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Okzitanien

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Occitània
Bandièra occitana Escut occitan

Okzitanien (okzitanisch Occitània [utsi'tanjɔ]) wird das südliche, romanisch geprägte Drittel Frankreichs genannt, nach der okzitanischen Sprache auf Grund der Bejahungsformel òc (langue d'oc)[1]. Im Gegensatz dazu ist der Norden als Bereich der Langues d’oïl bezeichnet, aus denen das heutige Standardfranzösisch entstanden ist.

Als Sprache ist Okzitanisch hingegen auch im Nordwesten Kataloniens und in einigen Alpentälern des italienischen Piemont verbreitet.

Allgemeines

Zwar gab es nie eine politische Einheit Okzitaniens, jedoch war Okzitanisch als eigenständige Sprache, die dem Katalanischen sehr ähnlich ist, zumindest in der Vergangenheit ein starkes Bindeglied für die Bevölkerung Südfrankreichs. Verstärkt bekennen sich einige okzitanische Städte und Dörfer in den letzten Jahren wieder zu ihrem historischen Erbe. So werden Orts- und Straßenschilder ähnlich wie in Irland oder Südtirol wieder zweisprachig ausgeführt. Die Sprache wird im gesamten okzitanischen Drittel Frankreichs von weniger als 2 Mio. Einwohnern gesprochen und beherrscht. Rund 78.000 Schüler lernen Okzitanisch in acht Akademien von Nizza bis Toulouse und Clermont-Ferrand.[2]

Besonders bekannt waren die Trobadore, okzitanische Minnesänger[3], und die religiöse Katharerbewegung im Mittelalter. Gelegentlich wird Okzitanien westlich der Rhône mit dem Land der Katharer gleichgesetzt. Noch heute weist der Süden Frankreichs außer dem anderen Klima und der anderen Vegetation gewisse Besonderheiten auf: So wird hier, wie auf der Iberischen Halbinsel, die Tradition des Stierkampfes gepflegt, es gibt kulinarische Traditionen, Nationalsport ist hier traditionell Rugby und nicht etwa Fußball, und auch die Aussprache des Französischen im “Midi“ weicht zum Teil stark vom Pariser Standard ab.

Immer wieder im Laufe der Jahrhunderte gab es Initiativen für Selbstverwaltung bzw. kulturelle Selbstbehauptung. In den 1970er Jahren entstand die unabhängige Zeitung LUTTE OCCITANE – Occitan as drech a la paraula (Occitanier, du hast das Recht zu reden). In diesen Jahrzehnten richtete sich der Widerstand unter anderem gegen die ruinösen Produktionsbedingungen für Bauern und Winzer sowie den Umbau des Landes zu einem Ferienparadies für Touristen.[4] [5]

1945 wurde ein okzitanisches Kulturinstitut gegründet, das Institut d’Estudis Occitans. Es wurde aber erst 1986 vom französischen Unterrichtsministerium offiziell anerkannt. Der Verein Per Noste zur Pflege der okzitanischen Sprache und Kultur wurde 1960 gegründet.

Als Regionalpartei Okzitaniens versteht sich der Partit Occitan.

Geschichte

Datei:Carta Occitania.pdf Unter prähistorischen Gesichtspunkten ist das Gebiet in verschiedene Regionen unterteilt, die ganz eigene Formen von megalithischen Zeugnissen hinterließen. Die meisten dürften der Chassey-Kultur zugehören. Es gibt zwei Regionen mit Statuenmenhiren (Languedoc, Rouergates) und acht Dolmengebiete (Aquitanien, Ardèche, Grand Causses, Languedoc, Minervois, Pays Basque, Quercy und Roussillon).

In den Jahren 125 bis 123 vor Christus eroberten die Römer unter Flaccus den Süden Galliens und nannten diese Provinz Gallia Ulterior und später dann Narbonensis. Mit der südlichen Hälfte der später gegründeten Provinz Aquitania war in etwa das spätere Gebiet Okzitaniens abgesteckt.

Auch nach dem Ende des römischen Reiches hielten sich im Süden Galliens römische Kultur und römisches Bewusstsein. Die Städte wurden weiterhin von aristokratischen Familien, die oft direkt von römischen Senatoren abstammten, regiert. Das aufstrebende Frankenreich unterwarf diese Gebiete zwar im 6. Jahrhundert in Kämpfen gegen Westgoten und 200 Jahre später gegen muslimische Araber, das Zentrum des Reiches lag aber im Norden in der Île-de-France, weshalb der Süden eine eigenständige Entwicklung nehmen konnte. Um das Jahr 800 entstand aus dem Lateinischen heraus die okzitanische Sprache. Sie wurde in verschiedenen Dialekten wie Provenzalisch oder Gascognisch gesprochen.

Im Hochmittelalter, kurz vor und während des Auftretens der katharischen Bewegung, prägten zwei Dynastien das Gebiet: zum einen die Familie Saint-Gilles als Grafen von Toulouse und zum anderen die Familie Trencavel, der es gelang, jeweils Vizegrafen von Albi, Carcassonne, Béziers und dem Razès zu werden.

Zwar nicht im heutigen Sinne einer Kolonie, jedoch mit dem Effekt einer Migration von Okzitaniern in diese Enklave, gründete Graf Raimund von Toulouse im Jahr 1102 infolge der Kreuzzüge die Grafschaft Tripolis nördlich von Jerusalem.

In drei Kreuzzügen gegen vermeintliche Ketzer (1209 bis 1244) wurden die okzitanischen Kernherrschaften der Saint-Gilles in Toulouse und der Trencavel in Carcassonne von nordfranzösischen Baronen erobert. Die okzitanische Sprache und Kultur wurde danach zurückgedrängt.

Auch im – aus der Tradition des Absolutismus und der Jakobiner (während der Französischen Revolution) stammenden – zentralistisch orientierten Frankreich des 19. und 20. Jahrhunderts wurde lange eine eigenständige Identität unterdrückt, Südfranzosen (Okzitanier) und Nordfranzosen verschmolzen im französischen Nationalstaat zur französischen Nation.

Quellen

  1. Kay Wagner, Okzitanien, BoD – Books on Demand, 2009, ISBN 978-3-8370-9242-4
  2. Basler Zeitung: Zehntausende demonstrierten für okzitanische Sprache 17. März 2007
  3. L'agonie du languedoc (Studio der frühen Musik, CD EMI REFLEXE 7243 8 26500 2 7)
  4. Michel le Bris: Occitanie: volem viure! (ed. Gallimard)
  5. Maria Roanet: Maria Roanet (1975, LP VS3L 15 VENTADORN; Vertrieb in Deutschland durch TRIKONT)

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Okzitanien aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.