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Ovadja Josef

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Ovadja Josef
Ovadja Josef, 2007
Impression von Rav Josefs Beerdigung, Jerusalem

Maran Ovadja Josef (hebräisch עובדיה יוסף; geb. 1920 in Bagdad; gest. 7. Oktober 2013 in Jerusalem) war israelischer Rabbiner, sephardischer Großrabbiner des Staates Israel (1973-1983) und spirituelles Oberhaupt der Schas-Bewegung. Er war einer der grössten und beliebtesten jüdischen Gelehrten aller Zeiten mit einem fotografischen Gedächtnis und brillanter Argumentationsfähigkeit. Raw Yosefs halachische Responsa sind in orthodoxen Kreisen hoch angesehen und werden in sefardischen Gemeinden, die aus dem Nahen Osten, Nordafrika und den Mittelmeergebieten stammen, als bindend betrachtet.

Leben

Er wurde in Bagdad unter dem Namen Abdullah Youssef geboren und wanderte im Alter von vier Jahren zusammen mit seinen Eltern nach Jerusalem aus.

Als Jugendlicher lernte er in der Jeschiwa Porat Yosef unter dessen Leiter Raw Esra Attiya und erhielt im Alter von 20 Jahren die Semicha, die rabbinische Ordination.

1947 wurde er von Raw Aharon Choueka, dem Gründer der Jeschiwa "Ahawa veAchva" eingeladen, in seiner Jeschiwa in Kairo zu unterrichten. Er amtierte aufgrund des Gesuchs des damaligen sefardischen Oberrabbiners Ben-Zion Hai Uziel auch als Leiter des Bet Din von Kairo. Diese Position verliess er nach mehreren Jahren und kehrte in den heutigen Staat Israel zurück.

Nach seiner Rückkehr studierte er im Bet Midrasch "Bnei Zion", das von Raw Zwi Pessach Frank, dem berühmten Weisen und Oberrabbiner Jerusalems, geführt wurde, und amtierte auch im rabbinischen Gericht von Petach Tikwa. Bereits damals sagte Jerusalems Rav, Rabbi Zwi Pesach Frank, dass Rav Ovadia Josef der "Meschiv" der nächsten Generation sein würde. Raw Schlomo Salman Auerbach, der im "Midrasch Bne Zion" zusammen mit ihm lernte, meinte, dass Rav Josef auch vor hundert Jahren schon als eine "Neuheit" gegolten hätte.

1951/52 veröffentlichte er ein sehr berühmtes Werk über die Gesetze von Pessach und die Haggada unter dem Titel "Chason Ovadia" und fuhr während seines ganzen Lebens fort, zahlreiche Werke zu veröffentlichen, die in tausenden von jüdischen Häusern und Jeschiwot anzutreffen sind, unter ihnen das 10-bändige Set von Teschuwot "Jabia Omer" und das 6-bändige Set von Teschuwot, die im Radio gesendet wurden, "Jechave Daat". "Masa Yosef" ist ein Band mit Reden des Raws, und die 30 Bände des "Yalkut Yosef", die von seinem Sohn herausgegeben wurden, bringen viele Entscheidungen seines Vaters.

1954 gründete Raw Yosef die Jeschiwa "Or HaTora" für begabte sefardische Jeschiwabachurim, die erste von vielen Jeschiwot, die er gründete, um die sefardische Methode des Studierens der Gemara lebendig zu erhalten und die Tora-Führung dieser Gemeinschaft für zukünftige Generationen festzulegen.

Zwischen 1958 und 1965 war Raw Yosef Dajan im Jerusalemer Bet Din. Er wurde dann an das höchste rabbinische Berufungsgericht in Jerusalem verpflichtet und wurde 1968 der sefardische Oberrabbiner von Tel Aviv, eine Position, die er bis zu seiner Wahl zum sefardischen Oberrabbiner Israels 1973 innehatte.

1970 erhielt er im Alter von 50 Jahren einen Preis für seine halachischen Werke "Jabia Omer". Die Preisverleihungszeremonie blieb in Erinnerung, da die damalige Ministerpräsidentin Golda Meir dem Rav ihre Hand reichen wollte, die dieser ihr jedoch nicht gab.

Das Schulsystem der Schass-Partei in Israel, das mit seinem Segen und unter seiner Anleitung gegründet wurde, versah die Kinder mit warmen Mahlzeiten. Das zog junge Familien in Entwicklungsstädten und bedürftigen Gegenden an, die mit Zuneigung begrüsst wurden. Ihre Kinder lernten in diesen Schulen die Tora und die Tradition zu lieben. Rav Yosef zeigte viel Liebe für das jüdische Volk und überschüttete diejenigen, die zu ihm kamen, mit Brachot.

Er war auch Präsident der Moezet Chachme Hatora. Sein höchstes Ziel, für das die Gründung der Schass-Partei ein wichtiger Schritt war, war es, den Stolz der sefardischen Juden in Israel wiederherzustellen, die nach ihrer Alija eine niedrigere soziale und berufliche Stellung als die aschkenasischen Juden erhielten. Die Schass-Partei errang ihre grösste Stärke 1999, als sie 17 Knessetsitze erhielt.

Rav Yosef starb nach längerer schwerer Krankheit am 7. Oktober 2013 in Jerusalem.[1] Seine Beerdigung, an der zwischen 800 000 und einer Million Menschen teilnahmen, sprengte alle Rekorde.

Wirken

Als religiöse Autorität hat er zahlreiche halachische Entscheidungen getroffen. Einige Beispiele:

  • dass Frauen Hosen tragen dürfen.
  • dass das Zahlen von Steuern an den Staat richtig und geboten sei, obwohl dieser zionistisch ist und von vielen ultraorthodoxen Juden abgelehnt wird.
  • Die vollständige Anerkennung der Falascha und der Falaschmura (der äthiopischen Juden) als ein dem Volk Israel angehöriger Stamm.

Mit seiner vergleichsweise liberalen Einstellung stand er der Schas-Partei nahe und gewann auch die Achtung in säkularen Kreisen.

Umstrittene Äußerungen

2000 erregte er Aufsehen mit der Äußerung, die im Holocaust ermordeten Juden seien „wiedergeborene Sünder“ gewesen, die immer „wieder und wieder gesündigt“ hätten.[2] Als Reaktion darauf verglich der Journalist und Politiker Josef Lapid ihn mit Jörg Haider. Von arabischer Seite wurde seine Äußerung kritisiert, Palästinenser seien „Übeltäter und Schlangen“.[3][4]

2001 sagte Josef über die Palästinenser, man dürfe keine Gnade gegen sie zeigen und müsse Raketen auf sie schießen und sie ausrotten.[5]

Zum Hurrikan Katrina, der im August 2005 ca. 1800 Amerikaner das Leben kostete, stellte Josef einen Zusammenhang zu den 8000 Siedlern her, die den Gazastreifen räumen mussten. Josef äußerte sich folgendermaßen: Die Katastrophe sei Gottes Strafe für George Bushs Unterstützung des Abzugs von jüdischen Siedlern aus dem Gazastreifen.[6][7] Er fügte noch hinzu, dass die Schwarzen getötet wurden, weil sie die Tora nicht studiert hätten:

“There was a tsunami and there are terrible natural disasters, because there isn’t enough Torah study … Black people reside there [New Orleans]. Blacks will study the Torah? [God said], Let’s bring a tsunami and drown them … Hundreds of thousands remained homeless. Tens of thousands have been killed. All of this because they have no God … Bush was behind the [expulsion of] Gush Katif, he encouraged Sharon to expel Gush Katif … We had 15,000 people expelled here [in Israel], and there [in America] 150,000 [were expelled]. It was God’s retribution. God does not short-change anyone.”

„Da gab es einen Tsunami, und da gibt es entsetzliche Naturkatastrophen, weil es nicht genug Torastudien gibt … schwarze Leute leben dort (New Orleans). Studieren Schwarze die Tora? (Gott sagte:) Lasst uns einen Tsunami schicken und sie ertränken … Hunderttausende verloren ihre Heimat. Zehntausende wurden getötet. Alles, weil sie keinen Gott haben … Bush stand hinter (der Auflösung von) Gusch Katif, er ermutigte Scharon, Gusch Katif aufzulösen … Wir haben hier (in Israel) 15.000 Vertriebene und dort (in den USA) 150.000 (Vertriebene). Es war Gottes Vergeltung. Gott haut niemanden übers Ohr.“

Ovadja Josef[8]

In einem öffentlichen Gebet erklärte das geistliche Oberhaupt der Schas-Partei Ende August 2010: „Mögen all die Bösen, die Israel hassen, wie ‚Abu Masen‘ und alle Palästinenser, von unserer Welt verschwinden. Möge die Pest sie befallen.“[9]

Am 16. Oktober 2010 sorgte der Rabbiner für großes Aufsehen, als er behauptete, alle Nicht-Juden (Gojim) seien auf der Welt, um Juden zu dienen. Gott habe ihnen ausschließlich zu diesem Zweck ein Leben auf der Welt geschenkt.[10]

Im Mai 2012 verkündete er, Nicht-Juden dürften am Sabbat nicht von jüdischen Ärzten behandelt werden. Eine Ausnahme könne nur dann gewährt werden, wenn zwei Mediziner gleichzeitig mit der Behandlung des Patienten beginnen.[11]

Im August 2012 rief Ovadia seine Anhänger dazu auf, zum Rosch-Haschana-Fest (jüdisches Neujahrsfest) für die Vernichtung Irans und der Hisbollah zu beten. Wörtlich sagte er: „Gott möge sie zerstören und sie von der Welt tilgen“ („May God destroy them and wipe them off the face of the earth“). Dabei zitierte er einige Psalmen.[12]

Literatur

Weblinks

 Commons: Ovadja Josef – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Spirituelles Oberhaupt der Sefarden gestorben (ORF.at, abgerufen am 7. Oktober 2013)
  2. Ariel Wyler: Auschwitz – eine höhere Gerechtigkeit? Die strittige Aussage des Rabbiners Ovadia Yosef. In: Neue Zürcher Zeitung. 21. August 2000 (PDF; 16 KB)
  3. Rabbi tones down Holocaust slur. In: BBC News. 7. August 2000
  4. Lisa Beyer & Eric Silver: Heresy and Holocaust. In: Time. 21. August 2000
  5. Greg Myre: On the Air, Palestinians Soften Tone on Israelis. In: The New York Times. 15. Dezember 2004
  6. Zvi Alush: Rabbi: Hurricane punishment for pullout. In: Ynetnews. 7. September 2005
  7. Larry Cohler-Esses: Nature’s Wrath, Or God’s? In: The Jewish Week. 16. September 2005
  8. Zvi Alush: Rabbi: Hurricane punishment for pullout. In: Ynetnews. 7. September 2005
  9. Israel: Mächtiger Rabbi wünscht allen Palästinensern die „Pest“. In: Spiegel Online. 29. August 2010
  10. Natasha Mozgovaya: ADL slams Shas spiritual leader for saying non-Jews „were born to serve Jews“. In: Haaretz. 20. Oktober 2010
  11. Rabbi Yosef: Treating gentiles violates Sabbath. In: Ynetnews. 17. Mai 2012
  12. Jacob Edelist: Rav Ovadia Yosef: We Must Pray for the Destruction of Iran. In: The Jewish Press. 26./27. August 2012

Andere Wikis

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