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Vigilanz

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Dieser Artikel behandelt „Vigilanz“ in der Psychologie. „Vigilanz“ als Beobachtungs- und Meldesystem siehe unter Vigilanzsystem, speziell für Arzneimittel siehe Pharmakovigilanz.

Die Vigilanz, auch Vigilität[1] (lat. vigilantia „Wachheit“, „Schlauheit“), Daueraufmerksamkeit oder Wachheit, bezeichnet in der Physiologie und der Psychologie Zustände andauernder Aufmerksamkeit. Wachheit ist ein Teilaspekt des Bewusstseins.[2]

Erlebbare Wachzustände

In kausal-funktioneller Auffassung bedeutet Vigilanz die durchschnittliche Erregungshöhe des zentralen Nervensystems, d. h. eine topologisch-zeitliche Integration der Hirnaktivität zu einzelnen Vigilanzstadien. Diese entsprechen erlebbaren Wachzuständen. Sie lassen sich als quantitative Stufen einer Vigilanzreihe anordnen, die zwei Pole hat:

  • höchste Erregung, z. B. beim Schreck
  • traumloser Tiefschlaf. Diese Definition schließt Schlafzustände in den Vigilanzbegriff mit ein.

Zwischen diesen beiden extremen Aktivitätszuständen liegen Zwischenstadien, die sowohl aufsteigend als auch absteigend durchschritten werden können, z. B. kritische Aufmerksamkeitszuwendung, Relaxation, Dösen, Leichtschlaf mit Verlust der räumlich-zeitlichen Orientierung und Traumaktivität. Der phänomenologisch deskriptiven Beurteilung des Vigilanzzustandes kann man eine Reihe elektrophysiologischer Befunde gegenüberstellen, die für das Vorliegen bestimmter Stadien des Wachseins entsprechen.

In der Neurologie werden folgende Begriffe für Vigilanzminderungen verwendet:

  • Somnolenz (= schläfrig, aber leicht weckbar)
  • Sopor (= tiefer Schlaf, nur durch starke Reize (z. B. Schmerz) weckbar)
  • Koma (= nicht weckbar)

Vigilanztest Die Daueraufmerksamkeitsleistung des Patienten wird durch einen Vigilanztest im Schlaflabor gemessen, der am Computer ausgeführt wird. Ausgewertet wird hier die Fähigkeit des Patienten, auch in monotonen und lange andauernden Situationen auf seltene Reize angemessen zu reagieren. Der Vigilanztest dauert in der Regel 25 bis 60 Minuten. Narkolepsie-Patienten reagieren aufgrund ihrer Tagesmüdigkeit häufig nicht, verspätet, falsch oder schlafen während des Tests ein.

Daueraufmerksamkeit

Betont man den operationalen Aspekt, so bedeutet Vigilanz den Zustand der Funktionsbereitschaft des Organismus, auf zufällige, schwellennahe, selten auftretende Ereignisse kritisch zu reagieren. Die Vigilanzbestimmung in diesem Sinn geschieht durch Registrierung der Reaktionszeiten und Beobachtungsfehler im Rahmen von Tätigkeiten, die eine andauernde Aufmerksamkeit erfordern, die man Vigilanzleistungen nennt. In diesem Sinne bedeutet Vigilanz Fähigkeit zur Daueraufmerksamkeit.

Die Bewältigung dieser Überwachungsanforderung setzt einen bestimmten psychophysiologischen Zustand bereits voraus. Schlafstadien sind bei dieser Begriffsbestimmung ausgenommen. Donald B. Lindsley (1960/61) unterscheidet drei Stadien des Wachseins anhand von Elektroenzephalogramm-(EEG)-Leitbildern: den relaxierten Wachzustand, den Zustand der wachen Aufmerksamkeit und den der starken Erregung:

  • Der relaxierte Wachzustand (relaxed wakefulness) ist gekennzeichnet durch spannungsniedrige, unregelmäßige, niederfrequente Grundaktivität des Hirnstrombildes bei geschlossenen Augen.
  • Der Zustand der wachen Aufmerksamkeit (alert attentiveness) hat eine synchrone Grundaktivität des EEG von acht bis zwölf Sekunden Dauer bei geschlossenen Augen mit einer Spannungshöhe von 30 bis 200 µVolt und okzipitaler Bevorzugung (siehe Alpharhythmus).
  • Im Zustand der starken Erregung (strong excited emotion) existiert ein asynchrones Hirnstrombild, das heißt es kommen im EEG verschiedene Spannungsfrequenzen von 14 bis 30 Hertz vor, welche nur geringe Auslenkungen haben. Die Spannung bleibt typischerweise unter 50 µV. Das Maß dieses Zustandes wird auch als Arousal angegeben.

Die ersten beiden Aktivitätsstadien dieser Einteilung verdienen die Bezeichnung passiver Wachzustand mit und ohne Relaxation, dem ein aktiver Wachzustand gegenüberzustellen ist.

Steuerung

Die Aktivierung des Gehirns erfolgt zunächst über das aufsteigende retikuläre System (ARAS) im Hirnstamm (Teil der Formatio reticularis). Dort werden als Botenstoffe die Monoamine gebildet (Noradrenalin, Dopamin, Serotonin). Diese aktivieren sowohl den Hypothalamus (Steuerung der hormonellen Zentren) als auch den Thalamus, der seinerseits das Großhirn aktiviert. Dabei unterliegt die Aktivität des ARAS der zirkadianen Rhythmik. Dabei spielen sowohl angeborene Rhythmusgeber als auch Umgebungsfaktoren eine entscheidende Rolle. Die Information über die Helligkeit der Umgebung wird durch den Nucleus suprachiasmaticus geleitet, der direkte Verbindungen sowohl zu Formatio reticularis, als auch zu Hypothalamus und Thalamus hat. Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor ist die Messung der Aktivität der auf- und absteigenden langen Bahnen (Pyramidenbahn und Schleifenbahn). Dadurch kann man bei entsprechender Aktivität länger wach bleiben.

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Spitzer: Lernen-Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Spektrum Verlag, Heidelberg/Berlin 2002, S. 141–156.
  • John P. J. Pinel: Biopsychologie. Eine Einführung. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 1997, ISBN 3-8274-0084-8.
  • Peter Duus: Neurologisch-topische Diagnostik. Anatomie, Physiologie, Klinik. Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, Stuttgart/New York 1995, ISBN 3-13-535806-2.

Weblinks

Wiktionary: Vigilanz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Gerald Ulrich: Psychiatrische Elektroenzephalographie. Gustav Fischer, Jena 1994, ISBN 3-334-60844-1, S. 72 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  2. Der Duden 5, Das Fremdwörterbuch, S. 813, dritte Zeile Mitte
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Vigilanz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.