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Nierenversagen

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Klassifikation nach ICD-10
N17 Akutes Nierenversagen
N18 Chronische Niereninsuffizienz
N19 Nicht näher bezeichnete Niereninsuffizienz
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Ein Nierenversagen (synonym: Niereninsuffizienz, Nierenfunktionsstörung) bedeutet die Verschlechterung oder den Verlust der filtrativen Nierenfunktion.

Verlaufsformen

Überblick

Es gibt zwei zeitliche Verlaufsformen des Nierenversagens, das akute Nierenversagen und das chronische. In beiden Fällen funktionieren die Nieren qualitativ nicht mehr oder nur in sehr geringem Umfang (die Urinproduktion kann quantitativ unverändert erhalten bleiben oder sogar gesteigert sein). Der Unterschied in den Verlaufsformen liegt in der Zeitspanne und der Prognose. Das akute Nierenversagen tritt entweder im Rahmen einer akuten Verschlechterung einer langjährigen vorbestehenden Nierenerkrankung wie einer chronischen Glomerulonephritis, einer diabetischen oder hypertensiven Nierenschädigung, durch einen langjährigen Medikamentenmissbrauch (besonders Schmerzmittelmissbrauch, siehe Analgetikanephropathie) oder durch einen akuten Vorfall (akute Glomerulonephritis, Autoimmunerkrankung, Unfall, Infektionen, Operation, Sepsis etc.) auf. Es ist in den meisten Fällen prinzipiell reversibel und muss sich nicht zwangsläufig in ein terminales Nierenversagen entwickeln.

Nach der Dauer der Störung werden unterschieden:

Unabhängig von der Ursache sprach man früher nach Richard Bright vom Morbus Bright (oder Morbus Brightii). Nach der Ursache kann heute folgende Einteilung getroffen werden:

  • prärenales Nierenversagen (ein hypovolämisches Problem als Folge eines reduzierten Herzzeitvolumens; Synonyme: schmerzlose Nierenkrankheit,[1] extrarenales Nierensyndrom, Nonnenbruch-Syndrom, extrarenale Niereninsuffizienz)[2][3][4]
  • renales Nierenversagen (als Folge von eigentlichen Nierenkrankheiten; sehr selten, nur 3 Prozent beim akuten Nierenversagen[5])
  • postrenales Nierenversagen (als Folge einer mechanischen Verlegung der ableitenden Harnwege; ebenfalls selten)[6]

Akutes Nierenversagen

Das akute Nierenversagen ist ein schweres, intensivmedizinisches Krankheitsbild mit immer noch hoher Sterblichkeit. Eine ursächliche Behandlung ist in der Regel nicht möglich. Die Behandlung besteht in einer Optimierung der Kreislaufsituation und der Nierendurchblutung, dem Weglassen nierenschädlicher Medikamente und der Beseitigung von Abflusshindernissen im Bereich der ableitenden Harnwege.

Chronisches Nierenversagen

Das chronische Nierenversagen kann bei Fortschreiten in das Terminalstadium letztlich die endgültige Funktionsaufgabe der Nieren bedeuten, wobei trotzdem gewisse Teilfunktionen weiter aktiv sein können. Die häufigsten Ursachen in den Industrienationen sind Typ 2 Diabetes mellitus und Bluthochdruck aufgrund von Bewegungsmangel und Fehlernährung, weitere Ursachen sind chronische, oft unentdeckte Entzündungen und Infektionen der Nieren, Verengungen der ableitenden Harnwege und angeborene Nierenkrankheiten wie beispielsweise Zystennieren.

Das chronische Nierenversagen entwickelt sich über Monate bis Jahre. Symptome treten in der Regel erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium auf. Die Betroffenen sind in erster Linie durch Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems bedroht, wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen. Zudem besteht die Gefahr einer Verschlechterung der Nierenfunktion bis in das dialysepflichtige Endstadium der Erkrankung. Ohne Behandlung kommt es im Endstadium zur Dekompensation und somit zum urämischen Koma (Coma uraemicum). Durch Veränderungen des Lebensstils, strikte medikamentöse Einstellung des Blutdrucks und Behandlung von Begleiterkrankungen ist es heute in vielen Fällen möglich, das Fortschreiten eines chronischen Nierenversagens zu hemmen oder aufzuhalten und so eine Dialysebehandlung zu verhindern. Umso wichtiger ist es, die Erkrankung in einem möglichst frühen Stadium zu erkennen, was mit einer einfachen Blut- und Urinuntersuchung möglich ist.

Terminales Nierenversagen

Bei einem endgültigen Verlust der Nierenfunktion (terminales Nierenversagen) kann nur eine Nierenersatztherapie, entweder in Form von Dialyse oder als Nierentransplantation das Überleben ermöglichen.

Laborwerte bei Nierenversagen

Normwerte prärenal renal[7]
Harnosmolarität (mosmol/kg) 90–900 >500 <350
BUN/Kreatinin ~10 >20 >10
Urin-Na mmol/l 40–80 <20 >30
fraktionelle Natriumausscheidung (%) 1–3 <1 >3

Das Ausmaß einer Nierenschädigung kann bei einer diabetischen Nephropathie zudem durch das Verhältnis von glomerulärer Filtrationsrate (GFR) und dem Albumin-Kreatinin-Quotienten klassifiziert werden.[8]

Einzelnachweise

  1. Johanna Bleker: Die Geschichte der Nierenkrankheiten, Boehringer Mannheim GmbH, Mannheim 1972, S. 7 f.
  2. Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: "Wörterbuch der Medizin", 14. Auflage, Band L-Z, Verlag Gesundheit, Berlin 1990, ISBN 3-333-00588-3, ISBN 3-333-00594-8, S. 1485f.
  3. "extrarenales Nierensyndrom" nach Wilhelm Nonnenbruch: "Die doppelseitigen Nierenkrankheiten", Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1949, S. 170–192.
  4. "Nonnenbruch-Syndrom" nach Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: "Wörterbuch der Medizin", 15. Auflage, Ullstein Mosby, Berlin 1992, ISBN 3-86126-015-8, ISBN 3-86126-018-2, S. 1494. Ebenso in: Günter Thiele (Hrsg.): "Handlexikon der Medizin", Band L-R, Urban & Schwarzenberg, München, Wien, Baltimore ohne Jahr, S. 1744.
  5. Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: "Wörterbuch der Medizin", 15. Auflage, Ullstein Mosby, Berlin 1992, ISBN 3-86126-015-8, ISBN 3-86126-018-2, S. 1484.
  6. Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: "Wörterbuch der Medizin", 14. Auflage, 2 Bände, Band L–Z, Verlag Gesundheit, Berlin 1990, ISBN 3-333-00588-3, ISBN 3-333-00594-8, S. 1486.
  7. Thomas Hamp, David Weidenauer: Lehrbuch Tertiale Notfall- und Intensivmedizin. 2. Auflage. Springer, 2012, ISBN 978-3-7091-1012-6.
  8. Richard Daikeler, Götz Use, Sylke Waibel: Diabetes. Evidenzbasierte Diagnosik und Therapie. 10. Auflage. Kitteltaschenbuch, Sinsheim 2015, ISBN 978-3-00-050903-2, S. 152–155 (Diabetische Nephropathie).
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