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O du fröhliche

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Datei:Festliches Konzert - Bekannte Weihnachtslieder O du Fröhliche.ogg
O du fröhliche vom Jugendchor der Chorakademie Dortmund

O du fröhliche ist eines der bekanntesten deutschsprachigen Weihnachtslieder. Dichter der ersten von drei Strophen ist der Weimarer „Waisenvater“ Johannes Daniel Falk (1768–1826), die beiden folgenden wurden von Heinrich Holzschuher (1798–1847) aus Wunsiedel in ihre heute gebräuchliche Form umgeschrieben.

Zur Entstehungsgeschichte

Nachdem Johannes Daniel Falk vier seiner sieben Kinder durch eine Typhusseuche verloren hatte, gründete er in Weimar das „Rettungshaus für verwahrloste Kinder“. Den dort aufgenommenen Kindern widmete er 1816 das heute als Weihnachtslied bekannte O du fröhliche. Als Melodie diente ein Marienlied, das mit dem Text O sanctissima, o purissima (piissima), dulcis virgo Maria bis heute in Italien gesungen wird. Falk fand dieses Lied in Johann Gottfried Herders (1744–1803) Sammlung Stimmen der Völker in Liedern.[1] In seiner Urfassung war das Lied ein von Falk so bezeichnetes „Allerdreifeiertagslied“, in dem die den drei Hauptfesten der Christenheit Weihnachten, Ostern und Pfingsten zugrunde liegenden Heilstatsachen besungen wurden.

O du fröliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren, Christ ist geboren:
Freue, freue dich, Christenheit!

O du fröliche, o du selige,
gnadenbringende Osterzeit!
Welt liegt in Banden, Christ ist erstanden:
Freue, freue dich, Christenheit!

O du fröliche, o du selige,
gnadenbringende Pfingstenzeit!
Christ, unser Meister, heiligt die Geister:
Freue, freue dich, Christenheit![2]

Das Lied wurde 1816 veröffentlicht.[3] Der Erstdruck befindet sich in dem am 30. Januar 1817 abgeschlossenen Zweiten Bericht von Falks sozialdiakonischem Förderverein „Gesellschaft der Freunde in der Noth“. Hier findet sich eine Liste von Liedern, „die jeder Zögling der Sonntagsschule auswendig wissen und singen muss“.[4]

Der heutige Text

Bekannt geworden ist das Lied O du fröhliche allerdings nicht als „Allerdreifesttagslied“, sondern als ausgesprochener Weihnachtshymnus, bei dem nur noch die erste Strophe wörtlich von Johannes Daniel Falk stammt. Die beiden weiteren weihnachtlichen Strophen wurden von Heinrich Holzschuher, einem Gehilfen Falks, 1826 für ein Vortragsstück „zur Feyer des heiligen Weihnachts-Festes“ zum reinen Weihnachtslied umgedichtet.[5]

In seiner heutigen Form (teilweise mit regionalen Unterschieden des Textes) lautet das Lied:

O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren, Christ ist geboren:
Freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Christ ist erschienen, uns zu versühnen:
Freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Himmlische Heere jauchzen Dir Ehre:
Freue, freue dich, o Christenheit!

Dieses von Falk und Holzschuher gedichtete Weihnachtslied wurde in viele Sprachen übersetzt, unter anderem ins Englische (Oh how joyfully), Französische, Lateinische und Schwedische (O du saliga, o du heliga, 1859).

Das Lied in kirchlichen Gesangbüchern

Das Lied fand Eingang in das Evangelische Gesangbuch (EG 44) (nachdem man es in den Stammteil seines Vorläufers, des Evangelischen Kirchengesangbuches nicht aufgenommen hatte), in viele Diözesanteilen des katholischen Gotteslobs, in das freikirchliche Feiern & Loben (F&L 220) und in das Mennonitische Gesangbuch (MG 264). In vielen evangelischen Kirchen Deutschlands wird das Lied traditionell am Heiligen Abend zum Abschluss der Christvespern gesungen. Manchmal erklingt dazu das volle Geläut, also alle Glocken der Kirche.

Variante als Lutherhymnus

Angeblich zwei Tage vor seinem Tod soll Johannes Daniel Falk in einer „letzten Bitte“ von seinen Freunden die Verbreitung eines „Volksbüchleins“ erbeten haben, das als Liedersammlung Falks 1830 posthum bei Reclam in Leipzig erschien.[6] Das Vorwort von Karl Reinthaler, Freund Falks und Vorsteher des Martinsstift in Erfurt, belegt, dass Reinthaler der eigentliche Herausgeber war. Das Buch enthält über viele Seiten verteilt sechs weitere Strophen von O du fröhliche. Vier davon sind der „gnadenbringenden Martinszeit“ gewidmet, zwei der Katharina von Bora. Beispiele:

O du fröhliche,
O du selige,
Gnadenbringende Martinszeit!
Bahn war verloren;
Licht ist geboren:
Freue, freue dich Christenheit!

Zu Katharina von Bora:

O du fröhliche,
O du selige,
Vielwillkommen edle Magd,
Luthern zur Seite,
Sey dir auch heute,
Bora, freundlich ein Gruß gesagt!

Ob die sechs Strophen tatsächlich auf Falk zurückgehen, oder von Reinthaler, vielleicht auch von Heinrich Holzschuher verfasst wurden, bleibt vorerst ungeklärt.

Literatur

  • Johannes Daniel Falk: Zweiter Bericht der Gesellschaft der Freunde in der Noth, Weimar 1817

Einzelnachweise

  1. Michael Karger: „Herbergssuche im Geist der Nachfolge Christi“, Die Tagespost vom 24. Dezember 2009, S. 6
  2. Johannes Daniel Falk: Gesellschaft der Freunde in der Noth aufs Jahr 18[...]: Zweyter Bericht. 1816
  3. Zunächst ging man von einer Erstveröffentlichung in den 1819 erschienenen Auserlesenen Werken Falks aus. Günter Balders entdeckte in der Bibliothek der Freikirchlichen Fachhochschule Elstal eine Broschüre, die eine Publikation bereits nach dem Weihnachtsfest 1816 belegt.
  4. Digitale Volltextausgabe in Wikisource
  5. Die Kinder an der Krippe, zur Feyer des heiligen Weihnachts-Festes, in: Der Bayersche Landbote, 23. und 26. Dezember 1826, [1]
  6. Dr. Martin Luther und die Reformation in Volksliedern von Johannes Falk. Zum Besten der eignen Waisen des seligen Vaters armer Kinder, Leipzig 1830

Weblinks

 Wikisource: O du fröliche – Quellen und Volltexte
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