Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Tilla Durieux

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tilla Durieux im Jahr 1905, fotografiert von Jacob Hilsdorf
Tilla Durieux als Circe (Porträt von Franz von Stuck, 1913)
Tilla Durieux (Porträt von Pierre-Auguste Renoir, 1914)
Tilla Durieux (Porträt von Emil Orlik, 1922)
Die Schauspielerin nach der Aufführung von „Langusten“ 1967 in München

Tilla Durieux, eigentlich Ottilie Godeffroy (geb. 18. August 1880 in Wien; gest. 21. Februar 1971 in Berlin) war eine österreichische Schauspielerin.

Leben

Sie war die Tochter des Chemieprofessors Richard Godeffroy und seiner Frau, einer ungarischen Pianistin.[1]

Durieux absolvierte ihre Schauspielausbildung in Wien. Da ihre Eltern die Berufswahl der Tochter ablehnten, nahm sie später als Künstlernamen den Geburtsnamen du Rieux ihrer Großmutter väterlicherseits an.

Sie debütierte 1902 in Olmütz, wechselte dann nach Breslau und war von 1903 bis 1911 am Deutschen Theater in Berlin engagiert. Hier spielte sie Lady Milford in Kabale und Liebe (1903), Kunigunde in Das Käthchen von Heilbronn (1905), Rhodope in Friedrich Hebbels Gyges und sein Ring (1907), die Titelfigur in Hebbels Judith (1909) und Jokaste in König Ödipus (1910), engagierte sich aber auch als Sprecherin beispielsweise im Neuen Club von Kurt Hiller.

Im Jahr 1907 begann Durieux zusammen mit dem Kulturpolitiker, SPD-Mitglied und späterem Musikpädagogen Leo Kestenberg an vielen ihrer probefreien Sonntagen in die damaligen Vororte Berlins (wie in den Park Hasenheide in Neukölln) zu fahren und dort bei Arbeiter-Matineen und -Versammlungen Werke von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Richard Dehmel, Georg Herwegh oder Adelbert von Chamisso zu lesen, klassische Musik zu spielen oder Melodramen aufzuführen. Diese Darbietungen wurden erst durch den Beginn des Ersten Weltkrieges unterbrochen.[2]

Von 1911 bis 1914 trat sie am Berliner Lessingtheater auf, ab 1915 am Königlichen Schauspielhaus sowie von 1919 an am Staatstheater. Wichtige Rollen hier waren unter anderem die Gräfin Werdenfels in Frank Wedekinds Der Marquis von Keith (1920) und die Titelrolle in seinem Drama Franziska (1924/25, auch in Wien).

1927 war sie an der Finanzierung der Piscator-Bühne beteiligt und trat auch unter der Regie von Erwin Piscator auf. Im Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre kam sie mit ebenfalls berühmten Berliner Persönlichkeiten wie der Gesellschaftsfotografin Frieda Riess in Kontakt. 1933 verließ sie Deutschland nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wegen ihres jüdischen Ehemannes und spielte am Theater in der Josefstadt in Wien sowie 1935 in Prag, wo sie in Macbeth die Lady Macbeth darstellte. Während des Zweiten Weltkriegs lebte Durieux in Zagreb (Kroatien), wo sie sich nach eigener Aussage an der „Roten Hilfe“ für die Partisanen unter Tito beteiligte.[3][4] 1952 kehrte sie nach Deutschland zurück und gastierte an Theatern in Berlin, Hamburg und Münster. Späte Rollen waren die Pförtnerin in Traumspiel (1955 in Berlin und 1963 in Hamburg), Mutter in Max Frischs Die Chinesische Mauer (1955 in Berlin und 1963 in Hamburg) und Peitho in Gerhart Hauptmanns Atriden (1962, Regie: Erwin Piscator).

Durieux war zunächst mit dem Maler Eugen Spiro (1874–1972) verheiratet, von dem sie 1906 geschieden wurde. 1910 heiratete sie den deutschen Verleger und Galeristen Paul Cassirer (1871–1926), nach dessen Tode Ludwig Katzenellenbogen (1877–1944), den Generaldirektor des Schultheiss-Patzenhofer-Konzerns in Berlin, der 1943[5] oder 1944[6] nach seiner Deportierung ins KZ Sachsenhausen verstarb.

Tilla Durieux, die 1971 an einer Sepsis nach der operativen Versorgung einer Oberschenkelhalsfraktur im Oskar-Helene-Krankenhaus verstarb, wurde – nach der Kremierung im Krematorium Wilmersdorf – neben ihrem zweiten Mann Paul Cassirer auf dem Städtischen Waldfriedhof Charlottenburg beigesetzt. Der Grabstein, der viel später von einem Bewunderer gespendet wurde, ehrt die große Künstlerin postum mit dem Professorentitel, den die Durieux in Salzburg am Mozarteum kurzzeitig innegehabt hatte.[7] Sie selber hatte auf diesen Namenszusatz jedoch nie Wert gelegt.

Tilla-Durieux-Schmuck

Anlässlich ihres 65-jährigen Bühnenjubiläums stiftete sie 1967 den Tilla-Durieux-Schmuck, der alle zehn Jahre an eine hervorragende Vertreterin der deutschen oder der österreichischen Schauspielkunst verliehen wird. Es handelt sich dabei um ein Collier aus 32 in Platin gefaßten Zirkonen. Die sehr schöne Art déco-Arbeit war vermutlich ein Geschenk Paul Cassirers an seine Frau. 2005 wurde der Schmuck aus Anlass des 125. Geburtstags von Tilla Durieux im Berliner Trauer- und Bestattungshaus zur Ausstellung „Die Gräfin ohne Gleichen“ erstmals einer größeren Öffentlichkeit gezeigt.

Ausschlaggebend bei der Suche nach einer Preisträgerin ist das Votum der aktuellen Trägerin des Schmuckes, Schirmherrschaft hat die Akademie der Künste (Berlin). Bislang wurden folgende Schauspielerinnen geehrt:

Filmografie

  • 1914: Der Flug in die Sonne
  • 1914: Die Launen einer Weltdame / Königin der Laune
  • 1915: Nahira. Die Hand am Vorhang
  • 1920: Die Verschleierte
  • 1920: Der zeugende Tod
  • 1921: Haschisch, das Paradies der Hölle
  • 1923: Prinz Karneval
  • 1929: Frau im Mond
  • 1953: Die Stärkere
  • 1953: Die letzte Brücke
  • 1956: Anastasia, die letzte Zarentochter
  • 1957: Die Schwestern (TV)
  • 1957: Gerichtet bei Nacht (TV)
  • 1957: Illusionen (TV)
  • 1957: Nebel (TV)
  • 1957: Von allen geliebt
  • 1957: Ihr 106. Geburtstag (TV)
  • 1957: El Hakim
  • 1958: Antigone (TV)
  • 1958: Auferstehung
  • 1958: Eine fast mögliche Geschichte (TV)
  • 1959: Vergessene Gesichter (TV)
  • 1959: Labyrinth / Neurose
  • 1959: Morgen wirst Du um mich weinen
  • 1960: Als geheilt entlassen
  • 1960: Langusten (TV)
  • 1961: Barbara
  • 1962: Nur eine Karaffe (TV)
  • 1963: Achtzig im Schatten (TV)
  • 1963: Unterm Birnbaum (TV)
  • 1963: Das Fäßchen (TV)
  • 1963: Haben (TV)
  • 1964: Die Festung / Verdammt zur Sünde
  • 1964: Die Schneekönigin (TV)
  • 1965: Der Familientag (TV)
  • 1965: Weiße Wyandotten (TV)
  • 1965: Es
  • 1967: Ein Toter braucht kein Alibi (TV)
  • 1970: Durch die Wolken (TV)

Diskografie

  • 1970: "Weißt Du noch..." Tilla Durieux im Gespräch mit Herbert Ihering und Rolf Ludwig VEB-Deutsche Schallplatten/Litera 1970 (Litera 8 60 118)

Ehrungen

1987 wurde an ihrem Wohnhaus Bleibtreustraße 15 in Berlin-Charlottenburg eine Berliner Gedenktafel angebracht.

Nahe dem Potsdamer Platz in Berlin wurde ihr 2003 der Tilla-Durieux-Park gewidmet.[8]

Veröffentlichungen

  • Eine Tür fällt ins Schloß. Roman. Horen, Berlin-Grunewald 1928
  • Eine Tür steht offen. Erinnerungen. Herbig, Berlin-Grunewald 1954 (entstanden 1944)
  • Meine ersten neunzig Jahre. Erinnerungen. Herbig, München 1971

Literatur

  • Melanie Ruff, Tilla Durieux. [9]
  • Spomenka Štimec: Tilla. Roman. Edistudio, Pisa 2002, ISBN 88-7036-071-7. (in Esperanto)
  • Spomenka Štimec: Tilla. Aus dem Esperanto ins Japanische übersetzt von Mori Singo. Sinpuu-sya, Tokyo, ISBN 4-7974-5082-7.
  • Joachim Werner Preuss (Hrsg.): Tilla Durieux. Porträt der Schauspielerin. Deutung und Dokumentation. Berlin 1965
  • Wilhelm Biermann: Tilla Durieux, Gedichte. Berlin 1925

Abbildungen

[10]

Ölgemälde

  • 1905, Eugen Spiro, Portrait mit Hund
  • 1907, Olaf Gulbransson, Portrait, Hars-Gulbransson, Tegernsee
  • 1907, Max Slevogt, Portrait als Salome, Stadtmuseum Zagreb und Portrait zu Cleopatra
  • 1908, Lovis Corinth, Portrait als spanische Tänzerin, Privatbesitz
  • 1910, Oskar Kokoschka, Bildnis, Museum Ludwig, Köln
  • 1910, Julie Woldthorn, Portrait, Stiftung Archiv Akademie der Künste, Berlin
  • 1912, Max Oppenheimer, Bildnis, Rudolf Leopold,Wien
  • 1914 Pierre-Auguste Renoir, Portrait, Metropolitan Museum of Art, New York
  • 1913, Franz von Stuck, Portrait als Cicre, Nationalgalerie Berlin
  • 1921, Max Slevogt, Bildnis als Weib des Potiphar, Landesmuseum Mainz

Büsten

  • 1912, Ernst Barlach, vier Büsten
  • 1917, Herman Haller, Terrakottabüste, Kunsthaus Zürich
  • 1937, Mary Duras, Bronzebüste, Nationalgalerie Prag
  • 1967, Götz Löpelmann, Gipsbüste
  • o.J. Hugo Lederer, Bronzebüste

Lithographien

Weblinks

 Commons: Tilla Durieux – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tilla Durieux: Meine ersten neunzig Jahre. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1976, S. 10ff.
  2. Tilla Durieux: Meine ersten neunzig Jahre. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1976, S. 79f.
  3. Tilla Durieux: Meine ersten neunzig Jahre. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 1976, S. 256ff
  4. balkanpeace.org
  5. simplicissimus.info
  6. Ein Schuss ins Herz. In: Die Welt
  7. Das Grab von Tilla Durieux auf knerger.de
  8. Tilla-Durieux-Park. In: Kaupert
  9. Diplomarbeit, Universität Wien. Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, BetreuerIn: Johanna Gehmacher, (2007) [1]
  10. Verena Perlhefter: „andere halten sich Rennpferde …“ Tilla Durieux – Schauspielerin und meistportraitierte Frau ihrer Zeit. Belvedere, Bd. 12. Wien 2006, S. 32–45, 95–101.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tilla Durieux aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.