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Sufentanil

Aus Jewiki
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Strukturformel
Strukturformel von Sufentanil
Allgemeines
Freiname Sufentanil
Andere Namen
  • N-[4-(Methoxymethyl)-1-(2-thiophen-2-ylethyl)-4-piperidyl]-N-phenyl-propanamid
  • Sufentanil citras
Summenformel C22H30N2O2S
CAS-Nummer
PubChem 41693
ATC-Code

N01AH03

DrugBank DB00708
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Opioid-Analgetikum

Eigenschaften
Molare Masse 386,55 g·mol−1
Schmelzpunkt
Löslichkeit

76 mg·l−1 in Wasser (bei 25 °C)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]

Citrat

06 – Giftig oder sehr giftig

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300+310+330
P: 262​‐​280​‐​Fehlerhafter P-Satz​‐​Fehlerhafter P-Satz​‐​Fehlerhafter P-Satz [3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.
Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Sufentanil ist ein synthetisches Opioid, das als stärkstes in Deutschland in der Humanmedizin zugelassene Schmerzmittel vor allem in der Anästhesie angewendet wird und mit Fentanyl strukturell verwandt ist.

Wirkung

Sufentanil vermittelt seine Wirkung über Opioidrezeptoren, die vor allem im zentralen Nervensystem zu finden sind. Als Opioid mit rein agonistischer Wirkung bindet Sufentanil mit hoher Affinität an µ-Opioidrezeptoren, jedoch auch an κ-Rezeptoren und führt so zu den typischen Opioidwirkungen wie Analgesie, Atemdepression, Euphorie und Miosis. Es besitzt die 7–10-fache relative analgetische Potenz von Fentanyl und die 700–1000-fache von Morphin (Referenz-Opioid).[4] Damit ist es von allen klinisch angewendeten Opioiden das potenteste. Nach intravenöser Gabe verteilt sich Sufentanil aufgrund seiner Lipophilie rasch in fetthaltigen Geweben. Die Wirkdauer beträgt ca. 30 Minuten. Der Abbau findet vorwiegend in der Leber statt, ein kleiner Anteil wird unverändert über die Niere ausgeschieden.

Bei gesunden Versuchspersonen führte Sufentanil im Vergleich mit Fentanyl zu einer stärkeren und länger anhaltenden Analgesie bei geringerer und kürzer anhaltender Atemdepression.[5] Die Ursache könnte auf einer höheren Affinität von Sufentanil zum µ1-Subrezeptor und vergleichsweise niedrigerer Affinität zum µ2-Subrezeptor beruhen, da die Analgesie vor allem über µ1-Subrezeptoren, die Atemdepression dagegen vorrangig über µ2-Subrezeptoren induziert wird. Eine unterschiedliche Involvierung beider µ-Opioid-Subrezeptoren in die analgetische und atemdepressorische Wirkung konnte durch Versuche mit dem selektiven µ1-Antagonisten Naloxonazin gezeigt werden, welches die analgetische Wirkung von Morphin, nicht aber die atemdepressorische Wirkung aufheben kann.[6]

Im Vergleich zu Fentanyl zeichnet sich Sufentanil durch eine wesentlich stärkere hypnosedative Wirkung aus. Während die hypnotische Dosis Sufentanil mit 3,5 µg/kg angegeben wird, liegt die vergleichbare Dosis Fentanyl bei 20–50 µg/kg.

Anwendung

Sufentanil wird hauptsächlich in der Anästhesie und in der Intensivmedizin als Schmerzmittel angewendet. Es kann repetitiv oder kontinuierlich mittels einer Spritzenpumpe zugeführt werden. Auch eine transdermale Applikationsform wurde entwickelt. Aufgrund seiner hohen analgetischen Potenz sollte es nur unter Überwachung verabreicht werden, um eine eventuelle Atemdepression nicht zu übersehen. In der Intensivmedizin wird Sufentanil bevorzugt zur kontinuierlichen Analgosedierung benutzt, da es besser steuerbar ist und eine größere therapeutische Breite als Fentanyl aufweist, gleichzeitig aber auch eine stärkere sedierende Wirkung besitzt und seltener zu Atemdepression führt.

Wechselwirkungen

Die Wirkung von Sufentanil kann durch bestimmte Calciumantagonisten beeinflusst werden. Die kombinierte Gabe von Nimodipin mit Sufentanil soll dessen analgetische Potenz – abhängig von den genauen experimentellen Bedingungen – um das 3,25–50-fache steigern. Im Vergleich dazu wird die atemdepressorische Potenz von Sufentanil durch Nimodipin in geringerem Ausmaß erhöht. Gleichzeitig wird die Toleranzentwicklung zurückgedrängt.[7][8] Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Toleranzentwicklung unter anderem auf einer Up-Regulation der Proteinkinasen GRK2, GRK3, GRK6 und beta-Arrestin 2 beruht, die durch Nimodipin verhindert wird.[9] Verbunden mit der Toleranzentwicklung ist eine Down-Regulation der µ-Opioidrezeptoren mit einer Konzentrationsabnahme um 55–67 %, welche durch gleichzeitige Gabe von Nimodipin verhindert wird.[10][11] Im Gegensatz zu Calciumantagonisten verstärkte der Calcium-Agonist Bay K 8644 die Entwicklung von Toleranz gegenüber der analgetischen Wirkung von Sufentanil.[12]

Unerwünschte Wirkungen

Wie alle Opioide kann auch Sufentanil die typischen Opioid-Nebenwirkungen erzeugen. Zu diesen zählen Atemdepression bis zur Apnoe, Euphorie, Obstipation sowie Übelkeit und Erbrechen.

Rechtsstatus in Deutschland

Sufentanil ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner Aufführung in der Anlage 3 BtMG ein verkehrsfähiges und verschreibungsfähiges Betäubungsmittel. Der Umgang ohne Erlaubnis oder Verschreibung ist grundsätzlich strafbar. Weitere Informationen sind im Hauptartikel Betäubungsmittelrecht in Deutschland zu finden.

Forschungsgeschichte

Sufentanil wurde 1976 erstmals von Paul Janssen veröffentlicht, der bereits das weit verbreitete Opioidderivat Fentanyl synthetisiert hatte. Der Wirkstoff ist seit Ende der 1980er Jahre ein gängiges Mittel in der operativen Anästhesie.[13][14]

Handelsnamen

Monopräparate Sufenta (D, A, CH), diverse Generika (D, A, CH)

Weblinks

 Commons: Sufentanil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Eintrag zu Sufentanil in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM)
  2. Royal Pharmaceutical Society (Hrsg.): Clarke's Analysis of Drugs and Poisons FOURTH EDITION. Pharmaceutical Press, London/Chicago 2011, ISBN 978-0-85369-711-4.
  3. 3,0 3,1 Datenblatt Sufentanil citrate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am {{{Datum}}} (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Datum nicht angegeben
  4. Karow, Lang-Roth: allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie (2005).
  5. P. L. Bailey et al.: Differences in Magnitude and Duration of Opioid-Induced Respiratory Depression and Analgesia with Fentanyl and Sufentanil, Anesth. Analg. 1990, 70, 8.
  6. G.S.F. Ling et al.: Separation of opioid analgesia from respiratory depression: evidence for different receptor mechanisms. J. Pharmacol. Exp. Ther. 1985, 232, 149.
  7. M. Dierssen, K. Flórez, M.A. Hurlé: Calcium channel modulation by dihydropyridines modifies sufentanil-induced antinociception in acute and tolerant conditions. Naunyn Schmiedebergs Arch. Pharmacol. 1990, 342, 559.
  8. F. Ruiz, M. Dierssen, J. Flórez, M.A. Hurlé: Potentiation of acute opioid-induced respiratory depression and reversal of tolerance by the calcium antagonist nimodipine in awake rats., Naunyn Schmiedebergs Arch. Pharm. 1993, 348, 633.
  9. M.A. Hurlé: Changes in the expression of G protein-coupled receptor kinases and beta-arrestin 2 in rat brain during opioid tolerance and supersensitivity. J. Neurochem. 2001, 77, 486.
  10. A. Diaz, F. Ruiz, J. Flórez, M.A. Hurlé, A. Pazos: Mu-opioid receptor regulation during opioid tolerance and supersensitivity in rat central nervous system., J. Pharmacol. Exp. Ther. 1995, 274, 1545.
  11. A. Díaz, A. Pazos, J. Flórez, M.A. Hurlé: Autoradiographic mapping of mu-opioid receptors during opiate tolerance and supersensitivity in the rat central nervous system. Naunyn Schmiedebergs Arch Pharmacol. 2000, 362, 101.
  12. J.V. Garaulet, M.L.Laorden, M.V. Milanes: Effect of chronic administration of dihydropyridine Ca2+ channel ligands on sufentanil-induced tolerance to µ- and κ-opioid agonists in the guinea pig ileum myenteric plexus, Reg. Peptides 1996, 63, 1.
  13. C. J. Niemegeers, K. H. Schellekens, W. F. Van Bever, P. A. Janssen: Sufentanil, a very potent and extremely safe intravenous morphine-like compound in mice, rats and dogs. In: Arzneimittelforschung. Band 26, Nr. 8, 1976, S. 1551–1556.
  14. Dariusz Maciejewski: Sufentanil in anaesthesiology and intensive therapy. In: Anaesthesiology Intensive Therapy. Band 44, 2012, S. 35–41.
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