Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Schweinefleisch

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel behandelt die Fleischart Schweinefleisch, für den gleichnamigen Orgelbaumeister siehe Johann Emanuel Schweinefleisch.
Schweinehälften bei der Anlieferung zum Weiterverarbeiten

Schweinefleisch ist ein Sammelbegriff für die zum Verzehr geeigneten Teile des Hausschweins. In Europa und Ostasien ist Schweinefleisch die am häufigsten gegessene Fleischart.

Produktion

Hauptartikel: Schweineproduktion

Das Hausschwein ist eines der am längsten domestizierten Haustiere in der menschlichen Zivilisationsgeschichte und wird nahezu ausschließlich zur Fleischerzeugung gehalten. Als Allesfresser diente es früher auch zur Verwertung von Küchenabfällen, dies ist heute in vielen Ländern aus Gründen der Hygiene untersagt. In ländlichen Gegenden werden teilweise noch heute Schweine außerhalb von Bauernhöfen gehalten, durch Restriktionen bei der Hausschlachtung sind dies aber Ausnahmen. Heutzutage stammt etwa die Hälfte des weltweit produzierten Schweinefleischs aus intensiver Tierhaltung.

Export und Import

Deutschland hatte im Jahr 2010 einen Exportüberschuss von 607.000 Tonnen Schweinefleisch. (Die Einfuhr von Schweinefleisch lag bei 972.000 Tonnen, die Ausfuhr lag bei 1.578.000 Tonnen Fleisch.) Es wurden 13.900.000 lebende Schweine zur Mast nach Deutschland importiert (der Großteil aus den Niederlanden und Dänemark) und 2.600.000 Tiere exportiert.[1] 2015 wurden insgesamt 2.900.000 Millionen Tonnen Schweinefleisch exportiert. Während die Deutschen 2015 knapp fünf Prozent weniger in EU-Länder exportierten, wuchs der Export nach China im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 379.000 Tonnen. Mit 13,3 Prozent des deutschen Schweinefleisch-Exports und rund 386.000 Tonnen war Italien 2015 der Hauptabnehmer.[2]

Verzehr

Die größten Schweinefleischverbraucher in Europa (2007)[3]
 Rang  Land Pro-Kopf-Konsum (in kg)
1 Österreich 66
2 Serbien 65
3 Spanien 62
4 Deutschland 56
5 Polen 51
6 Dänemark 50
7 Republik Zypern 50
8 Ungarn 47
9 Tschechien 47
10 Luxemburg 46

In den Jahren 1998 bis 2007 bewegte sich der weltweite Schweinefleischverzehr auf einem relativ konstanten Niveau von 15 Kilogramm pro Kopf und Jahr. 1961 lag er noch bei 8 kg. Den höchsten Schweinefleischverzehr pro Kopf der EU-Länder 2007 hatte Österreich mit 66 Kilogramm pro Kopf.[3] Beim weltweiten Verzehr in den Jahren 2010 bis 2015 führte mit Abstand China, gefolgt von Europa und den Vereinigten Staaten.[4]

Inhaltsstoffe

Religiöse Schweinefleischverbote

Die Artikel Nahrungstabu#Schweinefleisch und Schweinefleisch#Religiöse Schweinefleischverbote überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen Baustein erst nach vollständiger Abarbeitung der Redundanz. Wheeke (Diskussion) 13:18, 21. Dez. 2014 (CET)

Sowohl im jüdischen als auch im islamischen Speisegesetz ist der Verzehr von Schweinefleisch verboten. Außerdem wird Schweinefleisch von den Sieben-Tags-Adventisten, Rastafaris und Mitgliedern der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche gemieden.

„Alle Tiere, die gespaltene Klauen haben, Paarzeher sind und wiederkäuen, dürft ihr essen. […] Ihr sollt für unrein halten das Wildschwein, weil es zwar gespaltene Klauen hat und Paarzeher ist, aber nicht wiederkäut. Ihr dürft von ihrem Fleisch nicht essen und ihr Aas nicht berühren; ihr sollt sie für unrein halten.“

3. Buch Mose 11

„Verboten hat Er euch nur (den Genuss von) natürlich Verendetem, Blut, Schweinefleisch und dem, worüber etwas anderes als Allah angerufen worden ist. Wenn aber jemand (dazu) gezwungen ist, ohne (es) zu begehren und ohne das Maß zu überschreiten, so trifft ihn keine Schuld; wahrlich, Allah ist allverzeihend, barmherzig.“

Koran 2, 173

Spätestens seit dem 12. Jahrhundert wurde versucht, diese Verbote mit der „unreinen“ Lebensweise von Schweinen zu begründen, wie sie bei nicht artgerechter Haltung auftritt. So schrieb Maimonides, jüdischer Leibarzt des Sultans Saladin: „Wenn das Gesetz das Schweinefleisch verbietet, so vor allem deshalb, weil die Lebensgewohnheiten und die Nahrung des Tiers höchst unsauber und ekelerregend sind. […] Das Maul eines Schweines ist so schmutzig wie der Kot selbst.“ Ein wissenschaftlicher Erklärungsversuch aus dem 19. Jahrhundert vermutete als Grund eine andere „Unreinheit“, die Übertragung der Trichinose durch nicht vollständig gegartes Schweinefleisch. Da aber auch rohes Fleisch anderer Tierarten schwere Krankheiten übertragen kann, ist diese Erklärung unwahrscheinlich.

Ein moderner Erklärungsversuch von Marvin Harris[5] geht von ökologischen und ökonomischen Faktoren aus. In den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas gingen die vormals ausgedehnten Wälder in der Zeit um 2000 v. Chr. durch Holzeinschlag, Erosion und die Vergrößerung der Ackerbauflächen auf nur noch kleine Restbestände zurück. Dadurch verloren die Schweine, die bis dahin in Eichen- und Buchenwäldern Nahrung, Schatten und feuchten Schlamm zum Suhlen fanden (sie besitzen keine Schweißdrüsen), ihre ökologische Nische und wurden zum Nahrungskonkurrenten des Menschen, der mit Getreide und dem knapp gewordenen Wasser hätte versorgt werden müssen. Anstelle der Schweine, die unter den veränderten Lebensbedingungen nur schwer und nicht mehr rentabel zu halten waren und sich durch den Wassermangel in ihrem Kot wälzen mussten, setzte sich die Haltung von Rindern, Schafen und Ziegen durch, die sich als Wiederkäuer von für Menschen unverdaulichen Pflanzen ernähren und besser an Hitze und Wassermangel angepasst sind. Zu dieser Zeit begann auch der Verzehr von Schweinefleisch zunehmend verpönt und mit religiösen Verboten belegt zu werden, so in Phönizien, Babylonien und Ägypten, später bei den Juden und schließlich bei den Muslimen.

Gesellschaftliche Debatte um das Angebot von Ersatzgerichten in öffentlichen Kantinen

  • Dänemark: Im Januar 2016 entfachte der Stadtrat der dänischen Stadt Randers einen „Frikadellen-Krieg“. Es wurde beschlossen, dass in den öffentlichen Kantinen auch Schweinefleisch angeboten werden muss.
  • Deutschland: Der CDU-Fraktionschef in Schleswig-Holstein, Daniel Günther, stellte einen Antrag gegen ein Schweinefleischverbot, da immer mehr Kantinen, Kitas und Schulen Schweinefleisch aus ihrem Angebot nehmen würden, um auf muslimische Gebräuche Rücksicht zu nehmen. Integration funktioniere nicht, wenn sich die Mehrheit im vorauseilendem Gehorsam einer Minderheit anpasse. Eine „Schweinefleischpflicht“ plane die CDU nicht. Seitens der Betreiber werden vor allem praktische Argumente angeführt: Nur für einen Teil der Kinder schweinefleischfrei zu kochen, sei zu kompliziert.
  • Frankreich: In den Schulmensen in Frankreich gibt es seit über 30 Jahren sogenannte Ersatzgerichte, wenn Schweinefleisch im Tagesgericht enthalten ist. 2016 bemühten sich einige Bürgermeister darum, diese Ersatzgerichte für Muslime und Juden zu verbannen, insofern dies nicht religionsneutral sei. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy unterstützt dies: Das verfassungsrechtlich verankerte „Prinzip der Laizität“ verbiete eine Aufteilung der Schulmenüs nach Religion.[6]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Schweinefleisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schweinefleisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Antwort der deutschen Bundesregierung zur kleinen Anfrage „Export und Import von tierischen Erzeugnissen und Futtermitteln“, 17. Januar 2012, S. 8/9 (PDF; 329 kB)
  2. Die Top 8 Export-Länder für deutsches Schweinefleisch. Artikel vom 05. April 2016 im Portal agrarheute, abgerufen am 11. Februar 2017
  3. 3,0 3,1 FAO (2011): FAOSTAT. Rom.
  4. Livestock and Poultry: World Markets and Trade. USDA. Abgerufen am 1. August, 2014.
  5. * Marvin Harris: Wohlgeschmack und Widerwillen. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-94412-5.
  6. Aus Rücksicht auf Muslime verzichten immer mehr Schulen und Kitas auf Schweinefleisch – das sorgt jetzt für Streit
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Schweinefleisch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.