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Tichel

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Geknotetes Tichel

Tichel (Jiddisch טיכל tikhl) oder mitpachat (Hebräisch מִטפַּחַת miṭpaḥat) ist das jiddische Wort für das Kopftuch, das viele verheiratete jüdisch-orthodoxe Frauen tragen, gemäss Dresscode und Regeln des bescheiden-zurückhaltenden Auftretens, bekannt unter dem Begriff tzniut, die erfordern, dass verheiratete Frauen ihr Haar bedecken bzw. verbergen.[1] Die Bandbreite von Tichels reicht von einfachen, einfarbigen, rückseitig verknoteten Baumwolltüchern bis zu aufwendigen, aus verschiedenen Stoffen bestehenden und komplizierten Verknotungen arrangierten Kopfbedeckungen.

Etymologie

Das jiddische Wort tichel ist der Diminutiv von Tuch, vgl. auch die bayrischen Diminutive Tiachal, Tücherl.

Hintergrund

Orthodoxe Juden glauben, dass eine Frau nach der Hochzeitszeremonie ihr Haar nur noch ihrem Ehemann zeigen sollte.[2] Nach der Mischna in Ketubba (7:6) ist die Verpflichtung zur Bedeckung des Haares allerdings nicht biblischen Ursprungs. Die Mischna bespricht an der genannten Stelle jedoch Verhaltensweisen, die Grund für eine Scheidung sein können, wie mit offenem Haar in der Öffentlichkeit erscheinen, auf dem Marktplatz Webarbeiten durchführen und mit Männern sprechen, und nennt diese Verhaltensweisen Verletzungen jüdischer (halachischer) Regeln (Dat Yehudit), im Gegensatz zu den mosaischen Regeln (Dat Moshe). Dennoch erklärt der Talmud in dieser Mischna, dass, wenn das Haar in der Öffentlichkeit völlig unbedeckt ist, dies in der Tat eine Übertretung von Dat Moshe sein würde. Die Mischna bezieht sich auf eine Frau, die ihr Haar mit einem Haarnetz bedeckt, so dass die Haare durch die Löcher sichtbar sind, da in diesem Fall den biblischen Vorschriften Genüge getan ist, nicht aber denjenigen, die vom Dat Yehudit verlangt werden.[3]. Diese Kategorisierung legt nahe, dass die Bedeckung des Haares keine absolute Verpflichtung ist, die von Moses am Sinai herrührt, sondern ein Ausdruck der Bescheidenheit, festgelegt durch die Gemeinschaft der Juden. In Berakhot 24a definieren die Rabbinen Haare als sexuell bzw. erotisch konnotiert (ervah) und verbieten Männern das Gebet, falls sie unbedecktes Frauenhaar in unmittelbarer Nähe sehen können. Die Rabbinen stützen diese Einschätzung auf die Bibelstelle: "Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön: Deine Augen sind Tauben hinter deinem Schleier. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die an den Abhängen des Gebirges Gilead lagern." (Das Hohelied 4:1), welche darauf hindeutet, dass dieses Lob die sinnliche Natur des Haares widerspiegelt.

Erscheinungsformen

Das Erscheinungsbild der weiblichen Kopfbedeckung variiert in jeder Gruppierung des orthodoxen Judentums. Während Anhängerinnen des orientalischen und sephardischen Judentums nach der Hochzeit gemäß Landessitte einen kostbar verzierten Turban tragen, bevorzugen religiöse Zionistinnen mitunter einen Hut oder ein Haarnetz (mitpachat). Manche ultraorthodoxe Frauen verwenden Perücken (scheitel), die sie von unverheirateten Mädchen unterscheiden. Dieser Brauch manifestierte sich in bestimmten europäischen ultraorthodoxen Kreisen gegen Ende des 17. Jahrhunderts, als in Frankreich hochwertige Perücken in Mode kamen und für das Tichel eine zunehmende Konkurrenz darstellten. Bei einigen ultraorthodoxen Denominationen, die vorwiegend aus Ungarn stammen, besteht der Brauch, dass sich Frauen unmittelbar nach der Heirat das Haupthaar scheren lassen. Begründet wird diese Tradition auch mit Verweis auf die Mikwe, deren Wasser an jede Körperstelle gelangen soll. In manchen streng orthodoxen Kreisen tragen verheiratete Frauen als äußeres Merkmal für ihren Ehestand zusätzlich zu ihrem scheitel ein Tichel.

Fußnoten

Interne Links

Externe Links

 Commons: Tichel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Andere Wikis


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Tichel (25. Juni 2018) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Der Wikipedia-Artikel steht unter der Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-NC-SA 3.0). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar, die vor Übernahme in Jewiki am Text mitgearbeitet haben.