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Verzierung (Musik)

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Es gibt bei Musikkompositionen verschiedene Verzierungen oder Ornamente (frz.: agréments, Annehmlichkeit), mit denen die Hauptnoten eines Stückes abgewandelt werden. Meist sind sie als spezielle Zeichen notiert. Beim Ausführen der Verzierungen bleibt dem Interpreten je nach Stilepoche Raum zur Improvisation.

Verzierungen ändern im Gegensatz zum Tonhöhenwechsel wie beim Vorhalt nichts am harmonisch-melodischen Gefüge eines Musikstücks.

Geschichte

Verzierungen dienen in der Musik - wie in anderen Künsten auch - als Schmuck, als belebendes oder als spielerisches Element. Musikalische Verzierungen sind demnach in weiterem Sinne überall und immer dort zu finden, wo musiziert wird.

Eine Hochblüte der Verzierungskultur und Verzierungskunst in der europäischen Musik ist jedoch zwischen dem 16. Jahrhundert und der Mitte des 18. Jahrhunderts zu beobachten. Es entstand eine beinahe unübersehbare Menge von Verzierungen verschiedener regionaler Ausprägungen, die bei jeder Art von Musik angewendet werden konnten. Dabei galt es zu unterscheiden zwischen den wesentlichen Verzierungen genannten Figuren (Vorschläge, Triller, Mordenten, Doppelschläge usw.) und den durch Diminution entstehenden willkürlichen Verzierungen.

Seit Ende des 17. Jahrhunderts werden die Verzierungen auch als Manieren bezeichnet. Carl Philipp Emanuel Bach widmet diesen in seinem Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen ein umfassendes Kapitel.

Frankreich, seit der Zeit Ludwigs des XIV. kulturell stilprägende Nation, wartete mit dem größten und am feinsten ausgearbeiteten Fundus an wesentlichen Verzierungen auf. In Italien hingegen, das der übrigen europäischen Musik ebenfalls als Vorbild diente, waren die improvisierten und willkürlichen Verzierungen ausgeprägter.[1]

Eine Theorie besagt, dass sich auf den besaiteten Tasteninstrumenten wie Cembalo und Clavichord die verschiedenen Arten von Trillern zusammen mit anderen Spielweisen entwickelten, um den Mangel des rasch verklingenden Tons auszugleichen. Wahrscheinlicher ist es, dass diese Verzierungen ursprünglich aus der Vokalmusik stammen. Mitte des 18. Jahrhunderts ist die Maßgabe für ihre geschmackvolle Ausführung noch die Gesanglichkeit. Danach werden sie zunehmend zur Demonstration technischer Brillanz oder als Klangeffekt eingesetzt.

Ab der Wiener Klassik wurde die improvisatorische Verzierung des Notentextes durch den Interpreten immer bedeutungsloser, da Komponisten ihre Vorstellungen immer exakter notierten.

Im 20. Jahrhundert sind vor allem aus der afroamerikanischen Musik (Jazz, Spiritual, Gospel, Rhythm 'n' Blues, Blues, Rock) viele neue Varianten und vor allem rhythmische Neuerungen entstanden, die sich bisher kaum in der Notation niedergeschlagen haben.

Spätbarock

Verzierungstabelle nach Johann Sebastian Bach

Eine wichtige Quelle zu Johann Sebastian Bachs Verzierungsrepertoire ist das von ihm am 22. Januar 1720 angelegte „Klavierbüchlein“, ein Lehr- und Übungsheft für seinen ältesten Sohn Wilhelm Friedemann. Es enthält bereits zu Beginn eine Tabelle mit den für Bach wichtigsten Verzierungen als Zeichen und in je einem Beispiel in Noten ausgeführt. Die Verzierungen sind mit französischen Bezeichnungen versehen. Dargestellt sind Pralltriller (Trillo), Mordent (Mordant), Pralltriller mit Nachschlag, Doppelschlag (Cadenze), verlängerter Doppelschlag von unten und von oben, verlängerter Doppelschlag mit Nachschlag von unten und von oben, steigender und fallender Vorhalt (Accent), Mordent mit Vorhalt, Triller mit Vorhalt von unten und von oben. Der missglückte Versuch des neunjährigen Friedemann, ein 14. Ornament hinzuzufügen, wurde wieder ausgewischt. Dieser Tabelle voraus geht die Erklärung der Schlüssel, an die Erklärung der Verzierungen schließt sich ein kurzes Stück (Applicatio), BWV 994) mit eingetragenem Fingersatz an. Dies zeigt, welche Bedeutung Bach der spätbarocken Clavier-Ornamentik im Musikunterricht beimaß.[2]

Übergang zur Klassik

Johann Joachim Quantz beschreibt in seinem 1752 erschienenen Lehrwerk Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen ausführlich die Verzierungstechnik seiner Zeit. Das VIII. Hauptstück handelt Von den Vorschlägen und den dazugehörigen kleinen Manieren, das IX. Hauptstück Von den Trillern.[3]

Er sieht die Funktion der Vorhalte nicht nur als „Zierrath“, sondern auch als Notwendigkeit, um eine Melodie aufzuwerten und sie „galant aussehen“ zu lassen. Er beschreibt als ein Kennzeichen des galanten Stils, der in Deutschland den Musikstil der Barockzeit ablöste, das Übergewicht von Konsonanzen gegenüber den Dissonanzen. Da nun aber nach seiner Meinung der Zuhörer bei einer langen Folge von Konsonanzen „leicht ermüdet“, ist es notwendig, Dissonanzen in die Melodie einzufügen, und dadurch „gleichsam wieder auf[zu]muntern“.

Auch die Triller erachtete er als unentbehrlich, sie „geben dem Spielen einen großen Glanz“. Die Geschwindigkeit, in der sie ausgeführt werden, müsse sich sowohl nach den akustischen Bedingungen des Ortes als auch nach dem Charakter des Stückes richten.

Arten von Verzierungen

Langer Vorschlag

Ein langer Vorschlag (Appoggiatura) bringt zuerst den Ton der notierten Vorschlagsnote, dann den Hauptton. Die Länge des Vorschlags beträgt die Hälfte der Länge des Haupttons oder zwei Drittel derselben, wenn es sich um eine punktierte Note handelt. Der Hauptton fängt um die Dauer des Vorschlags verzögert an.

Notation Ausführung
Apoggiaturanotaton.png Appogiaturaexecutio.png Audio-Datei / Hörbeispiel Hörbeispiel?/i

Ein langer Vorschlag hat meistens die Funktion eines Vorhalts.

Kurzer Vorschlag

Ein kurzer Vorschlag kann als kleine, am Hals durchgestrichene Note vor der normal großen Hauptnote notiert werden. Genauso findet man aber auch durchgestrichene Noten als lange Vorschläge. Prinzipiell gilt, dass die geschriebene Dauer der Vorschlagsnote nichts über ihre Ausführung aussagt. Die Ausführung ist unterschiedlich je nach Genre, Epoche und Interpret, dabei wird der Vorschlag entweder kurz vor und die Hauptnote auf der Zählzeit (z. B. Klassik), der Vorschlag auf und die Hauptnote kurz nach der Zählzeit (Barock, „slide“ im Jazz) oder auch beide gleichzeitig gespielt.

Notation Ausführung
Acciaccaturanotatio.png Acciaccaturaexecuti.png Audio-Datei / Hörbeispiel Hörbeispiel?/i

Doppelvorschlag

Der Doppelvorschlag besteht in zwei kurzen Vorschlagsnoten nacheinander.

Siehe hierzu auch: Flam

Schleifer

Der Schleifer besteht aus drei oder mehr kurzen Vorschlagsnoten.

Tremolo

Eine weitere Möglichkeit der Verzierung ist die rasche Wiederholung eines Tons (Tremolo).

  • Das Streichertremolo wurde im 17. Jahrhundert entwickelt.
  • Der bei Schlaginstrumenten wie der Pauke übliche Wirbel kann z. B. auch auf Xylophon und Klavier angewendet werden.
  • Bedeutend ist die Tonrepetition auch für die Spielweise von Zupfinstrumenten wie Mandoline, Tamburica und Balalaika.
  • Im Gesang des 17. Jahrhunderts (vor allem in Italien) waren ebenfalls Tonrepetitionen zu Verzierungszwecken üblich.
  • Bei Blasinstrumenten heißen Tonrepetitionen auch Flatterzunge, abgekürzt „Flz.“
  • Oft werden Tonrepetitionen in Ermangelung eines eindeutigen Abkürzungszeichens exakt notiert.

Aus harmonischer und melodischer Sicht sind Tonrepetitionen keine Verzierung und entsprechen Haltetönen bzw. dem Orgelpunkt.

Triller

Der Triller besteht aus der Note, die mit dem Triller versehen ist (Hauptnote) und deren oberer Nebennote. Beide erklingen in raschem Wechsel. Einfach gesagt wird bis zum Ende des Barock der Triller mit der Nebennote begonnen, ab der Klassik mit der Hauptnote. Streitpunkte gibt es in der Frühklassik, in der sich klassischer Satz mit noch aus dem Barock tradierter Verzierungspraxis mischt.

Notation Ausführung vor 1800 Ausführung ab 1800
VerzierungenTrillerNB1.png VerzierungenTrillerNB2.png

Audio-Datei / Hörbeispiel Hörbeispiel?/i

VerzierungenTrillerNB3.png

Audio-Datei / Hörbeispiel Hörbeispiel?/i

In der französischen Barockmusik und den durch sie beeinflussten Stilen sind folgende Erweiterungen des Trillers (tremblement) möglich: Nachschlag (die letzten beiden Töne des Trillers sind untere Nebennote und Hauptnote), gedehnte obere Nebennote zu Beginn (appuyé), Beginn von der unteren Nebennote sowie Beginn mit einem Doppelschlag. Wenn die erste Note des Trillers der vorangegangenen entspricht, wird sie angebunden, sofern dies durch einen Bindebogen angezeigt ist (lié).

Datei:Trill accelerated.ogg Ein Triller auf der Schlussnote eines Stücks wird von heutigen Interpreten gerne beschleunigend ausgeführt. Diese Spielweise ist durch Schallplatten- und CD-Aufnahmen mindestens bis in die 1980er Jahre zurückverfolgbar. Bisher ist nicht geklärt, ob es sich um eine Spielweise aus historischer Zeit handelt. Der Triller beginnt appuyé, die folgenden Noten werden immer kürzer und der Triller endet auf der Hauptnote, die eine deutlich wahrnehmbare Länge aufweist. In der französischen Musik des Barock erscheinen Triller häufig auf der Terz im Schlussakkord (z. B. Orgelwerke von Louis-Nicolas Clérambault), in der spanischen bis in die Klassik hinein auch auf dem Grundton (Sonaten von Antonio Soler).

Will man ab 1800 einen Triller mit dem Nebenton beginnen, muss man einen kurzen Vorschlag hinzufügen. Eine chromatische Veränderung notiert man über dem Trillerzeichen mit den Veränderungszeichen oder , sonst an der Vorschlagsnote. Über die Dauer der Hauptnote wird ein mehrfacher schneller Wechsel zwischen Hauptton und oberem Nebenton gespielt.

Der wohl früheste Beleg, dass ein Triller wahlweise mit der oberen bzw. unteren Nebennote oder mit der Hauptnote begonnen werden kann, findet sich bei Bernard Viguerie: „L'art de toucher le piano-forte“ (Paris, ca. 1796):

„Le tremblement ou trille qu'on appelle aussi quoiqu'improprement cadence, est un agrément qui se fait en battant alternativement le son de la note qui porte le signe avec celui de la note supérieure. Le principe anciennement établi etoit de commencer le tremblement par la note supérieure à celle qui portoit le signe; maintenant l'usage est de le commencer, soit par la note supérieure, soit par la note même, soit enfin par la note inférieure; cela dépend du goût de l'éxecutant, amoins que l'auteur, par le moyen d'une ou deux petites notes, n'ait expliqué la manière dont il entend qu'on le commence.“ (S. 29)
(„Der Triller, der unpassenderweise auch Kadenz genannt wird, ist eine Verzierung, die man ausführt, indem man abwechselnd die Note, die das Verzierungszeichen trägt, und die obere Nebennote anschlägt. Das früher übliche Verfahren war, den Triller mit der oberen Nebennote zu der Note, die das Verzierungszeichen trägt, zu beginnen; jetzt ist es üblich, mit der oberen Nebennote oder der Hauptnote oder schließlich mit der unteren Nebennote zu beginnen; das hängt vom Geschmack des Ausführenden ab, wenn nicht der Autor mit einer oder zwei kleinen Noten erklärt hat, wie die Verzierung auszuführen ist.“)

Die Klavierschule von Bernard Viguerie war allerdings außerhalb von Paris kaum bekannt. Der zeitlich nächste Beleg für eine „moderne“ Ausführung des Trillers findet sich erst wieder bei Johann Nepomuk Hummel in seiner „Anweisung zum Pianofortespiele“ (Wien 1828):

„Man ist hinsichtlich des Trillers bisher beim Alten stehen geblieben, und begann ihn immer mit der obern [sic!] Hülfsnote, was sich wahrscheinlich auf die ersten, für den Gesang entworfenen Grundregeln gründet, die späterhin auch auf Instrumente übergegangen sind. […] Der Triller fängt also (ist es nicht anders bestimmt vorgeschrieben) mit der Hauptnote an, und endigt sich auch stets mit derselben 1.); soll er von oben oder von unten anfangen, so muss dieses durch ein Zusatznötchen von oben, oder von unten bemerkt werden 2.).“ (Zitiert nach der 2. Aufl. Wien 1838, S. 394, §. 3 ff.)

Zu welchem Zeitpunkt sich in der Klaviermusik Hummels „moderne“ Auffassung als allgemeingültig durchgesetzt hat, ist nicht eindeutig zu bestimmen. Zumindest sind in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich noch beide Ausführungen möglich.

Siehe auch: Vibrato

Pralltriller und Mordent

Notation Ausführung vor 1800 Ausführung ab 1800
VerzierungenPrallerNB1.png VerzierungenPrallerNB2.png

Audio-Datei / Hörbeispiel Pralltriller?/i Audio-Datei / Hörbeispiel Mordent?/i

VerzierungenPrallerNB3.png

Audio-Datei / Hörbeispiel Pralltriller?/i

  • Pralltriller: einmaliger, kurzer Wechsel mit der nächsthöheren leitereigenen Note
  • Mordent: einmaliger, kurzer Wechsel mit der nächst unteren leitereigenen Note

Vor 1800 wird der Pralltriller in der Regel mit dem oberen Nebenton begonnen, und der Mordent kann verlängert ausgeführt werden.

Der Pianist Paul Badura-Skoda hat mittlerweile darauf hingewiesen, dass der Pralltriller von oben („Ausführung vor 1800“) eine irrige Erfindung der Cembalistin Wanda Landowska ist, die auf einem Druckfehler (einem fehlenden Bindebogen) in der ersten Ausgabe von C. P. E. Bachs Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen beruht. Der korrekte Pralltriller wird von unten gespielt. Das Konzept einer „Ausführung vor und nach 1800“ ist demzufolge grundlegend irrig.[4]

Doppelschlag (Gruppetto)

Notiert durch ein auf dem Rücken liegendes S = Start mit der oberen Nebennote. Notiert durch ein auf dem Rücken liegendes S und dann noch gespiegelt = Start mit der unteren Nebennote. In vielen neueren Fachbüchern wird dies nicht mehr sauber unterschieden oder sogar falsch notiert (siehe z. B. das linke Bild, in dem eine falsche Notation benutzt wird).

Notation Ausführung
Turn notation.png
Turn execution.png
  • (links:) Längerer Hauptton (vordere Note), kurzer oberer Nebenton, kurzer Hauptton, kurzer unterer Nebenton, längerer Hauptton, hintere Note.
  • (rechts:) Kurzer oberer Nebenton, kurzer Hauptton, kurzer unterer Nebenton, langer Hauptton (im Bild oben wegen des Zusammenhangs kurz, weil eine Viertelnote recht kurz ist).

Vorzeichen werden für den oberen Ton darüber, für den unteren darunter angebracht.

Vorsicht: Aus Ermangelung an Zeichen ist der Doppelschlag nicht immer richtig notiert. Und auch im Sinne einer historischen Aufführungspraxis wäre eine dezidierte oder ausgeschriebene Anweisung angebracht.

Die Abbildung rechts zeigt drei Beispiele, teils mit Alterationen.

Nachschlag

Notation und Ausführung Einfacher Nachschlag
  • Einfacher Nachschlag

Notation: Eine kleine am Hals durchgestrichene Vorschlagsnote wird mit einem Bindebogen an die vorhergehende Note angebunden.

Ausführung: Die vorhergehende Note verkürzt sich um die Dauer der Nachschlagnote, im Gegensatz zum Vorschlag fängt die folgende Note auf der Zählzeit an.

Datei:Nachschlag.png
Notation und Ausführung Doppelter Nachschlag
  • Doppelter Nachschlag

Notation: Zwei kleine Vorschlagsnoten werden mit einem Bindebogen an die vorhergehende Note angebunden.

Ausführung: Die vorhergehende Note verkürzt sich um die Dauer der beiden Nachschlagnoten, im Gegensatz zum Vorschlag fängt die folgende Note auf der Zählzeit an.

Roulade

Eine Folge von mehreren schnellen auf- bzw. absteigenden Noten gesungen auf einer Silbe wird, besonders in der Vokalmusik, als Roulade[5] bezeichnet. Das Wort leitet sich vom französischen Verb rouler „rollen“ ab.

Portamento

Zwischen zwei Tönen eines Intervalls wird eine kurze chromatische Verbindung oder ein kurzes Glissando gespielt. Notiert wird es durch einen verbindenden Strich zwischen den beiden Noten.

Shake

Der Shake ist eine vor allem im Bigband-Jazz gebräuchliche Verzierung, die wie ein Triller aus schnell abgewechselten Tönen besteht, diese haben aber einen größeren Intervallabstand. Die Notation ist nicht eindeutig. Es wird wie beim Triller eine Schlange über der Note notiert.

Rip

Es wird eine schnelle aufsteigende, oft dramatisch akzentuierte Figur gespielt, nicht zwangsläufig eine chromatische. Es wird einfach ein nach oben führender Bogen hinter die Note gesetzt, nach der der Rip anfangen soll.

Drop-off

Beim Drop-off wird eine schnell absteigende Figur gespielt. Notation ist ein Bogen nach unten hinter der Note, nach der der Drop-off beginnen soll.

Fall

Der Fall (engl.) ist in Jazz und Popmusik üblich. Statt den Ton anzustimmen, wird seine Anfangshöhe nur angedeutet, um dann sofort in eine unbestimmte Tiefe zu sacken.

Slide

Notation und mögliche Ausführung des Slide

Wie Vorschlagsnote, aber ein noch kürzerer Rutscher von der Vorschlagsnote zum Hauptton. Teilweise werden beide gleichzeitig (z. B. mit dem Daumen) angeschlagen und nur die Slide-Note dann losgelassen. Der Effekt besteht eher im Loslassen des Vorschlagtons. Diese Spielweise wurde bereits von Hans Buchner (1483–1538) in seinem Fundamentum (ca. 1520) erwähnt:

„Noten mit der gekrümmten Cauda heißen ‚Mordentes‘. Dabei müssen die beiden Noten immer zugleich angeschlagen werden; die Note selbst mit dem Mittelfinger, die darunter liegende mit dem Zeigefinger.“

Die Technik eines extrem kurzen Vorschlags wird auch auf Instrumenten, die beim Spiel ständig einen Ton produzieren (z. B. Sackpfeife, Drehleier), angewendet, um zwei aufeinander folgende Töne gleicher Höhe zu trennen. Aus dieser Notwendigkeit haben sich im Laufe der Zeit instrumentenspezifische Verzierungen wie etwa die „grace notes“ auf der Great Highland Bagpipe entwickelt. Siehe auch Kurzer Vorschlag.

Crushed Note

Eine ganze Tonfolge, oft ein Akkord von unten nach oben, wird vor dem Hauptton abgerollt. Wie beim Slide gibt mehr das Loslassen der Töne den Effekt.

Hammering

Das Hammering ist eine im Pop gebräuchliche Verzierung. Es handelt sich um einen kurzen Vorhalt oder slide in einem Dreiklang. Diese Technik wurde von der Gitarre auf das Klavier übertragen.

Hauptsächlich in Dur gespielt, hört man oft folgende Hammerings, auch in arpeggierter Form:

  • G-Dur Sextakkord: Kurzer Vorschlag von der Sekunde a aufwärts zur Terz h. Der Tonabstand ist eine große Sekunde.
  • G-Dur Sextakkord: Kurzer Vorschlag von der Sexte e abwärts zur Quinte d. Der Tonabstand ist eine große Sekunde.
  • G-Dur Sextakkord: Kurzer Vorschlag von der None a abwärts zur Oktave g. Hier None a und Oktave g, nicht Sekunde a und Prim g, weil der Akkord in der ersten Umkehrung auftritt. Der Tonabstand ist eine große Sekunde.
  • G-Dur Quartsextakkord: Kurzer Vorschlag von der Sekunde a zur Terz h aufwärts. Der Tonabstand ist eine große Sekunde.
  • G-Dur Quartsextakkord: Kurzer Vorschlag von der Quarte c abwärts zur Terz h. Der Tonabstand ist eine kleine Sekunde.
  • G-Dur Grundstellung: Kurzer Vorschlag von der Sekunde a zur Terz h aufwärts. Der Tonabstand ist eine große Sekunde.
zentriertAudio-Datei / Hörbeispiel Hörbeispiel?/i Alle obigen Hammerings in zweifacher Schreibweise: Ausgeschrieben und mit Verzierungsnote

Der G-Dur-Akkord hat hier Beispielfunktion. Auffällig ist das Überwiegen großer Sekunden. Der interessanteste und typischste Klang ist daher jedoch der Quart-Terzvorschlag mit der kleinen Sekunde.

Hammering wird vor allem auch in melodiösem Akkordbrechungsspiel angewendet. Beispiele sind eine I-V-IV-I Akkordfolge in Dur mit entsprechend Sekund-Terz-Vorschlag (I), Sekund-Terz-Vorschlag (V), Sekund-Terz-Vorschlag (IV), alle drei in Grundstellung und None-Oktave-Vorschlag (I-Sextakkord). Als Arpeggioverbindungen der Akkorde bieten sich beispielsweise der Sekundvorschlag als Hammering, dann Terz und Sekunde als Achtel und der Grundton des vorhergehenden Akkordes als Viertel an. Rhythmische Varianten und Abfolgewechsel sind möglich.

Roll

Im Folk häufig verwendete Wendung auf eine Dreiviertelnote, die auf dem Zielton beginnt und nach je einem Viertel die obere und untere Hilfsnote kurz anschlägt, wie es bei der grace note üblich ist. Die Hilfsnoten dieser Fünfergruppe werden so kurz gespielt, dass es mehr auf den rhythmischen Effekt ankommt als auf den eigentlich gespielten Notenwert. Daher wird auf Saiteninstrumenten manchmal auch statt der unteren Hilfsnote die Quart gespielt, wenn der Grundton auf der leeren Saite liegt.

Fällt ein Roll auf eine Viertelnote, spricht man von einem Short Roll, der zwar aus derselben Fünfergruppe von Noten besteht, diese jedoch anders betont. Die Betonung und das Spiel von Rolls lässt dem Musiker hohe Freiheiten in Bezug auf eigenen Stil, so dass Betonungen von Triolenrhythmen, synkopische Betonungen bis hin zu klassisch anmutenden möglich sind und keine verbindliche Regel dafür existiert, außer dass sich der Roll in die gespielte Melodie rhythmisch einzufügen hat.

Quellen

  1. Beispiel: Corelli Op.5/1: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project.
  2. Gerhard Herz: Bachquellen in Amerika. Bärenreiter, Kassel 1984, ISBN 3-7618-0724-4, S. 90.
  3. Johann Joachim Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Faksimile-Nachdruck der 3. Auflage, Breslau 1789, herausgegeben von Hans-Peter Schmitz. 4. Auflage. Bärenreiter, Kassel 1968, S. 77 ff. und S. 83 ff.
  4. Paul Badura-Skoda: Let’s get rid of the wrong pralltriller! In: Early Music 41 (Februar 2013), S. 113–118.
  5. Brockhaus Riemann Musiklexikon, Mainz 1995, Bd. 4, S. 72

Literatur

  • Isolde Ahlgrimm: Die Ornamentik der Musik für Tasteninstrumente. Graz 2005, ISBN 978-3-201-01820-3.
  • David Baker: Jazz Improvisation. Alfred (zu alten und neuen Verzierungen und anderen Stilmitteln).
  • Hermann J. Busch: Zur Interpretation der französischen Orgelmusik. Merseburger, Kassel 1986, ISBN 3-87537-214-X (zu Verzierungen in der französischen Orgelmusik [S. 65-77]).
  • Jacky Dreksler, Quirin Härle: 1000 Tips für Keyboards. Voggenreiter (zum Hammering und zu im Pop gebräuchlichen Verzierungen).
  • Dagmar Glüxam: Verzierung. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
  • Eugen und Karin Ott: Handbuch der Verzierungskunst in der Musik. Ricordi, Mailand 1997 ff., ISBN 3-931788-01-6 (bislang 10 Bände).
  • Hans Renner: Grundlagen der Musik. Reclam, Stuttgart.
  • Riemann Musiklexikon. Sachteil. Schott, Mainz.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Verzierungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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