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Susan Taubes

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Jacob und Susan Taubes

Susan Judith Taubes geb. Judit Zsuzsánna Feldmann (geb. 1928 in Budapest; Suizid 6. November 1969 in East Hampton) war eine US-amerikanische Religionswissenschaftlerin, Kulturwissenschaftlerin und Schriftstellerin.

Leben

Susan Taubes stammte aus einer jüdischen ungarischen Familie: Ihr Großvater Mózes Feldmann war Großrabbiner in Budapest[1] und ihr Vater Sándor Feldmann (1889/90–1973) Psychoanalytiker[2] der Schule von Ferenczi, mit dem er sich jedoch 1923 überworfen hatte.[3] Ohne seine Ehefrau emigrierte Feldmann mit seiner Tochter im Jahr 1939 in die USA.[4] Taubes studierte Philosophie an der Harvard University und wurde 1956 bei Paul Tillich promoviert. Ihre Dissertation hat den Titel The Absent God. A Study of Simone Weil.[5] Später lehrte sie Religionsgeschichte an der Columbia University in New York. In den letzten Jahren vor ihrem Tod war sie stärker im Bereich von Theater und Literatur engagiert. So wirkte sie im Open Theater mit und gehörte außerdem einem Schriftstellerkreis um Susan Sontag an.

Susan und Jacob Taubes

Von 1949 bis 1961[4] war der Judaist Jacob Taubes in seiner ersten Ehe mit Susan Taubes verheiratet. Der Ehe entstammen der Sohn Ethan (* 1953) und die Tochter Tania (* 1956). In dem Anfang November 1969 erschienenen autobiografischen Roman Divorcing (deutscher Titel Scheiden tut weh) berichtet die Autorin über ihre unglückliche Ehe mit dem berühmten, aber manisch-depressiven und grauenhaft egomanischen Gelehrten, über ihre Verzweiflung und die Scheidung im Jahr 1961. Wenige Tage nach den ersten Rezensionen des Romans beging Susan Taubes am 6. November 1969 im Alter von 41 Jahren Suizid.[5]

Nachlass

Der umfangreiche schriftliche Nachlass von Susan Taubes befindet sich im Berliner Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL). Die Susan Taubes-Edition wird seit 2003 unter der Leitung von Sigrid Weigel und Christina Pareigis archiviert und erforscht. Die Literaturwissenschaftlerin Pareigis hat 2011 den ersten Band (1.1) der Edition herausgegeben und kommentiert. Dieser Band enthält 128 Briefe in der jeweiligen Originalsprache Englisch und Deutsch. Der Briefwechsel entstand innerhalb eines halben Jahres während einer räumlichen Trennung: Zu dieser Zeit lebte die Philosophiestudentin Susan Taubes in New York und der angehende Research Fellow Jacob Taubes in Jerusalem. 2014 erschien der zweite Band der Edition, herausgegeben von Christina Pareigis. Er enthält 141 in ihren Originalsprachen Englisch und Deutsch abgedruckte Briefe aus dem Jahr 1952. Auch 1952 leben Susan und Jacob Taubes räumlich voneinander getrennt: Susan verbringt ein Studiensemester an der Pariser Sorbonne, während Jacob an der Hebrew University Jerusalem lehrt.

Geht es im ersten Band um die kulturellen und intellektuellen Szenen in New York und Jerusalem, so erzählen die in Band 1.2 versammelten Briefe von der intellektuellen und künstlerischen Avantgarde in Paris. Sie berichten von persönlichen Begegnungen mit Emmanuel Lévinas, Hannah Arendt, Albert Camus und Marc Chagall. Zugleich zeugen die Briefe von einer Radikalisierung der Auseinandersetzungen zwischen dem Ehepaar.

Im Jahr 2015 publizierte das ZfL unter dem Titel Prosaschriften auch eine Reihe von bis dahin zumeist unveröffentlichten Erzählungen von Susan Taubes.

Veröffentlichungen

Prosa

  • Divorcing. Roman. Random House, New York 1969.
    • Neuausgabe: Divorcing. Einführung von David Rieff. The New York Review of Books, New York 2020, ISBN 978-1681374949.
    • Deutsche Ausgabe: Scheiden tut weh. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Nadine Miller. Matthes & Seitz, München 1995, ISBN 3-88221-801-0.
  • The Sharks. Kurzgeschichte. In: The Virginia Quarterly Review. 41 (1965), S. 102–107.
  • The Patient. Kurzgeschichte. In: Transatlantic Review. 23 (1966/67), S. 101–108.
  • Prosaschriften. Kurzgeschichten und Novelle. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Werner Richter, herausgegeben und kommentiert von Christina Pareigis. Wilhelm Fink, Paderborn 2015, ISBN 978-3-7705-5900-8.

Herausgeberschaften

  • als Susan Feldmann: African Myths and Tales. Dell, New York 1963, 4. Aufl. 1973.
  • als Susan Feldmann: The Storytelling Stone. Myths and Tales of the American Indians. Dell, New York 1965
    • Neuauflage: The Storytelling Stone. Traditional Native American Myths and Tales. Random House, New York 1999.

Aufsätze und Rezensionen

  • als Shoshana Taubes: Albert Camus: L’Homme Révolté. Rezension. Gallimard, Paris 1951.
    • Hebräische Fassung in: Iyyun. A Hebrew Philosophical Quarterly. 3 (July 1952), S. 173–175.
  • als Susan A. Taubes[6]: The Nature of Tragedy. In: The Review of Metaphysics. 26 (1953), S. 193–206.
  • The Gnostic Foundation of Heidegger’s Nihilism. In: The Journal of Religion 34 (1954), S. 155–172.
  • Herbert Weisinger. Tragedy and the Paradox of the Fortunate Fall. Rezension. In: Ethics 64 (1954), S. 321–325.
  • als Susan Anima Taubes: The Absent God. In: The Journal of Religion 35 (1955), Chicago, S. 6–16
    • Nachdruck: Thomas J. J. Altizer (Hrsg.): Toward a New Christianity. Readings in the Death of God Theology. New York 1967, S. 107–119.
  • The Riddle of Simone Weil. In: Exodus 1 (Spring 1959), New York, S. 55–71
    • Deutsche Ausgabe: Das Rätsel um Simone Weil. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Birgit Leib. In: Der Pfahl. Jahrbuch aus dem Niemandsland zwischen Kunst und Wissenschaft. 9 (1995), S. 205–220.
  • On Going to One’s Own Funeral. In: The Supplement, Columbia Daily Spectator. Oct. 27, 1961, S. 1 u. 5.
    • Überarbeitung: The White Mask Falls. Zu Jean Genet: The Blacks. In: Tulane Drama Review. 7 (Spring 1963), S. 85–92.

Briefe

  • Die Korrespondenz mit Jacob Taubes 1950–1951, hg. u. kommentiert v. Christina Pareigis, München/Paderborn 2011 (= Bd. 1,1, der Schriften von Susan Taubes, hg. v. Sigrid Weigel).

Literatur

  • Thomas Macho: Moderne Gnosis? Zum Einfluß Simone Weils auf Jacob und Susan Taubes. In: Richard Faber, Eveline Goodman-Thau u. Thomas Macho (Hrsg.): Abendländische Eschatologie. Ad Jacob Taubes. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, S. 545–560.
  • Christina Pareigis: „Creation is always violent“. Susan Taubes an Jacob Taubes, Zürich, 4. April 1952. In: Trajekte 8 (Okt. 2007), S. 6–15.
  • Christina Pareigis: When an Exile Celebrates her Fate. Zum 40. Todestag von Susan Taubes. In: Dan Diner (Hrsg.): Jahrbuch des Simon-Dubnow-Instituts/Simon Dubnow Institute Year-book. VIII, Göttingen 2009, S. 397–417.
  • Christina Pareigis: Letter from Susan Taubes to Jacob Taubes April 4, 1952. In: Telos 150 (Spring 2010), S. 111–114.
  • Christina Pareigis: Searching for the Absent God. Susan Taubes’s Negative Theology, in: Telos 150 (Spring 2010), S. 97–110.
  • Christina Pareigis: Susan Taubes. Bilder aus dem Archiv, in: Trajekte 10 (April 2010), S. 22–29.
  • Christina Pareigis: Salome und der Kopf des Propheten. Zum 90. Geburtstag von Susan Taubes. In: Jalta. Positionen zur jüdischen Gegenwart, Ausgabe 04, 2018, Nr. 2, S. 12–20.
  • Christina Pareigis: Susan Taubes. Eine intellektuelle Biographie. Wallstein, Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3749-7.
  • Helen Thein: Das Rätsel um Susan Taubes. Eine Spurensuche, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 59 (2007), S. 371–380.
  • Helen Thein: Botschaften. Susan Sontags Auseinandersetzungen mit Simone Weil und die Spuren ihrer Freundschaft mit Susan Taubes, in: Jan Engelmann, Christine Holste u. Richard Faber (Hg.): Leidenschaft der Vernunft. Die öffentliche Intellektuelle Susan Sontag, Würzburg 2010, S. 29–48.
  • Sigrid Weigel: Die Religionsphilosophin Susan Taubes. „Negative Theologie“ als Kulturtheorie der Moderne, in: B. Greiner u. Ch. Schmidt (Hg.): Arche Noah. Die Idee der 'Kultur' im deutsch-jüdischen Diskurs, Freiburg/Br. 2002, S. 383–401.
  • Sigrid Weigel: Susan Taubes und Hannah Arendt. Zwei jüdische Intellektuelle zwischen Literatur und Philosophie, zwischen Europa und USA, in: Ariane Huml u. Monika Rappenecker (Hg.): Jüdische Intellektuelle im 20. Jahrhundert. Literatur- und kulturgeschichtliche Studien, Würzburg 2003, S. 133–149.
  • Sigrid Weigel: Zwischen Religionsphilosophie und Kulturgeschichte Susan Taubes zur Geburt der Tragödie und zur negativen Theologie der Moderne, in: dies.: Literatur als Voraussetzung der Kulturgeschichte. Schauplätze von Shakespeare bis Benjamin, München 2004, S. 127–145.
  • Sigrid Weigel: Hinterlassenschaften, Archiv, Biographie. Am Beispiel von Susan Taubes. In: Bernhard Fetz u. Hannes Schweiger (Hrsg.): Spiegel und Maske. Konstruktionen biographischer Wahrheit. Wien 2006, S. 33–48.
  • Sigrid Weigel: Between the Philosophy of Religion and Cultural History. Susan Taubes on the Birth of Tragedy and the Negative Theology of Modernity, in: Telos 150 (Spring 2010), S. 115–136.

Quellen

  • Susan Taubes: Die Korrespondenz mit Jacob Taubes 1950–1951, hg. v. Christina Pareigis, München/Paderborn 2011 (Schriften von Susan Taubes Bd. 1.1)
  • Susan Taubes: Die Korrespondenz mit Jacob Taubes 1952, hg. v. Christina Pareigis, München/Paderborn 2014 (Schriften von Susan Taubes Bd. 1.2)
  • Höllische Zweisamkeit. In: Der Spiegel. Nr. 21, 1995, S. 203–204 (22. Mai 1995, online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. György Haraszti: Két világ határán (Geschichte der Rumbach-Synagoge), aus: Múlt és Jövő, zweisprachiges Journal der ungarisch-jüdischen Kultur, S. 23
  2. Eintragung der ungarischen Berufsvereinigung (Memento vom 16. März 2016 im Internet Archive)
  3. Thalassa, journal of the Sándor Ferenczi Society, Budapest, (18) 2007, 2–3: S. 204
  4. 4,0 4,1 Höllische Zweisamkeit. In: Der Spiegel, Nr. 21/1995, S. 203.
  5. 5,0 5,1 Lene Zade: Ja, ich bin tot. In: Jüdische Zeitung 11/2009.
  6. Auf dem Deckblatt steht irrtümlich die Abkürzung B.
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