Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Otto von Graben zum Stein

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Otto von Graben zum Stein
Wappen(variante) der Von Graben

Otto von Graben zum Stein, auch bekannt als „Graf zum Stein“, (* um 1690 in Innsbruck; † um 1756 in Potsdam) war ein deutscher Schriftsteller und Sagensammler des 18. Jahrhunderts. Er bekleidete am preußischen Hof die höchsten Ämter wie Zeremonienmeister und Kammerherr und war von 1732 bis 1740 Vizepräsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Sein Werk Unterredungen von dem Reiche der Geister diente Carl Maria von Weber als Vorlage zum Libretto der Oper Der Freischütz. Von Graben zum Stein wurde von König Friedrich Wilhelm I. von Preußen trotz seiner hohen Ämter und seiner wissenschaftlichen Arbeit oftmals als Hofnarr angesehen.[1]

Leben

Herkunft

Otto von Graben zum Stein entstammte dem zweiten Tiroler Zweig der Herren von Graben,[2] und war damit über Georg von Graben, einem jüngeren Bruder des Lukas von Graben zum Stein, ein direkter Nachfahre des Virgil von Graben, dem ehemals bedeutendsten Edelmann und Amtsträger der Grafschaft Görz. Otto wurde womöglich als Sohn des Otto Heinrich von Graben (zum Stein), Sekretär der oberösterreichischen Hofkammer, geboren. Jener war ein Sohn des Carl von Graben (zum Stein),[3] einem Obristwachtmeister der in Spanien vor Barcelona kämpfte. Carl und sein Sohn Otto Heinrich von Graben (zum Stein) waren gleichfalls deren Tiroler Verwandten in die Erbschaftsstreitigkeiten um die Herrschaft und Schloss Stein involviert, die man als angedachte Erben der im Jahre 1664 ausgestorbenen, in Kärnten verbliebenen Von Graben zum Stein lukerieren wollte.[4]

Werdegang

Otto von Graben zum Stein trat zu einem unbekannten Zeitpunkt dem geistlichen Orden Ordo Servorum Mariae bei und diente als Servitenmönch und Feldprediger in Sizilien.[5] Wegen der Veröffentlichung einer kirchenkritischen Schrift bzw. seiner Verteidigung der Rechte des römisch-deutschen Kaisers gegenüber dem päpstlichen Stuhl in Rom in seinen Predigten musste er 1728 von dort fliehen. Dies könnte aber auch nur ein vorgeschobener Grund gewesen sein, denn nach seiner Flucht begab er sich über Wien nach Preußen, wo er offiziell die lutherische Konfession annahm und in die unmittelbare Umgebung des preußischen Königs gelangte. Gerüchten zufolge war er dort als Spion für Österreich tätig. Er fungierte in der Zeit vom 19. Januar 1732 bis 30. Juni 1740 als Vizepräsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1734 wurde Von Graben zum Stein zum Zeremonienmeister am Hofe des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen ernannt.[6] Des Weiteren versah Von Graben auch das Amt als dessen Kammerherr und übersetzte das „Spanische Kriegsreglement“ weshalb er den Beinamen Astralicus führte.[7] Friedrich Wilhelm selbst bevorzugte ihn jedoch, in seiner Verachtung auf alle Universitätsgelehrtheit, lieber als Gesellschafter und auch als eine Art Hofnarr, was Graben zum Stein oft nachteilig ausgelegt wurde und auch an seiner Glaubwürdigkeit selbst rütteln sollte.

Wissenschaftliche Tätigkeit und Publikationsverbot

Auch als Übersetzer, Zeitungsherausgeber (Potsdammischer Mercurius) und Lehrer für die italienische Sprache betätigte er sich. Doch nicht alle Werke von Graben zum Stein erschienen auch unter seinem tatsächlichen Namen. Er benutzte zuweilen die Pseudonyme Bellamintes, Critille, Andrenius und Pneumatophilus.

Eine Schrift, mit der Graben zum Stein seinen Anteil zur Leipziger Vampirdebatte beitragen wollte, trägt den Titel Otto, Grafens zum Stein unverlohrnes Licht und Recht derer Todten unter den Lebendigen, oder gründlicher Beweis der Erscheinung der Todten unter den Lebendigen, und was jene vor ein Recht in der obern Welt über diese noch haben können, untersucht in Ereignung der vorfallenden Vampyren, oder so genannten Blut = Saugern im Königreich Servien und andern Orten in diesen und vorigen Zeiten. Diese Schrift ist heute nicht mehr auffindbar und wurde sehr wahrscheinlich nie in Druck gegeben. Die Ursache hierfür dürfte ein gegen Otto von Graben zum Stein im Jahre 1731 ausgesprochenes Publikationsverbot des königlich-preußischen Hofes sein. Der Stein des Anstoßes und Auslöser für das gerichtliche Publikationsverbot waren letztlich seine Monathlichen Unterredungen von dem Reiche der Geister zwischen Andrenio und Pneumatophilo, die bis 1731 in zwei Bänden erschienen, und in welchen er Themen wie Geistererscheinungen anspricht. Als Begründung für dieses Verbot wurde ihm angeblicher „Aberglauben und Schwärmerey“ in seinen bisher veröffentlichten Schriften vorgeworfen, was dem sehr rational eingestellten König äußerst zuwider war.

Nach Aufhebung des Publikationsverbotes zehn Jahre später beschloss er dennoch diese Buchreihe mit einem dritten Band. Diese Unterredungen wurden 100 Jahre später von den großen Volkskundlern und Geschichtensammlern aufgrund ihrer Fülle an solchen Geschichten oft und gerne konsultiert.

Nach dem Tod Friedrich Wilhelms wurde Von Graben zum Stein jedweilige finanzielle Unterstützung des Hofes untersagt. Der neue König Friedrich der Große verbot, dass man weiterhin „Gelder an die Narren“ zahle.[8]

Werke

  • Schematismus anatomiae hodiernae Romanae ecclesiae
  • Merckwürdige und recht seltsame Begebenheiten des auf wundersamen Wegen gereisten Pilgrims
  • Nachricht von der königlichen Residenz-Stadt Potsdam
  • Das jetzt blühende Potsdam mit poetischer Feder entworfen
  • Italiänisch-Teutsches und Teutsch-Italiänisches Hand-Lexicon
  • Allgemeine Schutz-Schrifft des ehrsamen Weiber – Handwerckes…
  • Das betrübte Dressden
  • Monathliche Unterredungen von dem Reiche der Geister zwischen Andrenio und Pneumatophilo
  • Otto, Grafens zum Stein unverlohrnes Licht und Recht derer Todten unter den Lebendigen
  • Unterredungen von dem Reiche der Geister, diente als Vorlage zu Der Freischütz

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Otto von Graben zum Stein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.