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Otto Klemperer

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Otto Klemperer (Begriffsklärung) aufgeführt.
Otto Klemperer (zwischen 1920 und 1940)

Otto Klemperer (gebürtig Otto Nossan Klemperer; geb. 14. Mai 1885 in Breslau; gest. 6. Juli 1973 in Zürich) war ein deutscher Dirigent und Komponist. Er gilt als einer der großen Dirigenten des 20. Jahrhunderts.

Leben

Jugendzeit und erste Berufsjahre

Ernst Ludwig Kirchner, Der Komponist Otto Klemperer (1916)
Soshana: Otto Klemperer, Dirigent, 1945

Klemperer wurde im schlesischen Breslau geboren. Sein am Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt am Main begonnenes Studium setzte er in Berlin am Stern’schen Konservatorium bei James Kwast (Klavier) und Hans Pfitzner (Komposition und Orchesterleitung) fort. Als er 1905 bei Gustav Mahlers 2. Sinfonie unter Oskar Fried das Fernorchester dirigieren durfte, traf er den Komponisten persönlich. Die beiden wurden Freunde, und Klemperer bekam 1907 auf Empfehlung Mahlers die Stelle des Chorleiters, später eines Kapellmeisters am deutschen Landestheater in Prag. 1910 assistierte er Mahler bei der Uraufführung von dessen 8. Sinfonie.

Theaterkarriere im Deutschen Reich

In seiner weiteren Laufbahn kam er an das Stadt-Theater Hamburg (1910–1912) und das Stadttheater Barmen (1912–1913). Von 1914 bis 1917 war er Pfitzners Stellvertreter am Stadttheater in Straßburg und Chefdirigent der Straßburger Philharmoniker. Danach folgte eine Tätigkeit als Kapellmeister, später als Generalmusikdirektor an der Kölner Oper (1917–1924).

Durch den katholischen Geistlichen Franz Xaver Münch, mit dem er freundschaftlich verbunden war, fand er 1918 Kontakt zur Abtei Maria Laach und konvertierte 1919 zum Katholizismus. In Köln heiratete er 1919 die Sängerin Johanna Geisler.

Von 1924 bis 1927 wirkte Klemperer als Generalmusikdirektor in Wiesbaden, seine schönste Zeit, wie er später bekundete. Danach leitete er bis 1931 die Krolloper in Berlin. Klemperer wurde berühmt für seine Aufführungen zeitgenössischer Werke, wie zum Beispiel Arnold Schönbergs Die glückliche Hand, Leoš Janáčeks Oper Aus einem Totenhaus, Igor Strawinskys Oedipus Rex und Paul Hindemiths Cardillac.

Klemperer hatte sich durch seine aufsehenerregenden Aufführungen in der Zeitspanne zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Machtergreifung Hitlers 1933 einen Ruf als einer der ganz großen Dirigenten des Deutschen Reichs erworben.[1]

Emigration 1933

1933 wurde Klemperer als „Kulturbolschewist“ bezeichnet und mit einem Aufführungsverbot belegt. Noch im gleichen Jahr emigrierte er in die USA, wo er Dirigent beim Los Angeles Philharmonic Orchestra wurde. Im Lexikon der Juden in der Musik (1940) wurde er mit folgender Aussage verfemt: „Seine Hauptaufgabe sah Klemperer in der bewussten Entstellung deutscher Meisterwerke.“ Während seiner Zeit in Amerika konzentrierte er sich vor allem auf die Werke der deutschen Klassiker und Romantiker wie Beethoven, Brahms oder Mahler.[2]

Rückkehr nach Europa 1947

Otto Klemperer (links) 1954 im Rundfunkstudio des WDR

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er zurück nach Europa und wurde musikalischer Leiter der Staatsoper in Budapest (1947–1950). Nachdem er noch drei Jahre unter anderem beim Montreal Symphony Orchestra tätig war, ließ er sich 1954 in der Schweiz nieder und arbeitete hauptsächlich mit dem Philharmonia Orchestra London, wo er 1959 den Posten als Chefdirigent auf Lebenszeit erhielt.

In der Budapester Oper gelangen ihm denkwürdige Opernaufführungen, es kam aber auch zu einem der für Klemperer typischen Skandale: Am Ende der Gralserzählung in einer Aufführung des Lohengrin am 24. Oktober 1948 applaudierte das begeisterte Publikum heftigst der überragenden Darbietung von Jozsef Simandy, um ein da capo zu erzwingen. Klemperer, der den musikalischen Fluss unterbrochen sah, reagierte verärgert, nachdem das Publikum immer noch nicht mit dem tosenden Applaus enden wollte, indem er sein Dirigat abbrach, sich umdrehte und ins Publikum rief: „Frechheit“ und darauf den Orchestergraben verließ. Das Publikum rief „Otto, Otto“, kurz darauf kam er wieder und dirigierte die Oper zu Ende.

Das Dokument ist heute noch auf einer CD der Firma Grammofono 2000 erhältlich.

Der Komponist Klemperer

Obwohl Klemperer weniger als Komponist bekannt wurde, schrieb er doch eine Vielzahl eigener Werke, darunter sechs Sinfonien, eine Messe, neun Streichquartette, ungefähr 100 Lieder und eine Oper mit dem Titel Das Ziel.

Klemperers Grab in Zürich

Eine CD-Produktion gibt es von seinen Sinfonien Nr. 1 und Nr. 2 sowie von vier sinfonischen Werken (Merry Waltz, Marcia funèbre, Recollections, Scherzo), gespielt von der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Alun Francis (cpo 999 987-2).

Letzte Lebensjahre

In seinem späteren Leben litt Klemperer an einer partiellen Lähmung, die wohl noch von einer Operation im Jahre 1939 herrührte, als man ihn wegen eines Tumors im Kopf behandelte. Außerdem war er an der bipolaren Störung (manisch-depressive Erkrankung) erkrankt, wegen der er zeitweise in klinischer Behandlung war. Trotzdem blieb er bis ins Jahr 1971 tätig. In seinen letzten Jahren ist er „kürzlich zum Glauben der Väter zurückgekehrt, besucht fleißig den Tempel und hält die Riten“.[3] Nach 1971 zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück, bis er 1973 in Zürich starb. Er wurde dort auf dem Israelitischen Friedhof Oberer Friesenberg beerdigt.

Seine Tochter Lotte (1923–2003) war für ihn bis zuletzt als Managerin, Sekretärin und Betreuerin tätig. Sein Sohn Werner (1920–2000) war als Schauspieler in Hollywood hauptsächlich bekannt für seine Rolle des Oberst Wilhelm Klink in der Sitcom Ein Käfig voller Helden (Hogan’s Heroes).

Sonstiges

Ehrungen

Literatur

  • Peter Heyworth (Hrsg.): Gespräche mit Klemperer. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1974, ISBN 3-10-033501-5.
  • Peter Heyworth: Otto Klemperer. Dirigent der Republik 1885–1933. Siedler, Berlin 1988, ISBN 3-88680-166-7.
  • Peter Heyworth: Otto Klemperer. His Life and Times: 1933–1973. Cambridge University Press, Cambridge 1996, ISBN 0-521-24488-9.
  • Charles Osborne: Otto Klemperer – Sagen Sie doch einfach Otto. Piper, München 1981, ISBN 3-492-02430-0.
  • Gesine Schröder: Bruckners Achte – Klemperer – Leichtentritt. Zum Verhältnis von Dirigieren und Analyse. in: Musiktheorie. Heft 1 2003, S. 65–72, München 2003, ISSN 0177-4182.
  • Eva Weissweiler: Otto Klemperer: ein deutsch-jüdisches Künstlerleben. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010, ISBN 978-3-462-04179-8.
  • Anton Würz: Klemperer, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, S. 37 f. (Onlinefassung).

Weblinks

 Commons: Otto Klemperer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Peter Heyworth nannte ihn deshalb in seiner späteren Biographie „Dirigent der Republik“.
  2. Ernst Klee, Das Kulturlexikon zum Dritten Reich – Wer war was vor und nach 1945, S. Fischer Verlag, Frankfurt, ISBN 978-3-10-039326-5
  3. Katja Mann 1967 im Brief an ihren Bruder Klaus Pringsheim vom 24.Juni 1967, zitiert in: Inge und Walter Jens: Frau Thomas Mann, Reinbek, Rowohlt, (TB) 2004, S. 289
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