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Warren Cup

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Abb. 1: Ein jüngerer Mann lässt sich auf den Schoß seines älteren Liebhabers nieder.
Abb. 2: Zwei männliche Jugendliche beim Liebesspiel.
Abb. 3: Ein jüngerer Mann, vermutlich ein Sklave, beobachtet die Szene, halb versteckt hinter einer Tür.

Der Warren Cup (Warren-Becher) ist ein mit homoerotischen Motiven verzierter silberner Kelch, der in den Jahrzehnten um die Zeitenwende, vermutlich zwischen 5 und 15 n. Chr., im Osten des römischen Reichs gefertigt wurde.[1] Wahrscheinlich wurde der Becher im Auftrag von wohlhabenden Mitgliedern der griechischen Gemeinde in einer der größeren Städte der Levante angefertigt.[2]

Der Trinkbecher ist benannt nach seinem ersten bekannten neuzeitlichen Besitzer, dem amerikanischen Sammler und Kunstliebhaber Edward Perry Warren (1860-1928). Seit 1999 ist der Warren Cup im Besitz des Britischen Museums in London.[3]

Erscheinungsbild

Der Warren Cup ist einer der seltenen erhaltenen Überreste römischer Silberschmiedekunst aus dieser Zeit; und unter den erhaltenen Resten ist er von außergewöhnlicher „handwerklicher Virtuosität“.[4] Er ist 11 cm hoch, hat eine größte Breite von 9,9 cm und steht auf einem zierlichen Sockel. Die beiden ursprünglich vorhandenen Henkel gingen verloren. Die Silberschmiedearbeit selbst ist reliefartig von innen vorgetrieben.

Dargestellt sind zwei homoreotische Liebesszenen in einem großzügig ausgestatteten Privathaus (Sofas, Vorhänge, Leiern und Aulos (Pfeifen) an den Wänden) sowie der Beobachter dieser Szenen: Das eine Motiv (Abb. 1) zeigt einen jüngeren Mann auf dem Schoß eines bärtigen, älteren Mannes, der jüngere hält sich dabei an einem Seil fest. Auf dem zweiten Motiv (Abb. 2) sind zwei männliche Liebhaber in inniger Umarmung dargestellt; dass sie beide jugendlich sind, zeigen die bis auf den Rücken reichenden Haarlocken. Die Nacktheit der Liebenden kontrastiert die einzige bekleidete Figur auf dem Becher (Abb. 3), wahrscheinlich ein Sklave, er beobachtet die Liebesszenen durch die halbgeöffnete Tür.

Die Ausstattung der Szenerie und körperliche Eigenschaften (die Haartracht) der Protagonisten bilden dabei nicht die Gegenwart der augusteischen Zeit ab, sondern die Vergangenheit der griechischen Antike einige Jahrhunderte früher. Die Haarlocken der Jünglinge sind Zeichen dafür, dass sie Freigeborene sind; griechischen Freien wurden die langen Locken im Alter zwischen 16 und 18 Jahren abgeschnitten und einer Gottheit gewidmet.[5]

Geschichte des Warren Cup in der Neuzeit

Der Silberbecher wurde angeblich bei Bittir, einer Ortschaft südwestlich von Jerusalem ausgegraben, zusammen mit Münzen aus der Zeit des Kaisers Claudius. 1911 kaufte ihn Edward Warren in Rom von einem Händler. Nach Warrens Tod 1928 war es jahrzehntelang unmöglich, den Becher zu verkaufen wegen der offenbar als extrem anstößig empfundenen expliziten Szenen darauf; das Britische Museum lehnte beispielsweise den Kauf ebenso ab wie das Fitzwilliam-Museum in Cambridge. Als das Britische Museum sich 1999 dann doch zum Ankauf entschloss, musste es ein Vielfaches der früher geforderten Summe bezahlen: Der Warren Cup wurde mit einem Kaufpreis von 1,8 Millionen Pfund[6] die bis dahin teuerste Einzelerwerbung des Museums.[7]

Literatur

  • Neil MacGregor: Warren Cup, in ders.: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten, aus dem Englischen von Waltraud Götting, Andreas Wirthensohn, Annabel Zettel, Verlag C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62147-5, S. 280-287
  • John R. Clarke: Looking at Lovemaking. Constructions of Sexuality in Roman Art 100 B.C. − A.D. 250, University of California Press, Berkely 2001, ISBN 978-0520229044, besonders S. 61-72, Male-to-Male Lovemaking for Wealthy Patrons? The Warren Cup (Google-Books Vorschau)
  • Dyfri Williams: The Warren Cup, The British Museum Press, London 2006, ISBN 978-0-7141-2260-1

Weblinks

 Commons: Warren Cup – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Datierung folgt den Angaben des Britischen Museums (Stand 11/2011); vereinzelte Zweifel an der Authentizität des Objekts (Maria Teresa Marabini Moevs: Per una storia del gusto: riconsiderazioni sul Calice Warren, in: Bollettino d’Arte, Fascicolo 146 (Oktober bis Dezember 2008), S. 1-16 (abstract)) wurden fachwissenschaftlich bisher nicht bewertet. (Weblinks abgerufen 27. November 2011)
  2. British Museum, Collection Database, Curator's comments (Weblinks abgerufen 27. November 2011)
  3. Inventarnummer: 1999.0426.1
  4. MacGregor 2011, S. 286
  5. MacGregor 2011, S. 284-285
  6. Byron Rogers: The secrets of Cupboard 55, The Telegraph, 19. Juni 1999 (Weblinks abgerufen 27. November 2011)
  7. MacGregor 2011, S. 286-287
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Warren Cup aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.