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Vansee

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Vansee
Satellitenfoto des Vansees
Satellitenfoto des Vansees
Geographische Lage Osten der Türkei
Zuflüsse Karasu, Hoşap, Güzelsu, Bendimahi, Zilan und Yeniköprü
Abfluss kein (Verdunstung)
Inseln Akdamar, Çarpanak Adası (İçeriçarpanak), Adır Adası (Lim), Kuş Adası (Arter)
Orte am Ufer Van, Tatvan, Ahlat, Adilcevaz, Erciş
Daten
Koordinaten 38° 37′ N, 42° 52′ O38.61666666666742.8666666666671640Koordinaten: 38° 37′ N, 42° 52′ O
Vansee (Erde)
Vansee
Höhe über Meeresspiegel 1.640 m
Fläche 3.755 km²f5
Länge 119 kmf6
Breite 80 kmf7
Volumen 607.000.000.000 m³f8
Umfang 430 kmf9
Maximale Tiefe 451 mf10
Mittlere Tiefe 161,7 mf11
Einzugsgebiet 15.000 km²f4

Der Vansee (türk. Van Gölü, kurd. Gola Wanê, arm. Վանա լիճ, Wana lič) ist der größte See der Türkei und liegt im äußersten Osten des Landes in den Provinzen Van und Bitlis. Um den See liegen Obst- und Getreideanbaugebiete. Die Provinzhauptstadt Van liegt am Ostufer des Sees.

Geographie

Der Vansee ist 120 Kilometer lang, 80 Kilometer breit und 457 Meter tief. Er liegt auf einer Höhe von 1719 Metern über dem Meeresspiegel. Der Vansee wird durch Flüsse und Bäche aus den umliegenden, über 4000 m hohen Bergen gespeist. Die Blockierung des Abflusses sorgte für die Aufstauung des Sees, der heute eine Fläche von 3740 km² einnimmt, das Siebenfache der Fläche des Bodensees. Die Regulierung des Wasserstands erfolgt einzig über Verdunstung; die Wasserstandshöhe schwankt um bis zu vier Meter. Die jahreszeitlichen Seespiegelschwankungen betragen durchschnittlich ca. 0,7 m.[1] Die höchsten Uferterrassen liegen 70 m über dem heutigen Seespiegel und wurden auf 17.470 ±220 BP datiert (unkalibriert); sie stammen damit aus dem späten Pleniglazial.[2] Der Abfluss des Sees liegt mit 1750 m ca. 31 m über dem heutigen Wasserspiegel.

Seewasser

Das Wasser des Sees ist stark alkalisch, da der Abfluss des Sees durch den Vulkan Nemrut Dağı am Westufer versperrt wurde. Das Wasser des Vansees ist reich an Soda und anderen Salzen, die zur Herstellung von Waschmitteln dienen. Der pH-Wert des Wassers beträgt 9,8, der Salzgehalt 2,27 Prozent, davon etwa eine Hälfte Soda und eine Hälfte Kochsalz. Deshalb gefriert der Vansee trotz einer Lufttemperatur von unter 0 °C zwischen Dezember und Februar nicht.[3][4]

Fauna

Die einzige Fischart im Vansee ist die Karpfenart Alburnus tarichi (türkisch İnci kefalı). Sie wurde erstmals von Johann Anton Güldenstädt beschrieben. Sie kann nur im Brackwasser in der Nähe der Flussmündungen leben und gehört inzwischen zu den bedrohten Tierarten. Die Fische sind durch illegalen Fang während der Laichzeit, Verlust des Lebensraums durch Kiesabbau und Wasserverschmutzung bedroht.[5] Die Art wurde auch im benachbarten Erçek Gölü eingebürgert.

Die Umgebung des Sees ist die Heimat der Vankatzen. Häufig haben die Augen der etwa 1000 Exemplare dieser Katzenrasse eine unterschiedliche Farbe.

Verkehr

Eisenbahnfähre Van auf dem Vansee

Zwischen den Städten Tatvan und Van verkehrt eine Eisenbahnfähre.

Geschichte

Der See entstand im Tertiär. Die Warven auf dem Seeboden reichen mindestens 14.570 Jahre zurück. Sie wurden 1990 in zehn Bohrproben erschlossen, die eine Tiefe von 446 m unter dem Seespiegel erreichten. Die Ablagerungsraten sind klimaabhängig (in kalten Perioden wird mehr Sediment abgelagert) und ermöglichen die Rekonstruktion des holozänen Klimas der Region. Ein höherer organischer Gehalt der Ablagerungen führt zu einer dunkleren Färbung, womit sich die einzelnen Jahre unterscheiden lassen. Nur in den ersten 340 Jahren der Ablagerungen sind die Farbunterschiede zu gering, um die Jahre so unterscheiden zu können. Vulkanausbrüche und die damit verbundenen Ascheablagerungen sind weitere chronologische Marker. Die Warven liegen über einer Sandschicht. Pollenanalysen aus dem See zeigen die Entwicklung der Vegetation (Van Zeist/Woldring, 1978a,b). Die älteste Probe stammt von ca. 13.600 BP. Im Bölling und im späten Alleröd war das Klima sehr trocken, 90 % der Pollen stammen von krautigen Pflanzen, vor allem Gänsefußgewächse und Beifuß[2]. Im Alleröd steigen die Temperaturen stark an. Im jüngeren Dryas gehen die Bäume durch Kälte und Trockenheit wieder zurück, Meerträubel wird häufiger. Am Ende des jüngeren Dryas steigen die Temperaturen stark, und es kommt zu einem raschen Schmelzen der Gletscher im Einzugsgebiet des Sees. Vor 10100 Jahren waren sie komplett verschwunden.

Ca. 1000 v. Chr. zeigt ein erhöhter organischer Eintrag und der Rückgang der Eiche einen verstärkten anthropogenen Einfluss an. Andere Bäume, wie Kiefer und Walnuss nehmen dagegen zu. Im Falle der Walnuss ist ein Anbau anzunehmen.

In den assyrischen Quellen wird der Vansee als der „Obere See“ bezeichnet. Der Name taucht zum Beispiel in den Inschriften von Tukulti-Ninurta I. in Verbindung mit den Nairi-Ländern auf. Auch Aššur-bel-kala erwähnt den „oberen See“ in einem Fragment. In neu-assyrischen Inschriften (Salmanasser III., Sanherib, Assurhaddon und Aššurbanipal) taucht die Formel „Eroberer von dem Oberen See bis zum Unteren See“ auf[6]. Manche Forscher nehmen allerdings an, dass sich die Bezeichnung „Obere See“ hier auf das Schwarze Meer bezieht. In mehreren Inschriften von Tiglat-Pileser III. wird das „Obere Meer des Sonnenuntergangs“ erwähnt; der Begriff wurde anscheinend sowohl für den Vansee als auch für das Mittelmeer verwendet, das Tiglat-Pileser III. als erster assyrischer Herrscher erreichte. Der Begriff „Meer von Nairi“ wird gewöhnlich mit Vansee übersetzt. Seit Salmanasser II. werden „oberes und unteres Meer von Nairi“ erwähnt, Russell vermutet hier den Vansee und den Urmia-See, die allgemeinere Formulierung „Meer von Nairi“ bezeichnet also möglicherweise beide Gewässer.

Hewsen (1982) nimmt an, dass sich das Buana der Geographika des Ptolemäus auf den Vansee bezieht[7]. In der Antike wurde der See auf Latein Thospites Lacus genannt.[8] Die Kirchengeschichte des Philostorgius kennt einen Hyrkanischen See, den Driver [9] mit Vorbehalten mit dem Vansee identifiziert. Er gilt ihm als die Quelle des Tigris. Im Mittelalter findet sich auf manchen Karten auch die lateinische Bezeichnung Arsissa Palus.[10] In mittelalterlichen islamischen Quellen wurde der See See von Erciş[11] oder See von Ahlat genannt.

Sehenswürdigkeiten

Kirche zum Heiligen Kreuz auf der Insel Akdamar. Im Hintergrund der Berg Çadır.

Im südlichen Teil des Sees, nahe dem Ort Gevaş, lag auf der Insel Akdamar ein armenisches Kloster. Davon ist noch die Kirche zum Heiligen Kreuz (armenisch Սուրբ խաչ, Surb Chatsch), 915 bis 921 erbaut, erhalten.[12]

Seit mehreren Jahren gibt es Streit zwischen armenischen Gläubigen bzw. der armenischen apostolischen Kirche und den türkischen Behörden um die Nutzung der Kirche. Die Armenier möchten das Kirchengebäude wenigstens zeitweilig für Gottesdienste nutzen, während nach türkischen Vorstellungen das Gebäude ausschließlich ein Museum sein soll.[13]

2005 beschloss die türkische Regierung die Restaurierung des Bauwerks, nicht zuletzt unter Druck von Öffentlichkeit und Presse. Am 29. März 2007 ließ die türkische Regierung die mittelalterliche armenische Kirche als Kulturdenkmal eröffnen. Die Restaurierungsarbeiten an der Kirche kosteten 4 Mio YTL. Der armenische Architekt Zakaryan Mildanoğlu war an der Restaurierung beteiligt.[14] [15][16]

Am 19. September 2010 fand nach etwa 100 Jahren wieder ein christlicher Gottesdienst in der Kirche statt.[17] Zu der zweistündigen Messe reisten neben türkischen Armeniern viele Armenier aus Armenien und den USA an.[18] Die Messe leitete Erzbischof Aram Ateschian aus Diyarbakır. Anfang Oktober wurde ein 2 Meter großes und 110 kg schweres Kreuz auf die Kirche gesetzt. Das Kreuz wurde vom armenischen Priester Tatula Anuşyan aus Istanbul geweiht.[19]

Weitere Sehenswürdigkeiten im oder am Vansee sind der seldschukische Friedhof von Ahlat und die Klöster Karmravank, Ktuts und Narekawank.

Bitte Quellen nachtragen!

Legenden

Im See soll das Seeungeheuer Van Canavarı leben. Angebliche Augenzeugen und Amateurfilmer beschrieben es als saurierähnlich. Das oben erwähnte, im August 2004 aktive Forscherteam konnte die Existenz des Seeungeheuers nicht bestätigen. Ein weiteres internationales Forscherteam [20] konnte auch im Juli 2010 keine Hinweise auf die Existenz des Seeungeheuers finden.

Literatur

  • Lucia Wick, Gerry Lemcke, Michael Sturm (2003): Evidence of Lateglacial and Holocene climatic change and human impact in eastern Anatolia: high-resolution pollen, charcoal, isotopic and geochemical records from the laminated sediments of Lake Van, Turkey. The Holocene 13/5, S. 665–675.
  • Gerry Lemcke, Michael Sturm (1997): D18O and trace element measurements as proxy for the reconstruction of climate changes at Lake Van (Turkey); preliminary results. In: Dalfes, Kulka, Weiss (eds.) "3rd millennium BC climate change and the Old World collapse" NATO Advanced Study Institutes (ASI) series I,vol.49, S. 653–678, Springer-Berlin.
  • Gerry Lemcke (1996): Paläoklimarekonstruktion am Van See (Ostanatolien, Turkei). PhD-thesis Swiss Federal Institute of Technology (ETH-Zurich) no. 11786, S. 182 ff.
  • Günter Landmann, Andreas Reimer, Gerry Lemcke, Stephan Kempe, Dating late Glacial abrupt climate changes in the 14,570 yr long continuous varve record of Lake Van, Turkey. Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 122, 1996, S. 107–118.
  • W. van Zeist/H. Woldring, A pollen profile from Lake Van, a preliminary report. In: E. T. Degens/F. Kurtman (Hrsg.), The Geology of Lake Van. Ankara 1978, M.T.A. Press, S. 115–123.
  • W. van Zeist/H. Woldring, A postglacial pollen diagram from Lake Van in East Anatolia, erschienen in Review of Paleobotany and Palynology 26, 1978, S. 249–276.
  • H. F. Russell: Shalmaneser's campaign to Urartu in 856 B.C. and the historical geography of Eastern Anatolia according to the Assyrian sources. Anatolian Studies 34, 1984, S. 171–201, ISSN 0066-1546.
  • T. Litt, S. Krastel, M. Sturm, R. Kipfer, S. Örcen, G. Heumann, S. O. Franz, U. B. Ülgen & F. Niessen (2009): 'PALEOVAN', International Continental Scientific Drilling Program (ICDP): site survey results and perspectives. Quaternary Science Reviews 28: S. 1555–1567.

Weblinks

 Commons: Vansee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Günter Landmann, Andreas Reimer, Gerry Lemcke, Stephan Kempe, Dating Late Glacial abrupt climate changes in the 14,570 yr long continuous varve record of Lake Van, Turkey. Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 122, 1996, 116
  2. 2,0 2,1 Günter Landmann, Andreas Reimer, Gerry Lemcke, Stephan Kempe, Dating Late Glacial abrupt climate changes in the 14,570 yr long continuous varve record of Lake Van, Turkey. Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 122, 1996, 115
  3. Günter Landmann, Andreas Reimer, Gerry Lemcke, Stephan Kempe, Dating Late Glacial abrupt climate changes in the 14,570 yr long continuous varve record of Lake Van, Turkey. Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 122, 1996, 108
  4. http://www.trjfas.org/pdf/issue_1_1/53_57.pdf
  5. Alburnus tarichi in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN
  6. Russell 1984, 192
  7. Antonio Sagona/Claudia Sagona, Archaeology at the North-East Anatolian frontier, I. A historical geography and a field survey of the Bayburt province Ancient Near Eastern Studies 14, Louvain Peeters 2004, 28
  8. G. R. Driver, The dispersion of the Kurds in ancient times. Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland 4, 1921, 564
  9. G. R. Driver, The Dispersion of the Kurds in Ancient Times. Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland 4, 1921, 564
  10. Auf Seite 81 in: Historic Maps of Armenia. The Cartographic Heritage. Revised and Abridged., von Rouben Galichian, London 2014
  11. So in der Cihânnümâ des Katib Çelebi
  12. Meyers enz. Lexikon, 1979, Bd. 24, S. 348 f.
  13. Entscheidung der türkischen Regierung: "Kirche des Heiligen Kreuzes" wird Museum (Memento vom 13. Januar 2010 im Internet Archive), tagesschau.de, Meldung vom 10. Januar 2010
  14. Bericht der türkischen Zeitung Zaman vom 3. März 2007
  15. Bericht der türkischen Zeitung Zaman vom 17. April 2006
  16. Armenia to send official team to church reopening 16. März 2007
  17. VAN: GOTTESDIENST IN DER AKDAMAR KIRCHE, Meldung auf www.trtdeutsch.com
  18. Türkei erlaubt ersten armenischen Gottesdienst, Artikel der Zeitonline vom 19. September 2010
  19. Akdamar Kilisesi'nin artık haçı var!, Artikel der Radikal vom 2. Oktober 2010
  20. http://www.sciencedirect.com/science/journal/02773791/104
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