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Oberrhein

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit einem Abschnitt des Rheins; für den seinerzeit geplanten Reichsgau siehe Reichsgau #Oberrhein (Baden, Elsass). Siehe auch Oberrheintal.
Satellitenaufnahme des Oberrheingrabens mit dem Oberrhein, links oben das Rheinische Schiefergebirge, rechts unten der Bodensee
Karte des Rheins, Oberrhein grün markiert
Der erste noch erhaltene Myriameterstein (Stein IV/ 4) bei Rheinkilometer 207 auf der Rheininsel zwischen Grißheim (D) und Chalampé (F)
Sonnenuntergang am Rhein bei Mannheim
Der Rhein bei Mainz mit Theodor-Heuss-Brücke

Als Oberrhein wird heute geographisch ein rund 350 Kilometer langer Abschnitt des Rheins zwischen Basel und Bingen bezeichnet; orografisch entspricht er dem Mittellauf des Stromes. Anrainer sind hauptsächlich das Elsass sowie die südwestdeutschen Länder Baden-Württemberg, und Rheinland-Pfalz, bei Basel und am Hochrhein auch die Schweiz, nördlich des Grenzraumes außerdem Hessen.

Geologie

Vor rund 35 Millionen Jahren entstand zwischen den heutigen Städten Basel und Frankfurt am Main eine etwa 300 km lange und 50 km breite Bruchzone, der Oberrheingraben. Ursache waren Zugspannungen in der Erdkruste und im Erdmantel, in deren Folge sich die Erdoberfläche absenkte. Durch Sedimentation wurde der Graben teilweise wieder aufgefüllt. An den Rändern hoben sich die sogenannten Grabenschultern heraus, Schwarzwald und Odenwald im Osten, Vogesen und Pfälzerwald im Westen. Infolge der Absenkung wurde auch der Urrhein abgelenkt; bis zum Tertiär war dieser vom heutigen Basel aus weiter nach Westen in die Niederung der Flüsse Saône und Rhône geflossen.

Heute markiert das Basler Rheinknie den Übergang vom Hoch- zum Oberrhein mit Änderung der Hauptfließrichtung nach Norden und dem landschaftlichen Wechsel vom relativ kleinkammrigen hochrheinischen Schichtstufenland zur breiten Riftzone des Oberrheingrabens. Die beiden stärksten Zuflüsse münden von rechts, der Neckar in Mannheim, der Main gegenüber von Mainz. In der Nordwestecke des Oberrheingrabens, bei Bingen, wo die Nahe bei Flusskilometer 529,1 mündet, beginnt mit dem Eintritt des Rheins in die Mittelgebirgsschwelle der Mittelrhein.[1]

Begradigung

Der Oberrhein wurde von 1685 an durch Ludwig XIV. verlegt oder abgeleitet und die elsässische Rheinaue teilweise entwässert, um Land zu gewinnen. In den Jahren bis 1850 wurden bis zu 1,5 km nach Osten verlegt, was zu Landverlusten in Baden führte. Um 1790 wurden große Teile der Rheinaue entwaldet, die Ackerland, Felder und Grünland zur Ernährung der Bevölkerung zuließen. Ab 1817 wurde durch Johann Gottfried Tulla im Zuge der Rheinbegradigung von einem relativ träge in Haupt- und vielen Nebenarmen mäandrierenden Fluss zu einem schneller fließenden Strom umgestaltet, der von Dämmen flankiert wird. Der Schifffahrtsweg und der Lauf des Oberrheins wurde dabei um 81 km verkürzt. Überbleibsel des ursprünglichen Flusses und der Auenlandschaft blieben Altrheinarme oder sogenannte Gießen erhalten.

Kanalbau und Stauregelung

Zwischen Basel und Breisach teilt sich der Rhein in den künstlichen Schifffahrtskanal Grand Canal d'Alsace (Rheinseitenkanal) mit vier Kanalstufen und den restlichen Rhein. Bei Breisach fliesst der Rhein und der Rheinseitenkanal wieder zusammen. Von Breisach bis Iffezheim ist er durch sechs Staustufen staugeregelt. Alle Staustufen haben je zwei Schleusen und ein Wasserkraftwerk und zusätzlich ein Wehr im rechten Rheinbett. Auf einer Strecke von 170 km werden 132 m Höhenunterschied überwunden. Zwischen Basel und Breisach führt das alte Flussbett des Rheins, der sogenannte Restrhein, zwischen 52 und 115 m³/s, gemäß der Konzession des Rheinkraftwerkes Kembs. Nur bei Hochwasser fliesst mehr Wasser (max. 4500 m³/s) als im Schifffahrtskanal, dessen Kapazität auf ca. 1400 m³/s begrenzt ist. Die Wassermassen werden links des Stromes auf französischer Seite parallel zu ihm im Rheinseitenkanal geführt und dienen dort einem sicheren Schiffsverkehr und der Energiegewinnung durch Wasserkraftwerke rund um die Uhr. Von Breisach bis Straßburg wird die Schifffahrt in vier sogenannten Schlingen geführt, d. h. je Staustufe in einem Schleusen- und Kraftwerkskanal auf französischer Seite und zwischen den Staustufen im Rheinbett.

Der Ausbau des Oberrheins geht auf den Versailler Vertrag zurück, mit dem 1919 Frankreich das Recht erhielt, in der gemeinsamen Grenzstrecke zwischen Basel und Neuburgweier/Lauterbourg Wasser zum Zweck der Wasserkraftnutzung zu entnehmen.

Kulturwehr Breisach mit automatischer Schleuse (links) und Kleinkraftwerk im Bau (rechts im Bild), 2007

Die Oberrheinkorrektion (1817–1876), der Bau des Rheinseitenkanals (1928-1959) und die Stauregelung (1961–1977) senkten den Grundwasserspiegel bis zu 16 m ab und wirkten sich dadurch stark verändernd auf Flora und Fauna aus. Darüber hinaus fehlt es dem Rhein wegen der Staustufen an Geschiebe. Da die Erosionkraft unterhalb der Staustufe Iffezheim weiterhin vorhanden ist, wird seit 1978 ein Kies-Sand-Gemisch mit einem mittleren Korndurchmesser von rund 20 mm, wie es dem örtlichen Geschiebetransportvermögen entspricht, verklappt, im Mittel 173.000 m³ pro Jahr. Hierzu werden zwei motorisierte Klappschuten und ein hochpräzises Vermessungsschiff eingesetzt. Damit wird einer größeren Sohlenerosion begegnet.

Naturschutz

Besondere Bedeutung für den Naturschutz haben die Rheinauen zwischen Mainz und Bingen. In diesem Abschnitt, dem sogenannten Inselrhein, finden sich viele Naturschutz- und Vogelschutzgebiete.

Integriertes Rheinprogramm (IRP)

Dem Oberrhein kommt eine Schlüsselrolle beim Hochwasserschutz an Mittel- und Niederrhein zu. Durch den Ausbau des Oberrheins fließt das Hochwasser aus den Alpen heute viel schneller in Richtung Mittelrhein ab als früher. Somit ist die Gefahr gestiegen, dass sich etwaige Hochwasserspitzen von Neckar, Main und Mosel mit einer des Oberrheins überlagern, anstatt nacheinander abzulaufen. Beim Ausbau des Oberrheins durch Tulla, Honsell und den französischen Staat sind Überflutungsflächen im Umfang von etwa 123 km² verloren gegangen. Im so genannten Integrierten Rheinprogramm versuchen die Anrainerstaaten bzw. -länder Frankreich, Baden-Württemberg[2] und Rheinland-Pfalz durch Einrichtung von Rückhalteräumen in zahlreichen Abschnitten für über 1,2 Milliarden Euro bis etwa 2028 mindestens teilweise die vor dem Ausbau des Oberrheins vorhandenen Hochwasserretentionsflächen auf der Rheinstrecke unterhalb Iffezheim wiederherzustellen. Dies bedeutet im Einzelnen:

  • für den Bereich von Iffezheim bis Neckarmündung die Abminderung des Scheitels eines 200-jährlichen Hochwasser (d. h. ein Hochwasser, das statistisch einmal in 200 Jahren auftritt) des Rheins auf 5000 m³/s Abfluss, d. h. am Pegel Maxau die Reduktion von 5700 m³/s auf 5000 m³/s Abfluss,
  • für den Bereich unterhalb der Neckarmündung die Abminderung des Scheitels eines 220-jährlichen Hochwassers auf 6000 m³/s Abfluss, das heißt am Pegel Worms die Reduktion von 6800 m³/s auf 6000 m³/s Abfluss.

Hierzu sind folgende Maßnahmen geplant:

  • durch Frankreich: Sonderbetrieb der Rheinkraftwerke und Bau der beiden Polder Erstein und Moder (Fluss)
  • durch Baden-Württemberg: Bau von ca. 13 Poldern
  • durch Rheinland-Pfalz: Bau von Poldern und Deichrückverlegungen

Bereits realisiert (Stand 2012) sind:

Mit Sonderbetrieb ist gemeint, dass die Rheinkraftwerke bei einem Abfluss von mehr als 4000 m³/s abgeschaltet werden, so dass das Wasser nicht mehr durch das künstliche Gewässerbett des Rheinseitenkanals und der Schleusen- und Kraftwerkskanäle zwischen Breisach und Straßburg, sondern über die Wehre in den (Rest-)Rhein geschickt wird. Zum Nachweis der Wirksamkeit der geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen werden von der Landesanstalt für Umwelt, Naturschutz und Messungen Baden-Württemberg mit Hilfe des mathematischen „synoptischen Hochwasserablaufmodells“ Prognoserechnungen durchgeführt. Die Auswertung der Berechnungen und die Bewertung der Berechnungsergebnisse erfolgen auf der Grundlage der Vorgaben und Methoden der internationalen Hochwasserstudienkommission für den Rhein in internationalen Arbeitsgruppen (AG Manöver, Wirksamkeit und Statistik) der Ständigen Kommission. Durch die Realisierung der vorgesehenen Hochwasserrückhaltemaßnahmen am Oberrhein kann das Eintreten eines 200-jährlichen Hochwassers zwischen Iffezheim und Bingen einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von rund 6,2 Milliarden Euro verhindern.

Darüber hinaus ist mit dem IRP eine ökologische Aufwertung der betroffenen Flächen verbunden. Mit dem Bau der Polder und Rückhalteräume wird die frühere Auenvegetation der Weichholzaue und Hartholzaue wieder hergestellt.

Trinationale Metropolregion Oberrhein

Die trinationale Metropolregion Oberrhein ist das Zukunftskonzept des politisch-administrativen Kooperationsraums der Oberrheinkonferenz. Dieser umfasst nicht die nördlich der Region Mittlerer Oberrhein und der Südpfalz liegenden Gebiete des Oberrheingrabens, die keine Grenzregion sind. Andererseits gehören zu diesem Mandatsgebiet im Süden Teile des Hochrheins.

Siehe auch

Literatur

  • Dieter Balle: Kultur- und Naturführer Oberrhein. Zwischen Mannheim und Basel. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2007. ISBN 978-3-89735-496-8
  • Manfred Bosch: Oberrheingeschichten. Verlag Klöpfer und Meyer, 2010. 384 Seiten. ISBN 3940086479 (eine Anthologie)
  • Oberrheinagentur: Rahmenkonzept des Landes Baden-Württemberg zur Umsetzung des Integrierten Rheinprogramms. Teil I Wiederherstellung des Hochwasserschutzes, Teil II Erhaltung und Renaturierung der Auelandschaft am Oberrhein. Materialien zum integrierten Rheinprogramm. Lahr, September 1996.
  • Umweltministerium Baden-Württemberg: Das Integrierte Rheinprogramm. Hochwasserschutz und Auenrenaturierung am Oberrhein, Stuttgart Mai 2007
  • Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest: Kompendium der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest. Organisatorische und technische Daten, Binnenschifffahrt, Aufgaben, Wasserstraßen. Eigenverlag, Mainz Juni 2007

Weblinks

 Commons: Oberrhein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Oberrhein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.