Er hatte bei sich zuhause ein eigenes Minjan und dort dawente er jeweils als Schliach Zibbur vor, während er das Siddur Arisa'l benützte und sich der sefardischen Aussprache bediente. Diese Aussprache lernte er bei Rabbi Chajim Moda'i aus Jeruschalajim, der während einiger Jahre Gast in seinem Hause war. Er führte in seinem Minjan auch ein, dass täglich geduchent wird, was heute bei den aschkenasischen Gemeinden in Chutz La'aretz nicht üblich ist.

Im Jahr 5542 (1782) wurde er von der Gemeinde in Boskowitz eingeladen, als ihr Raw zu amtieren. Nachdem seine Kutsche Frankfurt verlassen hatte, rannte sein grosser Schüler, Raw Mosche Sofer, der später als Chatam Sofer bekannt wurde, einige Kilometer seiner Kutsche nach, bis er ihn erreichte. Sein Rebbe, Reb Natan, war aber nicht bereit, ihn in sein Gefährt einzuladen, mit der Begründung, dass es sonst zu eng würde. In Wirklichkeit hatte er die Absicht, seinen Schüler zu testen. Nachdem der Chatam Sofer weitere zwei Stunden der Kutsche nachgelaufen war, öffnete Raw Natan ihm die Wagentüre und liess ihn in den Wagen steigen. Er erklärte ihm: "Jetzt weiss ich, dass dein Wille stark ist und du die Torat Haschem wirklich lernen möchtest!"

Der Chatam Sofer erzählte später einmal, dass es damals Winter war und er den Schnee mit seinen blossen Händen zum Schmelzen bringen musste, um seinem Lehrer Wasser fürs Händewaschen geben zu können!

Während der Fahrt starb plötzlich eines der Pferde, das vor den Wagen gespannt war. Der Wagenführer ging in die nahegelegene Stadt, um ein neues Pferd zu kaufen. Als er aber nur einen Ochsen finden konnte, kaufte er diesen und kam mit ihm zum Wagen zurück. Als Raw Natan ihn kommen sah, sprang er vom Wagen herunter und begann, voller Freude zu tanzen. Die Anwesenden wollten von ihm wissen, was denn der Grund seiner grossen Freude sei. Er erklärte ihnen: "Seht ihr denn nicht, dass der Kutscher einen Ochsen bringt und uns befohlen wurde, nicht in einem Wagen zu fahren, der einen Ochsen und ein Pferd als Gespann hat? Denn das ist doch das Verbot von "Kilajim"! Ich freue mich deshalb aussergewöhnlich, dass Hkb"H mir geholfen hat, diese Mizwa zu erfüllen!"

Zwei Jahrzehnte danach, in der Nacht des 27. Elul 5560, als der Chatam Sofer schon Raw in Pressburg war und Reb Natan nach Frankfurt zurückgekehrt war, sah der Chatam Sofer in seinem Traum die fünf Bände des Chumasch, die mit einem schwarzen Tuch zugedeckt waren. Der Chatam Sofer drückte seine Verwunderung über diesen Anblick aus und man erklärte ihm daraufhin im Traum: "Du weisst doch, dass der Brauch in deiner Heimatstadt Frankfurt ist, die Sifrei Tora an einem Ta'anit Zibbur mit schwarzen Mänteln zu kleiden ... !" Als ihn dann später die Nachricht vom Tod seines grossen Meisters erreichte, verstand er diesen interessanten Traum.

Raw Natan Adler hinterliess keine Sefarim, denn er schrieb seine Chiduschim nicht aufs Blatt nieder. Er wurde mit einem solch genialen Gedächtnis gesegnet, dass er keine einzige Sache von seinem Gelernten vergass. Dasselbe galt auch bei seinen eigenen Chiduschim. Demnach wollte er sich nicht auf die Erlaubnis verlassen, die die jüdischen Chachamim gegeben haben, dass man die Tora sch'Beal Peh niederschreiben darf, und begnügte sich mit dem Schreiben kurzer Notizen am Rande seiner Sefarim.

Fünfzig Jahre später, als der Gaon "Nachal Eschkol" sich für einige Zeit in Frankfurt aufhielt, wurde er von einigen Frankfurter Gemeindemitgliedern aufgefordert, diese kurzen Notizen zu entziffern, um sie als Sefer herauszugeben. Reb Natan verliess die Welt, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Daher wollten sie, dass wenigstens seine Sefarim für die kommenden Generationen erhalten bleiben. Der Nachal Eschkol konnte diese Arbeit wirklich erfolgreich durchführen, es blieb ihm nur für Messechet Brachot und Seder S'ra'im genügend Zeit. Das Sefer kam dann unter dem Namen "Mischnat Raw Natan" heraus. Die Jahrzeit beider Geonim fällt auf denselben Tag: den 27. Elul.

Literatur

Weblinks

Hinweis

Der Artikeltext beruht in Teilen auf einem Nachruf in der Jüdischen Zeitung, Zürich, Ausgabe vom 30. August 2013, Seite 57-58 (Autor: D. Goldschmidt).

Andere Wikis

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