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Adam Bartoš

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Adam Bartoš

Adam Bartoš (* 15. Januar 1980 in Rychnov nad Kněžnou), mit vollem Namen Adam Benjamin Bartoš, ist ein tschechischer Politiker, Journalist und Schriftsteller, der in Tschechien mit seinen antisemitischen und homophoben Auftritten und Verschwörungstheorien aufgefallen ist.

Politische Karriere

Bartoš arbeitete als Redakteur der Internet-Nachrichtenportale Aktuálně.cz und iDNES.cz; wegen seiner radikalen Ansichten musste er sie verlassen und gründete sein eigenes Portal prvnizpravy.cz sowie freeglobe.cz, wo er sich mit verschiedenen Verschwörungstheorien beschäftigt. So bezichtigte er diverse Persönlichkeiten, vom Illuminatenorden gesteuert zu werden oder Agent der Freimaurer zu sein und in der 461. Episode der Fernsehserie Die Simpsons entdeckte er Anzeichen für einen Atombomben-Attentatplan in Berlin während der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011. Für diesen Blog erhielt er 2011 den Negativpreis Bludný balvan in Bronze[Anm. 1] für pseudowissenschaftliche Betätigung.[1][2]

Im Januar 2014 wurde er zum Vorsitzenden der Partei Národní demokracie gewählt, die allgemein als „rechtsaußen“ und nationalistisch betrachtet wird.[3] Bartoš erstellte ein öffentliches Verzeichnis mit Persönlichkeiten, denen man vorwerfen könnte, ideell den Meinungen des früheren Präsidenten Václav Havel nahezustehen (wofür er Lob des Präsidenten Václav Klaus erhielt: die Liste sei „genial“).[4]

Nachdem er 2012 die Meinung äußerte, die Medien stünden unter Kontrolle der Juden, fing er an, eine ebenfalls öffentliche Liste jüdischer Persönlichkeiten zu erstellen und zu erweitern, was ihm 2014 eine Untersuchung des tschechischen Amtes für Datenschutz einbrachte und den Vorwurf des Antisemitismus seitens der Prager Jüdischen Gemeinde.[5][6][7][8]

Im März 2015 stellte er mit anderen Angehörigen seiner Partei an einem prominenten Ort eine Tafel auf über die „Notwendigkeit der Lösung der jüdischen Frage, was noch nicht zufriedenstellend geschah“ (und veröffentlichte das Foto davon); es geschah am Ort der Ermordung des tschechischen Mädchens Anežka Hrůzová, bekannt aus dem Fall Hilsner in Polná, in dem der jüdische Schuster Hilsner ohne Beweise für schuldig befunden wurde; unter Verweis auf einen möglichen Ritualmord sollten antisemitische Ressentiments mit Absicht gestärkt werden. Auch diesbezüglich wurde eine strafrechtliche Verfolgung eingeleitet.[9][10]

Ebenfalls 2015 bedrängte er die Initiatoren der alljährlichen Veranstaltung Prague Pride, einer dortigen Abwandlung von Christopher Street Day, die Feierlichkeiten abzusagen, weil sich seine Partei dagegen mit allen Mitteln auflehnen werde – bis hin zur Liquidierung.[11][12]

Und ebenfalls 2015 gehörte Bartoš zu den Initiatoren einer Demonstration gegen die Aufnahme von Flüchtlingen in Tschechien; dabei trug er einen Galgen in der Hand und drohte, dass er – falls die Regierung die Flüchtlinge nicht aus dem Lande fern halte – dies selber tun würde; einige Teilnehmer der Demonstration trugen Großplakate mit Galgen (auch für diese Aktion läuft ein Verfahren).[13]

In den Medien wird häufig ebenfalls kritisiert, dass ein Aktivist mit derart extremen Ansichten dennoch gute Beziehungen zu höchsten Stellen hat – Bartoš wurde in der Vergangenheit unter anderem vom Präsidenten Tschechiens Miloš Zeman auf der Prager Burg empfangen.[14]

Am 21. Januar 2016 haben Kateřina Dejmalová, Ehefrau des verstorbenen Dissidenten und Ministers Ivan Dejmal, und Karel Šling, Sohn des 1952 im sogenannten Slánský-Prozess hingerichteten Politikers Otto Šling, eine Strafanzeige gegen Bartoš wegen antisemitischer Umtriebe und Verachtung der Menschenrechte erstattet.[15]

Werke

Preis „Bludný balvan“ für pseudowissenschaftliche Werke in Gold, Silber und Bronze

Anmerkungen

  1. Bludný balvan, deutsch Findling, heißt auf tschechisch wörtlich etwa „herumirrender Stein“.

Einzelnachweise

  1. Bronzový bludný balvan 2011 – Adam B. Bartoš a tým serveru Freeglobe.cz, Bericht in Sisyphos vom 30. März 2012, online: sysifos.cz/…
  2. Bludný balvan získaly zázračný přístroj i léčba zíráním do slunce, Nachrichtenportal TÝDEN.cz, 30. März 2012, online: tyden.cz/…
  3. Michal Pink, Josef Smolík, Komunální volby a krajně pravicové politické strany v České republice v roce 2006, Studie über Rechtsextremismus in Tschechien, Projekt Central European Political Studies Review, online: cepsr.com/…
  4. Leo Pavlát, Adam B. Bartoš aneb česká autentická pravice, tschechischer Rundfunk, 1. März 2012, online: rozhlas.cz/radio_cesko/…
  5. Seznam Židů. Nový rozměr pravicového extremismu v Česku, Nachrichtenportal TÝDEN.cz, 4. Mai 2014, online: tyden.cz/…
  6. Cena za internetový seznam slavných českých Židů, Nachrichtenportal TÝDEN.cz, 14. September 2014, online tyden.cz/…
  7. Antisemitismus na webu sílí, varuje Židovská obec. Šokují ji seznamy Židů, Nachrichtenportal iDNES.cz, 5. Mai 2014, online zpravy.idnes.cz/…
  8. Antisemitské hovado hovoří, 16. Februar 2012, Internetausgabe der Zeitschrift Reflex, online reflex.cz/
  9. ‚Židovská otázka dosud nevyřešena.‘ Antisemita u hrobu Hrůzové, Internetausgabe von Echo24.cz, 6. April 2015, online: echo24.cz/…
  10. Policie obvinila šéfa Národní demokracie Bartoše. Umístil protižidovský text k hrobu Anežky Hrůzové, Hospodářské Noviny / iHNed, 5. Januar 2016, online: domaci.ihned.cz/…
  11. Dopis řediteli festivalu Prague Pride Czeslawu Walekovi, Internetausgabe Národní demokracie, 15. Juni 2015, online narodnidemokracie.cz/… (Memento vom 14. Januar 2016 im Internet Archive)
  12. Půjdeme do vás! Bartošova strana vyhrožuje gayům likvidací, Nachrichtenpüortal echo24.cz, 18. Juni 2015, online echo24.cz/…
  13. Trestné činy hanobení či vyhrožování? Projevy u šibenic zkoumá policie, Nachrichtenportal iDNES, 7. Juli 2015, online zpravy.idnes.cz/…
  14. Zeman pozval na hrad antisemitu a extremistu Adama B. Bartoše, Roma-Portal romea.cz, 29.Oktbner 2013, online romea.cz/
  15. Trestní oznámení na Adama B. Bartoše: podněcuje nenávist vůči Židům, Internetportal Deník Referendum vom 22. Januar 2016, online auf: denikreferendum.cz/...

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Adam Bartoš aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.