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Union Hymnal for Jewish Worship

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Lied aus dem Union Hymnal for Jewish Worship

Das Union Hymnal for Jewish Worship () ist ein wichtiges Gesangbuch des US-amerikanischen Reformjudentums.

Details

  • In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in den jüdischen Reformgemeinden der USA viele Gebets- und Hymnenbücher. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erkannten Rabbiner in den USA dann zunehmend, dass die bisher übliche Kombination von Orgel und Chor die Gemeinden kaum zum Mitsingen animierte, sondern eher einschüchterte. So beschloss die Central Conference of American Rabbis die Hymnen zu reformieren und als Buch zu veröffentlichen.
  • Im Jahr 1897 erschien dann unter Verantwortung von Kantor Alois Kaiser (1840-1908) das Union Hymnal for Jewish Worship. Um das Jahr 1905 waren bereits circa 62.000 Kopien des Buches verkauft, und das Union Hymnal for Jewish Worship wurde in 183 Gemeinden verwandt. [1]
  • Im Jahr 1914 erschien beim Verlag Bloch Publishing in New York City die zweite Auflage des Union Hymnal for Jewish Worship. Das vom Rabbiner Harry H. Mayer editierte Buch enthält auf über 300 Seiten 308 Lieder für alle religiösen Themen und Anlässe, wie Jom Kippur, Chanukka, Purim, Beerdigungen, den Sabbathmorgen und Sabbathabend, Passover, Schawuot, Hochzeiten, Kinderhymnen für verschiedene Anlässe, das Neujahrsfest Rosch ha-Schana, etliche Gebete und vieles mehr.
  • Es sind traditionelle Volksmelodien jüdischen und nichtjüdischen Ursprungs, Melodien und Texte jüdischer Komponisten und Dichter, wie Louis Lewandowski, Samuel Naumbourg, Felix Mendelsohn Bartholdy, Moritz Deutsch, Louis Gottschalk, Grace Aguilar, Daniel ben Judah, Isaac Mayer Wise sowie nichtjüdischer Komponisten und Texter wie Johann Sebastian Bach, Robert Schumann, Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn, Rudyard Kipling, Sir Walter Scott oder John Milton enthalten.
  • Die Lieder stehen im vierstimmgen Klaviersatz. Die Texte sind (außer bei klassischen Hymnen wie Alon Olam, Yigdal, Sh`ma Yisrael oder Boruch Adonoy, usw., die in Hebräisch sind) in Englisch. Der jüdische Musikwissenschaftler Abraham Zevi Idelsohn konnte in der 2. Auflage des Union Hymnal for Jewish Worship von 1914 keine Elemente jüdischer Musik erkennen. Er warf dem Gesangbuch vor, dass sogar als traditionell jüdische ausgegebene Hymnen extrem modernisiert und dadurch beschädigt seien. [2] Idelsohn schrieb schrieb u.a.:
"Es wurden weder traditionelle Modi noch Motive des jüdischen Volksliedes verwandt. Der Stil der Hymnen ist, sowohl in der melodischen Linie und der vierstimmigen Harmonisierung der des protestantischen Kirchenliedes. (...) Es hinterlässt einen dumpfen und unsteten Eindruck." [3]
  • Ab 1924 wollte man eine überarbeitete dritte Auflage herausgeben und beauftragte 1929 den Kantor Abraham Wolf Binder mit dieser Aufgabe. Binder arrangierte dafür Lieder der beiden bisherigen Ausgaben um und fügte neue Lieder hinzu. 42 Lieder komponierte er selber. [4] Er beauftragte auch einige jüdische-amerikanische Komponisten, neue Hymnen nach alten synagogalen Motiven zu verfassen. Die dritte Ausgabe erschien dann im Jahr 1932. Sie war in einem Band, aber auch geteilt in drei Bände (Band I: Songs and Prayers for Jewish Worship, Band II: Musical Services for Sabbath, Festivals and Special Occassions, Band III: Services for the Religious School) erhältlich. Binders Ziel war es, die Synagogalmusik zu modernisieren und der neuen Zeit anzupassen, dabei aber den überkommenen modalen Charakter traditioneller jüdischer Musik zu bewahren. [5] [6] Er schrieb dazu im Vorwort der Ausgabe von 1932 u.a.:
"Eines der Hauptziele welches wir immer im Blick hatten war, es (Anm.: das Gesangbuch) so jüdisch wie möglich zu gestalten, und damit eines der Bedürfnisse unseres modernen synagogalen Lebens zu erfüllen: Die Anpassung traditioneller jüdischer Musik an den Geschmack und die Verwendungsweise der heutigen Zeit. (...) Dies wirft eine doppelte Frage auf: Welche Elemente der synagogalen Melodie können unser religiöses Leben am besten in der Musik unserer Gemeinde ausdrücken; und wie sollen wir sie in Harmonien kleiden, die ihren besonderen modalen Charakter und ihre melodischen Konturen offenbaren? Wir wollen nicht behaupten, dass wir diese beiden Probleme gelöst haben." [7]
  • Binders Ausgabe von 1932 erschien mit kleineren Veränderungen in den folgenden Jahrzehnten in weiteren Auflagen, und ist das Standardwerk der US-amerikanischen Reformsynagogen. [8]

Literatur

  • Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929 (Taschenbuchausgabe bei Dover Publications im Jahr 1992) Seite 331 bis 333

Weblinks

Videos

Einzelnachweise

  1. Dianne Ashton: The 1842 Hymnal of Penina Moise; in Colleen McDannell: Religions of the United States in Practice, Band I, Princeton University Press, 2001, S. 114 und 115
  2. Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929 (Taschenbuchausgabe bei Dover Publications im Jahr 1992) Seite 332
  3. Im Original: "Neither traditional modes nor motives of Jewish folk song have been utilized. The style of the hymns is that of the Protestant Hymn, both in its melodic line and in its harmonization in four-part chorusses. (...) It leaves a dull and choppy impression."; aus (Abraham Zevi Idelsohn: Jewish Music - Its Historical Development, Henry Holt and Company, New York, 1929 (Taschenbuchausgabe bei Dover Publications im Jahr 1992) Seite 333)
  4. Mark Kligman: Reestabling a "Jewish Spirit" in American Synagogue Music - The Music of A. W. Binder; in Barbara Kirshenblatt-Gimblett und Jonathan Karp: The Art of Being Jewish in Modern Times, University of Pennsylvania Press, 2008, S. 280
  5. Edward Foley und Mark Paul Bangert: Worship Music - A Concise Dictionary, The Liturgical Press, Collegeville, 2000, S. 36
  6. Tina Frühauf: The reform of synagogue music in the nineteemth century; in Joshua S. Walden (Hrsg.): The Cambridge Companion to Jewish Music, Cambridge University Press, 2015, S. 198
  7. Im Original: "One of the main purposes kept constantly in view was to make it as Jewish as possible, and thus meet one of the needs of our modern synagogal life, namely the adaption of Jewish traditional music to the usage and taste of our own days. (...) This involves a two-fold question: what elements of synagogal melody best express our religious life in music employed by our congregations; and how shall we clothe them in harmony that shall reveal their own peculiar modal character and melodic contours? We would not assert that we have solved these two problems."; nach Mark Kligman: Reestabling a "Jewish Spirit" in American Synagogue Music - The Music of A. W. Binder; in Barbara Kirshenblatt-Gimblett und Jonathan Karp: The Art of Being Jewish in Modern Times, University of Pennsylvania Press, 2008, S. 280
  8. Irene Heskes: Passport to Jewish Music - Its History, Traditions, and Culture, Greenwood Press, 1994, S. 209 und 210
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