Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Paul Grüninger

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Paul Grüninger 1925 nach seiner Beförderung zum Polizeihauptmann
Paul Grüninger - hier ungefähr im Alter von siebzig Jahren - fand nach seiner Entlassung aus dem Polizeidienst nie wieder eine feste Anstellung

Paul Grüninger (geb. 27. Oktober 1891 in St. Gallen; gest. 22. Februar 1972 ebenda) war ein Schweizer Polizeihauptmann in St. Gallen und Fussballspieler, der als grossherziger Judenretter weltweit bekannt wurde.

Polizeihauptmann

Nach dem August 1938, als die Eidgenossenschaft ihre Grenze für jüdische Flüchtlinge aus dem nationalsozialistisch regierten Deutschland schloss, hat er bis zu 3600 Jüdinnen und Juden das Leben gerettet, indem er durch Vordatierung der Einreisevisa und/oder Fälschung anderer Dokumente ihnen die Einreise in die Schweiz ermöglichte. Er wurde deswegen 1939 ohne Anspruch auf Rente vom Dienst suspendiert und 1940 wegen Amtspflichtverletzung zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Im Anschluss fand er nie mehr eine feste Anstellung und musste sich und seine Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Weil er nie Beiträge an die AHV gezahlt hatte, erhielt er nur die gesetzliche Minimalrente. Bei seiner Entlassung wurden ihm nur die von ihm eingezahlten Beiträge des Pensionsgeldes ausbezahlt, gekürzt um die Verrechnung mit einer ihm gegenüber ausgesprochenen Busse. Das Geld langte nur für wenige Monate. 1972 starb Paul Grüninger verarmt in St. Gallen.[1][2]

Erst 1995, 23 Jahre nach seinem Tod, hob das Bezirksgericht St. Gallen das Urteil gegen Paul Grüninger auf und sprach ihn frei. 1998 bezahlte die Regierung des Kantons St. Gallen an die Nachkommen Grüningers eine Entschädigung. Mit dem Geld wurde die Paul-Grüninger-Stiftung gegründet, die sich u. a. für heutige Verteidiger von Menschenrechten einsetzt.

1971 wurde Grüninger in die Liste der Gerechten unter den Völkern aufgenommen.[3]

Fussballkarriere

Er wurde, damals als Lehrer arbeitend, mit Brühl St. Gallen in der Saison 1914/15 als linker Flügelstürmer Schweizer Meister. Bei Brühl amtierte er von 1924 bis 1927 sowie von 1937 bis 1940 als Präsident. 1940 trat er auf Grund seiner Verurteilung zurück. Das Stadion erhielt 2006 zu seinen Ehren den Namen Paul-Grüninger-Stadion.[4][5]

Namenspatronate

Neben dem Stadion tragen in St. Gallen, in Jerusalem, Kirjat Ono, Zürich und Stuttgart Strassen und Plätze den Namen Paul Grüningers. In Wien ist 1997 die neue Schule in der Hanreitergasse im 21. Wiener Gemeindebezirk nach ihm benannt worden. Diese Schule wurde 1996 nach den Plänen der Architekten Gustav Peichl und Rudolf Weber erbaut. Im Jahre 2012 wurde ihm die Rheinbrücke zwischen Hohenems und Diepoldsau gewidmet.[6]

Einzelnachweise

  1. Wer das Leid sah, konnte nicht mittun. Welt Online, 2. Dezember 1995.
  2. Wer war Paul Grüninger?. Kurzportrait bei der Paul-Grüninger-Stiftung.
  3. Gerechte unter den Völkern: Schweizer
  4. Paul-Grüninger-Stadion. Beitrag von Daniel Snyder in WOZ Die Wochenzeitung, 9. März 2006.
  5. Paul Grüninger (1891–1972): Ein Brühler mit Herz, Verstand und Hand. Website des SC Brühl St. Gallen.
  6. Eine Grenzbrücke für Grüninger. Bericht im St. Galler Tagblatt vom 16. Februar 2012.

Literatur

  • Wulff Bickenbach: Gerechtigkeit für Paul Grüninger. Verurteilung und Rehabilitierung eines Schweizer Fluchthelfers (1938–1998). Böhlau, Köln 2009.
  • Shraga Elam: Paul Grüninger – Held oder korrupter Polizist und Nazi-Agent? Pro Libertate, Bern 2003 (online).
  • Stefan Keller: Grüningers Fall. Geschichten von Flucht und Hilfe. Rotpunktverlag, Zürich 1993.
  • Marcel Mayer: Paul Grüninger im Historischen Lexikon der Schweiz

Filme

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Paul Grüninger aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.