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At-Tahrir-Platz

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Dieser Artikel behandelt den Tahrir-Platz in Kairo, Ägypten. Zu anderen Plätzen mit diesem Namen siehe Platz der Befreiung.
Der At-Tahrir-Platz am frühen Morgen; im Hintergrund Ägyptens Zentralverwaltungsgebäude, die Mogamma.

Der Tahrir-Platz, (arabisch ميدان التحرير, DMG Maidān at-Taḥrīr ‚Platz der Befreiung‘; [meˈdæːn ettæħˈɾiːɾ]) ist ein bedeutender Innenstadtplatz der ägyptischen Hauptstadt Kairo in der Nähe des rechten Nil-Ufers. Er entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert. Der Platz besteht vor allem aus einem drei- bis fünfspurigem Kreisverkehr mit begrünter Mittelinsel. In seiner unmittelbaren Umgebung liegen wichtige staatliche Verwaltungsgebäude sowie einige bekannte Sehenswürdigkeiten und Hotels der Stadt. Der Platz, unter dem sich an der U-Bahn-Station „Sadat“ die beiden Metrolinien 1 und 2 kreuzen, wird von Bussen und Individualverkehr stark frequentiert. 2011 war er der Kundgebungsplatz der Kräfte, die gegen oder für den Präsidenten Husni Mubarak eintraten und wurde deshalb zum Symbol der ägyptischen Revolution.

Lage

Der Platz wird in Ost-West-Richtung von der At-Tahrir-Straße durchzogen und bildet den nördlichen Abschluss der historischen Qasr al-Ayn Straße. Er liegt rund 500 Meter nördlich des Regierungssitzes, des Innenministeriums, des ägyptischen Außenministeriums und der US-Botschaft.

An der Nordseite des Tahrir-Platzes befindet sich unter anderem das Gebäude des Ägyptischen Nationalmuseums, das 1858 vom französischen Ägyptologen Auguste Mariette gegründet und 1902 in den neoklassischen Bau umgesiedelt wurde. Weiter östlich liegt der Präsidentenpalast und südöstlich das Parlamentsgebäude.

Benachbarter Stadtteil ist Qasr ed-Dubara (Qasr/Kasr el-Dubara / قصر الدوبارة / Qaṣr ad-Dūbāra) mit der Umar-Makram-Moschee und dem Palast der Prinzessin Nimet Kamāl ed-Dīn (Außenministerium) und dem el-Mugammaʿ (مجمع التحرير / Muǧammaʿ at-Taḥrīr /‚Verwaltung am Taḥrīr-Platz‘; Baujahr 1951). Weiter südlich liegt die Gartenstadt (Garden City / جاردن سيتي), verbunden über die Kasr-el-Aini-Straße.

Südwestlich vom Museum folgen entlang der Corniche das The Nile Hotel (Hilton Hotelkette) und das Hochhaus der Arabischen Liga.

In westlicher Richtung erreicht man über die Kasr-el-Nil-Straße und die Kasr-el-Nil-Brücke (كوبري قصر النيل, DMG Kūbrī Qaṣr an-Nīl) die Nil-Insel Gezira u.a. mit der modernen Oper (1988) und vielen Botschaftsgebäuden.

Nordwestlich vom Ägyptischen Museum schließt sich die Zentrale der Nationaldemokratischen Partei Ägyptens, der Partei des damaligen Staatspräsidenten Mubarak, an. Das Gebäude ist seit einem Brand im Zusammenhang mit den Unruhen im Januar 2011 schwer beschädigt.

Östlich des Platzes liegt die Kairoer Innenstadt, deren wichtigste Straßenverbindung die am Tahrir-Platz beginnende Talaat-Harb-Straße ist. Diese Straße wurde nach Talaat Harb, dem Begründer der ägyptischen Nationalbank benannt und ist einer der Haupteinkaufsbereiche Kairos.

Der Tahrir-Platz grenzt außerdem an den historischen Innenstadt-Campus der Amerikanischen Universität Kairo.

Geschichte

Der Tahrir-Platz ist am 8. Februar 2011 Zentrum der regimekritischen Bewegung gegen Präsident Mubarak

Das Gelände östlich des Nils wurde im 19. Jahrhundert unter der Regentschaft des osmanischen Vizekönigs Ismail Pascha in dem Wunsch angelegt, die Infrastruktur der nahöstlichen Metropole mit Hilfe großzügiger Boulevards und Uferpromenaden städtebaulich an das Aussehen mitteleuropäischer Großstädte anzulehnen. Im Bereich des heutigen Tahrir-Platzes entstand ab 1863 eine Kaserne für die ägyptische Armee. Die Kasernengebäude wurden 1882 von den Briten übernommen, sie waren 1919 und nochmals nach dem Zweiten Weltkrieg Schauplatz von Protesten gegen die britische Besatzung. Nach dem Abzug der britischen Truppen wurde die Kaserne 1947 abgerissen. Der Platz, der zunächst nach Ismail Pascha die Bezeichnung „Midan al-Ismailiyya“ erhalten hatte, wurde nach dem Sturz der Monarchie durch einen Militärputsch und der Proklamation Ägyptens als Republik 1954 in „Midan at-Tahrir“ – Platz der Befreiung – umbenannt.[1]

In der Folge gab es einige Vorschläge zur Neugestaltung der durch den Kasernen-Abriss entstandenen Freifläche. Bis 1958 entstanden drei große Bauten: das Mogamma-Gebäude der Stadtverwaltung, das Hotel Nile Hilton und das Hauptquartier der arabischen Liga. Der eigentliche Tahrir-Platz hatte ab 1950 hauptsächlich die Funktion eines Verkehrsknotens inne. Dagegen wurde die Freifläche vor dem Ägyptischen Museum, zuvor der Sportplatz der Kaserne, gärtnerisch zu einem Park gestaltet. Dieser Park wurde in den Folgejahren allerdings schrittweise in einen Parkplatz umgewandelt.[1]

1977 war der Tahrir-Platz Schauplatz der spontanen und gewalttätigen „Brotunruhen“ gegen die Regierung von Anwar Sadat und 1991 Zentrum der Proteste gegen den Irakkrieg.[1] Während der Revolution in Ägypten 2011 fanden die größten Kundgebungen des Landes auf dem Platz statt, der damit zu einem wichtigen und umkämpften Symbol zwischen den Parteien wurde. Am 25. Januar besetzten erstmals etwa 15.000 Demonstrierende den Platz im Rahmen eines ausgerufenen „Tages des Zorns“.[2] Am 2. Februar kam es schließlich vor allem nördlich des Platzes neben dem Ägyptischen Museum zu stundenlangen gewaltsamen Straßenkämpfen zwischen Regimegegnern und Anhängern des damals noch amtierenden Präsidenten Husni Mubarak.

Ende 2011 gab der Gouverneur von Kairo bekannt, dass ein Gestaltungswettbewerb für den Tahrir-Platz stattfinden solle.[1]

Symbolische Bedeutung

Der Tahrir-Platz kann als geografisches und administratives Zentrum von Groß-Kairo angesehen werden und wurde wiederholt zum Ort von Kundgebungen und Protesten. Seit 2011 hat er eine zusätzliche symbolische Bedeutung bekommen, die sich in Protest- und Occupy-Bewegungen der ganzen Welt manifestiert: Das „Modell Tahrir“ verbindet aus diskurstheoretischer Sicht die beiden Protestformen Demonstration und Aufruhr einerseits sowie länger andauernde Besetzung mit Nachtlager andererseits. „'Yes we camp' wurde, nachdem es in Peking 1989 von Panzern überrollt worden war, in Kairo neu erfunden und proliferierte von dort tendenziell weltweit.“[3] Das „wochenlange kulturrevolutionäre Tag- und Nachtlager“ kann als „Basisutopie einer egalitären As-Sociation“ angesehen werden, als „das Modell einer neuen As-Sociation, die neue gesellschaftliche Regeln begründen kann“[4] Der Autor verweist darauf, dass „Tahrirplätze“ in den nördlichen Krisenbewegungen auftauchten, „zum Beispiel an der Puerta del Sol in Madrid und schließlich sogar in Israel“.[5]


Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Tahrir – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Frühere Ereignisse:

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Mohamed Elshaded: Tahrir Square: Origins and Futures. In: Topos. Bd. 76, 2011, S. 12–17.
  2. Tausende Ägypter marschieren gegen Mubarak, Spiegel Online, 25. Januar 2011 (abgerufen am 10. Februar 2011)
  3. Jürgen Link, Von der Denormalisierung zu kulturrevolutionären Drives? In: kultuRRevolution Nr. 61/62 (2011/2012), S. 12-18, hier S. 15. - ISSN 0723-8088
  4. ebd.
  5. A.a.O. S. 14


30.04442231.235696
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tahrir-Platz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.