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Salve Regina

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Madonna von Jan van Eyck
„Salve Regina“, Statue im Dom zu Speyer

Das Salve Regina ist die marianische Antiphon, die im Stundengebet der katholischen Kirche in der Zeit im Jahreskreis entweder nach der Vesper oder nach der Komplet gesungen wird − je nachdem, welche dieser beiden Horen die letzte ist, die in Gemeinschaft gefeiert wird. In vielen Regionen ist es Brauch, das Salve Regina beim Begräbnis eines Priesters oder einer Person des geweihten Lebens am Grab zu singen.

Bezeichnung und Text

Für das Salve Regina hat sich – wie für die anderen marianischen Antiphonen – die Bezeichnung „Antiphon“ eingebürgert, obwohl es sich nicht um antiphonale, sondern eher um hymnusähnliche Gesänge ohne Bezug zu einem Psalm handelt. Benannt ist die Antiphon nach den ersten beiden Worten des lateinischen Textes, der vor 1054 entstanden ist und Hermann von Reichenau (Hermann der Lahme, Hermannus Contractus), einem Benediktiner der Abtei Reichenau, aber auch Petrus von Monsoro oder Compostela, Ademar von Le Puy-en-Velay und Bernhard von Clairvaux zugeschrieben wird.[1] Der Text besteht aus Verszeilen in freien Rhythmen nach Art der Psalmen, der neutestamentlichen Cantica und der frühchristlichen Dichtung (etwa Gloria, Te Deum).[2]

Die früheste handschriftliche Textüberlieferung findet sich im Pontifikale von Aurillac (Paris, Nachtrag um 1100).[3] Die letzten Anrufungen des Gebets („O clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria“) sind ein späterer Zusatz, den der heilige Bernhard von Clairvaux angefügt haben soll.

Wortlaut

lateinisch deutsch

Salve, Regina,
mater misericordiae;
Vita, dulcedo et spes nostra, salve.

Ad te clamamus, exsules filii Hevae.
Ad te suspiramus,
gementes et flentes in hac lacrimarum valle.
Eia ergo, Advocata nostra,
illos tuos misericordes oculos
ad nos converte.
Et Jesum, benedictum fructum ventris tui,
nobis post hoc exsilium ostende.
O clemens, o pia, o dulcis virgo Maria.

Sei gegrüßt, o Königin,
Mutter der Barmherzigkeit,
unser Leben, unsre Wonne
und unsere Hoffnung, sei gegrüßt!
Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas;
zu dir seufzen wir
trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen.
Wohlan denn, unsre Fürsprecherin,
deine barmherzigen Augen
wende uns zu
und nach diesem Elend** zeige uns Jesus,
die gebenedeite Frucht deines Leibes.
O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria.

** Elend bedeutet hier Ausland, Fremde.[4]

Melodien des Salve Regina

Die gregorianische Singweise des Salve Regina steht im Graduale Romanum.[5] Die in Klöstern und Gemeinden meistgesungene Melodie ist jedoch die des belgischen Barockkomponisten Henri Dumont (1610–1684), im Gotteslob Nr. 666, 4 (GLalt 570).

Ihr Anfangsmotiv – der Dur-Dreiklang mit der Sexte – ist auch eine häufige Geläutedisposition, oft Salve-Regina-Geläut genannt.[6]

Anfang der Melodie nach Henri Dumont:

<score> { \small \clef "petrucci-g" \override Staff.TimeSignature #'stencil = ##f \set Score.timing = ##f \override Voice.NoteHead #'style = #'harmonic-black c'1 e'1 g'1 a'1 g'1 \bar "'" a'1 c1 b'1 a'1 g'1 a'1 g'1 g'1 \bar "'" \break c1 g'1 a'1 f'1 (f'1 ) d'1 \bar "'" e'1 f'1 g'1 e'1 e'1 (d'1 ) c'1 \bar "|."} \addlyrics { \small Sal -- ve, Re -- gi -- na ma -- ter mi -- se -- ri -- cor -- di -- ae; vi -- ta, dul -- ce -- do et spes no -- stra, sal -- ve. } </score>

Eine deutsche Übertragung mit einer Melodie von Heinrich Rohr war im Gotteslob von 1975 unter Nummer 571 abgedruckt, ebenso die Liedparaphrase „Salve! Maria Königin“ nach einer Melodie aus dem Rheinfelsischen Gesangbuch von 1666 unter der Nummer 572.

„Gegrüßet seist du, Königin“ (Salve-Regina-Lied)

Auf Johann Georg Seidenbusch (1641–1729) geht ein Marienlied zurück, das in den einzelnen Strophen die Marientitel des Salve Regina paraphrasiert. Im Gotteslob ist es unter Nummer 536 (GLalt 573) enthalten.

1 Gegrüßet seist du, Königin, (o Maria) – erhabne Frau und Herrscherin, (o Maria).
2 O Mutter der Barmherzigkeit, – du unsres Lebens Süßigkeit.
3 Du unsre Hoffnung, sei gegrüßt, – die du der Sünder Zuflucht bist.
4 Wir Kinder Evas schrein zu dir, – aus Tod und Elend rufen wir.
5 O mächtige Fürsprecherin, – bei Gott sei unsre Helferin.
6 Dein mildes Auge zu uns wend – und zeig uns Jesus nach dem End.

Der Refrain lautet: „Freut euch, ihr Kerubim, lobsingt, ihr Seraphim, grüßet eure Königin: Salve, salve, salve Regina!“

Neufassungen nach der Reformation

Die Reformatoren lehnten die Marienverehrung ab, das lateinische Stundengebet wurde jedoch zunächst weiter verrichtet, und es gab lateinische Gesänge im Gottesdienst. So kam es zu auf Gott Vater und Jesus Christus bezogenen Umdichtungen der Passagen im Salve Regina, in denen Maria genannt wurde. Statt Salve Regina, mater misericordiae hieß es nun „christlich gebessert“ Salve o Christe, salve, fons misericordiae („Sei gegrüßt, Christus, du Quelle der Barmherzigkeit“), Laetemur in Christo („Wir wollen uns freuen in Christus“), Salve Rex aeternae misericordiae („Sei gegrüßt, König der ewigen Barmherzigekeit“, Erfurt 1525[7]) oder ähnlich. Michael Praetorius vertonte 1611 Salve Rex noster [Salve Regina, christlich gebessert] mit folgenden, an Gott Vater gerichteten Neufassungen:

  • Salve Rex noster, salve, pater misericordiae (statt: Salve, Regina, mater misericordiae)
  • Eia, ergo advocate noster (statt: advocata)
  • Et Jesum, unigenitum filium tuum nobis […] ostende (statt: Et Jesum, benedictum fructum ventris tui nobis […] ostende).
  • o dulcis Rex noster, salve (statt: o dulcis virgo Maria).[8]

Das Salve Regina in der Musikgeschichte (Auswahl)

Durch die Jahrhunderte der abendländischen Musikgeschichte vertonten viele Komponisten das Salve Regina, z. B.:

Edition

  • Analecta Hymnica Medii Aevi, ed. Guido M. Dreves et al, Bd. 50, S. 318 f.

Literatur

  • Johannes Maier: Studien zur Geschichte der Marienantiphon "Salve regina". Pustet, Regensburg 1939 (Philosophische Dissertation vom 25. März 1939, Freiburg i.B.)
  • Walter Berschin: Eremus und Insula. St. Gallen und die Reichenau im Mittelalter – Modell einer lateinischen Literaturlandschaft. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1987, ISBN 3-88226-383-8 (formal falsche ISBN), S. 16 f.; anders in der 2., erweiterten Aufl. 2005, ISBN 3-89500-433-2.
  • Walter Berschin, Martin Hellmann: Hermann der Lahme – Gelehrter und Dichter (1013–1054) (= Reichenauer Texte und Bilder 11). Mattes, Heidelberg 2004, ISBN 3-930978-67-9, S. 96–103.

Weblinks

 Commons: Salve Regina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zur Verfasserfrage vgl. Walter Berschin, Martin Hellmann: Hermann der Lahme – Gelehrter und Dichter (1013-1054). Heidelberg 2004, S. 96–103 mit Hinweis (ebd. S. 101) auf Anspielungen auf den Text von Salve Regina aus dem zeitlichen und räumlichen Nahbereich Hermanns des Lahmen, der ehemals Reichenauer Handschrift aus der zweiten Hälfte des 11. Jh. Karlsruhe, Badische Landesbibl. Aug. LV, fol. 42v.
  2. Vgl. Walter Berschin, Martin Hellmann: Hermann der Lahme – Gelehrter und Dichter (1013–1054). Heidelberg 2004, S. 97.
  3. Paris, BnF lat. 944, fol. 145r, Nachtrag um 1100; vgl. Seite Latin 944 der BnF; Walter Berschin, Martin Hellmann: Hermann der Lahme − Gelehrter und Dichter (1013-1054). Heidelberg 2004, Anm. 43, S. 105.
  4. Mit „Elend“ ist hier nicht Miseria (im Sinne von Unglück) gemeint, sondern es kommt vom Althochdeutschen elilente („Ausland“, „Fremde“). So bezieht sich exsules filii Evae auf die Vertreibung aus dem Paradies und die Verbannung in die Fremde (die so freilich auch zum Elend im landläufigen Sinn geworden ist). Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm erläutert zu „Elend“ (Bd. 3, Sp. 406): „1) urbedeutung dieses schönen, von heimweh eingegebnen wortes ist das wohnen im ausland, in der fremde, und das lat. exsul, exsilium, gleichsam extra solum stehen ihm nahe.“ ELEND, n.. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854ff (http://woerterbuchnetz.de)
  5. Tonaufnahme (Dominikaner aus Idaho; MP3; 4,8 MB)
  6. Sankt Anna Ranstadt – Salve Regina; c', e', g', a' auf YouTube
  7. Catholic Encyclopedia: Salve Regina.
  8. Antwerps Collegium Musicum: christuskoning
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