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Ur (Stadt)

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Ur (Irak)
Ur
Ur

Ur, der heutige Tell el-Muqejjir, ist eine der ältesten sumerischen Stadtgründungen und altes Zentrum in Mesopotamien (Zweistromland, im heutigen Irak). Eine Zikkurat des Mondgottes Nanna gehört zu ihren wichtigsten Bauwerken.

Die Anfänge der Stadt reichen bis ca. 4000 v. Chr. zurück. Sie ist heute eine bedeutende archäologische Ausgrabungsstätte. Die Stadt liegt in der Nähe der heutigen Stadt Nasiriya.

Die Stadt

Durch diverse Ausgrabungen ist es möglich, ein recht gutes Bild vom Aussehen der Stadt zu gewinnen, die einst am Meer lag und ein wichtiger Hafen war. Im Norden der Stadt befindet sich der Bezirk des Mondgottes Nanna, der der Hauptgott der Stadt war. Hier steht die Zikkurat, die von Ur-Nammu um 2200 v. Chr. erbaut worden ist.

Die sog. Standarte von Ur fand sich in einem der Königsgräber dieser Stadt

Um die Zikkurat herum befinden sich einige weitere bedeutende Bauwerke. Der Echursanga genannte Palast datiert in die 3. Dynastie von Ur und ist der Königspalast von Ur-Nammu und Schulgi. Das Egipar ist ein weiteres Heiligtum. Es war der Ningal geweiht und datiert auch in die 3. Dynastie von Ur.

Etwa 200 m südlich der Zikkurat konnten die ältesten größeren Strukturen von Ur ausgegraben werden. Es handelt sich um die Königsgräber von Ur, die um 2600–2500 v. Chr. datieren, aber Teil eines ca. 2000 Gräber umfassenden Friedhofes waren. Einige der königlichen Grabanlagen fanden sich unberaubt (siehe: Puabi) und enthielten reiche Beigaben. Ganz in der Nähe dieses Friedhofes fand man auch die monumentalen Grabanlagen der Könige der 3. Dynastie von Ur. Im Süden der Stadt konnte ein großer Teil der Wohnstadt aus dieser Zeit ergraben werden. Die Häuser waren meist eher klein und hatten einen Innenhof. Es gibt mehrere Gassen, wobei es kaum Anzeichen einer Stadtplanung gibt. Nach der 3. Dynastie von Ur verlor die Stadt stark an Bedeutung.

In der Kassitenzeit (im 14. vorchristlichen Jahrhundert) ist das Nannaheiligtum renoviert worden. In der Zeit der Assyrerherrschaft gibt es weitere Renovierungsarbeiten. Eine letzte kleine Blüte erlebte die Stadt in neubabylonischer Zeit. Der Nanna-Bezirk wurde stark erweitert und erhielt eine mächtige Mauer. Im Norden der Stadt wurde ein großer Palast für Belschaltinanna, einer Tochter von König Nabonid errichtet.

Ausgrabungen

Zikkurat von Ur, bekannt als Tell al-Muqayyar.

Noch Mitte des 19. Jahrhunderts stand an der Stelle der früheren Stadt Ur eine gut erhaltene Zikkurat, der als Tell al-Muqayyar bekannt war – der „Stufenhügel“. Dieser Turm war eine Kultstätte für den Mondgott Nanna. Er war kleiner als der babylonische Zikkurat. Die Grundfläche war 55 mal 40 Meter.

1854 kam eine britische Karawane unter Führung des Konsuls in Basra nach Ur, um nach Schätzen für das Britische Museum in London zu suchen. J. E. Taylor ließ den Stufenturm von oben her abtragen und fand schließlich einige Tonzylinder mit Inschriften, die jedoch in jener Zeit angesichts bedeutender Funde in Nordmesopotamien (etwa in Ninive) verblassten. So gaben die Briten ihre Anstrengungen zunächst auf. Danach nutzten örtliche Araber die Ziegel der Zikkurat als Baumaterial.

Unter den Offizieren der britischen Truppen, die im Ersten Weltkrieg Richtung Bagdad marschierten, war R. Campbell Thompson, in Friedenszeiten Assistent im Britischen Museum. Auf seinen dringenden Bericht nach London angesichts des verfallenen Bauwerks und der vermuteten Siedlungsruinen wurden die inzwischen in Vergessenheit geratenen Tonzylinder genau untersucht.

Nun erst stellte sich heraus, dass es sich hier um das biblische Ur handeln musste und dass der babylonische Herrscher Nabonid die Zikkurat im 6. Jahrhundert v. Chr. renoviert hatte. Viele weitere Keilschrifttexte bestätigten, dass Ur eine der wichtigsten Städte der Sumerer war. Unter den dort gefundenen Tontafeln waren einige, die für den Unterricht in Keilschrift verwendet wurden. Anderen ist zu entnehmen, dass die Schüler Multiplikations- und Divisionstabellen hatten und mit Quadrat- und Kubikwurzeln rechneten. Bei vielen der Tafeln handelt es sich um Geschäftsurkunden.

1922 kam eine Expedition des Archäologen Leonard Woolley nach Ur und begann mit systematischen Ausgrabungen auf dem Tell. Wooley grub hier zwölf Winterhalbjahre (1922–1934). Er grub auch den so genannten Königsfriedhof von Ur aus. Unberührt fand er aber nur noch die Grabkammer der Königin Puabi, die mit 23 reich geschmückten Dienerinnen bestattet worden war. Die Königin hatte reiche Grabbeigaben aus Gold, Lapislazuli, Achat und Karneol. König Mesilim von Kisch trug einen papierdünnen Goldhelm und einen goldenen Dolch mit einem Knauf aus einem Lapislazuli. Das bekannteste Fundstück der Grabungen ist ein Stierkopf aus getriebenem Gold, verziert mit blauem Lapislazuli. Er saß als Verzierung auf einer Harfe.

Dynastien von Ur

Name Regierungszeit
(Kurze Chronologie)
Regierungszeit
(Mittlere Chronologie)
Kommentar
1.Dynastie
Mes-kalam-dug um 2436 v. Chr. um 2.500 v. Chr Archäologische Stufe Ed IIIb; nicht gesicherte Datierung
A-kalam-dug
Mes-ane-pada um 2384 v. Chr. um 2450 v. Chr. Lugalanda-Stufe[1]
A'-anepada
Mes-ki-age-nuna
E-lu-lu
Ba-lu-lu
2.Dynastie
Ka-ku
E-lili
3.Dynastie / Eigenbezeichnung Brüder des Bilgamesch (Gilgamesch) [2]
Ur-Nammu 2048–2031 v. Chr. 2112–2095 v. Chr.
Šulgi 2030–1983 v. Chr. 2094–2047 v. Chr.
Amar-Suena 1982–1974 v. Chr. 2046–2038 v. Chr. auch unter Amar-Sin bekannt
Šu-Sin 1973–1965 v. Chr. 2037–2029 v. Chr.
Ibbi-Sin 1964–1940 v. Chr. 2028–2004 v. Chr.
Folgedynastie: 1. Dynastie von Isin

Bibel

Nach der Überlieferung des Alten Testaments der Bibel stammt der Patriarch Abraham aus Ur (Gen 11,27f EU).

Literatur

Anmerkungen

  1. Lugalanda-Stufe.
  2. TUAT. Bd 1. Alte Folge. S. 317f.
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